Beide Farben hielten in der zeitweise auf höchstem Landesliganiveau stehenden Partie nicht viel von taktischen Spielchen. Beide Trainer suchten ihr Heil in der Offensive, auch wenn wichtige und effektive Leute erst einmal auf der Bank Platz nahmen. Neustadts Coach Patrick Frühwald verzichtete auf den agilen Ralf Gardo, während Bambergs Trainer Georg Lunz auf seinen Regisseur Nico Wunder (Schulter) verzichtete. Beide Kreativlinge kamen allerdings in der Schlussphase noch zum Einsatz.
Die Kapitäne im Duell: Hier verliert der bärenstarke Marco Müller das Leder an den dauermarschierenden Martin Sautner.
Andreas Bär
Schon in den ersten acht Minuten wurde deutlich, dass Bamberg den Ausfall Wunders gut verkraften kann. Zwar egalisierten sich beide Mannschaften bis dahin, doch ein DJK-Übergewicht war schnell festzustellen. Für Jubel sorgte allerdings Neustadts Manndecker Zagorcic, der einen scharf getretenen Bachhuber-Freistoß ins eigene Netz verlängerte. Der Startschuß einer furiosen ersten Bamberger Hälfte. Die Grün-Gelben ließen keinen Zweifel aufkommen, wer der Herr im Haus ist. Angetrieben vom starken Benjamin Bachhuber und Florian Ultsch rollte Angriff für Angriff auf den überragenden Markus Pröll zu. Der Neustädter Schlussmann avancierte zur prägenden Figur der ersten Hälfte und hielt seine Farben lange Zeit im Spiel. Gegen Stefan Reck (21.) blieb er genauso Sieger wie gegen einen Flankenball des auffälligen Jessen, den er vor Tobias Reißner wegpflückte (28.). Das nötige Glück hatte er auf seiner Seite, als nach einem Carelli-Ballverlust Florian Ultsch auf ihn zusteuerte. Ultschs Schuss blockte der im nächsten Jahr beim FC Eintracht Bamberg 2012 kickende Kevin Kühnlein in höchster Not genau zurück in Ultschs Lauf. Der schlacksige Außenflitzer zog direkt ab und Teufelskerl Markus Pröll war mit dem Fuß reaktionsschnell genug, die wahrscheinliche Vorentscheidung erneut zu verhindern (31.). Das war es aber noch nicht. Der Möhrendorfer Keeper hatte damit allerdings noch lange nicht genug. Nach einem Fehltritt von Eigentorschütze Zagorcic tauchte Pechvogel Tobias Reißner blank vor dem Glatzkopf auf: Sensationell parierend lenkte Pröll das Leder ab zum Eckball. Als ob die mangelhafte Chancenverwertung gegen bis kurz vor dem Pausentee schlichtweg überforderte Neustädter nicht genug gewesen wäre, sollte sich das am Ende auch noch rächen. Erstmals kam der in der nächsten Saison bei der Zweitliga-Reserve des SSV Jahn Regensburg dem Leder hinterherjagende TSV-Kapitän Martin Sautner ans Spielgerät. Gut 25 Meter vor dem Kasten stellte der langjährige Fürther Jugendspieler seine Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis. Er ließ zwei Mann stehen und fackelte nicht lange. Der in der Rückrunde über weite Strecken unter Ladehemmung leidende Stürmer zog ab und das Leder landete wie ein Strich im Gambel - der Spielverlauf war komplett auf den Kopf gestellt.
Hier soll Martin Sautner (rot) den am Trikot zupfenden Roland Kropf gefoult haben und sah den Gelben Karton.
Andreas Bär
Erst nach dem Pausentee kamen die Neustädter richtig in der Qualifikation an. Julian Gressel, in der nächsten Saison beim Bamberger Lokalrivalen des FC Eintracht am Ball, taute nach einer wahren Fehlpassorgie vor dem Pausentee auf, Martin Sautner spulte einige Laufwege herunter und Suehner fand weit besser in die Partie. Höchstarbeit für die DJK-Defensive um den umsichtigen Routinier Marco Müller und den Tobias Schlund ersetzenden Roland Kropf (Lunz: "Sein bestes Spiel im DJK-Trikot") war die Folge. Doch es blieb bei gefährlichen Situationen auf beiden Seiten. Tore sollten keine mehr fallen. Dennoch: Es entwickelte sich ein Spiel auf allerhöchstem Landesliganiveau, bei dem der neutrale, dem Tempofußball zugeneigte Zuschauer aus dem Zungeschnalzen kaum mehr herauskam. Lediglich die zunehmenden Nickligkeiten und mitunter doch übertrieben aus der Vereinsbrille getätigte Zuschauerzwischenrufe trübten das formvollendete Fußballvergnügen etwas - aber das war angesichts des Geschehens auf dem Kunstrasen völlig vernachlässigbar. Den Anfang einer klasse Halbzeit machte Julian Gressel, Enkelsohn des langjährigen TSV-Abteilungsleiters und Machers Emil, der vor den Augen seines Opas Liebhard Sühner herrlich freispielte. Den 20-Meter-Knaller des Linksaußen parierte der bis dahin kaum geforderte Phillip Ullein mit einem Klassereflex (53.). Warmgeschossen von Suehner zeigte Ullein seine Klasse gleich noch einmal. Trotz eines Foulspiels setzte sich Gressel nach herrlichem Doppelpass mit Michael Volkamer, der das Leder per Hacke zurückspielte, durch: Ullein pflückte ihm den Ball im letzten Augenblick vom Fuß. Geholfen hat es nur wenig: Schiri Steinmetzer ahndete das vorangegange Foulspiel, Ullein parierte den Suehner-Freistoß sehenswert (56.). So warmgeschossen konnte sich der DJK-Rückhalt danach wieder etwas zurückhalten - das TSV-Pulver war erst einmal verschossen, vieles spielte sich fortan im Mittelfeld ab, ehe Pröll wieder einmal in den Mittelpunkt rückte, als er gegen Bachhuber klären musste (68.). Das Pech am Fuß klebte Tobias Reissner. Der agile DJK-Stürmer tankte sich einmal mehr durch, doch anstatt den Abschluss zu suchen, wollte er "Pflocki" Reck in Aktion spielen. Das zu ungenaue Abspiel konnte Eugen Wasowski abblocken - wieder war es nichts mit der Bamberger Führung. Schon im Gegenzug war Ullein wieder einmal gefordert, als Manuel Stark abzog. Joker Nico Wunder hatte keine zwei Minuten später die DJK-Führung auf dem Fuß: Doch auch er scheiterte am omnipräsenten Markus Pröll, der sich in einen wahren Paradenrausch steigerte (77.). Am Ende versuchten die Hausherren noch einmal alles, schafften es aber nur noch sporadisch wirklich druckvoll durch die nun besser stehende TSV-Abwehr zu stoßen. Auf der anderen Seite lauerte Neustadt auf die sich bietenden Nadelstiche. Doch die über weite Strecken zu tief stehenden Mineralwasserstädter fanden ihren Sturmtank Martin Sautner nicht mehr effektiv genug, weshalb es am Ende beim für die Neustädter doch mehr als schmeichelhaften Remis blieb.
Während die Neustädter nach dem Remis auf den Heimvorteil hoffen können, hat Bamberg den psychologischen Vorteil des bärenstarken Spiels auf seiner Seite. Wer am Montag den Sprung in die zweite Qualirunde schafft, ist dennoch völlig offen. Eines scheint klar: Die Zuschauer dürfen sich auf ein Spiel mit offenem Visier, spielstarken Aktionen und vielen Torchancen freuen.
Spielbericht eingestellt am 25.05.2012 03:56 Uhr