Wenn man auf dieses Spiel wetten könnte, würden die Buchmacher vermutlich verzweifeln. Sowohl die DJK Weingarts, als auch der TSV Neunkirchen liefern mit schöner Regelmäßigkeit die krummsten Ergebnisse der Liga: Auf der einen Seite die Weingartser, die zuletzt beim TSV Buch eine 6:2 Bauchlandung hinlegten, auf der anderen Seite der Gast aus Neunkirchen, der den Spitzenteams aus Zirndorf und Baiersdorf die Punkte abnimmt, um dann in Uehlfeld mit 5:3 unter die Räder zu kommen. „Das ist eine mentale Geschichte, das habe ich in den eineinhalb Jahren hier gelernt" verrät Lothar Fürst, Trainer des TSV. „Uns fehlt einfach die Konstanz. Wir sind mit kurzfristigen Erfolgen zu schnell zufrieden" analysiert der Übungsleiter für den anpfiff. Sein Pendant Michael Hutzler plagen derweil ganz andere Probleme: „Die komplette Saisonvorbereitung habe ich die Viererkette trainiert, um Überzahl im Mittelfeld zu schaffen und jetzt muss ich sie alle verletzungsbedingt ersetzen" klagt der Spielertrainer. „Im Aufstiegsjahr war die Abwehr unser Prunkstück, diese Saison konnten wir kein einziges Spiel zu Null spielen, aber heute müssen wir damit anfangen".
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| Alexander Ruf gegen zwei Weingartser. Der Neunkirchner Mittelfeldmotor führte die meisten Zweikämpfe | |
| Fatih Aslan | |
Wer die Chancen nicht rein macht…
Der Gast aus Neunkirchen erwischte den besseren Start und setzte die neu formierte Viererkette der Weingartser mächtig unter Druck. Die Stoppuhr zeigte noch nicht mal die fünfte Minute an, als Marcus Hofmann seine zweite Großchance für den TSV Neunkirchen versiebt hatte. Die Anfangsminuten gehörten ganz klar den Brandbachkickern und dieser Dominanz wollten die Gäste auch im Ergebnis so schnell wie möglich Ausdruck verleihen. Dabei war es keineswegs so, dass Neunkirchen den besseren Fußball spielte, aber Weingarts machte im Aufbauspiel einfach zu viele Fehlpässe und brachte den Gegner häufig noch in der eigenen Hälfte ins Spiel. Gelegentliche Konter, wie in der zehnten Minute durch den schnellen Rik Göllner, wurden viel zu ungenau abgeschlossen, um Torwart Tobias Habermann in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. In der 15. Minute hätte es aber fast geklingelt – im eigenen Tor: Einen Einwurf konnte Keeper Uwe Kellner wegen des holprigen Bodens nicht stoppen und beinahe wäre der Ball ins Tor getrudelt. Anschließend war wieder Neunkirchen am Zug und wieder wurden beste Chancen leichtfertig vergeben. Alleine Marcus Hofmann hätte bei diesem Spiel einiges für sein persönliches Torkonto tun können, doch seine Schüsse gingen jeweils knapp am Gehäuse von Uwe Kellner vorbei. Weingarts war im ersten Durchgang völlig überfordert und ließ den Gast gewähren, doch die Brandbacher nahmen die Geschenke nicht an und vergaben weitere Großchancen im Minutentakt: Thomas Schmitt war in der 23. Minute auf und davon, brachte es aber nicht fertig, den Ball am heraus geeilten Uwe Kellner vorbei im Tor unter zu bringen. Die Gastgeber hätten sich nicht beschweren können, wenn es zu diesem Zeitpunkt bereits 0:5 gestanden wäre. In den letzten 15 Minuten der ersten Hälfte verflachte das Spiel ein wenig und wie es so schön heißt, dümpelte die Partie so vor sich hin. Beim Boxkampf wäre Neunkirchen klarer Punktsieger gewesen, beim Fußball reichte es nur für eine optische Überlegenheit und zu einer Vorahnung auf eine uralte Fußballweisheit.
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| Spielertrainer Michael Hutzler nimmt Anlauf zum Freistoß. In der ersten Hälfte war Maigisch nur bei Standards gefährlich | |
| Fatih Aslan | |
…wird dafür bestraft
Unverändert gingen beide Mannschaften in den zweiten Durchgang. Michael Hutzler muss seinen Jungs gehörig die Leviten gelesen haben, anders ist der Auftritt der Maigischer in den zweiten 45 Minuten nicht zu erklären. Völlig aufgedreht und mit viel Herz stellten sie die erste Hälfte auf den Kopf und suchten ihr Heil in der Offensive. Der schnelle Matthias Pinzel wurde immer wieder geschickt und war Hauptakteur beim einzigen gravierenden Fehler des sehr guten Schiedsrichtergespanns: Auf dem Weg zum Tor wurde der Weingartser Stürmer von Roland Schmitt im Strafraum gefoult, doch Schiri Michael Tittmann zeigte an, dass weiter gespielt werden solle und lag damit völlig daneben. Richtig wäre Elfmeter für Weingarts und die rote Karte für den Neunkirchner gewesen und dann hätte das Spiel vermutlich einen ganz anderen Verlauf bekommen. So gestaltete sich das Spiel immer mehr zu einem offenen Schlagabtausch beider Offensivreihen, ohne dabei das Quäntchen Glück zu haben. Nach einem Eckball von Michael Köhler war wieder einmal Alexander Ruf zur Stelle, doch sein Schuss konnte Daniel Bauernschmitt auf der Linie entschärfen. In der 54. Minute reagierte Michael Hutzler, nahm Matthias Pinzel aus dem Spiel und brachte mit Benjamin Schüpferling einen frischen Mann für die Offensive. Weingarts war läuferisch wesentlich besser und drängte auf die Führung, aber selbst beste Chancen von Link, Färber und dem später eingewechselten Schimann brachten nicht den gewünschten Erfolg. Man wurde das Gefühl nicht los, dass beide Mannschaften noch zwei Stunden spielen könnten, ohne ein Tor zu erzielen. Als sich schon alle auf ein Unentschieden eingestellt hatten, passierte es doch noch: Nach einem Kopfball von Andreas Färber konnte Keeper Habermann den Ball nur nach vorne klatschen, Benjamin Schüpferling stand da, wo ein echter Joker stehen muss und wuchtete die Kugel unhaltbar in die Maschen zum erlösenden 1:0. Anschließend war nochmal Pfeffer in der sonst sehr fairen Partie: Roland Schmitt ließ sich zu einem dummen Foul an der Seitenlinie hinreißen und der vorher noch umjubelte Torschütze zu einer noch dümmeren Aktion, indem er den Übeltäter vor den Augen von Referee Tittmann umschubste. Logische Konsequenz: Rot für beide. Danach passierte nichts mehr und so blieb es dank einer fulminanten zweiten Hälfte beim glücklichen 1:0 der Hausherren. Hätte Neunkirchen in der ersten Hälfte die Chancen besser genutzt, hätte Torwart Uwe Kellner nicht teilweise glänzend gehalten, hätte Neunkirchen etwas mehr Glück gehabt… Hätte wenn und aber. Fakt ist: Neunkirchen bleibt in der Fremde weiterhin eher blass und Weingarts zeigt nach dem 2:6 gegen Buch Moral und meldet sich rechtzeitig vor dem schweren Spiel gegen Zirndorf zurück. Anschließend geht es zum TSV Schwaben Nürnberg, ehe der Topfavorit aus Baiersdorf seine Visitenkarte in Weingarts abgibt. Der TSV Neunkirchen baut in der nächsten Woche auf die Heimstärke gegen die überraschend starken Röttenbacher und muss dann in 14 Tagen beim aktuellen Tabellenzweiten SpVgg Erlangen Farbe bekennen.