SV 08-Spielertrainer Ufuk Altincik überraschte bei der Aufstellung sowohl in personeller, als auch in taktischer Hinsicht. Für Dominik Gebsattel stand Stefan Koch im Tor. Mit Daniel Meier, Felix Schraml und Daniel Müller wurden drei Sechser aufgeboten, wobei in der Umschaltbewegung von Defensive auf Offensive die beiden Außen Meier (links) und Müller (rechts) Akzente nach vorne setzen sollten. Zentral spielte wie gewohnt Kapitän Daniel Klempau (sechs Saisontreffer). Die Aufgabe von Manuel Trenz war diesmal, als hängende Spitze zu fungieren. Ganz vorne stellte sich Altincik, der in dieser Saison mit fünf Einschüssen die zweitmeisten Auerbacher Tore erzielte, selbst als einziger Stürmer auf. Die Auswechselbank war mit sechs Spielern (inklusive Ersatztorhüter Gebsattel) prall gefüllt, allerdings mit einigen angeschlagenen Spielern nach Verletzungen. Vom Stamm fehlten Innenverteidiger Michael Klement (nach einem Syndesmosebandriss am 11. August machte er erste „Gehversuche“ und Aufbautraining, wobei ein Comeback erst nach der Winterpause geplant ist) und Daniel Maier. Altinciks Marschroute vor dem Spiel war klar auf Sieg ausgerichtet: „Wenn wir heute nicht gewinnen, haben wir in der Liga nichts verloren“, brachte es der 37-Jährige auf den Punkt. Der Abstand zum rettenden ersten Nichtabstiegsplatz betrug vor dem Samstag-Spiel fünf Zähler.
Im Lager des ASV Fürth hatte Trainer Alexander Pfarherr vor dem Spiel auch einige Neuigkeiten parat. Der als Nummer Eins schon zehnmal spielende Torhüter Florent Gerxhaliu (33) wäre nach Ablauf seiner bereits zweiten Rotsperre in dieser Saison in Auerbach wieder spielberechtigt gewesen. Doch Pfarrherr verzichtete auf den Kroaten offiziell aus „beruflichen Gründen“, zumal er seit seinem Platzverweis gegen den FC Stein am 20. September nicht mehr trainierte. Somit genoss der 19-jährige Özgür Can das Vertrauen zwischen den Pfosten. Pfarherr, der 2004 beim damaligen BOL-Klub SG 83 Nürnberg/Fürth zuletzt als Torhüter im Einsatz war (der 31-Jährige ist normalerweise Stürmer, konzentriert sich aber bis auf drei „Aushilfen“ in dieser Saison auf seine Tätigkeit als Trainer), nominierte sich selbst als Ersatzkeeper. Im 4-2-3-1-System baute er seine Mannschaft im Vergleich zum letzten Spiel (0:5 gegen Cagri Spor Nürnberg) auf einigen Positionen um: Der zuletzt rotgesperrte Thorsten Klaski rückte für Florian Knauer in die Innenverteidigung, der als einer der beiden Sechser aufgestellt war. Marco Fisciano spielte anstatt im Sturm im rechten offensiven Mittelfeld. Der in dieser Woche trainingsfleißige Patrick Lohrer bildete die Ein-Mann-Spitze, die von Fisciano und Kevin „Prince“ Bercz über die Außen Unterstützung erhalten sollte. „Heute ist ein entscheidendes Spiel für uns. Dann wissen wir, ob wir für die Kreisliga planen müssen“, gab Pfarherr vor dem Spiel unumwunden zu. Seiner Mannschaft attestierte der ASV-Trainer eine gute Verfassung („wir sind recht gut drauf“), die zuletzt bei vier Niederlagen nicht belohnt wurde. „Wenn wir aus den nächsten drei Spielen neun Punkte holen, ist noch alles möglich“, geht Pfarherr auf die Tabellensituation mit zehn Punkten Rückstand auf Rang 14 ein. „Wir werden alles daran setzen, um in der Liga zu bleiben. Wir haben schon immer eine gute Rückrunde gespielt“, so der Coach. Vom Stamm fehlten Nathan Gebremichael (Schule), Yasar Güner (Muskelfaserriss), Anil Yazicioglu (Meniskus) und Gianluca Fonzi (nach Verletzung erst wieder mit dem Training begonnen).
Kampf um den Ball: Der Fürther Leonardo Romio (links) spielt hier in der 30. Minute den Ball gegen den Auerbacher Felix Schraml (rechts).
Ralph Strobl
Die Auerbacher hatten sich sichtlich einiges vorgenommen und schossen in den ersten fünf Minuten auch zwei Mal gefährlich auf den gegnerischen Kasten. Klempau legte auf Trenz ab und der Schuss von den Strafraumgrenze wurde vom Fürther Kevin Koch wenige Meter vor dem eigenen Kasten aus der Gefahrenzone geschlagen. Wenig später probierte es Daniel Müller mit einem 17-Meter-Schuss, der knapp am Kreuzeck vorbeizischte (5.). Die Gäste gingen zwar beherzt in die Zweikämpfe und verzeichneten ein deutliches Plus an Spielanteilen in der ersten Halbzeit, mussten aber das 0:1 in der elften Minute hinnehmen. Der 19-jährige Fürther Keeper Özgür Can brachte an der Torauslinie den Auerbacher Manuel Trenz unnötigerweise zu Fall. Der insgesamt gut leitende Schiedsrichter Jonas Straßner (TV Langenaltheim, Gruppe Süd) entschied richtigerweise auf Foulelfmeter. Auerbachs Spielertrainer Ufuk Altincik ließ sich die Chance nicht entgehen und netzte sicher zum 1:0 ein (11.).
Die Führung baute das seit Wochen angeknackste Selbstvertrauen der Hausherren aber nicht auf. Vielmehr weckte der Rückstand noch mehr die Lust und Leidenschaft der Fürther, an diesem Tag aus der Oberpfalz etwas Zählbares mit nach Mittelfranken mitzunehmen. Im Mittelfeld führte die Pfarherr-Truppe die Zweikämpfe sehr engagiert, eroberte sich Bälle und kam mit ihrer zielstrebigen Spielweise zwangsläufig zu Torchancen. In Minute 15 war es soweit: Der sehr einsatzfreudige Mittelstürmer Patrick Lohrer sagte im Strafraum Danke und staubte zum 1:1 ab. Neun Minuten später hätte es 1:2 stehen können, doch Lohrers schöner Direktschuss (nach Rechtsflanke von Willi Daffe) ging aus etwa sechs Metern am Tor vorbei. Die seit zehn Spielen sieglosen Auerbacher sahen sich in der ersten Halbzeit weitestgehend einer spielbestimmenden Gastmannschaft gegenüber, die als Vorletzter sehr mutig auftrat. Doch in den ersten 45 Minuten waren die Oberpfälzer noch relativ gut im Spiel, hatten aber durch ein Abseitstor von Ufuk Altncik (Kopfball am Fünfmeterraum, der Assistent an der Linie winkte wohl zu Recht) auch etwas Pech. Denn nach einer Müller-Ecke köpfte der kleingewachsene Kapitän Daniel Klempau am Fünfmeterraum knapp am Tor vorbei (35.). Zur Halbzeit war die Partie vor offiziell 120 Zuschauern noch völlig offen, wobei schon zu erkennen war, dass der ASV Fürth an diesem Tag ein richtig guter Gegner für den Aufsteiger SV 08 Auerbach darstellt.
Der Fürther Kevin “Prince” Berecz (rechts) läuft dem Auerbacher Jonas Freiberger davon.
Ralph Strobl
In der Halbzeitpause wechselten beide Teams nicht. Auf Auerbacher Seite hatte man durchaus schon in der 46. Minute mit neuen und belebenden Kräften (die zu Hauf auf der Bank saßen) gerechnet. Doch damit warteten die Gastgeber noch einige Minuten. Die Fürther, für die ebenfalls nur ein Sieg in diesem Kellerduell (16. gegen 18.) zählte, hatten als Auswärtsmannschaft noch keinen Grund zum Tauschen.
In Minute 51 mussten die Gastgeber verletzungsbedingt einen Wechsel vornehmen. Für den in der ersten Halbzeit schon behandelten Adem Tokuc spielte fortan Mittelfeldspieler Michael Keil, der aber angeschlagen ins Spiel ging. In den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel wurde auf Auerbacher Seite die notwendige Körpersprache vermisst, die zu einem solchen wichtigen Spiel um den Klassenerhalt gegen einen unmittelbaren Konkurrenten einfach dazu gehört. Richtig erschreckend war dann das Zustandekommen des 1:2 in der 54. Minute: Henri Vollbrecht schickte mit einem Klasse-Steilpass den sehr gut spielenden Kevin „Prince“ Berecz auf die Reise. Der 23-Jährige setzte sich im Laufduell gegen Jonas Freiberger durch, drang in den Strafraum ein und lochte vor dem chancenlosen Auerbacher Keeper Koch ein. Doch das Spiel war noch lange nicht entschieden.
Zwei Minuten nach dem Rückstand stand Auerbachs Spielertrainer Ufuk Altincik bei einem 19-Meter-Freistoß (mittig vor dem Fürther Kasten) parat. Doch in der Mauer und in der Schussbahn waren letztendlich zu viele Spieler „im Weg“, so dass der Versuch von Altincik verpuffte (56.). Wieder zwei Minuten später konnte sich Auerbachs bester Akteur an diesem Tag, Torhüter Stefan Koch, auszeichnen, als er einen 22-Meter-Schuss von Roland Fandert noch zur Ecke ablenkte. In dieser Spielphase hatten die Gastgeber mit Keil (51.), Bachmann (58.) und Förster (64.) drei Offensivkräfte eingewechselt, die aber allesamt nicht die erhoffte Wirkung beziehungsweise Wende brachten.
Vielmehr liefen die Auerbacher in der zweiten Halbzeit der Musik (sprich dem Gegner) in einigen Situationen nur hinterher. Ein richtiges Aufbäumen mit einem strukturierten Spielaufbau war nicht zu sehen. Das Rezept lange Bälle in die Spitze war zu brotlos, um die Fürther Viererkette in Verlegenheit zu bringen. In der Schlussphase waren die Fürther, die in der zweiten Halbzeit in der Defensive nicht gefordert waren (Auerbach hatte nach der Pause aus dem Spiel heraus keine einzige nennenswerte Torchance), einem dritten Tor näher als die Auerbacher dem Ausgleich. In der 80. Minute gelangte der Ball im Strafraum zum brandgefährlichen und stark spielenden Lohrer. Den Drehschuss des 30-Jährigen parierte Torhüter Koch reaktionsschnell noch zur Ecke. Doch eine Minute später erzielten die überzeugenden Gäste doch noch ihren dritten Treffer, die bis vor dem Spiel auswärts erst drei Tore zustande brachten: Der eingewechselte Marcel Pfortner legte im Strafraum quer auf Kevin Berecz, der die Vorlage am Fünfmeterraum (er stand nicht im Abseits) zum 1:3 über die Linie drückte (81.). Nach zwei Minuten Overtime war Schluss.
Der ASV Fürth freute sich über seinen ersten Auswärtssieg in dieser Saison und schöpft nun wieder Kraft und Hoffnung auf den anvisierten Klassenerhalt. Die Kicker des SV 08 Auerbach saßen und lagen nach dem Spiel niedergeschlagen auf dem Rasen.
Die Leistung des Aufsteigers SV 08 Auerbach in der zweiten Halbzeit war enttäuschend, ernüchternd (vor dem am Abend im Sportheim stattfindenden Konzert der Band sevenBR im Rahmen des Auerbacher Kneipenfestivals) und nicht bezirksligareif– spielerisch, läuferisch und kämpferisch. In der ersten Halbzeit gab es einige Lichtblicke und man hätte durchaus mit einer knappen Führung (nicht nur mit einem Unentschieden) in die Kabinen gehen können. Der große Kader des SV 08 besitzt genügend Qualität, um die Liga (bei fünf Direktabsteigern) zu halten. Für dieses realistische Ziel müssen sich aber alle Akteure am Riemen reißen. Das letzte Vorrundenspiel am kommenden Sonntag, 27. Oktober um 15 Uhr beim Tabellenletzten FSV Erlangen/Bruck 2 ist richtungsweisend. Dort zählen für Altincik & Co nur drei Zähler, wobei auch die Leistung über die gesamten 90 Minuten stimmen muss. Von einem „Schicksalsspiel“ zu sprechen wäre falsch, da noch 18 Rückrundenspiele auf dem Programm stehen.
Der ASV Fürth hat gezeigt, was Abstiegskampf bedeutet und wie man ein solches direktes Kellerduell anzugehen hat. Die Gäste zeigten Herz, Leidenschaft in Kombination mit spielerischen Elementen und dürfen sich in dieser Form berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen. Dazu bedarf es aber auch einer Serie von positiven Ergebnissen, um den Zehn-Punkte-Rückstand zum rettenden Ufer noch aufholen zu können. Am kommenden Sonntag soll gegen den SC Eltersdorf 2 der nächste Dreier geholt werden.
Spielbericht eingestellt am 20.10.2013 00:13 Uhr