Gegenüber dem leidenschaftslosen Auftritt unter der Woche vor eigenem Publikum änderte das Lichtenfelser Trainerduo die Startformation auf vier Positionen. Dass Christoph Kraus zwischen den Pfosten zu seinem Landesligadebüt kommen würde, war langfristig abgesprochen. Insbesondere durch die Hereinnahme von Leitwolf Pascal Scholz, der neben Andreas Mahr die Doppelsechs bildete, erhoffte sich der Gast mehr Aggressivität im eigenen Spiel. Sorgen, die Rolf Vitzthum vor dem Spiel nicht hatte. Er änderte seine taktische Grundordnung im Vergleich zum ersten Heimspiel, da er durch die kurzfristige Verpflichtung von Alassane Kane mit zwei Spitzen agierte und im 3-5-2 die Chancen sinken sah, über die Außen erfolgreich nach vorne zu kommen. Der erfahrene Coach entschied sich für das bewährte 4-4-2, das seine Jungs an diesem Tag jedoch wenig produktiv mit Leben füllten.
Maximilian Pfadenhauer (li.) setzt sich rustikal gegen Pascal Schneider ein.
Bernd Riemke
Rückblickend mag die erste nennenswerte Aktion des Spiels ein Fingerzeig für den weiteren Verlauf gewesen sein. Kevin Wige rückte aus der Viererkette entscheidend nach vorne in einen Zweikampf, den er mit der Pike klärte. Daraus entwickelte sich jedoch ein Konterangriff über Jankowiak auf der linken Seite, bei dem die noch wenig sortierte Hintermannschaft des SVM die Gefährlichkeit erst erkannte, als es fast schon zu spät war (2.). Symptomatisch war dies insofern, dass Lichtenfels im Zweikampf häufig den berühmten Schritt schneller am Ball war und die spielstarken Hausherren von Beginn an mit frühen Störmanövern vom eigenen Strafraum fernhielt. Flog doch einmal ein hoher Ball in das Getümmel, so ragte eben jener Kevin Wige nicht nur aufgrund seiner hünenhaften Statur heraus, sondern auch, weil der Innenverteidiger beinahe jeden Zweikampf für sich entscheiden konnte und in der Luft unbezwingbar schien. Lufthohheit bewiesen die Gäste auch in der siebten Minute als Tobias Geldner eine einstudierte Eckballvariante auf den zweiten Pfosten fliegen ließ. Andreas Mahr gewann das Kopfballduell, legte das Spielgerät an den Fünfmeterraum zurück, wo Lukasz Jankowiak lauerte und mit links trocken in die Maschen traf. Erst als erneut Jankowiak freistehend Torhüter Schuberth zu einer starken Reaktion zwang (15.) erwachte der SVM allmählich aus seiner Lethargie und verzeichnete fortan mehr Ballbesitzspiel. Gefährlich in den Strafraum kamen Sperlein & Co jedoch nicht. Alassane Kane, der unter der Woche noch mit zwei Assists auf sich aufmerksam machte, blieb nicht einfach nur blass, er wirkte vielmehr fast wie ein Fremdkörper im Offensivspiel des SVM. Lichtenfels spielte die Führung selbstredend in die Karten. Der Gast stand diszipliniert und schaltete schnell nach vorne um. Als Geldner im Strafraum abgeräumt wurde (31.), gab es nur eine Entscheidung: Elfmeter! Der erwartete Pfiff blieb jedoch aus. Es war nicht die einzige brenzlige Entscheidung, bei der der Unparteiische die vermeintlich falsche Entscheidung traf. So ging es mit einem knappen 0:1 in die Kabinen, auch weil Pascal Schneider in der 36. Minute freistehend den Querpass wählte, anstelle mit seinem starken rechten Fuß den Abschluss zu suchen.
Das lange Bein von Pascal Schneider (li.) ist zu kurz. Lukasz Jankowiak setzt sich durch.
Bernd Riemke
Rolf Vitzthum schickte eine nominell unveränderte Elf in den zweiten Durchgang. Eine, die sich prompt für die schwache erste Hälfte zu rehabilitieren scheinen wollte. Schließlich zog erneut Schneider unaufhaltsam davon, suchte diesmal auch den Abschluss, scheiterte jedoch am aufmerksamen Kraus. Beim Nachschuss stellte Römer sein Visier nur um Zentimeter zu hoch ein (47.). Wer nun allerdings einen Sturmlauf der Hausherren erwartete, sah sich schnell getäuscht. Nach weniger als einer Stunde stellte Trainer Vitzthum in der Hintermannschaft auf eine Dreierkette um. Das erhoffte Übergewicht im Mittelfeld stellte sich jedoch nicht ein. Im Zentrum ackerte auf Seiten des FCL Scholz, dessen Hereinnahme einen echten Gewinn darstellte, unermüdlich und auf der Außenbahn wuchs Dietz in manchen Zweikämpfen förmlich über sich hinaus. Auf seiner rechten Seite eroberte sich Mahr, der als einer der beiden Sechser ein wahres Bollwerk darstellte, tief in der eigenen Hälfte das Leder (61.) und initiierte einen schulbuchmäßigen Konter an dessen Ende er selbst der Flankengeber auf den kurzen Pfosten war. Dort stand Pfadenhauer goldrichtig und wuchtete das Spielgerät zum 0:2 in die Maschen. Aufgrund der bis dato gezeigten Leistungen beider Teams kam der zweite Gäste-Treffer schon einer Vorentscheidung gleich. Der SVM ließ das letzte Aufbäumen vermissen obwohl noch gut dreißig Minuten zu gehen waren. Als der eingewechselte Fabian Baumüller allerdings hinter die gegnerische Abwehrreihe kam und aus spitzem Winkel abzog, waren bereits 80 Minuten absolviert und die Gäste ließen in ihrer forschen Spielweise keinen Deut nach. Im Gegenteil, hätte Pfadenhauer am Ende eines weiteren sehenswerten Angriffs durch den nimmermüden Ljevsic nicht nur das Torgestänge, sondern ins Tor getroffen, so wäre die höchste Heimniederlage seit November 2015 (1:5 gegen Ansbach) perfekt gewesen. So wurde es eine ernüchternde Schlappe für den SVM und eine mehr als gelungene Wiedergutmachung für den FCL, der im zweiten Auswärtsspiel der Saison den zweiten Sieg feiern konnte.
Spielen und gehen! Luca Ljevsic (re.) übt das in Perfektion gegen Daniel Krüger aus.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 21.07.2018 20:15 Uhr