Akin Bölük ist zurück und wieder in der Startelf. Die Abwehr auf einigen Positionen umgebaut: Die Anhänger von Dergah Spor warteten gespannt auf den Anpfiff. Anspannung auch beim Jahn: Trotz dreier Siege ist die Liga jede Woche aufs Neue eine große Herausforderung. Vier verletzte Spieler (Grütze, Skuza, Distler, Bajric) und drei Urlauber (Saffra, Sulejmani, Clausnitzer) musste Coach Hutzler ersetzen. Er vertraute auf die siegreiche Elf aus dem Bad Abbach-Spiel, logischerweise. Und Hutzler wusste: „Wenn man Dergah Spor spielen lässt, sind sie eine ganz starke Mannschaft.“ Nach 90 Minuten mussten er und sein Team dies bitter erfahren.
Johannes Schmidt lässt ausnahmsweise Ersoy Sezer ins Leere laufen. In der zweiten Halbzeit hatten meist die Forchheimer das Nachsehen.
Christian Dotterweich
Bereits in der ersten Minute setzte Okcan Tekdemir einen Drehschuss Richtung Jahn-Tor an. Die Gäste-Abwehr war also gewarnt. Mit der Hereinnahme von Rückkehrer Akin Bölük stand Tekdemir zwar nominell neben ihm in der Spitze, aber der ausgefuchste Routinier ließ sich immer wieder fallen und agierte als hängende Spitze mit vielen guten Pässen. Es war klar zu sehen: Das ist seine Lieblingsposition. Seinen ersten gefährlichen Pass in die Schnittstelle nahm ein zweiter, ganz starker Dergah-Spieler auf: Mustafa Jasarevic bereitete Hendrik Hassa auf der rechten Außenbahn große Schwierigkeiten, denn der kleine Neuzugang von Süd Nürnberg war vor Schnelligkeit und Tatendrang kaum zu bremsen. Glück für die Gäste, dass Forchheims Bester, Keeper Marc Schiffer, in der fünften Minuten mit einer Glanztat rettete. In der Folgezeit erarbeitete sich der Jahn gute Gelegenheiten. Doch das eigene Unvermögen oder Keeper Karali vereitelten Schlimmeres, denn die im Vergleich zum Cham-Spiel auf drei Positionen veränderte Dergah-Abwehr barg bis auf Stabilisator Berkan Caglar durchaus Lücken. Doch weder ein pfeilschneller Manuel Menges über links, noch ein talentierter Franz Schmuck über rechts vermochten ihre Qualitäten zur Geltung bringen. Auch Christian Michl, der als Kapitän gewohnt seine Führungsrolle annahm und den offensiveren Part des Sechsers mimte (im Vergleich zum defensiveren Heiko Schaup), konnte zusammen mit Zehner Ferdi List, die entscheidenden Lücken in der Nürnberger Abwehr nicht finden. Die unglückliche Reihe der individuellen Forchheimer Fehler eröffnete „Schorsch“ Neudecker, der nach einem feinen Bölük-Pass Okcan Tekdemir im Sechzehner unsanft und rigoros von den Beinen holte. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte sicher (20.). Der Torjubel der Forchheimer nach einer halben Stunde verflog schnell, als der Schiri-Assistent spät, aber zu Recht, die Fahne hob. Chancen und gute Szenen wechselten sich in einem kurzweiligen Spiel ab, wobei beide Torhüter ihre Arbeit sauber erledigten.
Dergah Spor fightete. Akin Ahmet spielt hier noch am Boden weiter.
Christian Dotterweich
Um den Forchheimern gleich mal den Wind aus den Segeln zu nehmen, zappelte bereits in der 49. Minute das Leder erneut im Netz: Außenverteidiger Emre Gürses setzte sich über rechts durch, passte quer nach innen auf Akin Bölük, und der verlorenen Sohn ließ mit links aus 15 Metern Keeper Schiffer keine Chance. Da war es: Das erste Landesliga-Tor des Heimkehrers. Daraufhin musste der Jahn-Trainer reagieren: Stürmer Kumpir kam für Defensiv-Mann Schaup, und auf der anderen Seite schickte Turgay Karali seine Allzweckwaffe Mike Zander auf die Sechser-Position, woraufhin Zehner Akin Ahmet gehen musste. Doch das Spiel entglitt den Forchheimer zusehends. Einzig ihrem starken Torwart hatten sie es zu verdanken, dass das Debakel nicht noch größer wurde. Dem Jahn fehlte der entscheidende Pass, die zündende Idee, aber auch noch einer, der dies vorne kaltschnäuzig umsetzen konnte. Was folgte, war fast logisch: Wie Trainer Hutzler vermutete, wird Dergah Spor gefährlich, wenn man sie spielen lässt. Mit einer schönen Kombination, erneut über ihre starke rechte Seite, passte ein überragender Tekdemir quer auf Akin Bölük, der erst an Schiffer scheiterte, aber im Nachschuss mit Gewalt aus acht Metern abzog (59.). Und zu allem Unglück kam für die Gäste auch noch Pech hinzu: Sechs Minuten nach dem 3:0 bewies wieder mal Okcan Tekdemir Auge und Ballgefühl. Sein Zuckerpass auf den nicht zu bremsenden Jasarevic konnte Hendrik Hassa nur mit einem Foul beantworten. Zum Strafstoß trat ein cooler Tekdemir an - 4:0! Die Luft war bei den Forchheimern nun draußen. Da fiel das 5:0 in der 75. Minute gar nicht mehr so ins Gewicht, als Akin Bölük gegen Georg Neudecker und Johannes Schmidt keine Probleme hatte, abzuschließen.
Nach 90 Minuten war der Sieg selbst in der Höhe für die Nürnberger Türken verdient. Die Forchheimer haben schmerzlich erfahren müssen, dass jedes Spiel ein großes Fragezeichen und viel Arbeit bedeutet. Alle Dergah-Spor-Anhänger waren sich über die Rückkehr und die Tore von Akin Bölük einig: "Er freut sich, wir freuen uns!"
Spielbericht eingestellt am 14.08.2011 08:15 Uhr