Der Trainer des ASV Pegnitz Heiko Gröger erwartete vor dem Spiel einen starken Gegner („wir haben heute einen richtigen Brocken vor der Brust“) und wollte den ASV Neumarkt hoch verteidigend im 4-2-3-1-System begegnen. Schließlich galt es, die Serie von acht siegreichen Kirwa-Heimspielen in Folge zu verteidigen. Vom derzeitigen Stamm fehlten nur Stürmer Simon Gräf (Muskelbündelriss und Urlaub bis 30. August) und Verteidiger Daniel Wölfel (Kreuzbandriss). Im Vergleich zur Vorwoche (1:4-Auswärtssieg beim FSV Erlangen/Bruck) liefen die gleiche Startelf auf.
Der Coach des ASV Neumarkt Dominik Haußner wollte mit seinem Team auch eine Serie fortsetzen – sieben Spiele in dieser Saison ohne Niederlage. Bis auf Ferdinand Buchner (privat verhindert) waren alle Mann an Bord. Christoph Bellmann begann als rechter Außenverteidiger im 4-2-3-1-System. Laut Haußner könne seine Mannschaft „verschiedene Systeme“ spielen, zumal sie „weiß, was sie zu tun hat“. Mit dem Plus der Eingespielheit werde man als Auswärtsmannschaft den Gegner erst mal in den ersten Minuten ansehen, dann darauf reagieren und „zügig ins Spiel finden“. Fünf von sechs Saisonsiege bisher war nach Einschätzung von Haußner „verdient“.
Der erste Eckball für den ASV Pegnitz in der 27. Minute sah zwar relativ gefährlich aus, doch der Ball strich im vielbevölkerten Fünfmeterraum doch am Tor vorbei.
Ralph Stobl
Die Pegnitzer legten wild und aggressiv los und trafen nach 27 Sekunden durch Felix Mellinghoff aus rund 20 Metern die Latte. Nach einigen Minuten brachten die Gäste im Stile einer Spitzenmannschaft die Partie in den Griff und gingen in der neunten Minute mit 0:1 in Führung. Nach einem schnellen Spielzug (es waren immer wieder die High-Speed-Kicker Heimloth, Schrödl und Grunner beteiligt) konnten die Pegniter nicht folgen und der rechte Außenbahnspieler Alexander Pfindel schoss halbrechts im Strafraum unhaltbar ein. Das 0:2 (15.) lie0 nicht lange auf sich warten und fiel wieder über die rechte Neumarkter Angriffsseite. Eine Maßflanke von rechts drückte Torjäger Christian Schrödl (zunächst als Zehner im Mittelfeld hinter Mittelstürmer Jonas Grunner aufgeboten) im Sechzehner über die Linie. Die erste Pegnitzer Ecke in der 27. Minute in Richtung vielbevölkerten Fünfmeterraum sah zwar gefährlich aus, aber der Ball (von niemandem erreicht) strich am Tor vorbei. Auf der Gegenseite wehrte Keeper Kausler einen 18-Meter-Schuss von Marc Eger gut zur Ecke ab (29.). In Minute 34 war der dritte schnelle und super gelungene Angriff der zielstrebig kombinierenden Gäste wieder von Erfolg gekrönt: Neumarkt spielte schnell und direkt, Pegnitz konnte gedanklich und abwehrstrategisch nicht folgen und schon erhöhte Christian Schrödl mit seinen neunten Saisontor auf 0:3.
Der in der Halbzeitpause eingewechselte Pegnitzer Ralf Stiefler war in den zweiten 45 Minuten auf der linken offensiven Außenbahn ein Aktivposten und erarbeitete in dieser Szene (72.) die einzige Torchance der Gastgeber in der zweiten Halbzeit. Nach diesem Zweikampf kam Patrick Jordan zum Schuss, doch Neumarkts Torhüter Martin Bachner wehrte den Ball noch ab.
Ralph Stobl
Die Gastgeber wechselten in der Halbzeitpause zweimal (Stiefler für links offensiv und Wittmann für rechts defensiv an Stelle von Podgur und Alexander Wölfel). Die Pegnitzer probierten mit nun etwas konstruktiverem Spielaufbau zum Anschlusstor zu kommen, doch es fehlte an diesem Tag an Power, Durchsetzungsvermögen, spielerischen Ideen sowie schlicht und einfach auch an der positiven Körpersprache trotz 0:3-Rückstand. Als dann auch Versuche via hohe und weite Freistoßflanken von Mellinghoff (51.) und Jordan (58.) keine Abnehmer im Strafraum fanden und der gut aufgelegte Ralf Stiefler über links mit seinen Hereingaben auch keinen Verwerter fand, stand der Sieger des Spiels bereits Mitte der zweiten Halbzeit so gut wie fest. Der ASV Neumarkt vollbrachte in der vom Spielniveau her schwächeren zweiten Halbzeit nichts mehr Spektakuläres. Die Haußner-Elf agierte defensiv stabil ohne Fehler, pärsentierte sich aber offensiv in einigen Szenen (vielleicht auch im Gefühl des sicheren Sieges) etwas zu schludrig. Denn so wurde eine gute Kontergelegenheit in der 67. Minute über Schrödl und Heimloth verdaddelt. Auf der Gegenseite tankte sich in Minute 72 Stiefler über links in den Strafraum durch, der Ball wurde abgeblockt und mit dem abprallenden Ball scheiterte Jordan am aufmerksamen Gäste-Keeper Martin Bachner.
Noch in der gleichen Minute reklamierten die Gäste eine Rote Karte für einen Pegnitzer Spieler. Innenverteidiger Sebastian Haas traf den frei durchlaufenden Neumarkter Nico März kurz vor dem Strafraum mit hohem Bein im Gesicht und spielte danach erst den Ball. Der Gäste-Spieler musste verletzungsbedingt (blutende Wunde) an der Außenlinie behandelt werden und konnte erst dann weiterspielen. Der Schiedsrichter gab überraschenderweise keine Karte – weder Gelb noch Rot. Die Zweikampfführung von Haas in dieser Szene war zumindest rustikal und er hätte sich bei dieser Art von „Notbremse“ oder groben Foulspiel (danach sichtbare Verletzung des Gegners, keine Absicht), aber nicht über eine Karte beschweren dürfen. Der Schiedsrichter ließ in dieser Szene Gnade vor Recht ergehen. Das Spiel war bekanntlich schon entschieden, doch Neumarkt spielte seine Konter einfach nicht konzentriert zu Ende. In Minute 81 vergaben die ‚Gäste noch eine gute Weitschuss-Chance aus 18 Metern. Nach zwei Minuten Nachspielzeit war die letztendlich doch einseitige und in der zweiten Halbzeit nicht mehr spannende Partie vorbei.
Für den ASV Pegnitz war es die erste Heimniederlage der Saison und die erste Kirwa-Heimspiel-Niederlage nach acht Siegen in Folge. Die Gröger-Truppe muss sich in der Liga an andere Gegner orientieren als an Spitzenmannschaften wie den ASV Neumarkt. In der vierten Saison Landesliga ist auf jeden Fall wieder der Klassenerhalt möglich, im Idealfall ein Rang zwischen acht und zwölf.
Der ASV Neumarkt hat auswärts gezeigt, dass das Saisonziel „Aufstieg in die Bayernliga“ realistisch ist. Wer in bisher acht ausgetragenen Spielen erst vier Gegentore kassiert hat, gehört ernsthaft zum Kreis der Aufstiegskandidaten. Aber auch in der Offensive verfügen die Oberpfälzer über Qualität. Die Konkurrenten aus Oberfranken Selbitz, Neudrossenfeld und Röslau sowie Buch müssen sich anstrengen.
Für den ASV Pegnitz steht am Freitag, 28. August um 18.15 Uhr bei der SG Quelle Fürth bereits das neuntes Saisonspiel auf dem Programm. Zum Vergleich: Die Landesliga-Reserve der Schulstädter hat im Vorspiel gegen den SV Hiltpoltstein (1:2, Kreisklasse 3 Erlangen/Pegnitzgrund) erst ihr zweites Punktspiel absolviert. Der ASV Neumarkt trifft am Samstag, 29. August um 15 Uhr in einem Duell zweier vermeintlicher Aufstiegskandidaten auf den Vorjahres-Vizemeister SpVgg Selbitz.
Spielbericht eingestellt am 22.08.2015 21:54 Uhr