Tom Bedall im Interview: "Mussten reichlich Lehrgeld bezahlen" - fussballn.de
Artikel vom 22.10.2025 07:00 Uhr
Tom Bedall im Interview: "Mussten reichlich Lehrgeld bezahlen"
Tom Bedall blickt mit seinem jungen Post SV auf eine lehrreiche Kreisliga-Hinrunde zurück.
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INTERVIEW Vor der Saison stand beim Post SV ein großer Umbruch inklusive Verjüngungskur an, gemeinsam mit zahlreichen Juniorenspielern rückten auch deren Trainer Tom Bedall und Robert Karkos mit in den Herrenbereich auf. Im fussballn.de-Interview der Woche zieht Bedall nun nach gut einer halben Saison ein Zwischenfazit, erklärt die Herausforderungen, welche seine Mannschaft derzeit noch zurückhalten, und wagt einen Ausblick.  
Von Michael Watzinger


Hallo Tom, mit 13 Punkten aus 14 absolvierten Partien stehst du mit deinem Post SV in der Kreisliga Nürnberg aktuell auf einem 13. Tabellenplatz und damit kurz vor Ende der Hinserie auf einem der Schleudersitze. Wie bewertest du die bisherige Spielzeit? Wie zufrieden bist du?

Tom Bedall: Was die Punkteausbeute angeht, bin ich überhaupt nicht zufrieden. Wir hätten aus meiner Sicht bisher eigentlich deutlich mehr Zähler verdient gehabt: Die Mannschaft hat spielerisch, in Sachen Einsatz und läuferischer Qualität wirklich gut gearbeitet und auch die nötige Leidenschaft gezeigt. Allerdings haben wir im Verlauf der bisherigen Partien als sehr junge Mannschaft oftmals noch reichlich Lehrgeld bezahlen müssen und das hat uns bereits einige Punkte gekostet. Aber nochmal: Mit der Einstellung meiner Truppe bin ich absolut einverstanden!

Welche Aspekte würdest du der Kategorie "Lehrgeld" zuordnen?

Bedall:
Letztlich waren es zu viele einfache, individuelle Fehler, welche gute Ausgangssituationen zunichte gemacht haben. Ich erinnere mich ganz frisch an unser letztes Heimspiel gegen Altenberg, als wir völlig verdient mit 4:1 geführt hatten, dann aber ab der 80. Minute noch drei Gegentore bekamen, weil wir nach einem Rückschlag die Ordnung verloren haben. Es passte an dem Tag ins Bild, dass wir dann tief in der Nachspielzeit beim Stand von 4:4 auch noch einen Elfmeter verschossen haben. Derartige Spiele hatten wir ein paar in der bisherigen Runde - wir haben gegen Tuspo oder auch den KSD Hajduk sehr gut gespielt, konnten uns aber für unseren Aufwand zu selten belohnen. Insgesamt muss man sagen, dass wir in acht oder neun Partien sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft waren. Dafür haben wir insgesamt einfach viel zu wenige Punkte einsammeln können. Rechnet man dabei die wirklich absolut vermeidbaren Fehler heraus und bedenkt man, dass wir von sieben Elfmetern auch noch fünf verschossen haben, dann sind das rund zwölf Tore Unterschied. Solche Fehler gehören aber zu dem Prozess unserer jungen Mannschaft dazu und wir lernen daraus. Der Lerneffekt wird sein, dass wir irgendwann bei einem knappen Vorsprung das tun, was nötig ist - und vielleicht nicht im jugendlichen Übermut gleich auf das nächste Tor gehen wollen.

Das Trainer-Duo Tom Bedall (l.) und Robert Karkos (r.) sah von ihrem Post SV bereits einige gute Leistungen. Dennoch musste die junge Truppe oft noch Lehrgeld bezahlen, was einige Punkte kostete.
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Du selbst hast eure Elfmeterstatistik angemerkt: Fünf der insgesamt sieben Versuche fanden nicht den Weg ins Ziel... Wie geht man mit einer derartigen Thematik um? Freut man sich überhaupt noch über einen zugesprochenen Strafstoß?

Bedall:
Beim letzten Elfmeter habe ich aus Nervosität nicht mehr hinsehen können, aber das war auch der Dramaturgie des Altenberg-Spiels geschuldet. (lacht) Aber im Ernst: So eine Statistik habe ich selbst noch nie erlebt und natürlich steckt so etwas dann auch irgendwann in den Köpfen drinnen, das ist doch klar. Ich denke aber, dass wir inzwischen an einem Punkt angelangt sind, an dem wir einen Elfmeter als normale Spielsituation ansehen sollten. Damit können wir hoffentlich ein wenig den Druck aus der Sache nehmen. Fakt ist: Beim nächsten Mal wird sich wieder jemand den Ball nehmen, der sich gerade gut fühlt. Vielleicht ist es nun auch mal von Vorteil, dass die Erwartungshaltung nach den vielen Fehlschüssen nicht mehr allzu hoch ist, schließlich würde man sich bei einem möglichen Fehlschuss nur in eine relativ lange Liste einreihen. Vielleicht hilft das ja, um da eine Umkehr herbeizuführen.

Wie bereits erwähnt, stand im Sommer am Ebensee ein großer Umbruch an. Gemeinsam mit zahlreichen Juniorenspielern bist du mit deinem Trainer-Kollegen Robert Karkos in den Herrenbereich aufgerückt und es kam zu einer großen Verjüngungskur des Kreisliga-Teams. Was waren die Herausforderungen, die ihr zu bewältigen hattet?

Bedall:
Natürlich stand bei uns im Sommer ein großer Umbruch an und rein gruppenpsychologisch ging es bei uns um Norming, Storming und Performing: Bei diesem Umbruch haben wir die Mannschaft auf dem Papier zusammengestellt und zusammengeführt und so sind zu den aufgerückten Nachwuchsspielern eine Reihe erfahrener Jungs wie Kapitän Tim Niklaus, Florian Almosdörfer, Felix Geisler oder Timmy Hrissopoulidis gestoßen, welche die jungen Spieler an die Hand nehmen und führen sollen. Natürlich braucht ein derartiges Kennenlernen auch immer Zeit, aber die älteren Spieler machen ihre Aufgabe ganz hervorragend und haben meinen größten Respekt und die übrigen Jungs nehmen Dinge immer besser an - es wächst immer mehr zusammen! Natürlich muss man in einer derart großen Gruppe auch immer mal wieder Konfliktgespräche führen, damit es vorangeht, aber auch das gehört dazu. Inzwischen wollen wir übrigens auch intern ein wenig von diesem Schubladendenken - alt und jung - wegkommen. Auch wenn ich gerne sage, dass ich einerseits die Erfahrung und andererseits den Enthusiasmus und die Lauffreude sehen will. (schmunzelt)

Kapitän Tim Niklaus (in gelb) gehört zu den Führungsspielern im Team der jungen Ebensee-Kicker.
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Zuletzt sind beim Auswärtsspiel in Deutenbach mit Leon Kühnlein und Philip Süß noch zwei weitere erfahrene Akteure eingewechselt worden, die zuvor hauptsächlich in der Zweitvertretung zum Einsatz kamen. Was waren die Beweggründe?

Bedall:
Leon war eigentlich vor der Saison fest beim Kreisliga-Kader eingeplant, kam dann aber auf uns zu, dass er aus beruflichen Gründen etwas kürzertreten muss und lieber beim A-Klassen-Team mit dabei wäre. Das haben wir natürlich akzeptiert. Durch den einen oder anderen Ausfall wurde der Kader zuletzt aber immer dünner und so haben wir bei beiden, Leon und Philip, angefragt, ob sie uns helfen könnten. Beide wollten ihr Team beim schweren Verfolgerduell bei Bayern Kickers II nicht im Stich lassen - was ich klasse finde - sind dann aber noch nach Deutenbach nachgekommen und haben dort in der zweiten Halbzeit jeweils nochmal alles gegeben. Das spricht für die Jungs und zeigt, dass sie einen tollen Charakter haben! Gerade in unserer aktuellen Lage erhofft man sich als Coach durch solche Spieler auch nochmal eine gewisse Ruhe und Hilfestellung in kritischen Momenten und das konnten sie beim 0:0 absolut einbringen.

Du selbst hast die Mannschaft ja zuletzt mit Robert Karkos gemeinsam erst bei den Junioren und nun im Herrenbereich betreut. Wo liegen aus deiner Sicht die Unterschiede zwischen der Arbeit im Junioren- und Herrenbereich?

Bedall:
Die Arbeit mit den Spielern unterscheidet sich gar nicht so großartig. Ein Punkt ist sicher, dass im Herrenbereich mehr Spieler für das Training ausfallen, weil sie arbeiten müssen - das gibt es so im Juniorenbereich ja eigentlich nicht, außer im Zuge einer Ausbildung. Was das Training angeht, trainieren wir ähnlich intensiv wie schon zuvor, mit vielen Pressing- und Verlagerungsspielen und Zweikampfformen. Den markantesten Unterschied gibt es für mich eher bei den Spielen selbst, denn die Gegner spielen viel effizienteren Fußball: Aus wenigen Gelegenheiten machen sie meist ihre Tore und sie wissen auch knappe Vorsprünge leidenschaftlich und durch Cleverness zu verteidigen. Es sind erfahrene, wirklich gute Kicker dabei, die geduldig auf Umschaltmomente warten, weniger dieses jugendlich Wilde. Davon können wir uns definitiv eine Scheibe abschneiden und daraus lernen.

Wie hast du die Kreisliga Nürnberg bisher wahrgenommen?

Bedall:
Es ist für mich eine wirklich spannende und ausgeglichene Liga! Man merkt schon die Größe der Metropolregion Nürnberg, schließlich steht den Vereinen eine deutlich größere Auswahl an Spielern zur Verfügung als beispielsweise in ländlicheren Regionen. Das spiegelt sich dann klar in der Qualität der Akteure wider, die teilweise noch deutlich höher spielen könnten. Insgesamt ist es eine recht enge Liga, wobei ich es bisher auch als faires Miteinander empfunden habe: Bestes Beispiel war am Wochenende Deutenbach, wo zwar reichlich Stimmung war, aber alles im sportlich fairen Rahmen - so muss das sein! Es ist einfach eine tolle Liga, die großen Spaß macht und für meine jungen Spieler viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Viele unserer Jungs hatten vor der Saison Angebote, auch von höherklassigen Vereinen. Aber sie merken jetzt, dass die Kreisliga anspruchsvoll ist und dass sie bei uns auf Spielzeit kommen. Das ist in jungen Jahren wahnsinnig viel Wert und gefordert wird man in dieser Liga ebenfalls reichlich.

Durchaus intensiv, aber fair ging es aus Sicht von Trainer Tom Bedall zwischen seinem Post SV (in gelb) und dem STV Deutenbach (rot) zu.
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Der Post SV bekommt von allen Seiten viel Lob für seine unbekümmerte und mutige Spielweise, dennoch seid ihr inzwischen seit acht Partien ohne Sieg. Wir geht man mit einer derartigen Situation um?

Bedall:
Direkt nach den Spielen hat man daran schon zu knabbern... Wenn ich da an das Altenberg-Spiel zurückdenke, habe ich es zwei Stunden später auch noch nicht fassen können. Ich war nach diesem Spielverlauf einfach leer. Dann allerdings besinnt man sich ja trotzdem wieder auf das Positive und man merkt, dass man in vielen Partien mehr als nur mithalten konnte. Es gilt einfach für uns, weitere Entwicklungsschritte zu machen und den Sack vielleicht mal früher zuzumachen. Trotzdem fände ich es schlimmer, wenn wir uns kaum Großchancen erspielen würden und nur glücklich zu unseren Punkten kämen. Wir arbeiten weiter und hoffen, dass wir uns bald häufiger für unseren Aufwand belohnen können.

Bis zur Winterpause stehen für euch nun noch fünf Partien an. Mit Bayern Kickers, Eyüp Sultan, Burgfarrnbach, Rangierbahnhof und Türkspor erwarten euch unterschiedliche Aufgaben. Mit welcher Erwartungshaltung geht ihr in den Jahresendspurt?

Bedall:
Wir wollen vor der Winterpause natürlich noch so viele Punkte wie möglich einfahren und das Maximum mitnehmen. Wir haben gesehen, dass wir gegen fast jedes Team der Liga mithalten können und entsprechend ist der Tabellenplatz unseres jeweiligen Gegners relativ uninteressant. Unser Fokus richtet sich dabei zunächst auf das Gastspiel beim FC Bayern Kickers - wir wissen, dass uns da eine richtig schwere Aufgabe erwartet und uns sicher nichts geschenkt wird. Wenn wir aus den nächsten fünf Partien sieben oder acht Punkte einsammeln könnten, würde uns das guttun und freuen.

Was sind deine kurz- und mittelfristigen Ziele mit dem Post SV?

Bedall:
Kurzfristig muss es ganz klar unser Ziel sein, Punkte zu sammeln und am Ende möglichst frühzeitig den Klassenerhalt zu bewerkstelligen. Ansonsten haben Robert und ich aktuell einen Plan über drei Jahre im Kopf, der die Weiterentwicklung unserer jungen Truppe vorsieht und bei dem der Blick dann irgendwann schon auch nach oben gehen soll. Wir sind beide äußerst ehrgeizig, haben klare Ziele vor Augen und arbeiten darauf hin. Dabei wird es uns auch weiterhin ein Anliegen sein, Jungs aus dem eigenen Nachwuchs zu integrieren. Trotzdem geht es nicht nur mit jungen Wilden, auch erfahrene Spieler sind weiterhin herzlich willkommen! Wichtig ist dabei vor allem, dass von allen Beteiligten der nötige Elan, Hunger und Wille an den Tag gelegt wird. Dann kann am Ebensee im weiteren Verlauf etwas Tolles heranwachsen!

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