Beide Trainer mussten dabei personelle Rückschläge hinnehmen: Während WFV-Trainer Michael Hochrein auf den angeschlagenen Drenkard verzichten musste, verabschiedete sich bei den Selbitzern Christian Karl mit einem Bänderriss aus dem letzten Saisonspiel vorzeitig in die Sommerpause.
Christian Steinmetz ließ Öz und Gabler (im Hintergrund) aussteigen, ehe er an Nico Busse hängenblieb.
Andreas Bär
Die Hausherren schienen den Ausfall Karls ganz gut wettzumachen. Keck begegneten sie dem Bayernligisten auf Augenhöhe und setzten den nach der langen Busfahrt und dem verspäteten Anpfiff noch nicht komplett wachen Würzburgern gut zu. Dieses Bild sollte sich aber schnell ändern. Selbitz' Torhüter Sascha Prell rückte schnell in den Mittelpunkt des Geschehens und musste gegen den auffälligen Ganzinger klären (8.). Fast zur tragischen Figur wäre Prell nach 15 Minuten geworden, als er einen Ball direkt in die Füße von Pascal Kamolz schlenzte, dessen Lupfer nur um Haaresbreite am Tor vorbei ging. Das war es allerdings schon wieder mit der Würzburger Herrlichkeit. Selbitz übernahm die Initiative und das gefürchtete Offensivspiel nahm Fahrt auf. Bächers 18-Meter-Schuss ging knapp über die Latte (20.), sein Flankenball überraschte Hohberger so sehr, dass dieser das Spielgerät nur noch in die Arme von WFV-Keeper Gruntz spitzeln konnte (21.). Und erneut nur eine Zeigerumdrehung später hätte Schiedsrichter Sven Bode auf den Elfmeterpunkt zeigen müssen: Gruntz konnte den allein auf ihn zustürmenden Markus Bächer nur mit einem Foulspiel stoppen - der fällige Pfiff aber blieb aus. "Wenn ich nicht zurückziehe, ist der Fuß durch", so Bächer hernach, der unumwunden zugab, dass der Pfiff so wie es lief, nicht zwingend erfolgen muss. "Beschweren darf sich der Torwart aber auch nicht, wenn der Schiedsrichter Elfmeter gibt." Hätte, wäre, wenn. Selbitz ging nicht in Führung und Würzburg zeigte sich im Offensivspiel effektiver. Während Prell gegen Kamolz' Direktabnahme noch Sieger blieb (35.), musste er eine Minute später erstmals hinter sich greifen. Ein Ballverlust der Selbitzer landete postwendend bei Peter Deißenberger. Der Würzburger Routinier setzte sich gegen Selbitz' Jungspund Sebastian Hermann 20 Meter vor dem Kasten durch und setzte das Leder mit einem herrlichen Schlenzer ins Tordreieck. Der Selbitzer Schockzustand war ganz im Sinne der Gäste: Deißenberger scheiterte an Prell (38.), im Gegenzug schloss Bächer nach Öz' schönem Zuspiel zu überhastet ab und scheiterte an Gruntz. Im Gegenzug war es soweit. Ein fast schon abgeblockter Ball landete bei Steffen Krautschneider, der drei Mann verlud und Sascha Prell bei seinem 25-Meter-Schuss nicht gut aussehen ließ - die Partie war gelaufen, auch wenn die zunehmend offensiver aufgestellten Selbitzer weiter dagegenhielten.
Selbitz' Regisseur Kristian Schmidt (schwarz) fand nur selten ins Spiel.
Andreas Bär
Kurz nach dem Pausentee lag der Anschlusstreffer in der Luft, als Tolder eingewechselte Youngster Fabian Elbl Markus Bächer steil schickte. Der Selbitzer Torjäger, dem das Schusspech an den Stiefeln klebte, verzog auch in der Situation knapp: Erneut war Gruntz auf dem Posten. Auf der anderen Seite war es erneut Deißenberger, der die Akzente setzte. Als er sich gegen Elbl durchgesetzt hatte, war Prell parat und klärte mit einem sensationellen Reflex direkt vor Kamolz' Füße, der mit der Hacke knapp verfehlte (61.). Eine Minute später konnte Prell erneut nur abklatschen, das Leder landete direkt bei Deißenberger, der problemlos vollstreckte. Mit diesem Tor ließ die Würzburger Konzentration zunehmend schleifen und Selbitz machte Druck. Am Ende durfte sich Würzburg bei Glücksgöttin Fortuna bedanken, dass der Landesligist nicht noch den Anschlusstreffer markierte. Die dickste Chance hatte der von Öz auf die Reise geschickte Markus Bächer, der nach 83 Minuten einmal mehr an Jan-Peter Gruntz scheiterte.
Mit diesem Sieg haben die Würzburger beste Karten im Rennen um die zweite Qualifikationsrunde. Trotz der diesjährigen Heimschwäche zweifelt niemand mehr am Gesamtsieg gegen Selbitz. Die Hochfranken dagegen dürfen sich wohl schon heute auf die nächste Bayernligasaison vorbereiten. Doch abschreiben sollte man die SpVgg nicht. Schon zu oft kam die Voigt-Truppe noch zurück.
Spielbericht eingestellt am 24.05.2012 00:42 Uhr