Stefan Birngruber im Interview: "Gefühlt ist die Liga eine Art Klassentreffen!" - fussballn.de
Artikel vom 28.08.2024 07:00 Uhr
Stefan Birngruber im Interview: "Gefühlt ist die Liga eine Art Klassentreffen!"
Stefan Birngruber blickt zufrieden auf seine Anfangszeit als Trainer beim TSV Johannis 1883 zurück.
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INTERVIEW Gut zwei Monate ist es inzwischen her, seitdem Stefan Birngruber das Traineramt beim Kreisligisten TSV Johannis 1883 angetreten hat und damit nicht nur nach elf Jahren in die alte Heimat Nürnberg, sondern auch an den Zeisigweg zurückkehrte, wo er einst als Spieler schon aktiv war. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der 44-Jährige auf seinen Start, zieht Vergleiche zur Arbeit auf dem Land und blickt voraus.
Von Michael Watzinger


Hallo Stefan, seit mittlerweile über zwei Monaten bist du nun Trainer beim Kreisligisten TSV Johannis 1883. Wie verliefen dabei die ersten Wochen für dich?

Stefan Birngruber (44):
Insgesamt war es letztlich in vielerlei Hinsicht eine Kennenlernphase, die aber bislang gut verlaufen ist. In den letzten Jahren war ich als Trainer ja im Kreis Neumarkt/Jura tätig, deshalb musste ich den Nürnberger Raum erst mal wieder ein wenig kennenlernen. Natürlich liest man immer die Ergebnisse und ich kenne auch einige Namen von Spielern - allerdings hat sich sonst in den letzten zehn bis 15 Jahren aber auch einiges verändert. Viele mir noch bekannte Gesichter und ehemalige Weggefährten sind inzwischen von Spielern zu Trainern oder Co-Trainern geworden und werden mir in der Kreisliga entweder an der Seitenlinie oder sogar auf dem Platz gegenüberstehen: Mario Fisciano, Alex Pfarherr, Sven Pelz, Jasmin Halilic, Christian Konrad, Leo Swierczynski, Aleks Abutovic, Cihan Kiymaz, Elvedin Basic, Lennart Albrecht - es wird für mich also gefühlt eine Art Klassentreffen. (lacht) Auch auf die Mannschaft bezogen war es insgesamt ein großes Kennenlernen, schließlich bin nicht nur ich als neuer Trainer gekommen, auch das Team hat einen Umbruch hinter sich. Alle haben bei mir bei null gestartet, konnten sich zeigen und aufdrängen. Alles in allem habe ich mich gut eingewöhnt und bin auch sehr gut aufgenommen worden.

Für dich bedeutete dein Engagement am Zeisigweg ja auch eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte, schließlich hast du als Spieler auch zwischenzeitlich für die "83er" gespielt. Was hat sich aus deiner Sicht seitdem verändert und gibt es auch Dinge, die gleich geblieben sind?

Birngruber:
Bezogen auf den Gebäudetrakt und die Kabinen hat sich nicht wirklich viel verändert. (schmunzelt) Auch einige Personen aus dem Umfeld, wie zum Beispiel Vorstand Johann Seidel, Hermann Hempel, Thomas Diem, Elmar Renninger oder Wolfgang Lutz, der damals bei 83 mein Trainer war, sind mir natürlich noch von früher ein Begriff und noch immer nahe am Verein dran. Umgekehrt hat sich aber personell ja doch einiges getan, junge Leute mit vielen guten Ideen bringen frischen Wind herein - ich denke da an Flo Gigis, Max Dierl, der ja auch 3. Vorstand ist, oder Giovanni Nobile. Es ist für mich bislang ein gutes Zusammenspiel der verschiedenen Generationen. Und letztlich ist es ja wie so oft im Leben: Die Mischung wird's machen!

Neben einigen altbekannten Gesichtern freut sich 83er-Coach Stefan Birngruber (m.) auch über den Schwung, den unter anderem Max Dierl (l.) und Florian Gigis (r.) als Sportliche Leiter in den Verein bringen.
TSV Johannis 1883

Du arbeitest seit Juni mit deinem neuen Team. Worauf lag in der Anfangsphase der Fokus?

Birngruber:
Dadurch dass sich bei der Mannschaft personell in diesem Sommer unheimlich viel getan hat, befinden wir uns nach wie vor in der Findungsphase. Leistungsträger wie German Elperin, der ja zum ASV Vach gewechselt ist, galt es zu ersetzen. Umgekehrt haben wir einige Jungs - zum Beispiel Firat Cagli, Dimitrios Fotiadis oder Aigkioun Soukri Oglou - mit wirklich guter Qualität hinzubekommen. Wir haben aus meiner Sicht eine wilde, aber auch coole Mischung beisammen: Es gibt Jungs, die haben bislang nur für 83 gespielt, kennen als Fußballer nur diesen einen Verein. Dann gibt es wiederum Spieler, die bereits für einige Vereine gespielt haben und höherklassige Erfahrungen sammeln konnten. Wir haben junge und alte Spieler - es ist in jeder Hinsicht eine absolut bunte Mischung, die ihre Zeit brauchen wird, um richtig zusammenzuwachsen. Wichtig war uns dabei, gerade am Anfang, auch den nötigen Spaß zu vermitteln, damit jeder Einzelne mit einem guten Gefühl in die Saison startet. Das ist uns aus meiner Sicht bislang gut gelungen. Wir haben dabei das Rad nicht neu erfunden, aber das war aus meiner Sicht auch logisch.

Du hast dir nun in der Anfangsphase ein erstes, genaueres Bild von deiner Mannschaft machen können. Wo siehst du derzeit die Stärken der Truppe, wo hingegen noch Verbesserungspotenzial?

Birngruber:
Unsere Stärken liegen im Moment ganz klar in der Offensive. Viele unserer Neuzugänge haben reichlich Qualität, sind einfach gute Fußballer und wirbeln entsprechend kräftig herum. Dass auf der anderen Seite aber noch nicht alle Abläufe und Laufwege stimmen und auch die Struktur noch nicht so ganz passt, ist angesichts der kurzen Zeit normal. Fünf, sechs Wochen sind einfach nicht genug Zeit, um das zu verfestigen. Wir sind dennoch auf einem guten Weg!

Firat Cagli gehört zu den qualitativ hochwertigen Neuzugängen beim TSV Johannis 1883, die offensiv in der Kreisliga wirbeln sollen.
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Nach elf Jahren bist du nun vom Kreis Neumarkt/Jura wieder in den Nürnberger Raum gewechselt. Was waren die ausschlaggebenden Punkte für deine Rückkehr?

Birngruber:
Ich bin damals ja aufs Land gezogen, inklusive Hausbau und der Geburt meiner Tochter. Inzwischen ist sie aber auch schon zwölf Jahre alt und wird immer eigenständiger. Insofern hat es sich für mich nach dem richtigen Zeitpunkt angefühlt, als Trainer in die Stadt zurückzukehren. Die Arbeit auf dem Land hatte ihren eigenen Charme und hat mir auch großen Spaß gemacht - ich habe dort ja auch zwei Aufstiege feiern können und war in der Kreisliga tätig - allerdings gibt es in Nürnberg schon noch einmal ganz andere Herausforderungen und Möglichkeiten, die mich einfach gereizt haben.

Welche Unterschiede hast du zwischen den beiden Spielkreisen festgestellt?

Birngruber:
Auf dem Land herrscht zunächst einmal eine unfassbare mannschaftliche Geschlossenheit. Es gibt nur selten externe Zugänge, viele der Jungs stammen aus dem jeweiligen Dorf und die Spieler kennen sich in der Regel schon von Kindesbeinen an. Das ist in der Stadt natürlich ganz anders: Alleine in der Vorbereitung haben zehn Spieler für ein Probetraining angefragt und mittrainiert! Man hat in Nürnberg meist eine deutlich höhere Fluktuation und mit ganz anderen Herausforderungen umzugehen. Auch die Trainingsarbeit ist eine andere: Auf dem Land haben einige Spieler im Juniorenbereich einfach auch nicht die gleiche Ausbildung genossen, da gilt es dann bei den Übungen beispielsweise den Fokus noch stärker auf die saubere technische Ausführung zu richten.

Zurück zu deiner Mannschaft. Zum Auftakt gegen den KSD Hajduk gab es einen Sieg, am vergangenen Wochenende setzte es gegen Türkspor Nürnberg die erste Niederlage. Wie ist der Start aus deiner Sicht einzuordnen?

Birngruber:
Insgesamt würde ich es als einen soliden, guten Start bezeichnen. Gegen den KSD Hajduk, einen durchaus ambitionierten Gegner, konnten wir gewinnen und haben aus meiner Sicht auch ein sehr ordentliches Spiel abgeliefert. Türkspor hat eine starke Mannschaft, die wohl auf die Saison gesehen durchaus vorne mitmischen dürfte, und hat bei uns einfach eine reife Leistung abgeliefert. Die drei Zähler zum Auftakt sind für uns okay - man darf ja auch nicht vergessen, dass wir in der vergangenen Spielzeit lange um den Klassenerhalt zittern mussten. Auch in dieser Spielzeit fällt die Abstiegszone mit zwei Direktabsteigern und drei Relegationsplätzen groß aus … Wir wollen uns zunächst einmal als Team weiter finden, festigen und nicht wieder unten reinrutschen.

Zum Liga-Auftakt konnte der TSV Johannis 1883 einen 3:0-Auswärtssieg beim KSD Hajduk bejubeln. Eine Woche später unterlagen die Birngruber-Schützlinge dann am heimischen Zeisigweg aber Türkspor Nürnberg.
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Mit dem SV Eyüp Sultan, dem ASV Veitsbronn-Siegelsdorf und dem TSV Buch II warten auf euch in den kommenden Spielen Gegner mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen und Ambitionen. Mit welcher Erwartungshaltung geht ihr in die kommenden Wochen?

Birngruber:
Veitsbronn ist aus meiner Sicht ein ähnliches Kaliber wie unsere ersten beiden Gegner. Der TSV Buch II ist in gewisser Weise eine Wundertüte, ist aber jetzt gut gestartet. Dennoch sind sie wohl in etwa unsere Kragenweite und auch gegen Eyüp als Aufsteiger rechnen wir uns schon etwas aus! Anschließend kommen dann mit dem Post SV und Tuspo Nürnberg ebenfalls Teams, gegen die wir gerne etwas holen möchten. Dennoch wollen wir einfach auch in erster Linie auf uns selbst schauen: Es befinden sich derzeit nach wie vor noch einige Spieler bei uns im Urlaub und kommen erst nach und nach zurück. Der Findungsprozess wird also schon auch noch eine Weile andauern. Wir gehen da mit der nötigen Ruhe an die Sache heran. Ich bin mir sicher, wenn alle Mann an Bord sind, haben wir ein gutes, absolut konkurrenzfähiges Team beisammen, gegen das man dann als Gegner schon auch erstmal gewinnen muss! 

Stefan Birngruber will sich mit seinen "83ern" von der Abstiegszone fernhalten. Mit vollständigem Kader sieht der 44-jährige Übungsleiter sein Team als vollauf konkurrenzfähig an.
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Die Kreisliga Nürnberg gilt nach den Veränderungen auch in dieser Spielzeit wieder als ziemlich ausgeglichen. Wo würdest du deine 83er in Sachen Leistungsstärke verorten?

Birngruber:
Auch aus meiner Sicht ist die Kreisliga Nürnberg ausgeglichen, einzig der FC Bayern Kickers hebt sich in meinen Augen etwas ab und ist für mich auf dem Papier der Favorit. Ansonsten waren alle Partien, die ich bislang gesehen habe, auf einem ordentlichen Niveau. Wir können an einem guten Tag jeden Gegner schlagen, umgekehrt gilt das aber auch in die andere Richtung und an schlechten Tagen können wir gegen jeden Gegner verlieren. Wir sind, wie bereits erwähnt, in der Findungsphase und diese wird auch noch ein wenig weiter andauern. Ich sehe uns insgesamt im Mittelfeld, mit Blick nach oben. Mit dem Abstieg wollen wir aber, wenn möglich, nichts zu tun haben.

Werfen wir den Blick ein wenig weiter voraus: Welche Ziele und Träume hast du mit dem TSV Johannis 1883 - und welche für dich persönlich?

Birngruber:
Mit dem TSV ist mein Ziel nicht nur der kurzfristige Erfolg. Ich würde mir eine gewisse Langfristigkeit wünschen, in der es auch darum gehen wird, den Verein so professionell wie möglich aufzustellen. Da drehen wir bereits jetzt an einigen Stellschrauben, beispielsweise haben wir Eistonnen, es ist ein Trainingslager für die Wintervorbereitung angedacht, es soll einen Physiotherapeuten geben und eine Kamera, die zum Zwecke der Videoanalyse unsere Spiele aufnimmt. Es gibt viele fleißige Menschen im Umfeld des Vereins, die da mit anpacken und etwas voranbringen möchten. Umgekehrt weiß ich, dass Fußball trotzdem immer ein Ergebnissport ist und man nie genau weiß, was passiert: Wenn die Resultate einmal ausbleiben, kann sich dann ja doch auch das Blatt wenden. Ich selbst möchte einfach auf längere Sicht, wenn möglich, so hoch wie möglich coachen, habe ja meine B-Lizenz und denke auch darüber nach, irgendwann die A-Lizenz in Angriff zu nehmen. Ich habe aber keinen festen Zeitplan und vieles steht in den Sternen. Fakt ist, dass ich mich im Verein sehr wohl und gut aufgehoben fühle und große Lust auf die Saison verspüre! Letztendlich geht es am Ende ja, wie bei den Spielern auch, vor allem darum, mit Spaß bei der Sache zu sein!

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Tabelle Kreisliga Nürnberg


Steckbrief S. Birngruber

Spitzname
Birne
Alter
44
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Theilenhofen
Familie
1 Kind
Nation
Deutschland
Größe
182 cm
Gewicht
81 kg
Erfolge
Aufstieg TSV 1846/ SB Phönix Nürnberg (4x)
Aufstieg SG Quelle Fürth
Aufstieg SV 1873 Nürnberg Süd
Aufstieg FC Bayern Kickers (2x)
Aufstieg SV Laufamholz
Aufstieg SC Ettenstatt
Aufstieg DJK Limes

Trainerstationen S. Birngruber

23/24
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