Derbys haben bekanntlich ihre eigenen Gesetzte, diesen Spruch dürfte wohl jeder kennen und zur Genüge gehört haben. Kommt es dann, wie am Freitagabend in Schnepfenreuth, noch zu einem „Kärwa“-Derby, müsste eigentlich Spektakel und Unterhaltung vorprogrammiert sein. So dürften sich auch die Zuschauer der Bezirksligapartie zwischen dem TB St. Johannis und den Bayern Kickers auf ein interessantes Spiel gefreut haben, zumal beide Teams eigentlich gut in die Saison starteten. Auf Heimseite war man als Aufsteiger mit neun Punkten voll im Soll, gegen die Kickers sollten weitere drei Zähler folgen. Personell fehlten Trainer Norbert Frey unter anderem Florian Rottner und Johannes Maar. Die Gäste aus der Nachbarschaft konnten vor der Partie ebenfalls mit dem bisher geleisteten zufrieden sein, elf Punkte sammelte man bislang in der Bezirksliga. Nachdem man bislang nur gegen Teams des Kalibers „Aufstiegsaspirant“ verloren hatte, wollte man auch gegen Johannis keinesfalls verlieren, verzichten musste Trainer Jasmin Halilic jedoch auf Saim Kök und Jens Berger.
Johannis-Verteidiger Manuel Muscat (li.) muss sich gegen Ufuk Muhci (re.) behaupten. Der Stürmer der Gäste musste das Feld jedoch sehr früh verletzungsbedingt verlassen.
Matthias Hofmann
Bei perfekten äußeren Bedingungen und vor einer „Kärwa“-würdigen Kulisse fanden zunächst die Gäste besser ins Spiel. Man wirkte in der Anfangsphase präsenter, auch in Punkto Ballbesitz konnte man sich ein leichtes Plus erarbeiten. Lediglich gute Chancen sprangen, abgesehen von einem eher harmlosen Freistoß von Meyer, noch nicht heraus. Speziell über Linksverteidiger Sekita konnte man immer wieder Druck auf die Johannis-Defensive aufbauen, Selbiger war es auch, der nach etwa zehn Minuten mit einem Volleyschuss einige Meter am Heimtor vorbeischoss. Johannis befand sich anfangs noch in der Findungsphase, doch hatte es die erste Gelegenheit gleich in sich. Eck wurde rechts freigespielt und drang in den Strafraum ein, nach Querpass schlug Semmlinger aus guter Position etwas unglücklich über den Ball. Mit fortlaufender Spieldauer waren auch die Hausherren besser im Spiel und speziell über Mittelstürmer Eck war man brandgefährlich. So auch in der 23. Minute, als Eck erneut im Strafraum bedient werden konnte. Wieder legte der Stürmer quer, Semmlinger semmelte erneut über den Ball. Damit war die Szene aber noch nicht beendet, denn über Umwege kam das Leder erneut zu Semmlinger. Dieser setzte sich diesmal gekonnt gegen mehrere Verteidiger durch, seinen Abschluss parierte „Baki“-Schlussmann Kaiser im letzten Moment bravourös. Kaum fünf Minuten vergingen, da stand Eck erneut im Blickpunkt, diesmal köpfte er einen ruhenden Ball von Dogan aus guter Position drüber. Johannis wollte die Führung, doch auch die Bayern Kickers hielten mit. Man kombinierte weiterhin solide, lediglich im Angriff fehlte irgendwie die Durchschlagskraft und so blieben klare Möglichkeiten weiterhin aus. Bis zum Ende des ersten Durchganges passierte dann auch kaum noch etwas Erwähnenswertes und man ging mit einem torlosen Unentschieden in die Kabinen.
Bei Fans und Spielern gab es nach dem 1:0 fast kein Halten mehr.
Matthias Hofmann
Der zweite Durchgang, das vorweg, gestaltete sich deutlich interessanter und spektakulärer, wenngleich die ersten zehn Minuten eher unter die Kategorie „neutralisieren“ fielen. Dann folgte aber direkt ein Paukenschlag, als TB-Stürmer Eck im Strafraum von Gästekeeper Kaiser gefoult wurde. Schiedsrichter Lehmann entschied korrekterweise auf Elfmeter, auch der Platzverweis war regelkonform, handelte es sich hierbei schließlich um eine Notbremse des Gästetorwarts. Bei den Baki musste ein neuer Torhüter gefunden werden, diesen Job übernahm übrigens Mittelfeldspieler Edin Kacar. Seine erste Amtshandlung bestand also in einem Elfmeterduell mit Tolgan Dogan, das Letzterer mit einem platzierten Schuss ins linke Eck für sich entschied. Der Jubel unter den Fans und den extra hinter dem Gästetor platzierten „Kärwa-Burschen“ war groß und einige Minuten später sollte es sogar noch besser kommen. Bei einem hohen Ball in die Schnittstelle der FC-Abwehr, waren sich FC-Abwehrspieler und Torwart uneins, Strafraumfuchs Eck ging dazwischen und vollendete reaktionsschnell per Fallrückzieher zum 2:0. Wohl schon so etwas wie die Vorentscheidung, doch in der Folge schaltete Johannis einige Gänge zurück. Dies ermöglichte dem Gast Räume und Chancen, so war es in der 72. Minute der agile Sekira, der knapp mit rechts flach am Tor vorbeischoss. Selbstverständlich boten sich auch dem TB gute Konterchancen, bis zum Ende nutzte man aber keine der aussichtsreichen Gelegenheiten. Die Besten hatten noch Probst und Semmlinger, beide vergaben aber zu überhastet aus guter Position. Die Bayern Kickers kämpften wacker und speziell Abwehrspieler Krappmann tat sich mit zwei fulminanten Distanzschüssen aus der Ferne hervor. Beide Male parierte Johannis-Keeper Elbracht aber sicher. In den Schlusssekunden belohnten sich die Gäste dann für ihren couragierten Schlussspurt, nach Foul an Al Hassan im Strafraum, schnappte sich Krappmann das Leder und verwandelte den Last-Minute-Elfmeter sicher. Mit dem Anschlusstreffer in der Nachspielzeit war aber direkt Feierabend und der Kärwa-Derbysieg für Johannis war perfekt.
Spielbericht eingestellt am 05.09.2014 23:08 Uhr