Die erste Person, die einem auf dem Weg zum Adi-Dassler-Sportfeld in Herzogenaurach begegnete, war Willi Kornprobst vom FSV Erlangen-Bruck, der vor dem Parkhaus stand, in dem die 4.000 zu erwartenden Gästen ihre Fahrzeuge abstellen sollten. Als nächstes ging es durch die Sicherheitskontrollen bis zum Fußballfeld. Tage und Nächte haben die Brucker Verantwortlichen in die Organisation gesteckt, um für das Freundschaftsspiel alle Vorgaben des Weltklubs FC Bayern München zu erfüllen. Was die Zuschauer davon am Ende mitbekamen, war ein perfektes Bild, das sie beim Einnehmen ihres Sitz- oder Stehplatzes erwartete. Und weil der 27-fache Deutsche Meister sein Stelldichein gab, war natürlich auch das Wetter perfekt. Etwas mehr als auf die Brucker Neu-Bayernligisten warteten die Fans aus Franken selbstredend auf ihre Weltstars aus der Landeshauptstadt, die sie hautnah erleben durften – zumindest näher als üblich gewohnt. Nach einem gepflegten „Arschbolzen“ im Rahmen einer PR-Aktion eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff, bei dem Mats Hummels oder Thomas Müller ihre Füße im Spiel hatten, dauerte es bis eine halbe Stunde vor dem Anpfiff, ehe die Profis das Feld betraten und ins Aufwärmprogramm starteten – gespickt mit einigen ihrer Publikumslieblinge.
Benefizspiel FSV Erlangen-Bruck - FC Bayern München
Sebastian Baumann
Den lokalen Faktor brachte neben den Brucker Spielern unter anderem Schiedsrichter Steffen Brütting von der SpVgg Effeltrich mit. Er darf mittlerweile im Profibereich an der Linie bis zur 2. Bundesliga winken und pfeift regelmäßig in der 3. Liga. Ein kleiner aber feiner Unterschied bestand sichtbar in den Auswechselbänken. Während Carlo Ancelotti auf Stoffsitz mit Regen- und Wurfschutz Platz nahm, stand für Normann Wagner die gewohnte Wirtshausbank parat. Nach dem Anstoß, ausgeführt durch Innenminister Joachim Herrmann, der das Spiel erst ermöglichte, und Brucks Vorsitzendem Reinhard Heydenreich, sahen tausende Zuschauer den ersten Ballgewinn der Brucker. Oliver Seybold stibitzte die Murmel von Mats Hummels und im Zuge dessen wäre beinahe Daniel Arapoglu durch gewesen, verstoppte den Ball aber etwas. Was folgte waren die zu erwartenden Möglichkeiten der Bayern. In der 16. Minute war es dann auch soweit und in Folge eines Brucker Einwurfs, also ein wenig überflüssig, bekam Thomas Müller den Ball steil in den Sechzehner zugespielt. Allein vor Keeper Axel Hofmann legte der Nationalspieler quer auf Franck Evina, der zum 0:1 einschob. In der 19. Minute ging es sogleich weiter. Aus dem Gewühl nach einer Ecke schoss Marco Friedl ein. Die große Sensation eines Unentschiedens oder gar Sieges war fortan nicht mehr möglich. Bayern ließ den Ball und den Gegner laufen. Für Bruck ging es nun eher um die kleinen Erfolgserlebnisse: mal einen Zweikampf gewinnen, oder die Murmel mal in der gegnerischen Spielhälfte behaupten – beides gestaltete sich schwer genug. Per Kopfball nach Freistoß erhöhte Franck Evina auf 0:3 (27.) und nach Pass in die Spitze markierte Kingsley Coman das 0:4 (30.). Wie schnell der eben erfolgreiche Schütze wirklich ist, sieht man im direkten Vergleich mit den Bayernligisten deutlicher als in den üblichen Duellen, die im TV übertragen werden. Rafael Hinrichs und Co. sahen im Vergleich aus, als würden sie stehen. Nach zu kurz geklärtem Ball traf Kingsley Coman außerhalb des Sechzehners zum 0:5 (41.). An der allgemeinen Stimmung änderte jedoch auch der fünfte Bayern-Treffer nichts. Ein paar Klatsch-Pappen oder Rasseln für die Kids im Eingangsbereich hätten der Atmosphäre ganz gut getan. Aufgrund des drückend schwülen Wetters saßen oder standen die Bayern-Fans meist laut- und regungslos um das Spielfeld herum. Anerkennendes Klatschen anstelle von Fangesängen – der kritische Zuschauer würde Vergleiche mit der Stimmung in der heimischen Arena ziehen.
Benefizspiel FSV Erlangen-Bruck - FC Bayern München
Sebastian Baumann
Die AHA- und WOW-Effekte haben in der ersten Hälfte etwas gefehlt. Es fühlte sich alles ein wenig nüchtern und nach Dienst-nach-Vorschrift an. Beide Teams wechselten im zweiten Durchgang durch, Mats Hummels ging raus und kümmerte sich um die Nachwuchs-Bayern-Fans, indem er Autogramme gab. Bei Bruck wurden mit Jeremy Lynch und Billy Wingrove zwei Youtube- und TV-Stars eingewechselt, die durch ihre Videos im Netz weltbekannt sind. Mit dem Toreschießen ging es dennoch weiter. Auf Zuspiel von Thomas Müller, der heute nicht traf, aber immer wieder als Vorbereiter in Aktion trat, verwertete Michael Strein flach ins lange Eck zum 0:6 (54.). Für Bruck hatte der junge Christian Kopp einen Torschuss, ein bisschen tiefer und er wäre gefährlich geworden. Nach einer Viertelstunde war für die YouTuber dann auch wieder Schluss und Seybold sowie Drießlein durften wieder aufs Feld. Außerdem war für Thomas Müller und Javi Martinez ebenfalls Ende, so dass es für die Brucker fortan gegen FCB-Spieler ging, die sie bei ihrer nächsten FIFA-Partie auf der Playstation wohl eher nicht in ihrer Startformation haben. Eine Auswahl aus der Jugend und den Amateuren stand auf dem Rasen. Was auf dem Sportplatz abging, interessierte die Kids um den Spielertunnel herum sowieso nicht mehr. „Thomas, Thomas“, hallte es aus den Kehlen der Jugendlichen und durch den Absperrzaun hindurch gab es nun Seflies und Autogramme von Thomas Müller und Co. Ein Highlight für die jungen Fans. Marco Hingerl erhöhte derweil auf 0:7 (78.). Später staubte Raphael Obermair nach einem parierten Schuss zum 0:8 (82.) ab. Richtiger Jubel, der lautstärkste an diesem Tag, kam in der 86. Minute auf: Timur Zenginer schickte Mario „Happy“ Foth auf die Reise. Der Brucker Angreifer nahm über links Tempo auf, und schoss den Ball im Laufduell mit seinem Verteidiger zum 1:8 (86.) ins lange Eck. Die Frage, ob der FSV Bruck einen Treffer gegen die großen Bayern erzielen kann, war damit geklärt und Mario Foth der „Brucker des Tages“. Kameramänner gab es zu diesem Zeitpunkt hinter dem Bayern-Tor jedoch keine mehr – so überraschend kam der Treffer. Bayern legte kurz darauf nach und Marco Hingerl markierte nach schöner Kombination das 1:9 (89.). Danach pfiff der umsichtige Referee den gelungenen Familien-Fußballtag ab. Bayern präsentierte sich volksnah, soweit möglich, und Bruck als ein herausragender Organisator und Gastgeber. Mehr hat man gar nicht erwarten können.
Benefizspiel FSV Erlangen-Bruck - FC Bayern München
Sebastian Baumann
Spielbericht eingestellt am 09.07.2017 20:56 Uhr