"Unsere Rechnung ist aufgegangen. Wir konnten unser Spiel durchziehen", erklärte Viktoria-Coach Muhamed Preljevic den Erfolg seiner Elf und meinte damit das kompaktes Verteidigen und das schnelle Umschalten bei Ballgewinn. Dabei sah der FC-Coach die Favoritenrolle trotz des knappen 1:0-Hinspielerfolgs eher beim Bayernligisten, auch wenn ihm im fernen Oberfranken bis auf den verhinderten Alexander Grod alle Kräfte zur Verfügung standen. Für Grod brachte Preljevic Benedikt Hotz im zentralen Mittelfeld. An der Spielausrichtung änderte sich dagegen im Vergleich zum Duell am Mittwoch nichts. Bei den Oberfranken lagen die Hoffnungen auf der Rückkehr von Giorgio Arancino, der sich im Sturmzentrum mit Markus Bächer abwechseln sollte, sowie Kapitän und Abwehrchef Fabian Rauh. Doch viel Spielraum zum Taktieren hatten der Bayernligist nicht mehr, schließlich galt es den Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen: Gas geben lautete daher die von Trainer Markus Häßler ausgegebene Devise. Doch ohne dabei die Defensivarbeit zu vernachlässigen, denn die Konterstärke der Gäste war dem Coach in Erinnerung geblieben. Kontrollierte Offensive sollte der Schlüssel zum Erfolg sein.
Manuel Krapp kommt vor Giorgio Arancino an den Ball.
Thomas Nietner
Doch alle guten Vorsätze der Spielvereinigung waren bereits nach knapp zehn Spielminuten über den Haufen geworfen. Wie so oft in dieser Saison hatte sich die Häßler-Elf zwar viel vorgenommen, aber geriet früh auf die Verliererstraße. Auch dieses Mal gegen den Vertreter aus der Landesliga Nordwest. Nach dem abwartenden Beginn beider Mannschaften, nutzten die Gäste die erste Kontermöglichkeit eiskalt zur Führung aus. Dabei konnte Dominik Witzel eine Flanke von Benedikt Hotz, der sich am linken Flügel gegen Maximilian Lang durchgesetzt hatte, freistehend gegen die Laufrichtung von Torwart Yasin Yilmaz einköpfen. Doch damit noch nicht genug. Denn bereits wenige Zeigerumdrehungen später legten die Gäste nach und entschieden die Partie damit fast schon frühzeitig. Wieder war die Heimelf nach einem Ballverlust zu weit aufgerückt, so dass erneut Torjäger Dominik Witzel freie Bahn hatte und Torwart Yasin locker zur 2:0-Führung umkurvte. Selbitz war geschockt! Vor allem weil Dominik Witzel auch noch die Chance zum dritten Treffer hatte, jedoch in aussichtsreicher Position den Ball verstolperte. In der Selbitzer Rückwärtsbewegung stimmte bis dahin kaum etwas. Zwei Mal geschlafen und zwei Treffer kassiert: das war bitter. Denn die Oberfranken spielten eigentlich ganz gefällig und verzeichneten auch ein optisches Übergewicht. Allerdings ohne die Gäste dabei zwingend in Verlegenheit zu bringen. Vielmehr gestattete man den Unterfranken immer wieder Freiräume und Platz für gefährliche Konter. Die Taktik der Preljevic-Elf ging auf. Jedoch fehlte den Hausherren auch etwas das Glück. Erst verschoss Fabian Gabler nach einem Handspiel von Julian Mbuku den fälligen Elfmeter, den Gästekeeper Andreas Wagner aber auch großartig parierte, und schließlich traf Andreas Geupl aus der Distanz nur die Latte. Dass man aber überhaupt noch im Spiel war, verdankte man eher der fahrlässigen Chancenverwertung der Gäste, die durch Aydin verpassten, den Sack zuzumachen. So schöpften die Selbitzer nach dem Anschlusstreffer von Markus Bächer kurz vor dem Seitenwechsel noch einmal Hoffnung. Durchaus sah es in den Schlussminuten ganz nach dem Ausgleich aus, doch der starke Viktoria-Keeper Andreas Wagner hielt seinen Kasten bei einem schönen Schuss von Kevin Winter sauber. Vorher hatten es die Hausherren dagegen oft mit langen Bällen aus dem Halbfeld probiert. Erst als man das Tempo etwas anzog, kam man selbst zu guten Möglichkeiten. Davor fehlte es den Angriffsbemühungen der Heimelf gegen eine kompakte Gästeelf jedoch an Tempo und Aggressivität. Lediglich Andreas Geupl sorgte immer wieder einmal für gefährliche Ansätze. Gästecoach Muhamed Preljevic konnte daher zur Halbzeit zufrieden mit seiner Mannschaft sein, die sich taktisch diszipliniert präsentierte und nach Ballgewinn stets schnell und gefährlich umschaltete. Hinten standen die Kahler zudem kompakt und hatten notfalls noch einen starken Keeper zwischen den Pfosten.
Markus Bächer mit letzten Einsatz gegen Jasko Colovic.
Thomas Nietner
Offenbar hatte der Anschlusstreffer von Markus Bächer noch einmal Hoffnung bei der Heimelf geweckt, die kämpferisch aus der Pause kam und durch ihren Torjäger auch postwendend die erste gute Möglichkeit hatte. Allerdings konnte man aus der Überlegenheit kein Kapital schlagen. Kahl konnte die Partie locker runterspielen, die Führung verleihte dem Landesligisten dazu die notwendige Sicherheit. Denn ein richtiges Powerplay brannten die Oberfranken bei allen Bemühungen nicht gerade runter. Spätestens als Goalgetter Gökhan Aydin, der bereits kurz zuvor nur das Lattenkreuz getroffen hatte, Mitte der zweiten Hälfte mit dem dritten Gästetreffer alles klar machte, schwand die Hoffnung der Heimelf rapide. Die Partie war entschieden, der Abstieg der Selbitzer nicht mehr abzuwenden. Die Luft war raus. Die geplante Umstellung auf eine Dreierkette und einer weiteren Offensivkraft hatte sich damit erledigt, der Rest war nur noch reine Formsache für die Kahler, die sich schon einmal auf die anstehende Begegnung gegen Alemannia Haibach am kommenden Mittwoch einstimmen konnten.
Trotz der 1:3-Niederlage am heutigen Tage, waren sich alle Akteure einig, dass man den Abstieg nicht gegen den Landesligisten verspielt hatte, sondern bereits schon in der Rückrunde, als man mehrmals die Chance hatte, sich von den Abstiegsrängen abzusetzen. Dass man natürlich das Rückspiel letztendlich bereits in den ersten Spielminuten verlor, lag daran, dass man den Gästen ins offene Messer rannte und sich zwei individuelle Fehler in der Rückwärtsbewegung leistete. Auch Markus Häßler sah das nach dem Spiel ähnlich: "Das Spiel war irgendwie symptomatisch für die Saison." Nach dem nun feststehenden Abstieg, wird sich das Gesicht der Selbitzer in der nächsten Saison erheblich ändern. Bereits neun Zugänge stehen fest, auf der anderen Seite verlassen gestandene Spieler wie Sascha Prell, Giorgio Arancino, Daniel Sam, Fabian Rauh und vielleicht auch Christopher Kuhnlein den Verein. Doch der neue Selbitzer Trainer sieht nur wenige Stunden nach dem bitteren Gang in die Landesliga aber auch eine Chance für den Verein: "Wir bekommen gute Typen dazu." Viktoria Kahl will es dagegen nun wissen und plant gegen Alemannia Haibach den Sprung in die Bayernliga.
Spielbericht eingestellt am 01.06.2014 00:06 Uhr