Beide Trainer änderten ihr Team auf zwei Positionen im Vergleich zu den Niederlagen vor Wochenfrist. TSV-Coach Basti Renk brachte für Steiner und den rotgesperrten Özdemir die frischen Kräfte Beland und Graf. Auf der Gegenseite kam Gutgesell zu seinem Landesliga-Debüt in der Startelf und Graf rückte wieder in die Viererkette. Verzichten musste das FCL-Trainerduo Goller/Grau weiterhin nicht nur auf Steffen Hönninger, der beruflich im Ausland weilt, sondern auch auf den sich im Urlaub befindlichen Lukasz Jankowiak. Trotz des Ausfalls dieser zwei wichtigen Offensivkräfte strebte Alexander Grau mit seinem Team natürlich den zweiten Heimdreier an. „Ein frühes Tor tut immer gut, aber wir meinen erkannt zu haben, dass der TSV seine Probleme hat, wenn er das Spiel selber in die Hand nehmen muss. Da wir unsere Stärken im Umschaltspiel haben, werden wir sicher nicht von Beginn an am gegnerischen Strafraum pressen“, so Grau vor der Partie, angesprochen auf die 0:7-Pleite des Gastes aus der Vorwoche und den Umstand, dass ein frühes Gegentor womöglich wieder Tür und Tor öffnen würde.
Ludwig Scheler gleitet der lange Ball über den Scheitel.
Bernd Riemke
Um genau das zu verhindern appellierte TSV-Trainer Basti Renk vor allem an die Einstellung seiner Spieler. „Wir wollen kämpfen. Daran hat es bei der 7er-Niederlage gegen Erlangen gefehlt!“ Ein Appell an die Einstellung auf der einen, die Forderung nach Geduld auf der anderen Seite – und dann kam doch alles ganz anders. Mit dem dritten Ballkontakt nach dem Anpfiff schlug Martin Hellmuth aus der eigenen Hälfte einen langen Ball hinter die Abwehrreihe des Gastes, Daniel Oppel entwischte seinem Bewacher, zog aus halbrechter Position vor das gegnerische Gehäuse und brachte das Runde schließlich abgezockt im Eckigen unter. Die Zeiger der Stadionuhr hatten ihre erste Umrundung noch nicht abgeschlossen und schon waren aus Sicht der Gäste alle guten Vorsätze über den Haufen geworfen. Einzig Patrick Jauch hatte es der Aufsteiger zu verdanken, dass es nach zwei Minuten nicht bereits zum zweiten Mal im eigenen Kasten klingelte, denn da stand Tobias Zollnhofer plötzlich mutterseelenallein vor dem Keeper und scheiterte an dessen starkem Stellungsspiel (2.). Ob es der Nervosität vor gut 650 Zuschauern oder der Verunsicherung nach dem jüngsten Debakel geschuldet war – die Hintermannschaft des TSV Sonnefeld wirkte nicht nur in diesen beiden Situationen reichlich unsortiert. Die Hausherren brannten zwar kein fußballerisches Feuerwerk ab, waren aber eindeutig Herr im eigenen Haus und zwangen den Gegner schon im Spielaufbau in der eigenen Hälfte zu Fehlern. Bis sie nach etwa zwanzig Minuten die Laufbereitschaft einstellten, selbst mit langen Bällen agierten, die ein gefundenes Fressen für die inzwischen deutlich besser sortierte TSV-Deckung darstellen und die Kontrolle aus der Hand gaben. Sonnefeld hingegen nahm den Kampf an und biss sich buchstäblich in die Partie zurück. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Ludwig Scheler, der eine scharfe Hereingabe von der rechten Seite im Fünfmeterraum an den linken Innenpfosten setzte, von wo aus das Spielgerät ins Feld zurückkullerte (30.). Als Warnsignal für die Hausherren taugte die Großchance indes nicht, eher als endgültiger Muntermacher für den Liganeuling. Während Lichtenfels weiter in Lethargie zu versinken schien, erkämpfte und -spielte sich der Gast ein optisches Übergewicht, das kurz vor dem Halbzeitpfiff zählbaren Erfolg brachte. Matthias Beland, dessen Hereinnahme sich phasenweise durchaus als belebendes Element bewies setzte sich am rechten Flügel energisch durch und brachte das Leder flach und scharf vor das Tor. Dort lauerte Spielertrainer Renk einschussbereit, doch FC-Innenverteidiger Martin Hellmuth kam ihm zuvor und grätschte den Ball über die eigene Linie (42.). Unglücklich zwar, doch dem Ausgleich durch Renk kam er durch seine verpasste Rettungstat nur zuvor.
Daniel Oppel nimmt den Ball gefühlvoll mit einem langen Schritt an.
Bernd Riemke
Der Pausenpfiff des Unparteiischen dürfte Lichtenfels gerade Recht gekommen sein, denn so bot sich die Gelegenheit, sich neu auszurichten. Das taten die Hausherren, standen wieder etwas tiefer und lauerten auf einen Fehler des Gegners, um über das eingangs zitierte Umschaltspiel zum Erfolg zu kommen. Den Gefallen eines Fehlers tat der TSV in Person von Ludwig Scheler, dessen gut gemeinter Versuch einen gen Seitenaus trudelnden Ball mit einer langen Grätsche im Spiel zu halten, nicht unglücklicher hätte enden können. Aus der gegnerischen Hälfte heraus beförderte er den Ball über mehr als zwanzig Meter zurück hinter die Mittellinie und fand – Maximilian Pfadenhauer. Der Angreifer der Hausherren ließ sich nicht zweimal bitten, nahm mit dem Leder am Fuß am Fahrt auf und vollstreckte schließlich allein vor Keeper Jauch abgezockt zum 2:1 (52.). Anders als im ersten Durchgang galt es für Lichtenfels nun nachzulegen. Und genau das taten sie auch. Basti Gutgesell, der ein vielversprechendes Startelf-Debüt in der Landesliga gab, hob einen Freistoß in den Strafraum, wo zuletzt Florian Goller dem Spielgerät die entscheidende Richtungsänderung gab. So landete selbiges vor dem Schlappen von Maximilian Pfadenhauer, der es aus kürzester Entfernung unter die Latte drosch (59.). Mit dem 3:1 war die Messe im Prinzip gelesen. Sonnefeld erholte sich von diesem Doppelpack nicht mehr. Dem TSV war das Bemühen keinesfalls abzusprechen, noch einmal ein Comeback in diesem Spiel zu geben und der eingewechselte Sebastian Steiner hätte sechs Minuten nach seiner Hereinnahme auch noch einmal für Spannung sorgen können, doch die mustergültige Vorlage des jüngsten TSV-Neuzugangs Civelek drosch er aus vier Metern in die Wolken. Zu diesem Zeitpunkt waren indes bereits mehr als 80 Minuten absolviert und der TSV konnte von Glück reden, dass Pfadenhauer an einer Ecke aussichtsreich positioniert vorbeiflog und Oppel bei einem Konter in der Schlussphase nur das Aluminium traf – sonst hätte das Ergebnis in der Summe auch höher ausfallen können. Das wäre des Guten aber auch zu viel gewesen, denn obgleich es am verdienten Sieg der Hausherren nichts zu rütteln gab, deutete Sonnefeld phasenweise seine eigenen Qualitäten doch an. Nur statistischen Wert hatte nach dem Schlusspfiff die Ampelkarte, die FC-Akteur Andreas Mahr in der 79. Minute wegen einer Unsportlichkeit erhielt. Seinen Torabschluss nach einer Spielunterbrechung wertete der Unparteiische als Ball wegschlagen und schickte den Sechser der Korbstädter vorzeitig zum Duschen. Am Derbysieg des FCL änderte dies nichts mehr. Während Lichtenfels vor der zweiten englischen Woche ins tabellarische Mittelfeld vorrückte, setzt sich der TSV Sonnefeld vorläufig auf den Relegationsplätzen fest.
An Patrick Jauch lag es nicht. Er war an allen Gegentoren schuldlos.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 29.07.2017 21:17 Uhr