Neuer Trainer, neues System und neue Spieler - eine ganze Reihe von Debüts gab es an diesem Samstag im Memmelsdorfer Schmittenau-Stadion zu sehen, wo der heimische SVM den FC Coburg zum Punktspielauftakt 2019 begrüßte. Erstmals wurden die Gastgeber dabei von Gerd Schimmer betreut, der die Nachfolge von Rolf Vitzthum übernahm und neben zwei externen Neuzugängen zahlreiche Rückkehrer begrüßen durfte. So standen Pascal Schneider und Dominic Leim nach ausgestandenen Verletzungen erstmals in dieser Saison in der Startelf, in die auch Christopher Sowinski nach monatelanger Zwangspause zurückkehrte. Mit Henrik Schwinn und Maximilian Hoffmann, die Schimmer bereits aus seiner Zeit bei Don Bosco Bamberg kannte, nahmen zudem zwei Neuzugänge auf der Bank Platz. "Es ist schwer einzuschätzen, was uns heute erwartet. Die Mannschaft hat mich jedenfalls gut aufgenommen und besitzt viel Qualität", freute sich Schimmer vor der Partie auf das erste Punktspiel. Auch die Vestekicker waren gespannt, wo man nach der langen Pause stehen würde, der Ausfall von Daniel Sam (Rippenbruch) tat FCC-Coach Lars Scheler jedoch "sehr weh, da er für ein Spiel wie heute prädestiniert wäre. Es dürften relativ viele lange Bälle geschlagen werden, da wäre er heute sehr wichtig gewesen", gab der Coburger Übungsleiter zu Protokoll. Darüber hinaus wusste man im Lager der Gäste um die Qualitäten der Hausherren und wollte daher mit Dreierkette, die gegen den Ball zu einer Fünferkette wird, defensiv kompakt agieren.
Zum langen Ball setzt Adrian Guhling (re.) hier an, Memmelsdorfs Markus Saal (li.) ist vergeblich angelaufen.
Hendrik Kowalsky
Auf dem, in dieser Jahreszeit nicht gerade unüblich, schwer zu bespielenden Hauptplatz des Schmittenau-Stadions begann die Partie mit einer längeren Abtastphase, in der beide Mannschaften zunächst ihre Formationen suchten. Erstmals im neuen 3-5-2-System auflaufend brauchten die Gastgeber eine Weile, um in die Partie zu finden. Der FC Coburg stand gut und versuchte immer wieder mit langen Bällen in die Tiefe zum Erfolg zu kommen, ließ dabei aber ebenso wie der SVM die nötige Genauigkeit vermissen. Erschwerend kamen zahlreiche Verletzungspausen und Unterbrechungen hinzu, die kaum einen echten Spielfluss entstehen ließen. So mussten die Gäste nach rund zehn Minuten den nächsten personellen Rückschlag hinnehmen, als Daniel Alles mit einer Muskelverletzung ausschied. Eric Heinze nahm Alles' Posten im zentralen Mittelfeld ein und löste seine Aufgabe in der Folge gut. Die spielstarke Memmelsdorfer Offensivabteilung sah gegen die ebenso kompakt wie diszipliniert verteidigenden Coburger kaum einen Stich. Echte Torgelegenheiten suchte man im ersten Durchgang vergeblich, allenfalls ein paar Distanzschüsse gab es zu notieren, die ihr Ziel allerdings deutlich zu verfehlten. Im Ansatz gefährlich wurde es in der 18. Minute, als Tevin McCullough per Steilpass auf die Reise geschickt wurde und das Leder vor dem herausstürzenden Thomas Schuberth erreichte und vom Memmelsdorfer Keeper gelegt wurde. Schiedsrichter Mario Hofmann belangte den Schlussmann dafür mit der Gelben Karte, der folgende Freistoß aus dem Halbfeld brachte nichts ein. Der erste Durchgang passte sich somit dem Grau am Himmel an, viel zu sehen gab es für die 137 Zuschauer nicht. Nach ausgeglichenem Beginn erspielte sich das Team von Gerd Schimmer im Anschluss zwar ein optisches Übergewicht, konnte die Doppelspitze um Torjäger Dominik Sperlein jedoch so gut wie nie in Szene setzen. Somit blieb es bis zum Pausentee bei einem leistungsgerecht torlosen Unentschieden, das für den zweiten Durchgang reichlich Luft nach oben ließ.
Immer wieder suchte Rene Knie (li.), in dieser Situation hat Christopher Sowinski (re.) die Verfolgung des flinken Zentrumsspielers aufgenommen.
Hendrik Kowalsky
Umso mehr Dramatik brachten die zweiten 45 Minuten mit sich, doch der Reihe nach: Die Hausherren kamen mit mehr Dampf aus der Kabine, keine zwei Zeigerumdrehungen waren abgelaufen, da bekam Thomas Kamm an der Strafraumgrenze den Ball vor die Füße, verfehlte den linken Pfosten per Flachschuss aber knapp. In der Folge boten die 22 Akteure dann ein ähnliches Bild wie schon zuvor, man neutralisierte sich meist im Mittelfeld, nur selten einmal gelang es einem Team, den kompakten Abwehrverbund des Gegners zu durchdringen. Es lief die 67. Minute, da leisteten sich die Gastgeber den ersten Patzer in der Defensive und sofort bestrafte Coburg die favorisierten Memmelsdorfer. Bei einem langen Ball auf den rechten Flügel zu Fabian Carl spekulierte der SVM auf Abseits, die Fahne des Assistenten Jonathan Lorenz blieb aber unten. So hatte Carl freie Bahn, zog in den Sechzehner ein und legte schließlich für Tevin McCullough auf, der aus sechs Metern zum 1:0 für den FC Coburg einschob! Angedeutet hatte sich dieser Treffer nicht, nutzte der Neuling doch gleich die erste Gelegenheit und legte nur wenige Augenblicke später gleich das zweite Tor nach. An der rechten Strafraumkante bekamen die Gäste einen Freistoß zugesprochen, den sich Sertan Sener zurechtlegte. Angesichts des spitzen Winkels schien ein direkter Torschuss kaum möglich, doch der Coburger Spielmacher sah dies anders. Über Freund und Feind hinweg platzierte Sener den Ball optimal auf die lange Ecke und durfte, nachdem das Leder vom Innenpfosten in die Maschen segelte, das 2:0 für den FCC bejubeln! Die Memmelsdorfer wurden eiskalt erwischt und schienen in der Folge nicht mehr ins Spiel zu finden. Gerd Schimmer reagierte und brachte neben Maximilian Hoffmann auch Pascal Schneider und Alassane Kane. Und die Hereinnahme der beiden Debütanten sollte sich lohnen, denn in Minute 84 köpfte Hoffmann nach Eckball von Kapitän Michael Wernsdorfer zum 1:2-Anschlusstreffer ein und gab damit den Startschuss für eine hektische Schlussphase. Die reguläre Spielzeit lief gerade ab, da blieb Sertan Sener nach einem ruppigen Zweikampf mit Wladislaw Nikoforow an der Mittellinie liegen. Mit vollem Risiko gingen beide Akteure zum Ball, der Memmelsdorfer Verteidiger hielt dabei den ausgestreckten Fuß etwas drüber, wodurch Sener mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden ging. Wieder forderten die Gäste den Platzverweis, wieder entschied sich der Unparteiische dagegen und beließ es beim Gelben Karton. Für Sener ging es nicht mehr weiter, als nach minutenlanger Behandlungspause sieben Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, ahnte manch ein Gästeanhänger schon, was kommen würde. Die Gastgeber warfen nun alles nach vorne und wurden belohnt, denn nach einem langen Ball in den Coburger Strafraum war mit Pascal Schneider der zweite Joker zur Stelle und traf in der sechsten Minute zum 2:2-Endstand für die Memmelsdorfer!
Daniel Krüger (re.) hatte im Defensivzentrum alle Hände voll zu tun, gegen Fabian Carl (li.) behält der Routinier in dieser Szene die Oberhand.
Hendrik Kowalsky
Durchaus glücklich verhindert der SV Memmelsdorf also die Auftaktpleite unter Gerd Schimmer, der mit seinen Einwechselungen entscheidenden Anteil an der späten Aufholjagd hatte. Über weite Strecken der Partie begegneten sich die Teams auf Augenhöhe, der Matchplan des FCC ging vor allem im Spiel gegen den Ball sehr gut auf. Durch den schnellen Doppelschlag bogen die Gäste schließlich auf die Siegerstraße ein, mussten in der turbulenten Schlussphase jedoch nicht nur zwei Punkte, sondern auch zwei Spieler hergeben. Was zwischenzeitlich nach einem gelungenen Ausflug aussah, entwickelte sich somit zu einer höchst bitteren Auswärtsfahrt, an deren Ende sie mit nun 26 Zählern weiterhin den zwölften Platz belegen. Dennoch, auf der Leistung in der Schmittenau lässt sich aufbauen, vor dem wichtigen Duell mit dem TSV Buch am kommenden Samstag hat sich die Scheler-Elf als eingeschworener Haufen präsentiert. In Sachen Einstellung und Moral ist auch den Memmelsdorfern wenig vorzuwerfen, dennoch bleibt unter dem Strich mindestens ebenso viel Schatten wie Licht stehen. Zugegeben, die schwierigen Platzverhältnisse kommen dem schnellen Kombinationsfußball der Schimmer-Elf nicht entgegen, dennoch wirkte die Offensivabteilung gegen einen kompakten Gegner lange Zeit ideenlos. Erst eine Standardsituation ließ den SVM nochmal aufkommen, am Ende ist der eine Punkt sicherlich als Gewinn zu betrachten. Vorerst ziehen die Rot-Weißen in der Tabelle an Mitterteich vorbei auf Platz Sieben, am kommenden Samstag steht beim Vorletzten SpVgg Selbitz ein weiteres unangenehmes Spiel auf dem Programm.
Spielbericht eingestellt am 02.03.2019 19:38 Uhr