Angesichts von sechs ehemaligen Hollfeldern Spielern (Taschner, Fuchs, Schorn, Eck, Hösch und Holfelder) in der Kasendorfer Startelf, sprach ASV-Coach Michael Schreiber im Vorfeld von einer Partie "Hollfeld gegen Hollfeld". Die waren gegen den Ex-Verein natürlich besonders motiviert. Im Vergleich zur Vorwoche rutschten Dominik Schorn und Simon Hösch wieder für Matthias Pistor und Daniel Weiner in die Startelf. Zudem biss der zuletzt angeschlagene Stammkeeper Sebastian Eck auf die Zähne. Auch bei den Gästen wollen sich die angeschlagenen Manuel Mezger und Patrick Gubitz das Derby nicht nehmen lassen. Motivation bedurfte es laut der Aussage von ASV-Coach Michael Schreiber nicht mehr viel: "Die Jungs sind heiß! Sollte Redwitz zurückziehen, sind es nur noch sieben Punkte. Wir werden hier alles geben!" Dafür gab er erneut den erfahrenen Thomas Bornschlegel den Vorzug zwischen den Pfosten. Für Michael Heißenstein und Christian Pätz rutschten Christopher Schmitt und Hannes Sommerer in die Startelf. Nicht zur Verfügung standen die beiden Winterneuzugänge Tino Horn und Bartosz Partyka. Michael Schreiber setzte aufgrund der Personalsituation und dem engen Platz auf ein 4-4-2-System mit zwei Viererketten. Ausschlaggebend sollte für ihn aber in erster Linie die Laufleistung sein. "Und", hoffte er vor dem Spiel "dazu müssten wir einmal 1:0 in Führung gehen!"
Strafstoß Kasendorf: Andreas Pistor (re.) legt den Ball an Jonas Grasser vorbei. Der Hollfelder kann sich darauf nur mit einem Foul behelfen.
Thomas Nietner
Diese Hoffnung sollte doch nur ganze drei Spielminuten Bestand haben, dann lagen die Gastgeber auch schon in Führung. Ausgerechnet der ehemalige Rot-Schwarze Jochen Hollfelder zirkelte kurz nach Anpfiff einen direkten Freistoß aus halblinker Position sehenswert in den Winkel. ASV-Schlussmann Thomas Bornschlegel war machtlos. Das fing ja gut an! Während die Gäste vergeblich auf den Führungstreffer gehofft hatten, gelang der in der Rückrunde weitgehend harmlosen SSV-Offensive das psychologisch immens wichtige frühe Tor. Das gab der Heimelf Sicherheit. ASV-Coach Michael Schreiber sprach dagegen von einem "Knackpunkt". Denn in der Folgezeit riss die Heimelf das Spielgeschehen durch eine enorme Laufleistung und aggressives Attackieren an sich. Die Hollfelder wurden von den Gastgebern regelrecht in die eigene Hälfte gedrückt und konnten sich nur mit langen Bällen kurzzeitig Luft verschaffen. An einen geordneten Spielaufbau war nicht zu denken, zu aggressiv liefen die SSV-Angreifer die Hollfelder an. Als jedoch dann doch einmal ein Ball in die Spitze fand, ergab sich postwendend die große Chance zum Ausgleich: Markus Taschner holte Hannes Sommerer im Strafraum von den Beinen. Der Schiedsrichter zeigte folglich auf den Punkt, der SSV-Spielertrainer schüttelte mit dem Kopf. War es tatsächlich ein Foul? War es tatsächlich innerhalb des Strafraums? Der Unparteiische war sich da ziemlich sicher: "Foul ja. Wegen der Position musste ich mich kurz bei meinem Assistenten rückversichern. Der sah es aber genauso!" Doch letztendlich viel Lärm um nichts, denn ausgerechnet der ansonsten so sichere Strafstoßschütze Johannes Eberlein vergab den Elfmeter. Ex-Teamkollege Sebastian Eck roch den Braten und entschied sich für die richtige Ecke. Diesen Vorteil wusste ASV-Keeper Thomas Bornschlegel keine fünf Minuten später gegen Dominik Schorn nicht auszuspielen. Der 26-Jährige versenkte den von Jonas Grasser an Andreas Pistor verschuldeten Elfmeter sicher. Das Spiel schien nach 20 Spielminuten fast schon gelaufen. Denn die Heimelf ließ auch in der Folgezeit nicht locker und drehte nun regelrecht auf. Schnell überbrückte die Heimelf immer wieder das Mittelfeld und wusste die Räume in der Tiefe zu nutzen. Die Gäste konnten dabei nur noch reagieren. Gelang dem Tabellenschlusslicht die Balleroberung, schaltete die SSV-Elf sofort auf Gegenpressing um. Dagegen fanden die Gäste kein Mittel, die beiden Spitzen Hannes Sommerer und Marco Konradi hingen so förmlich in der Luft. Die Kasendorfer verpassten jedoch den dritten Treffer: Zwei Mal war ihnen dabei das Aluminium hold, ansonsten war Thomas Bornschlegel zur Stelle. In der 43. Spielminute war aber auch der Routinier machtlos, als Florian Luft Torjäger Andreas Pistor steil schickte. Frei vor dem Keeper ließ sich der Goalgetter die Chance nicht nehmen und netzte sicher ein.
Gefühlvolle Ballannahme unter Gegnerdruck: Andreas Pistor pflückt trotz Bedrängnis von Manuel Mezger den Ball aus der Luft.
Thomas Nietner
Mit dem ersten Durchgang konnte ASV-Coach Michael Schreiber keineswegs zufrieden sein. Seine Elf fand weder richtig ins Spiel noch in die Zweikämpfe. Der ehemalige Bindlacher Trainer stellte daher in der Halbzeitpause um und beorderte Linksverteidiger Patrick Gubitz ins zentrale Mittelfeld. Dafür rückte der eingewechselte Michael Heißenstein in die Viererkette. Eine Umstellung, die sich auszahlen sollte. Auf einmal fand die ASV-Elf besser in die Partie. Sicherlich auch, weil die Gastgeber einen Gang zurückschalteten. Das lag aber nicht unbedingt am hohen Tempo des ersten Durchgangs, sondern eher an der allgemeinen Verunsicherung der Hausherren. Warum auch immer! So richtig erklären konnte sich dies Spielertrainer Markus Taschner auch nicht so richtig: "Davor habe ich extra noch gewarnt. Wir dürfen nicht die Ruhe verlieren. Dafür gibt es keinen Grund." Der erste Torschuss gehörte daher dem Hollfelder Philipp Schubert, nachdem die SSV-Abwehr den Ball verstolpert hatte. Hätte Andreas Pistor im Gegenzug jedoch das 4:0 erzielt, wäre das Ganze nur eine Randnotiz geblieben. So aber fand die Schreiber-Elf besser in die Partie. Noch war der Bayernligaabsteiger aber zu harmlos in seinen Offensivbemühungen. Ein Schuss von Marco Konradi war kein ernsthaftes Problem für SSV-Keeper Sebastian Eck (55.). Besonders viel bekam der 22-Jährige aber auch nicht auf die Kiste, dafür waren letztendlich Verteidiger Markus Taschner und die beiden Sechser Jochen Hollfelder sowie Patrick Dippold zu stark. Erst nach einem Konter musste sich der ehemalige Altstädter geschlagen geben, als Sven Rosenzweig nach einem Sommerer-Schuss in der 76. Spielminute aus kurzer Distanz abstauben konnte. Sollte Hollfeld wirklich noch einmal das Spiel drehen können? Vor allem nach dem Auftritt in der ersten Halbzeit wollte man nicht so recht dran glauben, aber dennoch machte sich bei den Kasendorfern nun Unruhe breit. Die Aktionen wurden hektischer. Die Gäste rochen Morgenluft, spätestens als Florian Luft mit Gelb-Rot vom Platz musste. Aber das kam letztendlich alles zu spät. SSV-Spielertrainer Markus Taschner hielt die Hintermannschaft zusammen und stemmte sich erfolgreich gegen die Schlussoffensive der Gäste. Zu oft wählten die Hollfelder dabei aber auch den Ball aus dem Halbfeld, der relativ leicht zu verteidigen war. Auf der Gegenseite verpasste dagegen Simon Hösch aus aussichtsreicher Position, endgültig mit dem vierten Treffer für Ruhe zu sorgen. Letztendlich war es aber nebensächlich, da seine Elf den Sieg ungefährdet über die verbleibenden Minuten brachte.
Letztendlich änderten aber auch die zweiten 45 Minuten nichts am verdienten Sieg der Kasendorfer, die sich dadurch nicht nur den ersten Dreier im Kalenderjahr sichern konnten, sondern auch einen Vorsprung von drei Punkten auf die Abstiegsränge verschafften. Nach zuletzt nur zwei Rückrundentoren gelangen der Taschner-Elf heute gleich drei Treffer. Ob die SSV-Elf im Abstiegskampf den Bock nun umstoßen kann? "Darüber entscheidet sicher nicht nur dieses Spiel", sieht Markus Taschner trotz des Pflichtsiegs noch sechs schwere Begegnungen vor seinem Team. Dennoch war die Freude gerade bei dem ehemaligen Hollfelder nach dem Schlusspfiff groß: "Ich freue mich, ehemalige Weggefährten wiederzutreffen. Da zahle ich jetzt gerne ein Bier!" Für die Gäste gab es dagegen die 21. Pleite im 29. Versuch. Doch angesichts des möglichen Redwitz-Rückzuges gibt man sich immer noch nicht auf. Am kommenden Sonntag empfängt man den FSV Stadeln, die Kasendorfer haben den ASV Vach zu Gast.
Spielbericht eingestellt am 22.04.2015 23:58 Uhr