Brisante BFV-Mail aufgetaucht: Relegationsmodus Mittelfranken gegen Spielordnung! - fussballn.de
Artikel vom 15.07.2025 17:15 Uhr
Brisante BFV-Mail aufgetaucht: Relegationsmodus Mittelfranken gegen Spielordnung!

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Ein Damoklesschwert schwebt auch noch zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel über der Bezirksliga in Mittelfranken: Zwar hat auch das Amtsgericht München die Verfügungsklage von Türkspor Nürnberg auf Bezirksliga-Eingruppierung abgewiesen, der Verein ist nun via Anwalt vors Landgericht München I gegangen - mit einem brisanten Schreiben aus Verbandskreisen, das erklärt, dass der Modus nicht konform mit der Spielordnung ist.
Von Marco Galuska


Dass die abstruse Gruppenrunde, die in der Relegation zur Bezirksliga Mittelfranken zur Anwendung gekommen war, ein am Ende sportlich unbefriedigendes Resultat lieferte, wurde weitläufig diskutiert. Dass die Deckungshaltung, die der Verband in der Öffentlichkeit einnimmt, nur eine Seite der unrühmlichen Angelegenheit ist, offenbart ein verbandsinternes Schreiben, das auch an Türkspor-Anwalt Felix Steinbach gelangt ist und unserer Redaktion vorliegt. Darin warnt Andreas Mayländer, Beisitzer im Verbands-Spielausschuss, mit klaren Worten vor einer erneuten Anwendung jenes Modus.

Hat der Bezirksspielleiter die Warnungen ignoriert?

Wörtlich heißt es in der internen BFV-Mail vom 9. Juli mit dem Betreff "Modus Relegation":

"Hallo zusammen,
ich möchte euch darüber informieren, dass ein Relegationsmodus, wie er heuer im Bezirk Mittelfranken gespielt wurde (Gruppenrunde), nicht mit der SpO konform ist und aus diesem Grund nicht zur Anwendung kommen darf. Legt ein Verein Einspruch gegen diesen Modus ein, wird er auf alle Fälle Erfolg haben.

Im VSpA überlegen wir gerade, ob wir hierzu eine Änderung in der SpO einfügen wollen. Vielleicht könnt ihr uns eure Meinung dazu mitteilen.
Bitte informiert auch eure Spielleiter auf Kreisebene darüber, dass von diesem Modus Abstand genommen werden muss."


Nach Informationen unserer Redaktion ist die Warnung des Verbands-Spielausschusses indes auch gar nicht neu. So habe man im Vorfeld eindringlich den Bezirksspielleiter Felix Böck davor gewarnt, jenen Modus so anzuwenden. Auch der inzwischen ehemalige Kreisspielleiter Nürnberg/Frankenhöhe Michael Graf (damaliges Mitglied des Bezirksspiel-Ausschusses) versichert gegenüber fussballn.de, dass er wiederholt von jenem Verfahren abgeraten habe. Fast schon scheinheilig erscheint in jenem Kontext die Aussage von Böck im Rahmen der Spielleitertagung der Bezirksligen, wo er sich zwar für die Umstände der Relegation entschuldigt, aber zugleich einschränkt: “Ich hätte mir aber auch vorher gewünscht, dass vorher von den Vereinen ein Veto gekommen wäre.”

Kein Erfolg vor Amtsgericht: Türkspor geht vor das Landgericht

Die verbandsinterne Aufarbeitung der Relegation im Bezirk Mittelfranken, die den BFV in keinem guten Licht darstellt, ist eine Sache, die andere ist der Rechtsweg, den Türkspor Nürnberg nach der Zurückweisung der Beschwerde beim Verbands-Sportgericht mit seinem Anwalt Felix Steinbach inzwischen vor ordentlichen Gerichten ersucht hat. "Unser Antrag wurde vom Amtsgericht München abgewiesen, mit der Begründung, man hätte bis zum 13. Mai den Einspruch einlegen können. Mit der Rechtswidrigkeit des Relegationsmodus hat man sich nicht näher auseinandergesetzt, im Übrigen war das auch schon beim Verbands-Sportgericht so."

Aufgegeben hat Türkspor Nürnberg indes noch nicht, wie Steinbach erklärt: "In Rücksprache mit meinem Mandanten haben wir sofortige Beschwerde in dieser Angelegenheit bereits beim Landgericht München I eingelegt, insbesondere auch, weil das Amtsgericht signalisiert hat, dass man durchaus eine andere Rechtsauffassung vertreten kann." Dabei wurde auch die oben zitierte Mail, die vor dem Entscheid beim Amtsgericht noch nicht vorlag, einbezogen.

Rechtsanwalt Felix Steinbach vertritt Türkspor Nürnberg gegenüber dem BFV.
privat

Sollte es dennoch dabei bleiben, dass eine offenkundig rechtswidrige Relegation einzig aufgrund der verpassten Einspruchsfrist eines bis dato noch nicht klar betroffenen Vereins (Türkspor Nürnberg lag bei der Veröffentlichung nicht auf einem Relegationsplatz) durchgewunken wird, hätte das für die Zukunft fatale Folgen, wie Steinbach verdeutlicht: "Abgesehen davon, dass das in meiner persönlichen Einschätzung absolut nicht förderlich für die ehrenamtliche Tätigkeit in den Vereinen ist, bliebe zudem die bittere Erkenntnis, dass sämtliche Vereine, die in Zukunft von entsprechenden Bestimmungen betroffen sein könnten, sofort juristische Schritte einleiten müssten, ohne dass es zuvor eine sportliche Entscheidung gegeben hat. Das wäre ein trauriger Umstand im Amateurfußball!"

Ganz aktuell bleiben noch zwei Tage, ehe die Bezirksliga am Donnerstagabend bei der SpVgg Erlangen mit dem Eröffnungsspiel gegen Herzogenaurach starten soll. Vielleicht grätscht aber auch noch das Landgericht München I dazwischen. So oder so: Es ist kaum in Worte zu fassen, welch hausgemachten Schaden der Bezirk Mittelfranken für den Amateurfußball angerichtet hat.

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