Mit einer Serie von elf Siegen hatten die Würzburger Kickers 2 den zweiten Platz in der Landesliga Nordwest erobert und im Endspurt verteidigt. Das geschah auch durch den Einsatz einiger Spieler der ersten Mannschaft. Diese standen nicht zur Verfügung – auch unter Verweis auf Paragraf 34 der Spielordnung, dass nur Spieler, die in der Rückrunde bei weniger als fünf ausgetragenen Spielen der ersten Mannschaft in der ersten Halbzeit mitgewirkt haben, in der Relegation eingesetzt werden dürfen. Das traf auf Niklas Weißenberger zu, ebenso auf Liridon Vocaj, dessen Wechsel nach Erfurt aber einen Tag zuvor bekannt gegeben worden war. Auch Christian Demirtas, in der Rückrunde eine defensive Stütze der Rothosen-Reserve, fehlte an seinem 32. Geburtstag. Andere, in der laufenden Saison bereits in der Reserve eingesetzte Spieler feierten zugleich in der Stadt den tags zuvor erreichten Aufstieg in die 2. Bundesliga. Mit einem abschließenden 4:0 über Feucht hatte Jahn Forchheim in der Bayernliga Nord den 16. Platz gesichert. Aus seinem Ärger darüber, dass nach dem Freifahrtschein für Erlenbach das schlechter platzierte Frohnlach das Freilos in der ersten Runde erhalten hatte, machte Forchheims Trainer Michael Hutzler im Vorfeld kein Geheimnis. Lange musste er nicht rechnen, um die Anzahl der zur Verfügung stehenden Spieler zu ermitteln. Abzüglich der beiden Torhüter standen ihm zwölf Feldspieler zur Verfügung, die Mannschaft stellte sich von selbst auf. Dennoch sahen sich die Oberfranken nicht chancenlos in Würzburg, wo die Partie auf dem Gelände des Post-SV Sieboldshöhe ausgetragen wurde, der den Würzburger Kickers seinen Platz zur Austragung der U23-Spiele zur Verfügung stellt.
Forchheims Bastian Leikam (re.) köpft den Ball vor Yunus Özdemir zu Firat Güngör (li.).
J. Sterzbach
Standardsituationen bestimmten von Beginn an eine an Höhepunkten arme erste Halbzeit. Bereits nach zehn Minuten verletzte sich Forchheims Torhüter Tugay Akbakla bei einem Pressschlag gegen Silas Krebelder und musste wenige Minuten später nach einer längeren Unterbrechung ausgewechselt werden. Sein Trainer Michael Hutzler äußerte nach der Partie keine Hoffnung, dass der 19-Jährige noch einmal in dieser Runde spielen könne. Seine Position nahm Markus Kredel ein. Auf der Gegenseite hatte Max Kümmet – einer von fünf U19-Spielern im Würzburger Aufgebot – einen Freistoß Firat Güngörs von rechts vor dessen Mitspieler pariert. Mitte der ersten Halbzeit war es Standard-Spezialist Güngör, der einen Freistoß aus 23 Metern zentraler Position um die gestellte Mauer ins, vom Schützen aus, untere rechte Eck zirkelte. Den Würzburgern gelang es nicht, aus ihren größeren Spielanteile Chancen zu entwickeln. Oft fehlte der letzte Pass oder die Hereingabe verpasste den Mitspieler. Erst in der insgesamt sechs Minuten langen Nachspielzeit der ersten Halbzeit zählten die Gastgeber eine erste Gelegenheit, als Daniele Brunos Schuss aus siebzehn Metern knapp am rechten Pfosten vorbei ins Aus ging. Forchheim musste bis dorthin keinen allzu großen Aufwand betreiben, um die ebenso aus der Standardsituation erzielte Führung zu halten.
Sebastian Fries (Würzburg, Mi.) nimmt den Ball vor Forchheims Bastian Leikam mit.
J. Sterzbach
Der achtzehn Mal in der ersten Mannschaft eingesetzte Christopher Bieber hatte zunächst in der Stadt den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert, war dann aber zum Spiel der zweiten Mannschaft gekommen, um diese offensiv zu unterstützen. Auf der vor Spielbeginn ausgegebenen Aufstellung war allerdings noch Sergey Zimin anstelle Bieber zu lesen, der Tausch fand kurzfristig statt – eine Finte? Am 26-Jährigen richteten sich die Mitspieler spürbar auf. „Er kann die Bälle vorne halten und ist als Spieler einfach ein anderes Kaliber“, wusste auch sein Trainer um die Verstärkung zur zweiten Halbzeit. Mit Bieber gelang es den Gastgebern, das Spiel noch mehr ins gegnerische Halbfeld zu verlagern. Zunächst fanden die Annäherungen ans Forchheimer Tor aber weiterhin aus der Ferne statt. Ein Schuss Moritz Lotzens aus sechzehn Metern ging über das Tor. Gefährlich wurde es nach einem Freistoß Silas Krebelders von rechts in die Mitte, dort nahm Bieber aus dem Rückraum Anlauf und wuchtete den Ball per Kopf auf das Tor. Nur eine Minute später flankte Daniele Bruno über die gleiche Seite, in der Mitte kam Marios Dimitrakopoulos zum Kopfball, doch es beförderte ihn schließlich ein Forchheimer unglücklich ins eigene Tor. Mit dem Ausgleich verstärkten die Kickers für die folgenden Minuten ihren Druck, erst in der Schlussphase gelang es den Gästen, sich aus der Umklammerung des Gegners zu befreien. Nach Adem Selmanis Flanke von links verfehlte der Schuss Alexander Boatengs aber das Tor. Auch Selmani selbst zielte bei zwei folgenden Schüssen aus der Entfernung nicht genauer, so dass die erste Begegnung beider Kontrahenten nach einer Nachspielzeit von drei Minuten unentschieden endete.
Firat Güngör spielt den Ball vor Würzburgs Yunus Özdemir zu Tobias Dietrich (re.).
J. Sterzbach
In drei Tagen am 28. Mai stehen sich beide Mannschaften auf dem Sportgelände in Forchheim erneut zum Rückspiel gegenüber. „Bei Anstoß sind wir eine Runde weiter“, wusste Trainer Michael Hutzler um die günstige Ausgangslage seiner Mannschaft und nannte zudem den zu Hause größeren Platz als möglichen Vorteil. Um die zweite Runde zu erreichen, benötigen nun auch die Würzburger ein Auswärtstor. Ob die U23-Mannschaft der Rothosen dann den einen oder anderen einsatzfähigen Spieler aus der ersten Mannschaft mitbringt, wusste Claudiu Bozesan unter Hinweis auf eine sich täglich verändernde Sachlage noch nicht zu beantworten. Der Sieger der ersten Runde begegnet in Runde zwei am 1. und 4. Juni schließlich dem VfL Frohnlach. Dessen Trainer Stefan Braungart nutzte das Freilos und schaute sich in Würzburg schon einmal den bevorstehenden Gegner an.
Spielbericht eingestellt am 26.05.2016 00:49 Uhr