Beim Gespräch nach dem Spiel räumte Brucks Trainer Normann Wagner freimütig ein, dass der kleine Einbruch in der zweiten Halbzeit auch an seinem Training am Donnerstag gelegen haben könnte. Dieses wiederum lag dann sicherlich an der aus Sicht der Erlanger absolut vermeidbaren Niederlage im Derby am Mittwoch in Baiersdorf. Mit einer auf vier Positionen veränderten Startelf gingen die Gastgeber dieses wichtige Heimspiel an. Die am Mittwoch noch unpässlichen Marco Napolitano und Viereckl, sowie Hinrichs und Arapoglu rotierten rein. Raus mussten Rotsünder Raumer, Luca Napolitano, Sperber und Bantak. Auf der Gegenseite lief es unter der Woche deutlich besser, denn es konnte mit dem knappen 3:2-Erfolg im Heimspiel gegen Aufsteiger FSV Bayreuth der zweite Sieg in Serie eingefahren werden. Damit wurde der holprige Auftakt mit nur einem Zähler aus drei Partien wieder repariert. Es versprach also ein spannendes Duell zweier punktgleicher Teams zu werden.
Paul Schulze-Zachau verfolgt Simon Gräf. Hinten beobachtet Johannes Wittmann die Szene.
Renè Hoffmann
In den ersten Minuten sah alles auch noch richtig gut aus. Bruck ließ gleich die Kugel laufen, Pegnitz hielt noch gut dagegen. Doch schon nach knapp zehn Minuten offenbarte die Pegnitzer Viererkette deutliche Abstimmungsprobleme. Drießlein ließ sich immer wieder geschickt ins Mittelfeld fallen und Foth rochierte viel, schon waren die Gäste überfordert. Beim ersten Mal ging es noch gut, als Drießlein eine Foth-Hereingabe zwar schön annahm, hinter seinen Abschluss aber keinen Bumms brachte. Doch schon eine gute Minute später klingelte es das erste Mal (10.). Arapoglu schickte Foth durch die Schnittstelle, Torwart Kausler kam zwar weit raus, aber nicht an den Ball und der junge Brucker Stürmer hatte so keine große Mühe mehr, den Ball im leeren Kasten unterzubringen. Wer jetzt gedacht hatte, dass die beiden Mannschaften weiter Gas geben, wurde leider jäh enttäuscht. Natürlich muss man als neutraler Beobachter das Wetter berücksichtigen und klar hat die Englische Woche Kraft gekostet. Aber es sah über weite Strecken der ersten Halbzeit wirklich mehr nach einem Vorbereitungs- denn einem Punktspiel aus. Aus taktischer Sicht hatten die Brucker zumindest ja das Führungstor im Rücken und mussten nicht auf Teufel komm raus stürmen. Und Pegnitz war ja nur eins hinten, was immer mal schnell ausgeglichen ist. So zog sich das Geschehen etwas zäh dahin, obwohl der FSV zumindest hin und wieder versuchte, mit Tempoverschärfung und schnellen Positionswechsel für Verwirrung zu sorgen. Doch wann immer es den Jungs von Heiko Gröger zu schnell wurde, streuten sie ein Foulspiel ein und unterbanden damit den Angriff. Der eben angesprochene Gäste-Coach wurde noch vor dem Pausenpfiff dazu gezwungen, zwei Mal zu wechseln. Erst verletzte sich Gräf bei einem Zweikapf und dann musste er den Gelb-Rot gefährdeten Pöllatz ersetzen. Eine gute Möglichkeit für die Platzherren gab es auch noch, als Seybold nach einem Doppelpass mit Foth in den Sechzehner zog und sein Linksschuss gerade noch zur Ecke abgefälscht werden konnte (42.). Auf der Gegenseite musste Torwart Hofmann nicht einen einzigen Schuss abwehren.
Halt, hiergeblieben. Daniel Arapoglu mit dem taktischen Foul an Florian Müller.
Renè Hoffmann
Die Halbzeitpause wurde von den Protagonisten dankbar angenommen, denn nach Wiederanpfiff wurde das Ganze hier schon spürbar munterer. In Minute 53 bereitete Brucks Keeper Hofmann mit einem an sich harmlosen Abschlag das 2:0 vor. Im Abstand von zwei Sekunden säbelten erst Innenverteidiger Otto und anschließend auch noch sein Torhüter Kausler über den Ball, der nachsetzende Foth konnte sein Glück kaum fassen und bedankte sich artig mit dem 2:0. Als sieben Minuten danach der nächste Aussetzer der Gäste-Defensive zum 3:0 durch Drießlein führte, war die Partie durch. Dachten sich zumindest die Erlanger Spieler. Denn nun schalteten die Gastgeber in den Standby-Modus und überließen dem ASV komplett das Ruder. In der 62. Minute scheiterte Schraml frei vor Hofmann, doch nur 120 Sekunden später lochte Heißenstein einen Frank-Rückpass mustergültig ein. Sollte da noch was gehen? Aber klar. Der im zweiten Abschnitt ganz starke Müller tankte sich links durch und seinen Querpass drückte Schraml über die Linie zum Anschlusstreffer. Es war noch eine knappe Viertelstunde zu gehen, also noch genügend Zeit für den Ausgleich. Aber was sich die Pegnitzer vorne mühsam aufgebaut hatten, machten sie sich durch haarsträubendes Abwehrverhalten hinten wieder zunichte. Dadurch hielt die Spannung genau drei Minuten, dann drosch Seybold einen Rückpass des eingewechselten Fischer humorlos hoch ins kurze Eck. Warum der auf Höhe des Elfers trotz Überzahl der verteidigenden Mannschaft völlig blank stehen durfte, wird für immer ein Rätsel bleiben. Beim 5:2 hob Mellinghoff die Abseitsfalle auf, Seybold wurde erst abgedrängt, aber kam dann doch irgendwie wieder in Schussposition und ließ sich da natürlich nicht zwei Mal bitten.
Da nahm das Unheil seinen Lauf. Der Pegnitzer Schlussmann Sebastian Kausler tat es seinem Vordermann Stephan Otto gleich und säbelt ebenfalls über den Ball. Mario Foth bedankt sich mit dem 2:0.
Renè Hoffmann
Wenn man diese Partie als richtungsweisend betrachten möchte, dann werden sich die beiden Kontrahenten in Zukunft tabellarisch nicht mehr so nahe kommen wie vor der Begegnung. Da die Gastgeber sich allmählich weiter einspielen werden und ab nächster Woche auch wieder Sturmtank Jäckel mit an Bord ist, sollte (und muss) der Weg jetzt deutlich nach oben gehen. Pegnitz hat sicherlich nicht die Ansprüche, oben mitzuspielen, aber ein gesicherter Mittelfeldplatz sollte mit der Truppe schon drin sein. Dazu müssen aber die eklatanten Fehler im Defensivbereich abgestellt werden, denn nach vorne ist die Elf von Heiko Gröger immer für die ein oder andere Kiste gut.
Spielbericht eingestellt am 07.08.2016 20:44 Uhr