Die Gastgeber brannten nach dem Auftaktsieg in der Vorwoche in Buch regelrecht auf weitere Punkte. SpVgg-Coach Häßler ließ seine siegreiche Elf daher fast unverändert. Lediglich Julian Schütz rutschte aufgrund guter Trainingsleistungen für Daniel Cavelius in die Startelf. Aber Häßler warnt seine Elf vor einem vermeintlichen "Selbstläufer" gegen die in der Vorwoche mit einer 0:2-Pleite gestarteten ASV-Elf: "Gerade solche Spiele sind bei diesen Platzverhältnissen schwierig. Wir wollen den Sieg aus der Vorwoche heute bestätigen. Pegnitz ist eine unangenehme Mannschaft. Da müssen wir dagegenhalten und ein gutes Tempo vorgeben." Mehr Sorgen hatte dagegen Gästecoach Heiko Gröger vor der Partie. Mit Spielmacher Jordan, Torwart Scharrer und den beiden Wölfel-Brüdern fielen gleich vier Stammkräfte aus. Dafür rückten Daniel Sigl und Andreas Bammler in die Startelf und bildeten mit zusammen mit Florian Müller und Sven Eheim die Vierabwehrkette. Für den verletzten Spielmacher Jordan stellte ASV-Coach Heiko Gröger das System auf ein 4-4-2 um und beorderte Tobias Scharrer neben Florian Kretschmer ins Sturmzentrum. "Für uns wird es schwer. Wir dürfen daher nicht zu passiv auftreten. Der Abstand zu den Relegationsrängen ist nicht mehr weit", so Heiko Gröger vor dem Spiel in Selbitz.
Einer der selten Ausflüge des Selbitzer Außenverteidigers Fernando Redondo, der in dieser Szene jedoch von ASV-Kapitän Florian Müller gestellt wurde.
Thomas Nietner
Mit frühem Anlaufen und aggressivem Pressing wollten die Gäste die Heimelf von Beginn an ärgern. "Den Gegner möglichst weit weg vom eigenen Tor halten", so die ASV-Devise. Schon in den Anfangsminuten gelang dies den Gästen recht erfolgreich. Von ASV-Coach Heiko Gröger immer wieder lautstark dirigiert, arbeiteten die Gäste gut gegen den Ball und erschwerten schon frühzeitig den Spielaufbau der Heimelf. Die Gastgeber taten sich dadurch schwer, eine Lücke in der kompakten Defensive der Gäste zu finden. Als Markus Bächer dann doch die erste gute Chance auf dem Fuß hatte, zeigte ASV-Schlussmann Daniel Krause, dass er sicherer Rückhalt seiner Elf war. Zwar verletzte sich der Keeper dabei am Knie, biss sich jedoch durch die Partie. Allzu oft musste er auch nicht ins Geschehen angreifen. Zwar verzeichneten die Gastgeber mehr Ballbesitz, doch ins letzte Spielfelddrittel fanden sie gegen eine gut verteidigende ASV-Elf eher selten. Die Spielverlagerung der Hochfranken funktionierte nicht schnell genug, so dass die Gäste immer rechtzeitig verschieben konnten und die Räume eng hielten. Vor allem Flügelflitzer Fabian Elbl fand dadurch nicht wie gewohnt in die Begegnung. Mit zunehmender Spieldauer wurden daraufhin auch die Gäste mutiger und konterten bei Ballgewinn stets geradlinig nach vorne. Nach einer weiteren guten Gelegenheit von Bächer und Winter, hatten auch sie in Person von Tobias Scharrer erstmals den Führungstreffer auf dem Fuß. Die Begegnung war spätestens ab diesem Zeitpunkt ausgeglichen. Nach dem Lattentreffer von Yannick Podgur fühlte man sich auch an die Worte von SpVgg-Coach Markus Häßler erinnert, der vor einem "unangenehmen Gegner" gewarnt hatte. Besonders in den Zweikämpften zeigten sich die Gäste entschlossen und wussten durch schnörkelloses, aber stets gefährlichem Umschaltspiel zu gefallen. Hier musste die Selbitzer Abwehr stets auf der Hut sein. Als Kevin Winter auch die dritte gute Torchance der Heimelf nicht verwertete, schlug eben die Gröger-Elf kurz vor der Pause auf der Gegenseite zu. Und wie! Mit einem Doppelschlag versetzten die Pegnitzer die Hausherren in einen Schockzustand. So hatte man sich den Nachmittag nicht vorgestellt. Doch zuerst ließ man Yannick Podgur ungestört durch die Abwehr marschieren, was der auffällige Unruheherd unbedrängt mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze zu nutzen wusste, ehe nur wenige zwei Minuten später Tobias Scharrer zum 0:2 abstauben konnte. "Wir machen unsere Chancen nicht rein und die halt schon", erklärte der Selbitzer Mittelfeldspieler Rico Raithel in der Halbzeitpause wie einfach, aber auch wie schmerzvoll Fußball sein kann. Mit Glück alleine war die Führung der Gäste aber nicht zu erklären. Die Pegnitzer setzten bis dahin vielmehr die Taktik ihres Trainers gut um und ließen die Heimelf durch frühes Pressing und aggressive Zweikampfführung kaum ins Spiel kommen. "Wir haben das gut gemacht, hatten aber bei zwei, drei Situationen etwas Glück", fasste Heiko Gröger die ersten 45 Spielminuten zusammen.
Elfmeter: Maximilian Lang stoppt Simon Gräf (schwarz) im Strafraum regelwidrig.
Thomas Nietner
SpVgg-Coach Markus Häßler konnte jedenfalls mit dem ersten Durchgang nicht zufrieden sein und brachte mit Rico Raithel und Daniel Cavelius zwei frische Kräfte nach der Halbzeitpause. Bei den Gästen kam Simon Gräf ins Spiel, dafür rutschte Tobias Scharrer auf den Flügel und Sebastian Haas in die Innenverteidigung. Dem Spiel der Gäste taten die Umstellungen jedoch keinen Abbruch, vielmehr setzten sie nahtlos da an, wo sie vor der Halbzeit aufgehört hatten. Schon Sekunden nach dem Seitenwechsel waren sie nach einem Eckball knapp vor dem dritten Treffer. Dieser war letztendlich aber dem stets brandgefährlichen Florian Kretschmer vorbehalten. Nach einem Foul von Maximilian Lang an Simon Gräf, verwandelte der Torjäger den fälligen Strafstoß nach knapp einer Stunde souverän zur vermeintlichen Vorentscheidung. Die Partie schien gelaufen. Doch ausgerechnet der ASV-Torjäger gab mit einem Foul an SpVgg-Keeper Mario Möschwitzer den Weckruf für die Heimelf. Diese sah sich in dieser Szene von Schiedsrichter Sven Engl derart benachteiligt, dass sie nun endlich auch in den Zweikämpfen mehr Entschlossenheit zeigte. Rot statt Gelb forderten die SpVgg-Anhänger. Für Mario Möschwitzer war die Begegnung jedenfalls gelaufen. Mit Verdacht auf Innenbandriss musste der 26-Jährige vom Platz. Ausgerechnet der kleinste und jüngste Selbitzer Feldspieler, Yannick Schuberth, striff sich die Torwarthandschuhe über, da der etatmäßige Ersatzmann Yasin Yilmaz aufgrund eines Kahnbeinbruchs ebenfalls nicht zur Verfügung stand. Doch letztendlich spielte das kaum mehr eine Rolle, da der neue Schlussmann in der Folgezeit fast beschäftigungslos blieb. Es spielte nur noch die Heimelf und witterte nach dem Anschlusstreffer durch Andre Keilwerth wieder Morgenluft. Spätestens als Julian Schütz mit einem feinen Schlenzer über den etwas weit vor seinem Tor stehenden ASV-Schlussmann Daniel Krause erfolgreich war, roch es nach dem Ausgleich. Die Gastgeber warfen nun alles nach vorne, der großgewachsene Andre Keilwerth agierte als Turm in der Schlacht in vorderster Front, wo er sich harte Duelle mit ASV-Verteidiger Sebastian Haas lieferte. Die Angriffe blieben letztendlich aber in der hektischen Schlussphase zu undurchdacht. Die Gäste verpassten es ihrerseits, einen ihrer Konter richtig zu Ende zu spielen und die Begegnung endgültig zu ihren Gunsten zu entscheiden. So mussten sie noch bis zum Schlusspfiff um den dreifachen Punktgewinn zittern. Der Selbitzer Einbahnstraßenfußball wurde nicht mehr belohnt.
Durch die unerwartete Heimpleite verpassten es die Selbitzer in einer für den neutralen Zuschauer höchst unterhaltsamen Begegnung, am Tabellenzweiten aus Röslau vorbeizuziehen, der sich ebenfalls vor eigenem Anhang mit 1:2 gegen Vach geschlagen geben musste. Ein Feuchter Sieg bei Schlusslicht Hollfeld morgen vorausgesetzt, geht es nun für die Häßler-Elf als Tabellendritter wohl in erster Linie nur noch um den Relegationsrang. Das hat sich die Spielvereinigung aber auch selbst eingebrockt, da sie die erste Hälfte verschlief und gute Torchancen liegen ließ. Das bestärkte die Gäste, die nicht unverdient, wenn auch am Ende etwas glücklich, drei Punkte aus Selbitz entführen konnten. Dadurch vergrößerte die Elf von Trainer Heiko Gröger den Abstand auf die Abstiegsränge und schob sich ins gesicherte Mittelfeld vor. Nach Feucht und Röslau schlug der ASV auch das dritte Spitzenteam der Liga. Diese Spiele scheinen den Oberfranken zu liegen. Auch in Selbitz präsentierten sie sich als Stolperstein für den vermeintlichen Favoriten.
Spielbericht eingestellt am 14.03.2015 20:52 Uhr