von Stefan Specht
Da haben die meisten der Zuschauer ganz schön gestaunt. Der TuS Feuchtwangen trat im Thomas-Lang-Waldstadion keineswegs wie ein ängstlicher Tabellenvorletzter, der auswärts bisher noch gar nichts gerissen hat und zur Schadensbegrenzung Beton anrührt, auf. Die Schützlinge von Michael Griebel haben selbst nach einer zwischenzeitlichen Selber 2:0-Führung immer an sich geglaubt und sich ein vorher nicht zu erwartendes Remis erkämpft. Dieser Kampfeswille war schließlich auch einer der entscheidenden Faktoren, denn die Kickers ließen in vielen Situationen die zuletzt gezeigte Bissigkeit vermissen und gaben im Mittelfeld dem Gegner zu viele Räume. „Wir müssen lernen, auch Spiele gegen Teams aus dem Tabellenkeller anders anzunehmen“, zog Spielertrainer Martin Damrot ein ernüchterndes Fazit. Dazu kamen Schwächen in der Chancenverwertung und großes Verletzungspech. Schon in der ersten Halbzeit musste die halbe Abwehrreihe ersetzt werden, wobei die Knöchelverletzung von Vaclav Heger wahrscheinlich schlimmere Folgen haben wird.
Bereits in den Anfangsminuten wurde deutlich, dass diese Partie für die Kickers alles andere als ein Spaziergang werden würde. Die Gäste standen in der Defensive gut und fanden im Spiel nach vorne gleich in drei Situationen Lücken in der unsortierten Selber Hintermannschaft. Nach zehn Minuten hätte es durchaus 0:1 stehen können. Der erste Treffer gelang jedoch den Platzherren, die ihren ersten gelungenen Angriff prompt erfolgreich abschlossen. Danny Wild marschierte auf Zuspiel von Daniel Sedlacek von rechts Richtung Tor und überraschte den ansonsten starken Torhüter Philipp Deeg, indem er den Ball an ihm ins kurze Eck vorbeischob.
Von nun an nahm die Partie ihren erwarteten Lauf. Obwohl die Feuchtwangener weiterhin vereinzelte Akzente setzten, hatten die Kickers nun klare Vorteile. Es dauerte aber bis zur 29. Minute, bis diese Überlegenheit in etwas Zählbares umgesetzt wurde. Johannes Hamann spielte Fabian Bösel an und der schlenzte aus 18 Metern sehenswert in den Winkel. Für die Gäste war das wie eine Art Weckruf, denn gleich darauf schnupperten sie zwei Mal am Anschlusstreffer und beendeten bis zur Pause die Selber Dominanz.
Der zweite Durchgang begann mit einer Schrecksekunde für die wieder einmal schlecht gestaffelte Heimelf. Sven Fleischer war nach einem weiten Pass alleine durch und traf ins Schwarze, stand dabei aber wohl knapp im Abseits. Beide Teams begegneten sich von nun an auf Augenhöhe und suchten den Weg nach vorne. Als sich die Kickers Mitte der zweiten Halbzeit einen Ballverlust im Mittelfeld leisteten und Frantisek Kura beim anschließenden Gegenstoß eine Hereingabe auf Manuel Reichert verfehlte, war die Partie wieder offen. Die TuS-Sturmspitze traf den Pfosten und versenkte den Nachschuss. Und fast hätte der Torschütze eine Minute später erneut zugeschlagen.
Es ging weiter munter hin und her und eine viertel Stunde vor Schluss hatte Sedlacek die Vorentscheidung für die Selber auf dem Fuß. In der Vorwoche noch in Fürth der Matchwinner, avancierte er diesmal nicht nur in dieser Situation zum Unglücksraben. Er hatte nur noch Torhüter Deeg vor sich und scheiterte an ihm. Gleich darauf roch es weiter nach dem 3:1. Große Aufregung gab es, als Bösel von rechts kommend in den Strafraum eindrang und sein Solo unsanft gestoppt wurde. Schiedsrichter Stefan Ebensberger ließ Vorteil laufen, weil nach einem anschließenden Pressschlag der Ball an den Innenpfosten und von dort in die Arme von Deeg kullerte. Ein nachträglicher Elfmeterpfiff wäre sicher nicht regelwidrig gewesen.
Den Gästen konnte das natürlich nur recht sein und sie nutzten, als Bösel außen noch angeschlagen behandelt wurde, die Selber Verärgerung über die unglückliche Schiedsrichterentscheidung gnadenlos aus. Reichert vollendete einen Diagonalpass in den Sechzehner mit einem strammen Flachschuss ins lange Eck zum umjubelten Ausgleich. Die letzten zehn Minuten wurden zu einer völlig verrückten Schlussphase. Die Kickers wollten die zur Halbzeit schon sicher geglaubten drei Punkte unbedingt erzwingen und der eingewechselte Eralp Caliskan hatte gleich zwei Mal die große Gelegenheit dazu, wobei die zweite wirklich hundertprozentig war und wiederum von Deeg vereitelt wurde. Gleich darauf hätte der TuS bei einer ähnlichen Großchance diese Fahrlässigkeit fast bestraft, Kickers-Keeper Armin Maisel warf sich dem völlig frei vor dem Tor stehenden Reichert gekonnt entgegen. Sekunden danach donnerte auf der Gegenseite Sedlacek in bester Position überhastet drüber. Auch in der Nachspielzeit vergaben die Selber leichtfertig den möglichen Sieg. „Aufgrund der zweiten Halbzeit war es wohl ein gerechtes Remis, obwohl wir am Ende bei mehreren Hundertprozentigen das 3:2 machen müssen“, trauerte der sichtlich geknickte Kickers-Coach Damrot nach dem Schlusspfiff zwei verschenkten Punkten hinterher und suchte die Schuld mehr bei seinen Spielern als bei der ein oder anderen unglücklichen Schiedsrichterentscheidung.
Spielbericht eingestellt am 16.09.2019 14:40 Uhr