Bereits vor dem Flutlichtspiel an der Nördlinger Straße hatten beide Coaches einige personelle Probleme zu beklagen. Während Schwabachs Trainer Alexander Maul mit seinem syrischen Neuzugang Farid Agha (Schien- und Wadenbeinbruch im Spiel der Reserve) einen neuerlichen Langzeitverletzten zu beklagen hat und Offensivmann Michael Weiß nach seinem Urlaub noch nicht trainierte und nicht im Kader stand, konnte Philipp Schulze-Zachau bei den Erlangern zumindest wieder auf der Bank Platz nehmen und feierte am Ende sogar ein Kurzcomeback.
Bastian Lunz jubelt über die Führung, Selahattin Okcay moniert noch immer ein gestrecktes Bein.
Andreas Bär
Die Rückkehr aus der Wintervorbereitung auf ein sattes Grün, das gut bespielbar und nicht sehr tief war, fällt beiden Mannschaften offensichtlich noch immer schwer. Es blieb in der ersten Halbzeit vieles gut gemeintes Stückwerk, das Tempo in der Partie konnten beide Teams nur zu selten in wirklich gefällige Aktionen umwandeln. Die Schwabacher scheiterten dabei nur allzuoft an der letzte Konsequenz im Umschaltspiel. Der pfeilschnelle türkische Gehörlosennationalspieler Firat Kaya startete nicht nur einmal aussichtsreich durch, immer wieder kam der Pass Sekundenbruchteile zu spät und der Assistent durfte seine Fahne immer wieder - und das zu Recht - in die Luft wuchten. Gelang es den Hausherren dann doch, das Leder bis zur Grundlinie durchzuspielen, fehlte bei den Flankenbällen die nötige Präzision. Die sich häufig bietenden zweiten Bälle vertändelten Okcan Tekdemir und Co. einige Male durch zu verspielte Aktionen. Auf der anderen Seite stand die Schwabacher Abwehr um den ehemaligen Brucker Brandon Lala sattelfest. Zwar gelang es dem spielfreudigen FSV-Mittelfeld einige Male, die gegnerische Abwehrreihe mit zahllosen hohen Diagonalbällen zu überspielen, im finalen Moment aber war Lala-Land im eigenen Strafraum und er und Thomas Mohrbach klärten die Situationen. Darunter ein absoluter Schockmoment. In vollem Tempo rauschte Moritz Fischer in einen Eisenträger der Werbebande: Was im ersten Moment harmlos aussah, entpuppte sich als schwerste Verletzung. Haut und Fleisch über der Kniescheibe wurden komplett abgetrennt, der in bestechender Form befindliche Offensivmann landete auf dem Operationstisch und die Saison ist gelaufen. Von dem Rückschlag ließen sich die Brucker nicht zurückwerfen. Im Gegenteil: Tim Basener erwies sich als starke Option und verzeichnete einige gute Momente. Richtig brenzlig vor den beiden Toren wurde es nur selten. Bis kurz vor der Pause blieben beide Torhüter nur bei Flankenbällen gefordert, ehe es hin und her ging und die erste Hälfte einen fulminanten Abschluss fand. Erst verzog Basener um Haaresbreite - ein SC-Abwehrbein lenkte das Leder noch am eigenen Pfosten vorbei (43.), ehe er aus 18 Metern drüber visierte. Auf der Gegenseite parierte Hofmann einen 16-Meter-Hammer von Carmine De Biasi in höchster Not zur Ecke (45.). Als alle schon mit dem Halbzeitpfiff rechneten, durften die Gäste doch noch jubeln. Einen Drießlein-Freistoß klärte die Heimabwehr nicht sauber, Kapitän Bastian Lunz wuchtete das Spielgerät humorlos aus dem Getümmel neben den Pfosten.
Florian Nisslein klärt das Leder vor Timm Raumer.
Andreas Bär
Im Spiel zweier auf das spielerische Moment bedachte Spitzenmannschaften, die das kämpferische Element als elementare Basis für Erfolge nicht verkannten, hatten sich die Gastgeber einiges vorgenommen. Und setzten das auch direkt um. Der auffällige Nisslein bediente den omnipräsenten Sturmpfeil Kaya, der zum Ausgleich traf und seine starke Leistung krönte. Die Freude jedoch währte nur kurz - und die Erlanger setzten den vielleicht schon vorentscheidenden Gegenschlag. Nach einem unnötigen Foul stellte Keeper Gebelein seine Mauer suboptimal, der bärenstarke Drießlein beförderte den Ball aus gut 30 Metern sehenswert, wie vielleicht auch haltbar, in die Maschen. Ein Rückschlag, den die Schwabacher nicht mehr wirklich verdauen konnten. Die Erlanger waren dem dritten Treffer weit näher als der SC dem Ausgleich. Die Vorentscheidung aber sollte nicht gelingen. In einer zunehmend hektischer werdenden Partie hatte Kaya noch einmal die dicke Chance. Er umkurvte Keeper Hofmann, traf aber nur das Außennetz (76.). Auf der Gegenseite war es nach einem neuerlichen Drießlein-Freistoß Rafael Hinrichs, der knapp verzog (85.) und Schwabach damit noch die eine letzte Möglichkeit zum Ausgleich bot. Die ergab sich gleich zwei Mal. Erst visierte Okcan Tekdemir (Alexander Maul: "Er braucht jetzt einfach das Tor, dann platzt der Knoten auch") aus elf Metern zentraler Position knapp drüber, ehe Kaya noch einmal scheiterte.
Prominenter Besuch in Schwabach: Das Schwabacher TSV-Urgestein Harry Distler (Mitte) an der Seite von Helmut "Alu" Rahner.
Andreas Bär
Während die Erlanger durch diesen harterkämpften Sieg weiterhin konsequent an der Rückkehr in die Bayernliga arbeiten und sich allen personellen Problemen zum Trotz gut positioniert haben, dürfte die Schwabacher Luft allmählich raus sein. Nach hinten wird nichts mehr passieren, nach vorne ebenfalls nicht. "Wir wollen so viel als möglich punkten", lässt Coach Maul den Schlendrian gar nicht erst einziehen. Sein Gegenüber, Normann Wagner, hofft auf eine Entspannung der Personalsituation - die dringend von Nöten ist, will man im Kampf um die Meisterschaft bis zum Ende mitmischen.
Spielbericht eingestellt am 18.03.2017 10:54 Uhr