Roland Winkler, der Trainer des Vorjahres-Meisters in der Kreisliga 2 Erlangen/Pegnitzgrund SC Rupprechtstegen, hatte seine Taktik zunächst dahingehend gestaltet, als Neuling nicht „ins offene Messer“ zu laufen und „versuchen, denn Pegnitzer Spielmacher Patrick Jordan in den Griff zu bekommen“. Mit diesem Plan rechneten sich die Gastgeber, die 2008/2009 nach einjährigem Gastspiel in der Bezirksliga Nord (damals 3:2 und 2:2 gegen den ASV Pegnitz) abstiegen, durchaus etwas aus. Vor der Viererkette agierten zwei Sechser (Uwe Gerstacker und Nico Döhring), davor drei Mann mit dem zentralen offensiven Mittelfeldspieler Gerd Deinzer und Torjäger Jens Leissner als einzige Spitze. Der Hersbrucker erklärte die eher defensive Ausrichtung als flexible Aufstellung, womit er bei Rückstand entsprechend reagieren könne (auch mit vier offensiven Spielern auf der Auswechselbank). Für Gästetrainer Detlef Hugel (er kam vom TSV Neudrossenfeld aus der Landesliga Nord) war der Auftritt mit seinem neuen Team in Rupprechtstegen Neuland: „Ich muss mich erst im Bezirk Mittelfranken akklimatisieren“, so der Pegnitzer Coach vor dem Spiel. Aufstellungstechnisch hatte der ASV-Trainer einige interessante Personalien zu vermelden: Pascal Haberberger erhielt als einziger Stürmer den Vorzug vor Christopher Schraml. Die Neuzugänge Tobias Haberberger (vom TSV Elbersberg, auf der linken Sechser-Position) und Alexander Lindner (von der SG Trockau, in der Viererkette links) standen in der Startelf. Nach einer „intensiven und guten Vorbereitung“ erwartete Hugel einen „harten Fight mit einem knappen und positiven Ergebnis“ gegen einen durch den Aufstieg euphorischen Gegner.
Der Ex-Pegnitzer Florian Deinzer (Neuzugang vom TSV Velden, links) in Aktion als Rechtsverteidiger in der Viererkette.
Ralph Strobl
Die Gäste begannen die Begegnung – ganz nach den Vorstellungen ihres Trainers – druckvoll mit frühem Stören des ballführenden Spielers. Somit war es nicht verwunderlich, dass diese aggressive Spielweise der Pegnitzer gleich zu einer guten Torschussgelegenheit führte – doch der Versuch des auffälligen Ralf Stiefler (im linken Mittelfeld) aus rund 15 Metern wurde abgewehrt (5.). Der SC Rupprechtstegen sah sich in den ersten 25 Minuten einer laufstarken Pegnitzer Mannschaft gegenüber, die über die Außenpositionen viel Dampf machte, aber im Sturmzentrum – dort enttäuschte Pascal Haberberger – zu wenig Gefahr ausstrahlte. In Minute 15 (nach einer Ecke wurde der Ball noch vor der Torlinie abgewehrt) und Minute 16 (Stiefler traf den linken Pfosten) hätten die kompakten Pegnitzer schon in Führung gehen können. Auf der Gegenseite blitze die Torgefährlichkeit von Jens Leissner (Kopfball, 11.) und Gerd Deinzer (zögerte beim Torschuss, 18.) schon auf. Wohl dem, der einen Mann namens Patrick Jordan in seinen Reihen hat, der in der 42. Minute mit einem Geniestreich den Favoriten aus Pegnitz in Front schoss: Der „Capitano“ der Schulstädter traf mit einem bombig verwandelten 22-Meter-Freistoß ins rechte obere Eck zum 0:1-Halbzeitstand.
Der zweifache Torschütze Ralf Stiefler (Nummer elf) bei einem seiner zahlreichen Torschüsse.
Ralph Strobl
Nach dem Seitenwechsel rückte Gerd Deinzer aus dem Mittelfeld etwas weiter nach vorne und unterstützte Jens Leissner im Angriff. Und siehe da: Der gastgebende Aufsteiger fand mit erhöhtem Tempo in die Partie zurück. Gerd Deinzer probierte es gleich auf eigene Faust aus 16 Metern – aber sein Schuss wurde abgeblockt (49.). Auf der Gegenseite vergaben die Hugel-Kicker drei hochkarätige Chancen (Tobias Haberberger/50., Pascal Haberberger/52., Patrick Jordan/54. an den Pfosten und im Nachschuss Ralf Stiefler) und somit die gute Gelegenheit, das Spiel frühzeitig zu entscheiden. SCR-Coach Roland Winkler reagierte und brachte Michael Gebsattel für Sebastian Deinzer im Mittelfeld (54.). Fünf Minuten später hatte Hugel genug gesehen von Pascal Haberberger und wechselte für ihn Christopher Schraml als Sturmspitze ein (59.). Rupprechtstegen hatte Mitte der zweiten Halbzeit seine beste Phase, doch der letztjährige Kreisliga-Torjäger Jens Leissner hatte zwei Mal kein Glück im Torabschluss: Eine Freistoßflanke von Gerd Deinzer köpfte er knapp vorbei (58.) und in der 65. Minute scheiterte er mit einem tollen Zehn-Meter-Schuss am bärenstarken Pegnitzer Torhüter Dominik Schuster. Da die Gäste den „Sack“ nicht zumachten und der Aufsteiger nun engagiert um den Ausgleich kämpfte, blieb das sehr faire Spiel – es gab keine einzige Gelbe Karte vom insgesamt gut leitenden 18-jährigen BOL-Schiedsrichter Christian Stahl (TSV Kirchenlaibach, Gruppe Bayreuth) – vor offiziell 280 Besuchern spannend. In den letzten Minuten behielten die cleveren Pegnitzer den Überblick und trafen noch drei Mal, was sie vorher versäumt hatten. Nachdem Stiefler (auf Klasse-Zuspiel von Schraml) am guten Rupprechtstegener Torhüter Stefan Singer scheiterte (80.), war es Patrick Jordan, der sein Team mit dem 0:2 erlöste: Der „Mann des Spiels“ versenkte die Kugel aus spitzem Winkel halblinker Position mit einem Flachschuss ins lange Eck (81.). Stiefler (85.) und Alexander Lindner (86.) ließen weitere „Hundertprozentige“ aus, doch Stiefler trug sich doch noch zwei Mal in die Torschützenliste ein. In Minute 87 im Nachschuss und in der Nachspielzeit (90./+1) nach schönem Zuspiel von Schraml aus halblinker Position gegen den nun resignierenden Aufsteiger.
Der SC Rupprechtstegen darf das Spiel gegen ein vermeintliches Top-Team der Liga wie es der ASV Pegnitz ist, nicht als Maßstab betrachten, ob man selbst bezirksligareif ist oder nicht. Mit dem nötigen Mut, Tempo und Cleverness ist für den Wiederaufsteiger durchaus der Ligaverblieb möglich – erst recht, wenn Spielmacher Marco Schönhöfer (nach überstandener Knieverletzung, er fehlte die komplette Vorbereitungsphase) am Dienstag wieder das Training aufnimmt und in einigen Wochen wieder topfit sein soll. Mit dem ASV Pegnitz ist im weiteren Saisonverlauf auf jeden Fall relativ weit oben in der Tabelle zu rechnen. Nach dem Abgang von Torjäger Daniel Abraham (zum FSV Erlangen/Bruck) agierte der Vorjahresdritte zum Auftakt nur mit einer Spitze. Ob dies das Allheilmittel – auswärts und in Heimspielen – sein wird, wird sich zeigen. Zumindest bietet der Kader – im Vergleich zur Vorsaison – mehr gleichwertige Alternativen, was im Rennen um einen Spitzenplatz in der Bezirksliga Mittelfranken 1 von Vorteil sein könnte. Der SC Rupprechtstegen gastiert am zweiten Spieltag (Sonntag, 7. August, 15 Uhr) beim Post SV Nürnberg, der zum Auftakt beim FC Stein antrat. Der ASV Pegnitz erwartet am kommenden Sonntag Cagri Spor Nürnberg, die am ersten Spieltag gegen die SpVgg Hüttenbach spielten.
Spielbericht eingestellt am 01.08.2011 05:33 Uhr