Vor dem Spiel herrschte im Lager der SpVgg Hüttenbach trotz des guten Saisonstarts (drei Siege aus den ersten vier Spielen) alles andere als Optimismus. Der Grund lag darin, dass sich im letzten Spiel am Sonntag bei der SG 83 Nürnberg/Fürth mit Spielertrainer Kevin Trauner (Außenbandriss) und Dennis Loch (Innenbandriss) zwei Leistungsträger verletzten, die nun voraussichtlich sechs bis acht Wochen ausfallen. Zudem fehlen mit Torjäger Matthias Grüner, Stefan Gruner, Norman Raab, Janis Elterlein (alle im Urlaub) sowie Manuel Scharrer (erst wieder im Lauftraining, Comeback frühestens im September) weitere Stammkräfte der Ersten Mannschaft. Trainer Trauner nominierte im 4-4-2-System neu Stefan Raum im Mittelfeld und Daniel Regler im Sturm. Dafür rückte Nico Elterlein auf die linke Seite im Mittelfeld. Der 32-jährige Hüttenbacher Spielertrainer hatte über die Aufsteiger aus Auerbach Informationen eingeholt und wusste um die ein oder andere Stärke, was ihn aber nicht beunruhigte: „Es ist nichts, was mir groß Sorgen machen würde“, so Trauner. Er vertraute seinem an diesem Tag zur Verfügung stehenden Kader und zeigte sich vor dem Anstoß zuversichtlich: "Wir haben das Potenzial, dieses Spiel zu gewinnen."
Eine gewisse Gewinnermentalität trichterte der Spielertrainer des SV 08 Auerbach, Ufuk Altincik (37), seiner Elf ein, die am vergangenen Sonntag bei Cagri Spor Nürnberg (1:3-Niederlage) komplett keine Normalform erreichte. „Wir wollen auf Sieg spielen“, überraschte der Coach des Aufsteigers im Vorgespräch mit einer mutigen Grundeinstellung. Der ehrgeizige Ufuk Altincik fühlte sich mit seiner Mannschaft nach vier Spielen und vier Punkten „unter Druck“ und reiste deshalb nach Hüttenbach mit dem Ziel, „seine Hausaufgaben“ (sprich möglichst viele Punkte holen in den ersten zehn bis 15 Spielen) zu machen. Er setzte bei der Aufstellung das ein oder andere Zeichen. Auf drei Positionen baute der Auerbacher Spielertrainer die Mannschaft um: In der Innenverteidigung spielten neu im Vergleich zum Sonntag die Routiniers Michael Klement und Taner Altincik. Daniel Cimen saß auf der Bank, Felix Kretschmer fehlte verletzungsbedingt (angeschwollenes Knie). Daniel Müller war zunächst Ersatz. Ufuk Altincik stellte sich selbst von Beginn an auf und nominierte sich als Mittelstürmer, wo in den letzten Spielen Bastian Englhardt (wieder im rechen Mittelfeld) oder Daniel Maier (verletzt fehlend) spielten. Mittelstürmer Thomas Bachmann und Mittelfeldspieler Matthias Förster fehlen noch rund zwei Wochen wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk.
Der Hüttenbacher Stürmer Markus Hammerand (Nummer 16) sorgte im Auerbacher Strafraum vor Torhüter-Dominik Gebsattel einige Male für Gefahr.
Ralph Strobel
Auf dem gut gemähten, aber relativ kleinen A-Platz war der „Teppich“ quasi ausgerollt für ein interessantes Spiel zweier Teams aus der Region, die neben dem SV Schwaig aus dem früheren Spielkreis Pegnitzgrund (bis 2006) stammen. Rund 200 Zuschauer fanden bei schattigen und angenehmen Temperaturen den Weg zur SpVgg Hüttenbach „Am Pilzanger“, darunter auch die Funktionäre Ludwig Beer (Bezirksspielleiter Mittelfrankens) und Max Habermann (Kreisspielleiter Erlangen/Pegnitzgrund). Auf dem Rasen entwickelte sich kein gutes Spiel, da beide Teams die Räume gut zustellten und somit – bei einer beiderseits zu hohen Fehlerquote im Passspiel und wenig Struktur im Spielaufbau – keinen geordneten Spielfluss aufkommen ließen.
Die Zuschauer mussten bis Minute 13 warten, ehe der erste konstruktive Angriff der oft zu hektisch agierenden Heimelf für Torgefahr sorgte: Timm Loch schickte klasse Stürmer Markus Hammerand steil in Richtung Strafraum. Doch der Neuzugang vom Kreisligisten SV Ermreuth zielte aus 15 Metern halbrechts freistehend vor dem Auerbacher Torhüter Dominik Gebsattel am langen Eck vorbei. Zwei Minuten später hätten die Auerbacher treffen können. Doch ein Schuss des halbrechts im Strafraum freistehenden Bastian Englhardt wehrte SpVgg-Torhüter Mario Scharrer zur Ecke ab. Im Anschluss an den Eckball von Daniel Meier stand Ufuk Altincik am hinteren Teil des Fünfmeterraums goldrichtig und köpfte zum 0:1 ein (16.). Sechs Minuten später stand es 1:1: SpVgg-Kapitän Andreas Gruner flankte hoch und weit in den Auerbacher Strafraum und dort köpfte der beste Hüttenbacher an diesem Tag, Markus Hammerand, den Ball gegen eine in dieser Szene völlig unkonzentrierte Auerbacher Abwehr ins Netz.
Die Begegnung stand spielerisch auf keinem guten Niveau, lebte aber von regelmäßigen Aktionen und Spielereignissen, so dass die Partie spannend und durchaus interessant bis zum Schluss blieb. Ufuk Altincik probierte es mit einem 17-Meter-Freistoß – drüber (27.). Auf der Gegenseite zischte ein 18-Meter-Schuss von SpVgg-Stürmer Daniel Regler am langen Eck vorbei (33.). Die Auerbacher Viererkette hinterließ in den ersten 45 Minuten keinen sattelfesten Eindruck. Doch die Gastgeber konnten die teilweise festzustellenden Unsicherheiten nicht nutzen. Auf der anderen Seite konnte Auerbachs laufstarker Kapitän und kreativer Kopf im Mittelfeld, Daniel Klempau, von den Hüttenbachern nie richtig in Schach gehalten werden. Doch dem 27-Jährigen, der viele Freiräume in der Offensive hatte, fehlte die Unterstützung und die Anspielstationen.
Elegant mit der Sohle legt Markus Hammerand (im blauen Trikot) den Ball am Auerbacher Manuel Trenz vorbei.
Ralph Strobel
Beide Teams wechselten in der Halbzeitpause je ein Mal aus: Bei Hüttenbach kam Naphtali Heller für Daniel Regler und bei Auerbach spielte fortan Daniel Cimen für Taner Altincik. Neun Minuten nach dem Seitenwechsel jubelten die Gäste: Manuel Trenz flankte Mitte der gegnerischen Hälfte lang und präzise in den Strafraum, wo Spielertrainer Ufuk Altincik (ungedeckt) den heranfliegenden Ball super einschätzte und aus sechs Metern per Kopfball (bei nur 1,70 Meter Körpergröße) platziert neben den Pfosten einnetzte - 1:2. Zwei Minuten später (56.) verhinderte Hüttenbachs Torhüter Mario Scharrer den nächsten Gegentreffer, als er einen 16-Meter-Schuss von Ufuk Altincik parierte. Den Nachschuss aus spitzem Winkel schoss der heranrauschende Klempau ins Tor. Doch die Abseitsentscheidung des Schiedsrichtergespanns war wohl richtig. Hüttenbach war an diesem Tag mit einer sehr ersatzgeschwächten Formation zu einfallslos im Offensivspiel, um die in der zweiten Halbzeit stabiler wirkende Auerbacher Abwehr ernsthaft in Verlegenheit oder gar in Bedrängnis zu bringen. Einen 30-Meter-Freistoß von Kevin Micholka lenkte Gebsattel über die Latte (59.), ein 20-Meter-Freistoß von Christopher Krause ging vorbei (68.) und in der Schlussphase waren die Hüttenbacher mit nur weit und hoch geschlagenen Bällen einfach zu harmlos.
Ab Minute 60 spielten die Auerbacher auch gefällig und befreit Fußball, da sie nun merkten, dass der erste Auswärtssieg in dieser Saison greifbar nahe ist. Eine Rechtsflanke des starken Klempau fasste Michael Keil aus 18 Metern ab, doch sein Schuss wurde noch zum Eckball abgefälscht. In der 83. Minute verhinderte ein Hüttenbacher Spieler auf der Torlinie die sich anbahnende Entscheidung zu Gunsten der siegeswilligeren Auerbacher. Nach einem Stockfehler des eingewechselten Thomas Kampfer kam Manuel Trenz 15 Meter vor dem Tor an den Ball, doch Torhüter Mario Scharrer wehrte den Schuss gerade noch zur Ecke ab (88.). Der eingewechselte Felix Schraml stand nach schönem Klempau-Querpass frei vor der Kiste, vergab aber diese Riesenchance auf den dritten SV 08-Treffer (90.). Wenige Sekunden später war es letztendlich Manuel Trenz, der sich freistehend halblinks im Strafraum die Gelegenheit zum 1:3 nicht entgehen ließ. Nach dem Schlusspfiff tanzten die Auerbacher auf dem Rasen und freuten sich ausgelassen über drei wichtige Punkte.
Der Sieg der Auerbacher ging vollauf in Ordnung. Nach dem kassierten 1:1-Ausgleichtreffer steigerte sich der Aufsteiger in der Defensive und in der Offensive und entführte mit einer guten Teamleistung nicht von jedem erwartete drei Punkte aus Hüttenbach. Wenn die 08er weiterhin so zusammenhalten und in jedem Spiel ihr Potenzial annährend abrufen, ist als Aufsteiger der Klassenerhalt (bei fünf Direktabsteigern) durchaus möglich.
Die SpVgg Hüttenbach musste zum einen eine Reihe von etablierten Stammspielern ersetzen und erwischte zudem nicht ihren besten Tag. Die Niederlage an sich ist kein Beinbruch, schmerzt aber in Anbetracht der realistischen Einschätzung, gegen einen Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt drei wichtige Punkte liegen gelassen zu haben. Die SpVgg, die nun in der vierten Saison in Folge in der Bezirksliga spielt, wird in absehbarer Zeit wieder auf ihre Urlauber zurückgreifen können. Drei verletzte Stammspieler fehlen aber noch einige Wochen. Diese Zeit gilt es zu überbrücken. Dann ist der Ligaverbleib auf jeden Fall machbar.
Die SpVgg Hüttenbach (nun Fünfter) gastiert am Sonntag, 11. August um 15 Uhr beim Elften, TSV Cadolzburg. Die Auerbacher (jetzt Neunter) erwarten zur gleichen Zeit den Vierten, SC Eltersdorf 2.
Spielbericht eingestellt am 08.08.2013 02:31 Uhr