von infranken.de
Der von vielen erwartete Klassenunterschied war nicht erkennbar! Das Landesliga-Duell zwischen dem in der Sommerpause eilig zusammen gewürfelten Team des TSV Sonnefeld und der seit einigen Jahren gezielt aufgebauten und durchaus schlagkräftigen Mannschaft des FC Coburg endete am Mittwochabend vor 515 enttäuschten Zuschauern mit einer Nullnummer.
Deprimierend für die klar favorisierten Gäste - Selbstvertrauen stärkend für die Platzherren. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die Landesliga-Greenhorns diese kämpferisch herausragende Leistung regelmäßig wiederholen können. Die Vestekicker müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie zu keinem Zeitpunkt die richtige Einstellung für dieses Derby fanden. Der FCC hätte sich nicht beschweren können, wenn er als Verlierer den Platz verlassen hätte. Die Sonnefelder hatten die besseren Chancen.
Pietsch hatte eine Vorahnung
Und dabei wurde vor dem Spiel eigentlich nur die Höhe des Coburger Sieges diskutiert. Werden es sechs oder sieben Gegentore? Wird es am Ende gar zweistellig? Weit gefehlt. Von einem klaren Sieg waren die Vestekicker meilenweit entfernt.
"Ich wäre heute schon mit einem 1:0 und keinem Verletzten zufrieden". Alexander Pietsch, stellvertretender Vorsitzender des FCC hatte kurz vor dem Anpfiff ein mulmiges Gefühl. Und das sollte ihn nicht täuschen, denn die Sonnefelder legten sich von Beginn an mächtig ins Zeug.
Limitiert, aber motiviert
Mit ihren limitierten spielerischen Mitteln boten sie den Coburgern Paroli, arbeiteten sich förmlich in die Partie und gestalteten das Derby streckenweise sogar ausgeglichen. Mehr noch, Heider, Scheler & Co. hatten mehrmals die Chance, um in Führung zu gehen, während die Gäste in der ersten Hälfte nur einmal gefährlich wurden. Nach der Pause traf Scheler sogar de Pfosten.
Natürlich hatten die "Roten" deutlich mehr Ballbesitz, doch sie spielten viel zu behäbig, ohne Esprit und ohne Ideen. Ein taktisches Konzept war gegen die dicht gestaffelte Sonnefelder Abwehr nicht erkennbar. Deshalb ging der Matchplan des Außenseiters auf. Trainer Heiko Schröder, der schon im Vorfeld zuversichtlich war ("Wir schaffen ein 1:1"), darf sich als Sieger fühlen. Der 50-Jährige kannte als langjähriger Jugendtrainer im Nachwuchsleistungszentrum die Stärken und Schwächen der gegnerischen Spieler besser als die seiner eigenen. Ein Großteil der aktuellen Vestekicker ging schließlich durch seine Fittiche.
"Fußball-Professor"
Erfolgreiche Maßnahmen, um die Antritte eines Fabian Carl, die Solis von Sertan und Gökhan Sener oder die Flanken und Schüsse eines Adrian Guhling zu verhindern, hatte der Detail-Fanatiker genügend in seinem Notizblock. Ein langjähriger Coburger Hausmeister in der Wiesenstraße betitelte Schröder aufgrund dessen unbestrittener Kompetenz einmal sogar als "Fußball-Professor".
Und die willigen, bis in die Haarspitzen motivierten Schröder-Jungs setzen die Vorgaben Eins zu Eins um. Bestnoten verdiente sich vor allem Kapitän Kunick, der seiner Binde am Arm alle Ehre machte. Er kämpfte, am Ende von Krämpfen geplagt, bis zum Umfallen und avancierte so zu einem Spiegelbild der Sonnefelder Energieleistung. Respekt!
Ein Großteil der Sonnefelder Kicker kamen zu Landesliga-Ehren wie die Jungfrau zum Kind. Ihr Können und das Talent ist begrenzt, doch selten war die abgedroschene Fußball-Weisheit, dass jeder zumindest Kämpfen kann, treffender als bei diesem Spiel. Den Coburgern muss zu Gute gehalten werden, dass die Hitze und der stumpfe Platz erschwerend hinzukamen.
Enttäuschende Vestekicker
Weshalb jedoch keine einzige Standard auf das von einem nach der Pause permanent in die Sonne schauenden etatmäßigen Feldspieler gehütete Tor kam, oder weshalb kein Mal aus der 2. Reihe abgezogen wurde, bleibt ein FCC-Geheimnis. Die zweiten Bälle wurden nahezu alle verschlafen. Die Stürmer kreuzten oder hinterliefen kein einziges Mal. Alles Dinge, die im NLZ seit Jahren intensiv trainiert werden und die diese Mannschaft normalerweise beherrscht. Doch es war eben nicht der Tag der Coburger.
Spielbericht eingestellt am 28.07.2018 13:04 Uhr