Artikel vom 11.06.2025 07:00 Uhr
Konstantinos Ziliaskopoulos bleibt auch in der kommenden Saison in Doppelfunktion Trainer und Funktionär beim Hellenic SC Fürth.
INTERVIEW Vor knapp fünf Jahren, während der Amateurfußball
weitgehend in der Corona-Krise zum Stillstand gezwungen war, wurde der Hellenic
SC Fürth gegründet. Während einige Vereine fusionieren oder gar
verschwunden sind, hat sich Hellenic in der A-Klasse etabliert. Im
fussballn.de-Interview der Woche spricht Konstantinos Ziliaskopoulos,
Gründungsmitglied, Vorstand und Trainer, über die Herausforderungen und Ziele im Verein.
Hallo
Konstantinos, das Spieljahr in der A-Klasse ist abgeschlossen. Gibt es für dich
Zeit zum Kraft tanken oder ist das in der Sommerpause für dich noch weniger der
Fall?
Konstantinos Ziliaskopoulos (37): So richtig abschalten kann ich ehrlich gesagt selten – nach der
Saison ist schließlich vor der nächsten. Aktuell stecken wir mitten in
Transfergesprächen, und parallel dazu statten wir das Team komplett neu aus.
Das heißt: neue Trikots, neue Ausrüstung – und dafür müssen natürlich auch neue
Sponsoren gewonnen werden.
Verfolgst
du die Relegation und speziell die Mannschaften aus eurer Liga noch live?
Ziliaskopoulos: Am vergangenen Mittwoch war ich tatsächlich in Roßtal, um mir das Spiel
Megas gegen Puschendorf/Tuchenbach anzuschauen. Glückwunsch an Megas zum
Klassenerhalt! Die Ergebnisse verfolgt man natürlich regelmäßig online und,
wenn es die Zeit zulässt, auch gerne live vor Ort.
Du
hast in der vergangenen Saison den Trainerposten bei Hellenic SC Fürth
zusätzlich zu deinem Vorstandposten übernommen. Wie blickst du als Coach auf
das vergangene Spieljahr in der A-Klasse 8 zurück?
Ziliaskopoulos: Die Hinrunde verlief nach dem Kaderumbruch im Sommer
erwartungsgemäß schwierig – dazu kam, dass unser neuer Keeper selten verfügbar
war, weshalb oft ein Feldspieler ins Tor musste. Vor jedem Spiel war also
Improvisation angesagt. Im Winter konnten wir dann gezielt nachlegen: Stephan Weiß
brachte als Torwart Stabilität, sein Bruder Matthias wurde schnell zur festen
Größe in der Abwehr. Robert Kartalov und Filippos Kalogeridis fielen leider
verletzungsbedingt größtenteils aus, konnten in ihren wenigen Einsätzen jedoch
bereits ihr Potenzial aufblitzen lassen. Ich bin überzeugt, dass sie nach ihrer
Rückkehr wichtige Rollen im Team übernehmen werden. In der Rückrundentabelle belegten wir dann den 6. Platz.
Nach dem verlorenen Pokalspiel gegen Hellas sowie den ersten beiden
Saisonspielen, in denen wir noch nicht unseren Rhythmus fanden, lief es ab dem
4:1-Sieg gegen Sparta Noris deutlich besser: In den folgenden neun Spielen blieben
wir ungeschlagen und holten 19 Punkte – darauf bin ich natürlich stolz.
Der Start aus der Winterpause verlief nicht wunschgemäß, danach aber kam der Hellenic SC Fürth immer besser zurecht, auch auf dem neuen Kunstrasenplatz an der John-F.-Kennedy-Sportanlage.
fussballn.de
Und
wie würde der Vorstand die Lage des Vereins (Stichwort: Kunstrasenplatz an der John-F.-Kennedy-Sportanlage)
beschreiben?
Ziliaskopoulos: Nach drei Jahren auf der Schießanger-Anlage war der Neubau
des Kunstrasenplatzes für uns ein echter Segen. Die Rahmenbedingungen haben
sich spürbar verbessert, was uns nun auch bei potenziellen Neuzugängen
attraktiver macht – das freut mich natürlich sehr.
Du
hast in der vielleicht größten Krisenzeit des Amateurfußballs, in der
Corona-Krise, den Start in Fürth gewagt. Was hättest du damals im
„Karrieregespräch“ gesagt, wo du den Verein in fünf Jahren sehen würdest?
Ziliaskopoulos: Der Zeitpunkt der Vereinsgründung war alles andere als
ideal, niemand konnte damals absehen, was während der Corona-Krise noch alles
auf uns zukommen und wie lange sich die Situation hinziehen würde. Rückblickend
ist aber alles so verlaufen, wie wir es uns erhofft hatten. Die A-Klasse war
von Beginn an unser klares Ziel – und dieses haben wir erfreulicherweise
schnell erreicht.
Bei
eurem Start war auffällig, dass ihr früh auf soziale Medien und einen
gepflegten Internetauftritt wert gelegt habt. Ist das ein spezielles
Steckenpferd von dir oder bewusste Planung bei der Gründung gewesen?
Ziliaskopoulos: Das war von Anfang an ein fester Bestandteil unserer
Strategie. Gerade für einen neu gegründeten Verein ist es entscheidend,
sichtbar zu sein und mit der Zeit zu gehen. Soziale Medien sind heutzutage
allgegenwärtig und bieten die ideale Möglichkeit, viele Menschen – auch
potenzielle Neuzugänge – zu erreichen. Ich persönlich bin mit viel Herzblut
dabei und versuche kontinuierlich, neue Ideen und aktuelle Trends einzubringen
und umzusetzen.
Nach
einigen Jahren, in dem die griechischen Klubs in der Region fast komplett von
der Bildfläche verschwunden waren, sind jetzt allein im Kreis mit Elektra
Hellas, Megas Alexandros und euch wieder drei Vereine vertreten. Gibt es da
eine besondere Rivalität oder kann man sogar voneinander profitieren oder auch
lernen?
Ziliaskopoulos: Von einer besonderen Rivalität würde ich nicht sprechen. Man
kennt sich persönlich, teils noch aus gemeinsamen Zeiten, aber letztlich
verfolgt jeder seinen eigenen Weg und seine eigene Philosophie. Ich finde es
sogar positiv, dass es aktuell mehrere Möglichkeiten gibt, sich einem
griechischen Verein anzuschließen.
Konstantinos Ziliaskopoulos bleibt auch weiter an der Seitenlinie aktiv.
fussballn.de / Strauch
Noch
einmal zurück zur sportlichen Lage: Wird es bei der Doppelrolle als Trainer und
Funktionär für dich in der kommenden Saison bleiben?
Ziliaskopoulos: Ja, ich werde auch weiterhin sowohl als Trainer als auch als
Funktionär aktiv bleiben.
Im
vergangenen Jahr gab es auffällig viele Zu- und Abgänge bei euch. Wird erneut
ein Umbruch anstehen oder geht es ruhiger zu?
Ziliaskopoulos: Mit meinem Kader bin ich aktuell sehr zufrieden, daher steht
kein größerer Umbruch an. Wir haben uns im Winter, wie bereits erwähnt, auf
wichtigen Positionen verstärkt und im Laufe der Rückrunde stieß noch Vadim
Iatco zu uns und bietet eine weitere Option auf der Außenverteidigerposition.
Punktuelle Verstärkungen wird es aber geben, um besser auf Ausfälle reagieren
zu können und den Konkurrenzkampf weiter anzutreiben.
Welche
Personalien sind aktuell schon fix?
Ziliaskopoulos: Bereits fix ist die
Verpflichtung von Robert Calinoiu, der zuletzt beim ASN Pfeil-Phönix aktiv war.
Robert ist auf der gesamten Außenbahn flexibel einsetzbar und bringt viel Tempo
sowie Variabilität in unser Spiel. Außerdem dürfen wir
einen alten Bekannten erneut in unserem Team begrüßen: Stelios Politopoulos
kehrt nach eineinhalb Jahren zurück. Aus beruflichen Gründen war er
zwischenzeitlich zum DJK-SV Berg gewechselt, wo er wertvolle Spielpraxis in der
Bezirks- und Kreisliga sammeln konnte – Erfahrungen, die unserer Offensive nun
spürbar zugutekommen werden.
Weitere Neuzugänge
sind in Planung, befinden sich aktuell jedoch noch nicht in einem finalen
Stadium. Verlassen wird uns
Alexandros Lekas in Richtung Kreisliga. Dieser Schritt war von Anfang an so
kommuniziert. Wir bedanken uns herzlich für die tolle gemeinsame Zeit und
wünschen ihm für seinen weiteren Weg nur das Beste.
Torjäger Alexandros Lekas wechselt in die Kreisliga zum FC Bayern Kickers.
fussballn.de
Nach
der erklärten Übergangssaison, die ihr im gesicherten Mittelfeld beendet habt:
Wie schaut das Ziel für das kommende Spieljahr aus?
Ziliaskopoulos: Das Ziel ist es, uns sportlich weiterzuentwickeln,
konstanter aufzutreten und uns in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren. Wenn
alles zusammenpasst, trauen wir uns durchaus zu, in Richtung Spitzengruppe zu
schielen.
Wenn
wir den Blick von heute noch einmal fünf Jahre voraus wagen – wo wird Hellenic
2030 stehen?
Ziliaskopoulos: So weit denke ich aktuell gar nicht. Wir genießen jeden
Moment, sind mit Herzblut dabei – und es macht riesigen Spaß. Was die Zukunft
bringt, hängt von vielen Faktoren ab.
In
eurer Liga wurde schon jetzt Cem Hür mit 45 Jahren Torschützenkönig – muss man
sich da nicht Gedanken machen, wie es um die Zukunft des Amateurfußballs an der
Basis bestellt ist?
Ziliaskopoulos: Zunächst einmal: Hut
ab vor der gezeigten Leistung – das Alter ist aus meiner Sicht wirklich nur
eine Zahl. Dennoch betrachte ich die Entwicklung im Amateurfußball mit großer
Skepsis. Vor 20 Jahren stellte fast jedes Dorf noch eine eigene Mannschaft,
mittlerweile müssen sich oft zwei oder drei Vereine zusammenschließen, was
deutlich zeigt, dass der Nachwuchs ausbleibt. Sicherlich spielt hier auch die
Corona-Krise eine Rolle, in deren Verlauf viele Jugendliche andere
Freizeitaktivitäten für sich entdeckt haben. Im städtischen
Bereich ist die Lage zwar noch nicht ganz so kritisch, aber die Tendenz ist
eindeutig rückläufig. Vor diesem
Hintergrund versuchen wir gezielt, mit unserer Präsenz in den sozialen Medien
vor allem Jugendliche zu erreichen und zu motivieren, die Fußballschuhe zu
schnüren und den gesellschaftlichen Wert des Sports aktiv zu leben.