Nach dem 2:2 gegen den ASV Veitsbronn und der 2:3-Niederlage bei Cagri Spor Nürnberg, war der SV Schwaig etwas unter Zugzwang, seine führende Position in der Liga mit noch vier Zählern Vorsprung zu verteidigen. Die Niederlage bei Cagri Spor analysierte man im Schwaiger Lager sehr selbstkritisch (Co-Trainer Tomas Di Stasio: „Wir waren unterirdisch und sind nicht als Mannschaft aufgetreten“), auch wenn man dem Gegner ein Lob zollte („Cagri Spor hat es gut gemacht“). Da man zuletzt zu viele Gegentore kassierte, rückte diesmal Daniel Munkert in die Innenverteidigung und der vielseitig einsatzbare Fabian Dünfelder neben Denis Opcin (mit Maske für seine verletzte Nase beginnend, nach etwa 20 Minuten ohne diesen Schutz agierend) auf die Sechser-Position. Top-Torjäger Christoph Weber (24 Tore), der im Hinspiel alle drei Treffer zum 3:0-Auswärtssieg erzielte, sollte in der zentralen offensiven Position für Gefahr sorgen. Im 4-2-3-1-System war Neuzugang Fabian Waldmann (19, 15 Saisontore, vom SK Lauf) die einzige nominelle Spitze. Wie Tomas Di Stasio vor dem Spiel ankündigte, wollten die Hausherren auf der Basis eines stabilen Deckungsverbunds (Viererkette und zwei Sechser) wie in die Erfolgsspur finden. "Wir haben vor, von Beginn an hohes Tempo zu spielen – mit unserem Kurzpassspiel." Vom Stamm fehlte Kapitän Christian Lorenz (Innenbandriss im Knie) und Neuzugang Ingo Platschek (beruflich verhindert). Jens Zitting nahm nach einer Verletzungspause ebenso auf der Bank Platz wie Patrick Kern (nach seinem Kreuzbandriss). Vor dem Gegner zeigte Di Stasio Respekt: "Sie haben immer noch gute Einzelspieler. Wir müssen unsere mannschaftliche Geschlossenheit entgegensetzen."
Der Trainer der „Süder“, Stefan Vogel (44), hatte nicht nur wegen der angespannten Tabellenlage (Abstiegsplatz 16) Sorgen. Nach den bekannten Turbulenzen trainieren vier Spieler bei anderen Vereinen, vier lassen sich seit Wochen nicht mehr sehen und sechs fielen schon im Vorfeld für das Schwaig-Spiel verletzungsbedingt aus. Hinter dem Einsatz von vier Spielern für das Samstag-Spiel (14 Mann im vorläufigen Aufgebot, darunter der 40-jährige Co-Trainer Maurizio Scigliuzzo) stand am Freitag ein Fragezeichen. Am Spieltag waren es dann noch elf Mann, da zum Beispiel Torhüter Marcel Riedel sich lieber ein Bundesligaspiel ansah. Der erkältete Feldspieler Burak Babur (20, fünf Saisontore) ging ins Tor. Auf der Auswechselbank saßen Petar Brainonc und Marcel Krupke, die in dieser Saison noch kein Bezirksligaspiel absolvierten. Vogel wollte vor dem Spiel noch abwarten, wer einsatzfähig ist und anhand dieser Erkenntnisse sein System (4-4-2 oder 4-2-3-1-) erstellen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die defensive Variante zu wählen. Davon unabhängig formulierte der Nürnberger Trainer die Marschroute für das Spiel: "Wir wollen uns besser präsentieren als am vergangenen Sonntag bei der 0:4-Heimniederlage gegen den TSV Cadolzburg."
Die „schwarze Perle“ des SV 73 Süd, Sidi-Nassa Hertl, spielte im offensiven Bereich trotz einer Mittelfußprellung relativ gut.
Ralph Strobl
Die Schwaiger legten gemäß ihrer Zielsetzung, schnell nach vorne zu spielen, flott los und spielten in den ersten rund 20 Minuten quasi Einbahnstraßenfußball in Richtung Tor des SV 73 Süd. Bereits in der vierten Minute prüfte Marco Ranft mit einem 20-Meter-Schuss Aushilfskeeper Burak Babur, der den Ball festhielt. In der achten Minute tauchte Ranft im linken Teil des Strafraums auf, doch sein Schuss Richtung langes Eck landete am hinteren Pfosten. Nur eine Minute später schoss Christoph Weber aus etwa sieben Metern knapp am Tor vorbei. Dann war Süd mal am Zug: Hertl passte auf Sven Kunc, doch dieser traf den Ball an der Strafraumgrenze nicht optimal, so dass der Ball um einige Meter am Tor vorbeiging (14.). In Minute 16 probierte es Weber mit einem Kopfball am Fünfmeterraum – doch er stand im Abseits. Die Süder lauerten auf Konter und versuchten mit den erfahrenen Christian Vitzethum im defensiven Mittelfeld sowie Kapitän Sascha Amtmann als Innenverteidiger eine gewisse Stabilität aufzubauen. Die Taktik, Nadelstiche im Spiel nach vorne zu setzen und vielleicht daraus ein Tor zu erzielen, wäre beinahe aufgegangen. Doch Mittelstürmer Ralf Tobor scheiterte in guter Schussposition an Torhüter Heiko Saß (17.). Tobors zweiter Versuch auf Zuspiel von Alexander Sekita klärte Saß mit einer Fußabwehr (23.).
Nach etwa 25 Minuten verflachte das Spielniveau und die Torraumszenen beziehungsweise Torchancen reduzierten sich sogar auf Null, da beide Abwehrreihen nun sehr gut standen und sich auf die Offensive des Gegners gut eingestellt hatten. Der unauffällige, ruhig leitende und nicht geforderte Landesliga-Referee Philipp Vecera (TUSPO Roßtal) pfiff nach 45 Minuten zum Halbzeit, damit beide Teams frische Kräfte und Inspiration für den zweiten Durchgang tanken konnten.
Nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden war der Schwaiger Innenverteidiger Daniel Munkert (links) sicher am Ball und ein Garant dafür, dass der Tabellenführer ohne Gegentor gewann.
Ralph Strobl
In der Pause stellten die Gastgeber auf zwei Positionen innerhalb der Startformation um. Fabian Dünfelder rückte von einer der beiden Sechser-Positionen in den Sturm und dafür übernahm Christoph Weber dessen Part neben Denis Opcin. Dieser taktische Schachzug sollte sich in der zweiten Halbzeit in Form von Toren auszahlen. Und siehe da: Denis Opcin brachte eine Freistoßflanke von halblinker Position in den Strafraum und der vor dem Spiel nur 200 Spiele geehrte Julian Meyer köpfte unbedrängt am Fünfmeterraum klasse zum 1:0 ein (50.). In Minute 61 hatten die Süder Glück, dass sich eine hohe und weite Rechtsflanke auf die Torlatte senkte.
Die Schwaiger hatten nun das Spielkommando und hätten in der 69. Minute schon erhöhen können. Doch auf Zuspiel des guten Kapitäns Fabian Dünfelder schoss Fabian Waldmann am langen Eck vorbei. Drei Minuten später ließ sich Andre Csiszar nicht bitten und erzielte mit einer starken Einzelleistung das 2:0 (72.). Er lief auf der linken Seite frei durch, drang in den Strafraum ein, behielt dort die Übersicht und schoss (immer noch nicht ernsthaft angegriffen) ins kurze Eck ein. Zwei Minuten später stand es gegen die in dieser Phase zweikampfschwachen Süder 3:0, als Fabian Dünfelder aus etwa sieben Metern ins lange Eck einschob. Nun konnte sich der Liga-Primus sogar den Luxus erlauben, in der 77. Minute Top-Torjäger Christoph Weber auszuwechseln. Insgesamt wechselten die Schwaiger drei Mal (66., 69., 77.), die Gäste kein einziges Mal. Die Nürnberger ließen zwar vereinzelt ihre individuelle Klasse am Ball aufblitzen (Ufuk Bir über die rechte Seite und die „schwarze Perle“ Sidi-Nassar Hertl im offensiven Bereich), doch letztendlich war das Spiel nach vorne in der zweiten Halbzeit zu wenig strukturiert und durchschlagskräftig. Denn Mittelstürmer Ralf Tobor machte in den zweiten 45 Minuten gegen die starken Schwaiger Innenverteidiger Daniel Munkert und Julian Meyer keinen Stich mehr. Beide Teams hatten in der Schlussphase noch die ein oder andere Tormöglichkeit. Beim SVS hob der eingewechselte Patrick Kern auf Zuspiel von Waldmann den Ball freistehend über das Gehäuse (79.). Auf der Gegenseite ballerte der an sich technisch versierte Ufuk Bir aus 15 Metern über das Tor (83.). Der SV 73 Süd verlor an diesem Samstag – wie in der Vorwoche – mit 0:4. Denn eine Rechtsflanke konnte Nürnbergs Aushilfskeeper Burak Babur beim Herauslaufen nicht festhalten und Fabian Dünfelder bedankte sich mit einem Abstaubertor zum 4:0-Endstand (88.).
Der SV Schwaig hat als Aufsteiger (in der letzten Saison Meister in der Kreisliga 2 Erlangen/Pegnitzgrund) mit den zwei punktuellen Verstärkungen Ingo Platschek (Abwehr) und Fabian Waldmann (Sturm) Maßstäbe in der Bezirksliga Mittelfranken 1 gesetzt – vor allem in der Offensive mit 62 Toren in 21 Spielen. Mit 46 Punkten kann man sich in der Winterpause nun durchaus höhere Ziele setzen als nur den Klassenerhalt, der in der 18er-Liga nun so gut wie eingetütet ist. Ob man das Thema Landesliga dann ernsthaft anpackt, ist neben der erforderlichen sportlichen Qualifikation auch eine infrastrukturelle Frage, die die Vereinsverantwortlichen beantworten müssen.
Hingegen muss der SV 73 Süd Nürnberg derzeit auf dem Boden der Tatsachen bleiben und den Ligaverbleib als oberste Priorität erachten. Am Sonntag, 2. Dezember um 14 Uhr steht noch ein Heimspiel gegen die SG 83 Nürnberg/Fürth auf dem Programm, bei der man im Saisonauftaktspiel mit 0:2 verlor. Nach zuletzt fünf Niederlagen und einem Unentschieden aus den letzten sechs Spielen, würde ein positives Ergebnis vor der Winterpause die Stimmung verbessern und die Hoffnung auf den Klassenerhalt nähren. In der personellen Besetzung vom Schwaig-Spiel ist der SV 73 Süd aber nicht bezirksligareif – punktuell schon, aber nicht auf allen Positionen. Deshalb ist die Frage nach Verstärkungen in der Winterpause durchaus berechtigt, damit ein Traditionsverein wie der SV 73 Süd Nürnberg nicht absteigt und plötzlich in der Kreisliga spielt.
Spielbericht eingestellt am 24.11.2012 21:05 Uhr