Beeindruckend konstant kam der 1.FC Herzogenaurach aus der Winterpause, die Pumas sammelten nicht nur dreizehn von fünfzehn möglichen Punkten im neuen Jahr, sondern blieben darüber hinaus in den fünf Punktspielen auch ohne jeden Gegentreffer. "Wir fühlen uns gut, personell passt es und daher können wir hier auch befreit aufspielen", ging Spielertrainer Jakob Karches angesichts von 45 Punkten und einem mehr als gesunden Polster zur Abstiegszone entspannt in das Auswärtsspiel beim Tabellensiebten. Nicht so rosig sieht es dagegen beim SV Memmelsdorf aus, zahlreiche Ausfälle dezimierten das Team von Gerd Schimmer zuletzt, sodass der SVM an diesem Tag nur 15 Spieler ins Aufgebot berufen konnte. Dominik Römer, Tobias Weber, Alassane Kane und der weiterhin gesperrte Toptorjäger Dominik Sperlein waren nur einige der Namen, auf die die Gastgeber verzichten mussten. "Natürlich ist unsere personelle Situation nicht die beste, aber dafür springen nun andere Spieler in die Bresche, die sonst vielleicht nicht so oft die Chance bekommen", erläuterte Schimmer die Herangehensweise des SVM. Bei 37 Punkten weist Memmelsdorf zehn Punkte Luft nach unten auf, als lauen Sommerkick wollte der Coach die Begegnung aber nicht bezeichnen: "Die Teams unten punkten aktuell sehr konstant, insofern brauchen wir noch Punkte, ganz klar."
Eine Etage höher als Ali Dayan (vo.) springt Raphael Geinzer (hi.) und verlängert den Ball clever.
Hendrik Kowalsky
Auf dem frisch gewalzten Hauptplatz in der Memmelsdorfer Schmittenau zeigte sich der SVM zunächst sehr engagiert, im 3-4-2-1-System antretend pressten die Gastgeber sehr hoch und erarbeiteten sich schon in der dritten Spielminute die erste Torchance. Nach starker Balleroberung im Mittelfeld zielte Thomas Kamm aus zwanzig Metern aber rechts am Tor der Pumas vorbei, die ein paar Minuten brauchten, um sich auf dem großen Rasenplatz zurecht zu finden. Bei bestem Fußballwetter entwickelte sich bald eine durchaus ansehnliche, temporeiche Landesligapartie, in der sich die Teams auf Augenhöhe begegneten. In der 17. Minute waren es erneut die Hausherren, die zu einer Torchance kamen und diesmal wurde es schon gefährlicher, nachdem Markus Saal im Strafraum freigespielt wurde, scheiterte die nominelle Spitze jedoch an Florian Peter im FCH-Gehäuse. In Minute 24 bekam Herzogenaurach einen Eckball zugesprochen und aus dem ruhenden Ball schlug der Aufsteiger prompt Kapital. Denn nach der platzierten Hereingabe von Michael Thomann stieg Spielertrainer Jakob Karches ungedeckt hoch und nickte zur 1:0-Gästeführung in die linke Ecke ein! Kein einziges Spiel hat der Coach bislang verpasst, auf seinen ersten Torerfolg musste er dennoch bis zum 28. Spieltag warten. Der Jubel der Pumas verhallte jedoch schnell, Memmelsdorf zeigte sich keineswegs geschockt und schlug nur 120 Sekunden später zurück. Auf der rechten Seite behauptete sich Philipp Hörnes und bugsierte das Leder in den Gästestrafraum, wo sich erneut Markus Saal zu frei bewegen durfte und zum sehenswerten 1:1-Ausgleichstreffer einschob! Ein schöner Treffer des Angreifers, mit der Hacke lenkte Saal die Hereingabe aus neun Metern auf die kurze Ecke, Florian Peter machte sich vergeblich lang. Nach dem schnellen Doppelschlag sollte sich das Geschehen in den Strafräumen zwar bald wieder beruhigen, die neutrale Zone erwies sich aber weiterhin als sehr umkämpft. Viele Zweikämpfe führten die Mannschaften, Pressing und Gegenpressing sorgte hüben wie drüben für leichte Ballverluste, die aber selten Konsequenzen haben sollten. Die nächste Abschlusschance sahen rund 80 Zuschauer erst in der 38. Minute, nach Flanke vom rechten Flügel setzte FCH-Topscorer Kevin Rockwell seinen Kopfball jedoch neben das Memmelsdorfer Gehäuse. Drei Minuten vor der Halbzeitpause schickten sich nochmal die Gastgeber an, mit einer Führung im Rücken in die Kabinen zu gehen. Gleich zweimal tauchte Henrik Schwinn in aussichtsreicher Position vor dem Herzogenauracher Tor auf, doch während Schwinn nach feinem Zuspiel von Hörnes aus 16 Metern knapp am rechten Winkel vorbei schoss, musste Florian Peter in der letzten Szene des ersten Durchgangs sein ganzes Können aufbieten. Mit dem bis dahin schönsten Angriff der Partie bediente Thomas Kamm nach öffnendem Pass von Daniel Schäfer per weiter Flanke den eingelaufenen Schwinn, dessen Kopfball Torhüter Peter jedoch stark aus dem linken Toreck fischte. So blieb es also vorerst beim 1:1, die ersten 45 Minuten machten aber durchaus Lust auf mehr.
Mit einer schnellen Körpertäuschung lässt Raphael Geinzer (vo.) seinen Gegenspieler Christopher Sowinski (hi.) stehen.
Hendrik Kowalsky
Der Schlussabschnitt brauchte eine längere Anlaufzeit, schon zur Pause musste Gerd Schimmer den angeschlagenen Thomas Kamm ersetzen, doch es sollte noch schlimmer kommen. Acht Minuten nach Wiederbeginn blieb Wladislaw Nikiforow auf der rechten Abwehrseite unglücklich im Rasen hängen, mit einer Knieverletzung schied der routinierte Verteidiger ebenfalls frühzeitig aus. Herzogenaurach erwischte den etwas besseren Start, immer wieder suchte der von Jakob Karches lautstark dirigierte Tabellenfünfte den Ball in die Tiefe, ließ jedoch die nötige Genauigkeit vermissen. Höchst selten wurde der SVM-Abwehrverbund um Daniel Krüger ernsthaft geprüft, im Spiel nach vorne taten sich die Gastgeber allerdings ebenfalls schwer. Das Geschehen spielte sich nun fast ausschließlich im Mittelfeld ab, den immer häufiger geschlagenen langen Bällen fehlte die Präzision, rutschte das Leder doch einmal durch, mangelte es den Offensivreihen beider Teams an Durchschlagskraft. Erst in der Schlussphase nahm die Partie wieder an Fahrt auf, zufrieden wollte sich mit der Punkteteilung keiner geben und so entwickelte sich in den letzten gut zehn Minuten ein offener Schlagabtausch. Erst musste Florian Peter in der 80. Minute eine durch den Strafraum segelnde Freistoßflanke im Nachfassen halten, auf der Gegenseite hätte Michael Thomann den FCH kurz darauf in Führung schießen können. Wieder kam der Neuling mit einem ruhenden Ball gefährlich vor das Tor, Thomanns Volleyabnahme nach einem per Kopfball entscheidend verlängerten Einwurf strich jedoch knapp über den Querbalken. Die Partie wogte nun hin und her, zielstrebig und direkt wurden die Angriffe vorgetragen, nach geglückter Balleroberung sofort zum Gegenzug angesetzt. Die letzte Chance der Begegnung blieb den Gastgebern vorbehalten und beinahe hätte der zur Pause für Kamm gekommene Christopher Sowinski den SVM noch jubeln lassen. Erneut fungierte Philipp Hörnes als Vorlagengeber und setzte sich auf dem rechten Flügel gut durch, sein flaches Zuspiel schoss Sowinski aus 15 Metern allerdings deutlich am Kasten vorbei. Somit blieb es beim 1:1-Unentschieden, über das sich nach Spielende auch kein Beteiligter wirklich unglücklich zeigte.
Nachdem sich Michael Wernsdorfer (re.) im Duell mit Michael Thomann (li.) behaupten konnte, sucht der Memmelsdorfer Kapitän nach einer Anspielstation.
Hendrik Kowalsky
Leistungsgerecht teilen der SV Memmelsdorf und der 1.FC Herzogenaurach also die Punkte und bleiben ihren Tabellenpositionen erhalten. Die Pumas mussten zwar erstmals im Kalenderjahr 2019 ein Gegentor hinnehmen, bleiben jedoch weiter ungeschlagen und präsentierten sich als eingespielte, diszipliniert arbeitende Einheit. Ohne jeden Druck, dafür mit viel Vorfreude kann der Aufsteiger die restlichen Saisonspiele angehen und hat sicherlich gute Chancen, den starken fünften Tabellenplatz noch länger zu verteidigen. Auch die Mannschaft von Gerd Schimmer wusste zu gefallen, der SVM steckte die personellen Ausfälle gut weg und zeigte sich vor allem im häufig anfälligen Abwehrverbund spürbar gefestigter. Die spielerische Komponente leidet zwar unter dem Fehlen einiger Stammkräfte, dennoch ließen die Hausherren auch gegen die kompakt agierenden Pumas hin und wieder ihre hohe Qualität im Angriffsspiel aufblitzen. Der Trend zeigt nach der Winterpause jedenfalls nach oben und so kann die Schimmer-Elf mutig in die anstehenden Partien mit diversen Kellerkindern der Landesliga Nordost gehen. Bereits am Mittwoch reist Memmelsdorf im Nachholspiel zum Tabellenvorletzten nach Selbitz, ehe anschließend weitere Auswärtsspiele gegen den SV Friesen und den Baiersdorfer SV anstehen. Herzogenaurach hat derweil zwei Heimspiele vor der Brust, zunächst tritt der TSV Buch die kurze Reise an, ehe anschließend der drittplatzierte 1.FC Feucht seine Visitenkarte im Rudolf-Dassler-Sportfeld abgibt.
Spielbericht eingestellt am 06.04.2019 21:34 Uhr