Der Co-Trainer des FC Hersbruck, Hans-Werner Hermann, informierte vor dem Spiel über die Aufstellung und taktische Formation der Heimelf. Erstmals nach seinem Kreuzbandriss und Kurzeinsätzen wurde der landesligaerfahrene Andreas Schimpfhauser in die Startelf (linkes offensives Mittelfeld) berufen. Luca Tondo nahm im Vergleich zur Vorwoche auf der Bank Platz. Da die beiden Torhüter Frank Saupe und Fabian Lipper-Ringler noch verletzt sind, genoss der 18-jährige Maurizio Schneider als Keeper wieder das Vertrauen. Vom Stamm fehlt auch in den nächsten zwei bis drei Wochen Neuzugang Michael Mertel (SK Lauf) wegen Hüftprobleme. Im 4-2-3-1-System peilte der FC Hersbruck einen Heimsieg an: „Nur drei Punkte zählen. Wir wollen den Wind vom Süd-Spiel letzte Woche mitnehmen“, so Hermann. Den SC Rupprechtstegen habe man in dieser Saison in zwei Heimspielen beobachtet, und den Gegner als „kompakte und kampfstarke Mannschaft“ kennengelernt. Auf eventuelle personelle Schachzüge des Gästetrainers Roland Winkler (44, Ex-Spieler und Trainer des FCH, wohnt in Hersbruck) mit den Stand-by-Spielern Gerd Deinzer (beruflich und privat in München) und Jens Leissner (letztjähriger Bezirksliga-Torschützenkönig, hilft bis zur Winterpause nur aus) sei man vorbereitet. Für Roland Winkler war das Spiel als Trainer des SC Rupprechtstegen in bekannter Umgebung sicherlich etwas Besonderes, zumal er den Gegner beziehungsweise Ex-Verein bis auf zwei Spieler genauestens kennt. Zwei Mal habe er den FC Hersbruck in dieser Saison live vor Ort unter die Lupe genommen – einmal in einem Heimspiel, einmal auswärts. „Wir wollen gewinnen und nach vorne spielen“, so Winkler, der optimistisch auf einen Sieg seiner Elf tippte. Taktisch ließ er sich vor dem Spiel in die Karten schauen und meinte, gegen die voraussichtlich drei offensiven Mittelfeldspieler der Gastgeber drei Mann (Matthias Gerstacker, Marco Schönhöfer und Uwe Gerstacker) dagegenstellen zu wollen. Nico Döhring solle zentral offensiv agieren. Die rechte Mittelfeldseite ließ der SCR-Coach bewusst unbesetzt, im Sturm waren diesmal die normalerweise als Mittelfeldspieler auflaufenden Michael Gebsattel und Florian Deinzer aufgeboten. Stürmer Sinan Sahin fehlte verletzt. Als Joker saßen vorerst die beiden Torjäger der vergangenen Jahre Jens Leissner und Gerd Deinzer auf der Bank, die wieder aushalfen. Im Tor erhielt Stefan Singer (27, nach einer einwöchigen Rotsperre wieder spielberechtigt), der sich demnächst einer Hüft-OP unterziehen muss, den Vorzug vor dem jungen Neuzugang Bernd Homm (20), der erst kurzfristig vom FC Hersbruck zum SC Rupprechtstegen wechselte. Homm wird in den nächsten Wochen das Tor des SCR hüten.
Diese Freistoßflanke des bisher besten Torschützen des FC Hersbruck in der laufenden Saison Philipp Lämmermann (vier Tore) brachte keine Gefahr (26.).
Ralph Strobl
Die Gastgeber waren in den ersten Minuten im Vorwärtsgang, doch schon schnell drosselte die Heimelf das Tempo – auch bedingt durch die sonnigen Temperaturen über 20 Grad bei der Anstoßzeit 17 Uhr. Die gut 300 Zuschauer warteten auf dem Rasen auf eine Initialzündung beider Teams, doch in der ersten Halbzeit vergeblich. Die Gäste aus Rupprechtstegen warteten mit ihrer sicheren und konzentriert spielenden Viererkette zunächst ab und überließ der Heimelf weitestgehend Ballbesitz und Spielanteile. Doch der FC Hersbruck nahm das Angebot, das Spiel zu gestalten und Druck zu machen, nicht an. Dem FCH fehlte es in den ersten 45 Minuten an Zutrauen im Spiel nach vorne, Laufbereitschaft über das normale Maß hinaus und somit an Überraschungsmomenten in der Offensive (zu wenig Dampf über die Außenpositionen). Die Folge waren Fehlpässe, die aber auch die Gäste ungewohnt in einfachen Situationen produzierten. Die Defensivarbeit des Tabellendreizehnten, SC Rupprechtstegen, im Auswärtsspiel beim Vierzehnten, FC Hersbruck, war gut, aber offensiv war noch sehr viel Luft nach oben. Somit entwickelte sich für die erwartungsfrohen Zuschauer eine Begegnung zweier Teams, das den Namen Bezirksligaspiel in der ersten Halbzeit nicht verdiente. Es dauerte bis zur 28. Minute, bis zum ersten und einzigen Highlight. Eine Freistoßflanke aus dem Mittelfeld nahm Nico Döhring elegant direkt und traf damit die Latte. Bei einigen Eckbällen und Freistößen, die aber ohne den notwendigen Druck und Präzision geschlagen wurden, hatten die beiden sicheren Torhüter Maurizio Schneider (FCH) und Stefan Singer (SCR) wenig Mühe.
Der Hersbrucker Andreas Schimpfhauser (Bildmitte) spielte nach seinem Kreuzbandriss und Kurzeinsätzen im Derby gegen Rupprechtstegen zum ersten Mal von Beginn an.
Ralph Strobl
Für die zweiten Durchgang kam bei den Hausherren Offensivspieler Luca Tondo für den rechten Außenverteidiger Christian Kohl. 1:27 Minuten waren nach dem Seitenwechsel gespielt, als Uwe Gerstacker mit einem beherzten und unhaltbaren 18-Meter-Schuss den Hersbrucker Torhüter Maurizio Schneider zum 0:1 überwand. Die berühmte Floskel, dass ein Tor einem Spiel gut tut, war in diesem Fall die richtige und passende Anmerkung. Denn schon drei Minuten später sahen die Zuschauer einen weiteren Treffer, aber auf der anderen Seite. Der rechte offensive Mittelfeldspieler Wilhelm Baier setzte im Strafraum energisch nach und drückte den Ball über die Linie - 1:1. (50.). In Minute 59 reklamierten die Hersbrucker einen Foulelfmeter, doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Nun ab Minute 60 war die Zeit der Auswechslungen, Karten und spielentscheidenden Szenen gekommen: Gerd Deinzer (SCR, 62.) und Spielertrainer Tobias Maus (FCH, 64.) betraten die Bühne. Das Spielfeld verlassen musste nach einer unsportlichen Aktion (Ball in das Gesicht eines Gegenspielers Werfen an der Außenlinie auf Höhe Mittellinie), die zu Recht mit einer Roten Karte geahndet wurde, in der 63. Minute SCR-Stürmer Michael Gebsattel. Eine Minute später reagierte SCR-Trainer Roland Winkler und schickte mit Jens Leissner für Nico Döhring seinen zweiten Joker auf das Feld. In der 67. Minute traf FCH-Sechser Philipp Lämmerman mit einem 22-Meter-Freistoß den rechten Pfosten - ein positives Ausrufezeichen im Spiel. Zunächst drang Gerd Deinzer in der 73. Minute in den linken Teil des Strafraums ein und reklamierte ein Foul eines Gegenspielers, der ihn am Fuß traf. Doch die Aktion war letztendlich nicht klar elfmeterwürdig. Die nächste Szene einen Minute später war schon eindeutiger: Jens Leissner lief frei und zielstrebig in Richtung Hersbrucker Tor, legte nach Eindringen in den Sechzehner den Ball an FCH-Keeper Schneider vorbei und wollte den Ball ins Tor schieben. Doch er kam zu Fall. Völlig unverständlich war dann die Entscheidung des Landesliga-Referees Bernd Zitzl (SV Maiach), der bis dahin gut gepfiffen hatte. Er gab Jens Leissner wegen „Schwalbe“ die Gelbe Karte. Richtig wäre Foulelfmeter und Rot gegen den Hersbrucker Torhüter gewesen – das sahen übrigens alle Beteiligte so. Es ist müßig darüber zu sprechen, dass ein vermeintliches Elfmetertor das 1:2 bedeutet hätte und das Spiel mit Zehn gegen Zehn hätte fortgeführt werden müssen. Hätte, wenn und aber: Es blieb beim 1:1 und seit der 63. Minute bei der Überzahlsituation für den FC Hersbruck. Die Gäste gaben sich noch nicht geschlagen, denn Kapitän Marco Schönhöfer versuchte es aus 15 Metern – aber vorbei (78.). Auf der Gegenseite kam der technisch gute Philipp Lämmermann immer besser ins Spiel und zwang Torhüter Singer bei einem 17-Meter-Schuss zu einer Parade zur Ecke (79.). Mit einem Mann mehr auf dem Platz stürzten die Gastgeber die Bastion SCR-Abwehr doch noch: In der 80. Minute gab der Schiedsrichter einen Freistoß frei, Mittelstürmer Ralf Maas erfasste die schnelle Ausführung und schoss zum vielumjubelten 2:1 ein. Für das Trikotausziehen beim Torjubel erhielt der Schütze regelkonform die Gelbe Karte. Zwei Minuten später fiel der Jubel des gleichen Torschützen etwas anders aus: Nach einem Pass von der linken Seite (Rene Bongers) stand Maas nagelfrei am Strafraum, zog mit einem schnellen Antritt los und donnerte den Ball konsequent in die Maschen - 3:1. Nachdem der junge Stürmer Richtung Eckfahne lief, holten ihn seine Mitspieler ein und begruben ihn beim kollektiven Jubel (mehrere Spieler lagen aufeinander) fast unter sich. In den Schlussminuten bemühten sich die dezimierten Gäste redlich noch um den Anschlusstreffer, aber vergeblich.
Kein Phantomtor! Der Hersbrucker Spielertrainer Tobias Maus (links) passt auf, dass der eingewechselte Rupprechtstegener Torjäger Jens Leissner (Nummer 13) auch in der Schlussphase nicht mehr trifft.
Ralph Strobl
Der FC Hersbruck hat mit dem wichtigen Derby-Sieg nun zehn Punkte auf seinem Konto, die vorerst für den Klassenerhalt einzukalkulieren sind. Aktuell zwölf Tore in neun Spielen sind ausbaufähig, wobei das Spiel über die Außenpositionen noch verbesserungswürdig ist. Mittelstürmer Ralf Maas braucht einfach Bälle, um seine Torgefährlichkeit auszuspielen. Der spielstarke Philipp Lämmermann hat auf der Sechserposition sein Talent angedeutet. Es fehlt jedlich ein erfahrener Leader im Team, der Spielertrainer Tobias Maus (36) im fitten Zustand sein kann. Auf der Torhüterposition braucht sich der FCH keine Sorgen machen, zumal noch starke Torhüter (die derzeit verletzt sind). Der SC Rupprechtstegen bleibt nach neun Spielen und sieben Punkten (bei 9:20-Toren) im letzten Drittel der Tabelle stecken. SCR-Coach Roland Winkler muss seit Wochen auf mehreren Positionen improvisieren und umstellen. Das Niveau und die Moral, die Liga wie in der vergangenen Saison zu halten, ist im Gesamtkader vorhanden. Doch nun muss neben einigen Verletzten mit Michael Gebsattel (Rotsperre) der nächste Stammspieler ersetzt werden. Ein Jens Leissner (letztjähriger Bezirksliga-Torschützenkönig) wird voraussichtlich erst im nächsten Jahr wieder voll zur Verfügung stehen. Bis dahin ist Geduld im Pegnitztal angesagt. Die „Cluberer“ haben in den nächsten zwei Wochen zwei wichtige Spiele gegen unmittelbare Abstiegskampfkonkurrenten zu absolvieren. Am Sonntag, 16. September um 15 Uhr gastiert der FCH beim Tabellenletzten BSC Erlangen und erwartet eine Woche später den ASV Fürth. Der SCR spielt am kommenden Sontag gegen den FC Stein und tritt dann beim ASV Veitsbronn an – zwei Gegner aus dem Tabellenmittelfeld, gegen die man auch mal punkten kann.
Spielbericht eingestellt am 09.09.2012 10:36 Uhr