Schon das Hinspiel in Aschaffenburg war sehr emotional bestritten worden, das sollte sich im Rückspiel nicht ändern. Karlburg schickte für den dringend benötigten Sieg neues Personal auf's Feld. Torjäger David Machau war zurück und stand in der Startelf. Ebenfalls standen Marcel Frank und Maurice Kübert in der Startelf. Dafür nahmen Martin Holzmann, Marco Mehling und Jan Wabnitz auf der Bank Platz. Der TSV agierte mit nur einem Stürmer, hatte aber mit Steffen Bachmann und Marcel Frank offensive Außen aufgeboten, die vor allem von Spielmacher Manuel Römlein eingesetzt werden sollten. Da die Vorgabe aber lautete, erstmal ein Gegentor zu vermeiden, war die grundlegende Ausrichtung abwartend. Hinten räumten die Kopfballungehauer Tobias Wießmann, Marvin Schramm und Marco Schiebel auf und meldeten den starken Peter Sprung ebenso lange ab wie Torjäger Ünal Noyan. Die Gäste boten zwei Stürmer auf, begannen aber ebenfalls vorsichtig. Der wenige Marcus Alexander sollte die Konter einleiten, was aber lange Zeit gar nicht gelang. Zu sehr war das Spiel der technisch starken Gäste vor allem auf weite Bälle angelegt. Die Außenspieler Kenar und E. Noyan wurde zu selten eingesetzt. Defensiv zeigte sich der Bezirksligist stabil
Piero Marchese (li.) schirmt den Ball gegen Karlburgs Kapitän Manuel Römlein (re.) ab.
Sebastian Werner
Frei nach der Huub-Stevens-Devise "die Null muss stehen" gingen beide Teams bei schwül-warmen Temperaturen in das alles entscheidende Rückspiel, in dem der TSV Karlburg ein 1:2 aus dem Hinspiel wettmachen musste. Das Bemühen, ein Tor zu erzielen hielt sich beim TSV aber in Grenzen. Man wollte nicht gleich zu Beginn in einen Konter laufen und einem Rückstand hinterherrennen müssen. So waren Torraumszenen Mangelware. Beide Defensivreihen verteidigten solide. Während Karlburg auf schnelles Umschalten und weite Bälle in die Spitze setzte, verfolgte Vatan Spor den spielerischen Ansatz, doch auch dort endete der Angriff meist mit einem weiten Ball auf Noyan oder Sprung. Die starken Innenverteidigerpaare Schramm-Schiebel auf der einen und Marchese-Kaplan auf der anderen Seite hatten mit diesen Schlägen kaum Probleme.
Schon früh mussten die Gäste wechseln, denn Tyrokomos, der den rotgesperrten Faidi ersetzte musste schon nach acht Minuten runter. Adigüzel ersetzte ihn. Die erste zaghaften Torversuche hatten dann die Gastgeber. Steffen Bachmann war zu Beginn der auffälligste Spieler. Doch noch waren seine Versuche nicht zwingend. Aber der 30. Minuten erhöhte der TSV die Bemühungen. Wießmann köpfte aus spitzem Winkel drüber (31.), David Machau schoss links vorbei (32.), Marcel Frank schlenzte einen Freistoß deutlich über den Winkel und Bachmann scheiterte mit seinem Direktschuss an Tim Bergmann (40.). Es war die beste Chances des Spiels. Die Gäste aus Aschaffenburg hatte, zieht man mal eine Kopfballkerze ab, die Brand sicher herunterpflückte, keinen einzigen Torschuss aufzuweisen. Das Visier musste dann aber irgendwann der TSV Karlburg hochklappen, denn ein Tor brauchte man auf jeden Fall.
Steffen Bachmann (li.) stellt sich Aschaffenburgs Spielertrainer Peter Sprung (re.) in den Weg.
Sebastian Werner
Das tat der TSV dann auch. Man ging mit mehr Elan und Willen in die zweite Halbzeit. Schon zwei Minuten nach Wiederanpfiff wurde David Machau im 16er zu Fall gebracht. Manuel Römlein zeigte sich gewohnt sicher und verwandelte den Strafstoß eiskalt. Nun mussten die Gäste kommen, denn ein 0:1 würde dem Bezirksligisten nicht reichen. Mit zunehmender Spieldauer wurde die Partie hitziger, die Zweikämpfe intensiver und vor allem die Protest auf und neben dem Feld lauter. Die zahlreichen Gästeanhänger machten ordentlich Rabatz, auch wenn einiges davon unter der Gürtellinie war. Unter der intensiven Zweikampfführung litt das Spielniveau, dass nun vor allem von Spannung und Dramatik lebte.
In der 70. Minute schien der TSV Karlburg schon in der zweiten Runde zu, denn Römlein gelang nach einer Flanke von links sein zweiter Treffer. Sein erster Schuss wurde noch geblockt. Den Abpraller aber versenkte der Kapitän im Kasten von Torwart Bergmann. Die Gäste wirkten ebenso geschockt wie ihre Fans und es dauerte ein paar Minuten, ehe lautstark der Schlussspurt eingeläutet wurde. Doch das Anrennen wurde immer wieder von in der Regel korrekten Pfiffen des Schiedsrichters unterbrochen. Karlburg machte das geschickt und nutzte die Emotionalität des Gegners aus, um immer wieder Freistöße zu provozieren und das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Doch dann unterlief ausgerechnet dem bärenstarken Marvin Schramm ein Schnitzer, als er Ünal Noyan am langen Pfosten nach einer Flanke niederrang, so dass dieser nicht abschließen konnte. Schiri Götz zeigte zurecht auf den Strafstoßpunkt. Innenverteidiger Marchese trat an und zeiget Nerven. Sein Strafstoß ging deutlich drüber.
Auch diesen Niederschlag verkraftete der Gast aber und berannte in der Schlussphase das Karlburger Tor. Nur ein einziges Mal ließen die Karlburger dann Routinier Peter Sprung zuviel Platz. Einer der zahlreichen Chipbälle, dieses Mal von Marcus Alexander erreichte den Stürmer. Dieser schlug einen Haken um seinen Gegenspieler und wuchtete den Ball in die kurze Ecke zum insgesamt verdienten Anschlusstreffer. Auf Grund der vielen Unterbrechungen, unter anderem musste Gästekeeper Bergmann lange am Rücken behandelt werden, lief das Spiel noch einige Minuten. Und fast wäre Johannes Gold der Lucky Punch geglückt. Seine abgerutschte Flanke landete aber kurz vor dem Abpfiff nur auf der Latte.
Intensiver Zweikampf zwischen Karlburg Steffen Bachmann (re.) und Eren Adigüzel (li.) von Vatan Spor.
Sebastian Werner
Die Verlängerung war ein gefährliches Pflaster für den TSV. Denn ein weiteres Gegentor würde ein Weiterkommen auf Grund der Auswärtstorregel wohl unmöglich machen. Es war nun nach den kraftraubenden 95 Minuten ein Frage der Physis. Und da schien Karlburg etwas mehr zu bieten zu haben, denn einige Gästespieler wurden nun regelmäßig von Krämpfen geplagt. Auch Keeper Bergmann schien durch seinen Rücken arg gehandicapt. Doch der Wille zum Weitekommen ließ die Gäste auch weiterlaufen. Beide Trainer zogen zu Beginn der Verlängerung schon ihren letzten Wechsel, so dass alle durchhalten mussten. Wieder wollten keiner ein wohl entscheidendes Gegentor kassieren, so dass die erste Hälfte ereignislos abgepfiffen wurde. Die letzten 15 Minuten aber hatten es nochmal in sich. Zunächst fiel ein Tor auf Seiten der Gäste. Alexander hatte einen abgerutschte Schuss technisch gekonnt ins Tor verlängert. Doch stand er bei seinem Abschluss im Abseits. Ein 2:2 hätte das Ende der Karlburger Landesliga-Hoffnungen bedeutet. In der 114. Minute hätte Torjäger Ünal Noyan das entscheidende zweite Tor machen können. Eine Flanke nahm er volley, Brand parierte, konnte den Ball aber nicht festhalten. Im Kampf um den Ball kam es zum Zusammenprall zwischen Keeper und Stürmer. Da Keeper Brand einen Tick schneller war, beging Noyan ein Foul. Es folgte eine Rudelbildung, nach der sich Noyan die Ampelkarte abholte. Nun ging es für die Gäste darum, sich ins Elfmeterschießen zu retten.
Und dies schien auch zu gelingen, denn in der Schlussminute holte sich auch Schramm den gelb-roten Karton ab. Vatan Spor ging auf Grund schwindender Kräfte am Ende etwas zu ungestüm in die Zweikämpfe und produzierte daher zu viele Freistöße. Zum letzten des Spiels traf Johannes Gold an. Und tatsächlich fand er in der Mitte Joker Sebastian Stumpf, der per Kopf ins lange Eck traf. Reiner Stumpfsinn eben! Schiedsrichter Götz pfiff nicht mehr an. Der Schlusspfiff ging im Jubel der Heimelf unter, während die Gäste enttäuscht zu Boden sanken. Der TSV hat es nun in Runde zwei mit dem TSV Gochsheim zu tun, der den ESV Ansbach-Eyb zurück in die Bezirksliga geschickt hat. Vatan Spor wird im nächsten Jahr einen neuen Anlauf nehmen, um vielleicht als Meister direkt aufzusteigen.
Spielbericht eingestellt am 27.05.2018 20:59 Uhr