Die Gastgeber, unweit der Nürnberger Flughafens "Am Wegfeld" beheimatet, können mit einem Schnitt von 254 Fans auf einen guten Zuschauerstamm vertrauen, die sich mit den Spielern identifizieren, da die meisten TSV-Kicker ("die Bucher Jungs") Eigengewächse sind. Und wer Spieler namens "Small" und "Riese" in einer Mannschaft hat, der kann als verdienter Herbstmeister in der großen Bezirksliga Mittelfranken Nord (mit 17 Teams) schon ein kleines "Buch" schreiben – berechtigterweise mit dem Kapitel, wie man effektiv Spiele gewinnt.
In der Stadionzeitung des TSV Buch sprach Trainer Roland Frey von einem "richtig unangenehmen Spiel" gegen den Tabellenletzten, zeigte sich aber auch zuversichtlich und kämpferisch: "Wir müssen heute von der ersten Minute an Vollgas geben, den Gegner unter Druck setzen ohne die Defensive zu vernachlässigen. Wenn wir das alles beherzigen, kann es nur einen Sieger geben", so Frey, der trotz des 3:0-Hinspielsieges in Schwaig (mit vier eigenen Alu-Treffern, aber auch hochkarätigen Chancen der Schwaiger) seine Mannschaft warnte. Die Stärken der "Bucher Jungs" liegen derzeit in der vorbildlichen Disziplin und dem beindruckenden Spiel "gegen den Ball" (erst zwölf Gegentore in 16 Spielen, davon nur sechs in den letzten 13 Begegnungen). Torjäger Udo Brehm meinte vor dem Spiel: "Überraschungen wollen wir heute nicht erleben. Wir sind gefordert, eine Topleistung abzurufen, denn im Vorbeigehen werden wir diese Punkte nicht geschenkt bekommen."
Trainer Roland Frey stellte im Vergleich zum erfolgreichen SK Lauf-Spiel personell auch nicht um, sondern vertraute seiner bewährten Startelf. Mit einer Dreierkette in der Abwehr, zwei "Sechsern" im Mittelfeld (Oertel und Litz), zwei Spieler auf den Außenbahnen (Small und Fleischmann), zwei hängende Spitzen (Riese und Hofmann) sowie Goalgetter Brehm im Sturmzentrum begann der Ligaprimus das 14. Kapitel seiner Erfolgsgeschichte. "Wir müssen Geduld haben. Vielleicht fällt erst ein Tor nach der Halbzeit, nach Eckbällen oder über unsere gefürchteten Standards", meinte Frey.
Sein Pendant Jens Hamann (seit 21. September im Amt, seitdem drei Remis und drei Niederlagen) hatte vor Spielbeginn eine personelle Überraschung zu vermelden: Ilias Rantzoglou (29) wechselte kurzfristig vom BOL-Klub Dergah Spor Nürnberg an den Mittelbügweg in Schwaig und wurde von seinem neuen Coach gleich als Stürmer neben Robert Larisch aufgeboten. Dünfelder und Zitting sollten über die Außen Akzente setzen, Weber und Munkert auf den Halbpositionen im Mittelfeld zunächst defensiv dicht machen. Eine Viererkette verteidigten zwei Meyer – Stefan (links) und Julian (rechts). Zwei nominelle Angreifer in der Startformation waren auch im Sinne von Hamann: "Wir wollen uns nicht verstecken. Das ist eine Grundphilosophie von mir. Wir wollen in der Tabelle unten raus und müssen deshalb Tore schießen. Es zählen eigentlich nur Siege, aber mit einem Punkt beim Tabellenführer könnte man auch gut leben", gab Hamann Einblicke in seine Überlegungen vor dem Anstoß. Neben Christian Lorenz (Rotsperre) fehlten vom Stamm Benjamin Knorr (krank), Matthias Roth und Lothar Thurner.
Schwaigs Torhüter Heiko Saß hielt einige Male bravourös und parierte etliche Schüsse.
Ralph Strobl
Bei nahezu frühlingshaften Temperaturen am zweiten November-Sonntag machten die Gäste, die als krasser Außenseiter in die Begegnung gingen, von Beginn an einen hellwachen Eindruck. In der achten Minute reklamierten die Schwaiger ein Handspiel eines Buchers im eigenen Strafraum, doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Auf der Gegenseite versuchte der TSV Buch Druck aufzubauen. Nach einer Rechtsflanke stand Michael Hofmann am Strafraum in guter Schussposition, verzog aber über das Tor (11.). Eine Minute später ging ein Freistoßversuch aus etwa 18 Metern in aussichtsreicher Position am Tor vorbei. Nach diesen ersten Aktionen vor beiden Toren bekamen die Zuschauer gleich das überraschende 1:0 der Gäste zu sehen, als im linken Teil des Strafraums Ilias Rantzoglou frei war und dieser überlegt mit einem satten Schuss ins lange Eck traf (13.). Dieses Treffer belebte gleich das gesamte Spiel, der vermeintliche "Underdog" wurde noch mutiger und erhöhte acht Minuten später sogar auf 2:0. Einen Rempler von Buchs zentralem Abwehrmann Andre Förster an Jens Zitting im Sechzehner erkannte der Schiedsrichter völlig richtig als Foul und deutete sofort auf den Punkt, wovon Christoph Weber sicher verwandelte. Dies war das zehnte Saisontor des 24-Jährigen, der im Sommer vom Regionalligisten SpVgg Greuther Fürth Amateure zu seinem Heimatverein kam. Der TSV Buch präsentierte sich in dieser Phase geschockt, der Frey-Elf unterliefen viele leichte Abspielfehler und Unkonzentriertheiten, was man von einem Tabellenführer nicht erwartete. Der Ligaprimus hatte in der 34. Minute sogar Glück, als nach einem Angriff der Schwaiger über die rechte Seite ein Zuspiel von Rantzoglou auf den freistehenden Larisch am langen Pfosten im Strafraum lauernd nicht ankam- das wäre das mögliche 0:3 gewesen. Auf der Gegenseite versuchten die wohl etwas zu locker in die Partie gegangenen Bucher Jungs noch vor der Halbzeit den Anschluss herzustellen. Doch acht Eckbälle waren meistens ungefährlich und auch der bemühte Torjäger Udo Brehm ließ bei einer guten Einschussmöglichkeit Konsequenz im Torabschluss vermissen (40.).
Der Tabellenführer TSV Buch landete im Duell mit den „Schlusslicht“ etwas „auf der Nase“. Schwaigs Kapitän Daniel Katzenberger (hinten im Bild) arbeitete in den Innenverteidigung ordentlich.
Ralph Strobl
Buchs Trainer Roland Frey musste in der Halbzeit ein Zeichen setzen, wechselte Kapitän Jörg Litz aus und brachte "Edeljoker" Rene Schumann (30, sieben Saisontore, letzte Saison noch beim ASV Vach), der über die linke offensive Seite im Angriff zusätzlich Druck entfachen sollte. Andre Förster übernahm die Kapitänsbinde als "letzter Mann" in der Abwehr. Die Gastgeber agierten nun wesentlich zielstrebiger und hatten bei nun klaren Feldvorteilen gleich in der 51. Minute eine gute Gelegenheit. Doch Schwaigs guter Torhüter Heiko Saß parierte einen 20-Meter-Schuss von Brehm noch zum Eckball. Schwaigs Trainer Jens Hamann ließ nach dem Seitenwechsel Robert Larisch als einzigen Angreifer die Rolle des Stoßstürmers spielen. Doch auch weil dieser (zu wenig unterstützt vom breiten Mittelfeld) kaum für Entlastung sorgte, kam in der 60. Minute Marco Ranft für ihn. Buch gab sich nicht geschlagen und Schwaig hatte Mitte der zweiten Halbzeit noch lange nicht gewonnen. In der 61. Minute stürzte der in den Strafraum eingedrungene Bucher Stefan Fleischmann zu Boden. Die Gastgeber forderten Elfmeter. Von der gegenüberliegenden Außenlinie sah es klar nach einem Foulspiel aus. Doch die beteiligten Schwaiger Abwehrspieler beteuerten nach dem Spiel, dass erst der Ball gespielt wurde, ehe ein Kontakt mit dem Gegenspieler stattgefunden habe. Fakt ist: Hätte der Schiedsrichter Elfmeter gepfiffen, hätte sich niemand beschweren dürfen – er wäre vertretbar gewesen. Zwei Minuten später musste Saß nochmals sein Können aufbieten und entschärfte einen 18-Meter-Knaller. Der 1:2-Anschlusstreffer fiel in der 73. Minute zwar relativ spät, aber es war noch genügend Zeit, das Blatt für Buch noch zu wenden. Michael Hofmann setzte sich schön in zentraler Position durch und schob frei vor Torwart Saß ins rechte untere Eck ein. Dies war die Initialzündung für einen Schlussspurt der nie aufsteckenden Gastgeber, die ihren Nimbus der Unschlagbarkeit (seit 13 Spielen) nicht gegen den Tabellenletzten peinlicherweise verspielen wollten. Aufgrund der hohen Quote an Ballbesitz und Druckphasen in der zweiten Halbzeit gegen die tapfer verteidigenden Schwaiger war der 2:2-Ausgleich auch hochverdient, auch wenn dieser in der Entstehung nicht hätten passieren dürfen. Denn bei einem Einwurf deutete der Assistent Ballbesitz für den SV Schwaig an. Buch schnappte sich aber clever schnell das Leder und warf ein, da der Schiedsrichter seinen Assistenten "überstimmte". Schwaig war irritiert, Joker Rene Schumann tankte sich am linken Flügel durch und versenkte die Kugel ins lange Eck zum vielumjubelten Ausgleich. Die Gäste protestierten vehement nach dem Tor beim Schiedsrichtergespann, doch die Entscheidung wurde nicht mehr rückgängig gemacht und das 2:2 (83.) zählte. Die zweiminütige Nachspielzeit nützten der SV Schwaig noch zu zwei taktischen Auswechslungen, um den vor dem Spiel nicht für möglich gehaltenen Punkt über die Zeit zu retten.
Fazit und Ausblick
Das Spiel war wieder ein Paradebeispiel dafür, dass in der Bezirksliga Mittelfranken Nord in dieser Saison keine vermeintlich "schwachen" Mannschaften gibt. Fast jede Mannschaft kann an einem guten Tag gegen nahezu jedes Team mithalten – die Leistungsdichte in der Liga ist immens.
Durch das nicht einkalkulierte Remis des Tabellenführers TSV Buch ist das Meisterschaftsrennen noch spannender geworden, zumal der FC Stein am Samstag beim SK Lauf (deren Trainer Aleksandar Abutovic am Sonntag in Buch unter den Zuschauern war) 2:1 gewann. Wer den SV Schwaig im Abstiegskampf abschreibt, könnte falsch liegen. Denn mit der offenbarten Moral und dem taktischem Geschick ist der Pegnitzgrund-Vertreter noch lange nicht abgeschrieben, zumal in der Winterpause eventuell noch der ein oder andere Neuzugang geholt wird ...
Der TSV Buch spielt am kommenden Sonntag, 21. November um 14 Uhr beim Verfolger FC Stein, gegen den man am zweiten Spieltag (Sonntag, 8. August) zu Hause mit 1:4 stolperte. Der SV Schwaig muss nächste Woche zur gleichen Zeit zu Hause am heimischen Mittelbügweg mit dem TSV Burgfarrnbach auseinandersetzen, gegen den man in der Vorrunde mit 0:1 verlor.
Spielbericht eingestellt am 14.11.2010 21:04 Uhr