von Rainer Cyris
„Solche Punkte sind die schönsten, denn sie waren überhaupt nicht eingeplant“, freute sich Mitterteichs Trainer Reinhold Schlecht nach dem Schlusspfiff des etwas exzentrisch pfeiffenden Unparteiischen. Sein Kollege Turgay Karalie schob die deftige Abfuhr seiner Truppe in erster Linie dem Schiedsrichtergespann in die Schuhe. „Beim 1:0 wurde eine klare Abseitsstellung übersehen“, behauptete der Dergahspor-Coach, stellte aber auch fest: „Der daraus resultierende Rückstand war gegen die kampfstarken Platzherren nicht aufzuholen!“
In der heimischen Umkleidekabine „wackelte die Wand“. Stefan Meisel thronte als Einpeitscher auf dem Tisch und am Ende dieses Exzesses tönte ein gewaltiges Humba-tätärä durch die Katakomben des SVM-Gebäudes. So ausgelassen hatte man den „Mitterteicher Stiftlandexpress“ schon lange nicht mehr toben sehen. Was die Schlecht-Schützlinge am vergangenen Samstag zwischen 15 und 16.50 Uhr auf dem Rasen boten, war sehenswert. Wer diese Vorstellung verpasste, wird sich ärgern. Das seit drei Partien ungeschlagene Landesligateam wurde von seinem Anhang sogar mit Standing Ovations vom Platz geleitet.
Reinhold Schlecht: „Das spielerisch bessere Team hat diesmal verloren, das kämpferisch Stärkere hat verdient gewonnen. Wir haben die Räume gut zugestellt und waren in Sachen Zweikämpfe sowie Laufarbeit präsent wie selten. Taktisch bringen wir zur Zeit das auf den Punkt, was ich mir vorstelle. Mit diesem Sieg habe ich überhaupt nicht gerechnet.“
Die von den Hausherren mit gemischten Gefühlen in Arbeit genommene Auseinandersetzung hatte nach nur sechs Minuten ihren ersten Höhepunkt. Meisel drang in den Strafraum ein und wurde von Calisir zu Boden gerissen. Der in unmittelbarer Nähe stehende Unparteiische zeigte sofort auf den Punkt. Meisel übernahm die Exekution selbst, setzte das Leder aber an den Innenpfosten, von wo es jedoch nicht ins Netz, sondern quer durch den Strafraum prallte und aus der Gefahrenzone befördert wurde. Das Entsetzen im SVM-Lager war dementsprechend. Es entwickelte sich mit zunehmender Spieldauer eine rassige, von Tempowechseln bestimmte Partie. Die Gastgeber störten die Mittelfranken schon beim Aufbau und nahmen ihnen damit den Wind aus den Segeln.
Den Ballvirtuosen aus der Noris bot sich nach 25 Minuten eine gute Chance, aber der Schuss von Achmet wurde von einem der vielen Mitterteicher Abwehrbeine abgewehrt. Dergahspor wurde aggressiver, bei den Stiftländern war Vorsicht angesagt. Meisel bot sich nach 32 Minuten eine Chance, aber er zielte haarscharf vorbei. Vorausgegangen war eine schöne Aktion. Die Gäste sorgten mit Seitenwechseln für Verwirrung, die Hausherren mussten alles geben. Sie waren mit vollen 120 Prozent bei der Sache.
Ganze drei Minuten nach dem Seitenwechsel passierte die wohl strittigste Aktion der gesamten, immer rustikaler werdenden Partie. Bei einem Gerwens-Pass blieb die Fahne des Assistenten unten, Knoll nutzte die Gunst der Stunde und überwand Keeper Memet. Kurz darauf hätte Meisel berühmt werden können, er scheiterte jedoch mit einem Lupfer an Memet. Dergahspor war verwirrt und kassierte den nächsten Treffer. Er war eine Kopie des 1:0, diesmal servierte Männl und Knoll erledigte abermals den Rest. Die Gäste wollten nun retten, was bereits verloren war. Sie rannten an, fanden aber keine entscheidende Lücke in der auf Hochtouren spielenden SV-Abwehr. In der 85. Minute zischte ein Schrägschuss von Bilici am oberen Winkel vorbei, mehr gelang den Mittelfranken nicht mehr. Mitterteich antwortete prompt. Hösl vollendete sein elegantes Solo mit einem strammen Flachschuss ins lange Eck. Das Spielgerät klatschte zwar an den Innenpfosten, sprang aber hinter die Linie.
Spielbericht eingestellt am 14.10.2012 10:03 Uhr