Trauer um Karlheinz Schorr: Die Schiri-Legende, die mit dem Fahrrad kam - fussballn.de
Artikel vom 25.11.2025 16:30 Uhr
Trauer um Karlheinz Schorr: Die Schiri-Legende, die mit dem Fahrrad kam
Karlheinz Schorr war bis zuletzt bei seinem Tuspo Nürnberg und in der Nürnberger Schirigruppe aktiv.
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Angesichts seiner geistigen und physischen Fitness im hohen Alter war Karlheinz Schorr ein Paradebeispiel eines rüstigen und aktiven Rentners und durfte als ein Vorbild dienen, wie die Verbundenheit zum Sport doch jung hält. Überraschend und traurig zugleich ist nun die Nachricht, dass der langjährige Schiri und Funktionär von Tuspo Nürnberg seinen 90. Geburtstag in knapp zwei Monaten doch nicht mehr feiern darf.
Von Marco Galuska


Ja, sie werden leider immer weniger - die echten Originale auf den Sportplätzen! Zweifelsohne gehörte Karlheinz Schorr über Jahrzehnte dazu. In Nürnberg-Maxfeld am 15. Januar 1936 geboren, entdeckte Schorr früh die Leidenschaft für den Fußball. Mit 14 Jahren wurde er Torhüter, trat seinem Verein Tuspo Nürnberg bei, dem er sage und schreibe 75 Jahre die Treue halten sollte. Für den 21. Januar 2026 ist die nächste Jahreshauptversammlung der Tuspo-Fußballer terminiert und Schorr hatte seinen Mitstreitern Armin Völker und Robert Leugner zugesagt, dass er dann noch einmal für zwei Jahre als 3. Abteilungsleiter kandidieren würde.

Unermüdlicher Einsatz für Tuspo Nürnberg

Dass er sich nun doch, knapp zwei Monate vor seinem 90. Geburtstag, nicht mehr daran halten können wird, ist untypisch für den stets verlässlichen Karlheinz Schorr. Nicht nur im Amateurfußball allgemein, sondern speziell in seiner Nürnberger Schiri-Gruppe und ganz besonders bei seinem Tuspo hinterlässt Schorr eine große Lücke. In seiner Gruppe und in seinem Verein war er nicht nur auf dem Papier eine wertvolle Persönlichkeit, die Ehrungen und Auszeichnungen verdient hatte, er war bis zuletzt auch aktiv in die Prozesse eingebunden.

"Wir haben immer noch drei-, viermal die Woche telefoniert - zuletzt am Sonntag. Er hatte eine klare Meinung zu den Themen in unserer Abteilung, war Kassenrevisor, hat das Protokoll unserer Jahreshauptversammlung geführt und über Jahre Berichte für die Vereinszeitung, aber auch Meldungen an das Sportgericht verfasst. Sein Tod ist ein schwerer Verlust für den Verein, aber auch für mich persönlich, der mir immer wieder gute Ratschläge gegeben hat und mit dem ich eine enge Freundschaft gepflegt habe", kann Armin Völker, der 1. Abteilungsleiter der Tuspo-Fußballer, kaum glauben, dass sein langjähriger Mitstreiter, nun nicht mehr den regelmäßigen kurzen Weg von seinem Wohnhaus in Herrnhütte zum Sportplatz gehen wird, um dort viele der berühmten unsichtbaren Handgriffe für den Verein zu erledigen. Dort hatte es ihn freilich der Fußball angetan, den er für Tuspo Nürnberg früher auch in der legendären "Spielebörse", später auch regelmäßig bei anderen Verbandsterminen vertrat. Aber auch bei den Eisstockschützen im Verein war er gerne - und auch dort gerne gesehen.

Karlheinz Schorr war stets mit Rat und Tat bei seinem Tuspo Nürnberg im Einsatz.
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Ehrenmitglied und Legende unter Nürnbergs Schiris

Bekannt wie ein bunter Hund wurde der "Schorr von Tuspo Nürnberg" auf so vielen Sportplätzen durch seine Einsätze als Schiedsrichter. Diese Laufbahn hatte er erst im Alter von 45 Jahren begonnen. Diese Entscheidung im Jahr 1981 war für den ehemaligen Abteilungsleiter im Kaufhaus Horten eine fürs Leben. Er pfiff bis 2022 weit über 1.500 Spiele, die er zumeist mit dem Fahrrad erreichte. Für den in der Nordstadt lebenden Schorr spielte es keine Rolle, ob er ins nahe Knoblauchsland oder zum entfernten Brombachsee musste, sein Drahtesel war sein Markenzeichen.

Als Schiedsrichter erreichte er die damalige B-Klasse (heutige Kreisklasse) und als Assistent die Bezirksoberliga. "Doch Karlheinz war mehr als nur ein aktiver Schiedsrichter – er war ein engagierter Beobachter, ein Mentor und eine Seele der Schiedsrichtergruppe Nürnberg. Von 2009 bis 2023 führte Karlheinz die Gemeinschaft der Seniorenschiedsrichter und war somit ein wichtiger Ansprechpartner und Wegweiser für viele, die sich im späteren Lebensabschnitt weiterhin dem Schiedsrichterwesen widmen wollten. Zuvor hatte er 15 Jahre lang als Vergnügungswart in der Schiedsrichtergruppe Nürnberg unzählige wunderbare Ausflüge und Veranstaltungen organisiert, die noch heute als legendär gelten", schreibt Gruppenobmann Sven Bode.

Sonderehrung im Rahmen der SR-Jahresabschlussfeier 2023 (v.l.n.r.): Sven Bode, Heiko Trost, Jubilar Karlheinz Schorr, Christian Tauscher, Hans-Georg Grell.
SRG Nürnberg

Für sein Engagement wurde er 2014 zum Ehrenmitglied der Schiedsrichtergruppe Nürnberg ernannt – eine Ehre, die ihn zu Recht zierte. Doch das war nur eine von vielen Auszeichnungen, die ihm zuteilwurden. Im Jahr 2016 widmete ihm die Medienwerkstatt Franken eine eigene Sendung mit dem Titel „Der Schiri“, und 2021 erhielt er eine Ehrung für seine 40-jährige Schiedsrichtertätigkeit. Im Jahr 2023, nach der Auflösung der Seniorenschiedsrichtergruppe, würdigte man sein außergewöhnliches Lebenswerk.

Im April 2024 wurde Karlheinz in Regensburg mit der „Ehrenmedaille für besondere Verdienste um den Sport in Bayern“ ausgezeichnet – eine der höchsten Auszeichnungen des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration.

Karlheinz Schorr wurde 2024 im marinaforum Regensburg mit der „Ehrenmedaille für besondere Verdienste um den Sport in Bayern“ ausgezeichnet worden. Die Ehrung wurde durch Innenminister Joachim Herrmann (rechts) und BLSV-Präsident Jörg Ammon (links) vollzogen.
STMI Bayern

Aktiv bis zuletzt

Bis zum Schluss besuchte Karlheinz Schorr Tanzveranstaltungen in verschiedensten Einrichtungen, war in zwei wöchentlichen "Kartelrunden" vertreten, besuchte die Schiedsrichter Monatslehrabende beim TSV Südwest sowie die regelmäßigen Treffen der „BFV-Dienstagrunde“ auf der BFV-Geschäftsstelle in der Allersberger Straße – mit dem Fahrrad versteht sich. Auch die Spiele des 1. FC Nürnberg schaute er sich regelmäßig an, radelte dazu ins Sportheim des TB Johannis 1888. Überall war er mit seiner herzlichen Art willkommen.

Zuletzt verbrachten die Schiedsrichter mit Karlheinz Schorr noch Ende Oktober einen wunderschönen Tagesausflug bei einer Weinfahrt nach Markt Nordheim, die er gemeinsam mit der Gruppenführung organisiert hatte. Die Vorfreude auf den 90. Geburtstag wuchs, Zweifel daran hatte keiner, bis heute. Nun folgt er doch seiner vor Jahren verstorbenen Frau, hinterlässt eine trauernde Tochter und ganz viele Freunde aus seinem Fußball, den er auf besondere Weise bereichert hat.

Ruhe in Frieden, Karlheinz!

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