So richtig freuen konnte man sich bei den Neudrossenfeldern über den späten Ausgleich in Schwabach nicht, denn nach wie vor trennte die Taschner-Elf vor der Partie sechs Zähler vom Tabellenzweiten. Um überhaupt noch am Relegationsplatz dranzubleiben und damit die Chancen auf eine interessante Saisonfortsetzung im neuen Jahr zu erhalten, musste im letzten Punktspiel 2020 unbedingt ein Dreier her. Allerdings waren die Oberpfälzer trotz des klaren 3:0-Hinspielsieges nicht unbedingt ein dankbarer Gegner. Zuletzt bügelte die Elf mit ihrem neuen Trainer Martin Schuster den Vorletzten Feuchtwangen mit 5:0 ab und strotzte nur so voll Selbstvertrauen. „Wir werden uns auf keinen Fall verstecken, sondern aktiv agieren und an die Leistungsgrenze gehen", kündigte der Ex-Weidener, der fast seinen kompletten Kader zur Verfügung hatte und mit Dürbeck, Kiessling und Meisel sein Offensivtrio aufbot, schon einmal an. Dabei hatte er auch die Anfälligkeit der Hausherren in der Defensive im Auge, die als Spitzenteam mit 41 Gegentreffern ungewöhnliche viele Einschläge hinnehmen musste. Dem wollte Markus Taschner entgegensteuern und stellte Rückkehrer und Verteidiger Fabian Möckel in die Anfangself. Nach den letzten Ergebnissen versprach das Aufeinandertreffen jedenfalls eine kurzweilige Begegnung..
Gästespieler Manuel Dürbeck (am Ball) behauptet sich gegen David Langlois.
Hans Wunder
Die Gäste wollten sich keinesfalls verstecken, wie bereits der Aufstellung zu entnehmen war. Und dass die Mitterteicher mit ihrer Kampfstärke und ihren bayernligaerfahrenen Angreifern Kiessling und Meisel ein gefährlicher Gegner sind, ist in der Liga bekannt. Dass sie aber so schnell zuschlagen würden, dachten die Neudrossenfeld dann wohl doch nicht. Bereits in der zweiten Minute wurde Kevin Grünauer in ein Laufduell auf den rechten Flügel geschickt. Sein Trainer spornte ihn noch an und meinte; "Du bist schneller". Er sollte recht behalten, den der Flügelmann zog zur Grundlinie und passte flach in die Mitte, wo sich Stefan Meisel gelöst hatte und aus Nahstinaz zum 1:0 (2.) vollstreckte. Das sorgte dafür, dass Neudrossenfeld zunächst überhaupt nicht in die Partie kam, zumal der zweite Nackenschlag nicht lange auf sich warten ließ. Wenig später stand die Heimelf recht hoch und im Zentrum viel zu luftig. Ein gefundenes Fressen für Kevin Grünauer, der in die Tiefe geschickt wurde, alleine auf das TSV-Tor zusteuerte und mit seinem Schlenzer ins rechte Eck Keeper Tobias Grüner verlud. Das war erst einmal ein heftiges Pfund, das es für die Heimelf zunächst zu verdauen galt. Die ersten Angriffe der Platzherren kamen nur zögerlich. Nico Bömer probierte es nach einem Querpass kurz hinter der Sechszehnerlinie (29.), aber sein Flachschuss wurde noch abgefälscht. Und Stefan Kolb pflückte einen Diagonalball um Strafraum zwar elegant herunter, wollte dann aber noch einen Haken schlagen und verpasste eine gute Gelegenheit. Freilich suchten die Gäste immer wieder ihre Chancen nach vorne. Stefan Kiessling sorgte jedenfalls mit seinem zu mittigen Versuch (24.) dafür, dass die Gastgeber weiterhin auf der Hut bleiben mussten.
Keeper Fabian Scharnagl kannte keine Kompromisse.
Hans Wunder
Mit Finn Habel und Manuel Hermsdörfer setzte Trainer Markus Taschner nach der Pause auf eine personelle Erneuerung und blies zur Aufholjagd. Dass das kein einfaches Unterfangen werden würde, deutete Gästestürmer Marco Kiessling schnell an, der gleich einmal (46.) knapp verzog. Mit der Zeit schnürte Neudrossenfeld den Gast aber immer mehr ein. "Wir müssen die Bälle länger halten", forderte SV-Coach Martin Schuster, denn die Situation für seine Elf wurde immer bedrohlicher. Als dann Nico Boog eingewechselt wurde, stellte die Heimelf auf Dreierkette um und ließ den Gegner zeitweise nicht mehr aus der eigenen Hälfte. Und als Stefan Kolb in Mittelposition bedient wurde, sich blitzschnell drehte und zum 1:2 (70.) verkürzte, war die Partie wieder offen. Doch von Minute zu Minute ergaben sich für die Gäste nun immer bessere Konterchancen, mit denen sie zunächst recht großzügig umgingen. Marco Kiessling hätte zweimal (76. und 85.) aus halblinker Position den Deckel drauf machen können, verfehlte aber jeweils knapp. Und auch der aufgerückter Mitterteicher Michael Drechsel hatte die Vorentscheidung auf dem Fuß, traf aber erst das Außennetz (69.) und dann in die aufnahmebereiten Arme von Keeper Grüner (84.). Zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste ganz klar dem dritten Treffer näher als die Platzherren dem Ausgleich. Eine Minute vor dem Ende nahm Stefan Meisel dann endgültig die Spannung aus der Begegnung. Nach eklantem Ballverlust am Mittelkreis wurde der baumlange Stürmer auf die Reise geschickt und vollstreckte kaltblütig zum 1:3 (89.). Emotionen kamen danach nur noch auf, als Carsten Hahn knapp über der Grasnarbe den Torschützen rasierte - Frustfoul eben.
Stürmer Stefan Meisel ließ auch am Boden nicht locker.
Hans Wunder
Es war Trainer Markus Taschner nach der Partie anzumerken. Die Niederlage traf die Grünweißen empfindlich, weil jetzt wohl der Zug Richtung Relegation abgefahren ist. Jetzt düfte in den verbleibenden acht Spieltagen wohl nur noch der dritte Platz drin sein. Seinen Ruf als Favoritenschreck hat indessen die Mannschaft aus der coronageplagten Oberpfalz bestätigt. Jetzt rückt der angestrebte Klassenerhalt immer näher und mit einer Vorstellung wie an diesem Tag lässt sich noch so manchem Favoriten ein Bein stellen.
Spielbericht eingestellt am 24.10.2020 00:35 Uhr