„Wir wollen unser Spiel denen aufdrängen und hoch verteidigen“, so der Trainer des aktuellen Tabellenvierten ASV Pegnitz Heiko Gröger vor dem Spiel. Im Vergleich zur Vorwoche, als man gegen Dergahspor Nürnberg einen hochverdienten 2:1-Zittersieg einfuhr, gab es keine Veränderungen in der Startelf. Ersatzspieler Tim Kaller (Oberschenkelverletzung) wurde durch Nikolai Reichel auf der Bank ersetzt. Neben Kaller fehlten die Verletzten Christian Frank (Wade), Thomas Scharrer (Schambein), Simon Gräf (nach Verletzung und Urlaub zuletzt in der Zweiten Mannschaft) und Daniel Wölfel (Kreuzbandriss). Im 4-4-2 (mit Doppel-Sechs) wollten die Gastgeber an ihre Erfolgsserie anknüpfen und - bei derzeit 30 Zählern - den nächsten Schritt in Richtung Saisonziel, Klassenerhalt mit 40 Punkten, machen.
Der Coach des Baiersdorfer SV, Enzo Penna, wollte in Pegnitz nicht nur auf Unentschieden spielen, zumal seiner Mannschaft derartige erfahrene Spieler fehlen, zunächst abwartend zu spielen. „Wir wollen gleich den Gegner stören. Wir haben uns vorbereitet, einen Dreier zu holen. Warum sollten wir das nicht probieren?“, so der Italiener. Penna setzte auf ein 4-4-2-System, wobei Max Schmitt den rotgesperrten Miguel Gonzalez ersetzte. Der beste Scorer, Felix Günther (fünf Tore, sieben Assists), war erstmals seit dem 27. September wieder im Kader, da er in dieser Woche wieder das Training aufnahm.
Der ASV Pegnitz hatte mit seinen beiden Stürmern Yannick Podgur und Johannes Wittmann bei sonnigen Temperaturen am letzten Oktobertag gegen den Spielkreis-Konkurrenten Baiersdorfer SV Anstoß.
Ralph Stobl
Die Gastgeber verzeichneten nach 18 Sekunden schon den ersten Eckball, den dann Kevin Eckert nach innen brachte und Sebastian Haas über das Tor köpfte. Eckball Nummert Zwei in der dritten Minute führte gleich zum 1:0: Eckert servierte wieder auf Innenverteidiger Haas, der mit einem wuchtigen Kopfball am hinteren Fünfmetereck dieses Mal einbombte: 1:0. Auf der Gegenseite war es Pendant Stefan Lechner, der aber einen Eckball nicht in Richtung Pegnitzer Tor drücken konnte (8.). Beide Teams agierten mit läuferisch aufwendigem Pressing schon in des Gegners Hälfte, so dass die rund 150 Zuschauer eine zweikampfintensive, aber keine spielerisch hochklassige erste Halbzeit zu sehen bekamen. BSV-Stürmer Fabian Schwab zielte aus 20 Metern über die Latte (16.) und Gäste-Trainer schickte seine Auswechselspieler schon in der 24. Minute zum Aufwärmen. In Minute 26 probierte es ASV-Sechser (neben Kevin Eckert) Stephan Otto mit einem 25-Meter-Schuss, den BSV-Schlussmann noch abprallen ließ. Die Gäste hielten zwischen beiden Strafräumen gut mit, waren aber vor dem gegnerischen Tor nicht gefährlich genug. Innenverteidiger Stefan Lechner (31, der älteste Spieler des BSV in der Startelf neben vielen jungen talentierten Kickern) ging in der 33. Minute beim Torschussversuch zu Boden. Die Pegnitzer reklamierten eine vermeintliche Schwalbe und der Schiedsrichter ließ die Szene einfach weiterlaufen. Eine kleine Rudelbildung löste sich relativ schnell wieder auf. Noch in der gleichen Minute tauchte auf der Gegenseite Ralf Stiefler völlig frei halblinks am Strafraum vor dem BSV-Tor auf, zielte aber knapp rechts vorbei. Den Gastgebern gelang aber noch der beruhigende 2:0-Halbzeitvorsprung. Johannes Wittmann bediente mit der Hacke seinen Sturmpartner Yannick Podgur halbrechts im Strafraum, dieser ließ noch den Torhüter aussteigen und schob mit seinem neunten Saisontor ein (41.).
Der Pegnitzer Top-Stürmer Yannick Podgur (Mitte, Nummer Zehn) war sehr eifrig während der 90 Minuten und erzielte mit seinem neunten Saisontor das zwischenzeitliche 2:0 kurz vor der Halbzeit (41.).
Ralph Stobl
Die zweite Halbzeit – und somit das gesamte Spiel – wird in die Geschichte der Abteilung Fußball des ASV Pegnitz eingehen. Einige Funktionäre der Gastgeber konnten sich nicht an einen derart hohen Sieg erinnern – erst recht nicht an einen sogar möglichen zweistelligen Punktspielerfolg.
Drei Minuten nach dem Seitenwechsel – beide Teams hatten in der Halbzeit nicht gewechselt – hatte BSV-Stürmer Fabian Schwab in halblinker Position frei vor ASV-Keeper Sebastian Kausler eine gute Einschussgelegenheit zum 2:1-Anschlusstreffer. Doch den eher harmlosen Torschuss hielt Kausler sicher. Auf der Gegenseite lief Alexander Wölfel frei auf den Baiersdorfer Kasten zu und nahm auf halber Strecke im Strafraum die Notbremse des zu ungestümen Verteidigers Max Schmitt dankend an. Schmitt sah Rot (53.) und Sebastian Haas verwandelte den Elfmeter zum vorentscheidenden 3:0. In den folgenden zwölf Minuten schraubten die wie entfesselt aufspielenden Pegnitzer das Ergebnis mit vier weiteren Treffern auf sage und schreibe 7:0. Stephan Otto per Kopf nach einer Eckert-Ecke (58.), der ungedeckte Ralf Stiefler über links mit einem Schuss ins lange Eck (62.), ein Eigentor nach dem schönsten Spielzug des Tages über Ralf Stiefler (63.) und Alexander Wölfel per Elfmeter nach Foul an Kevin Eckert (65.) ließen die einheimischen Fans fast im Minutentakt jubeln. Zwischenzeitlich hielt der Pegnitzer Torhüter Sebastian Kausler einen abgefälschten 19-Meter-Fresitoß von Fabian Schwab sicher (58.). Nach einen Gerangel sah der erst in der 62. Minute eingewechselte Patrick Hoffmann in der 71. Minute die Rote Karte, so dass die Gäste in den letzten 19 Spielminuten in doppelter Unterzahl spielen mussten. Der Assistent an der Linie hatte den Schiedsrichter (der die Szene wohl nicht zu 100 Prozent sah) auf das Vergehen aufmerksam gemacht. Die Pegnitzer blieben auch in den letzten 15 Spielminuten torhungrig und schossen in doppelter Überzahl gnadenlos noch zwei Tore: Rene Schuster tankte sich über die rechte Seite durch und passte fast von der Torauslinie zurück in den Strafraum, wo der in Minute 73 eingewechselte Nikolai Reichel ein Jokertor zum 8:0 (80.) schoss. Beim 9:0 drei Minuten vor Schluss überließ Podgur seinem Kapitän Florian Müller das Einschieben aus wenigen Metern ins leere Tor. In der Nachspielzeit parierte BSV-Torhüter Jonas Harrer noch einen Schuss von Kevin Eckert und verhinderte somit eine zweistellige Niederlage.
Es gibt eben Tage, da gelingt einer Mannschaft fast alles und der anderen misslingt sehr viel. Für einem 9:0-Sieg gibt es zwar auch „nur“ drei Punkte, aber die Leistung und das Ergebnis verleiht den derzeit mannschaftlich sehr geschlossenen Pegnitzern mit ihrem schnellen Power-Fußball sicherlich viel Selbstvertrauen für die noch vier ausstehenden Spiele bis zur Winterpause. Mit aktuell 33 Zählern ist die Gröger-Truppe auf einem sehr guten Weg, die 40-Punkte-Marke vielleicht schon vor Weihnachten zu erreicben.
Der Baiersdorfer SV wird wohl am liebsten den 31. Oktober 2015 aus dem Kalender streichen wollen. Nach zwei Roten Karten und einigen Gegentoren bei Standardsituationen wurde die Penna-Elf fast in ihre Einzelteile zerlegt. Der BSV muss auf die teilweise guten Eindrücke in der ersten Halbzeit aufbauen und versuchen, die Moral in der talentierten Truppe über 90 Minuten aufrecht zu erhalten. Dann ist in der engen Landesliga Nordost (nach Rang Elf in der Landesliga Nordwest in der letzten Saison) auch der Klassenerhalt möglich.
Der ASV Pegnitz (weiterhin Vierter) gastiert am Sonntag, 8. November um 14 Uhr beim Dritten ASV Vach (ein Punkt mehr), nachdem das Hinspiel am 22. Juli 1:1 endete. Der Baiersdorfer SV hat nach den Samstag-Spielen als Elfter noch zwei Punkte Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz 14. Ortloff & Co erwarten am kommenden Sontag den Vizemeister SpVgg Selbitz, der aktuell nur auf Rang Neun steht.
Spielbericht eingestellt am 31.10.2015 21:31 Uhr