Mit dem notwendigen Respekt voreinander, aber auch mit dem nötigen Selbstvertrauen gingen beide Mannschaften in das Hochfrankenderby. Dabei konnten beide Trainer nahezu ihre beste Elf aufbieten. Lediglich auf der Bank sollten Gästetrainer Rüdiger Fuhrmann nach dem Ausfall von Patrick Lima, Dimitar Angachev und Lukas Pedall die Alternativen ausgehen. Für den erkrankten Lima rutschte Youngster Loris Bifano in die Startelf, Rasim Yavuz sicherte daher wieder dahinter als rechter Außenverteidiger ab. In einem 4-1-4-1-System bot Fuhrmann zwei Viererketten mit Torjäger Markus Walther davor und Tobias Benker dazwischen auf. Diese sollten möglichst früh Druck auf den Gegner ausüben und Selbitz gleichzeitig fern vom eigenen Tor halten. Der Röslauer Coach erwartete wie sein Selbitzer Trainerkollege Markus Häßler ein enges Match auf Augenhöhe. Die Gastgeber begannen in einem 4-2-3-1-System mit Kevin Winter als Spielgestalter und dem Duo Rietsch und Redondo im Mittelfeldzentrum. Aus taktischen Gründen hatte sich Häßler für Julian Rietsch anstatt Rico Raithel entschieden, um ein wenig mehr Aggressivität ins Spiel der Platzherren zu bringen. Dabei war aber äußerste Vorsicht geboten, denn vor der Stärke der Gäste bei Standards warnte der Coach vor Spielbeginn seine Mannschaft ausdrücklich.
Seltener Ausflug von Gästeverteidiger Lukas Zakrzewski (blau) in den Selbitzer Strafraum. Thomas Mallik (re.) hatte aber auch mit dem ungewohnten Gast keine Probleme.
T. Nietner
Die Anweisungen ihrer Trainer setzten beide Teams von Beginn an gut um. Das Resultat: eine eher taktisch geprägte erste Halbzeit, die aber auch ohne zahlreiche Torchancen vom Spieltempo und dem Niveau einem echten Spitzenspiel gerecht wurde. Die Röslauer standen nicht nur in der Anfangsphase mit ihren beiden Ketten recht hoch und verlagerten das Spielgeschehen dadurch meist in die Hälfte der Heimelf, die sich aufgrund der engen Räume im Spielaufbau durchaus schwer tat. Bei Ballgewinn ließen die Gäste den Ball flüssig in ihren Reihen laufen und kombinierten meist ganz gefällig über die Flügel. Das lag vor allem daran, dass die beiden Außenverteidiger, allen voran Rasim Yavuz, immer wieder von hinten mit anschoben. Richtig zwingend wurde es aber dennoch nicht, dafür war das Selbitzer Abwehrzentrum mit Thomas Mallik und Andre Keilwerth zu stark, aber auch die Anspiele von außen zu unpräzise. Von daher spielte sich die Anfangsphase vorzugsweise eher zwischen den Strafräumen ab, wobei sich die Platzherren meist auf schnelle Tempogegenstöße beschränkten. Dies gelang immer dann besonders gut, wenn hierzu auf den Außenbahnen der notwendige Raum vorhanden war. Genau aus einer dieser Situationen entsprang schließlich nach knapp zwanzig Spielminuten auch die erste Möglichkeit des Spiels durch Fabian Elbl. Doch der flinke Flügelflitzer fand dabei im direkten Duell seinen Meister im Röslauer Schlussmann Sebastian Blechschmidt. Am Spielgeschehen änderte dies aber nur wenig. Röslau blieb weiter die spielbestimmende Mannschaft, ohne dass dabei aber Zwingendes oder gar Zählbares heraussprang. Vielmehr sollte den Platzherren kurz vor der Halbzeitpause die Führung durch Markus Bächer gelingen. Dabei nutzen die Gastgeber eine Nachlässigkeit in der Röslauer Hintermannschaft aus, als diese den Rückraum nicht richtig verteidigte, kombinierten anschließend schön vor dem Strafraum der Gäste und hatten letztendlich das Glück, dass der Ball von Markus Bächer, obwohl er ihn nicht voll traf, den Weg ins Tor fand. Nur wenig später hätte Julian Rietsch freistehend aus aussichtsreicher Position sogar auf 2:0 erhöhen können, war aber offensichtlich über allzu viel Freiraum überrascht, so dass er überhastet abschloss. Das hätte der Doppelschlag der Heimelf sein können, wenn nicht müssen. Doch auf der Gegenseite hatten die Gastgeber ihrerseits das Glück, dass der ehemalige Selbitzer Sebastian Hermann ein schönes Anspiel von Florian Spörl nicht mit dem Ausgleich abschloss. Sein Schuss strich nur wenige Zentimeter am SpVgg-Gehäuse vorbei. In der Halbzeit konnte SpVgg-Coach Markus Häßler daher zufrieden sein mit seiner Elf. Das Ergebnis stimmte, die Leistung auch und der Matchplan schien aufzugehen. Sein Team stand hinten sicher, ließ kaum Standards zu und zeigte sich bislang effizient in der Chancenverwertung. Weniger zufrieden war dagegen Rüdiger Fuhrmann: "Beim Tor pennen wir. Ansonsten haben wir ja bislang kaum was zugelassen und kassieren gleich das erste Tor. Bislang war die Partie ja eher taktisch geprägt."
Keine Geschenke: Yannick Schuberth (orange) klärte in dieser Szene kompromisslos gegen Florian Spörl.
T. Nietner
Das sollte sich im zweiten Durchgang nun ändern. Die taktischen Fesseln waren nach Wiederanpfiff nun auf einmal gelöst. Das lag einerseits daran, dass die Gäste nun zielstrebiger und geradliniger nach vorne spielten und sich die Heimelf zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt eine Auszeit leistete. Bereits in den ersten Spielminuten der zweiten Hälfte kamen die Gäste aus dem Fichtelgebirge zu deutlich mehr Torschüssen und Chancen als im gesamten ersten Abschnitt. Vergab Torjäger Markus Walther aber noch seine Torchance und scheiterte Verteidiger Jaroslav Smrha mit seinem Kopfball am starken SpVgg-Keeper Mario Möschwitzer und dem Pfosten, war es schließlich in der 56. Spielminute ausgerechnet der ehemalige Selbitzer Sebastian Hermann, dem nach einer mustergültigen Kombination über die linke Angriffsseite der verdiente Ausgleich gelingen sollte. Jetzt hatte das Spitzenspiel endlich auch seine Torszenen, denn auf der Gegenseite verpasste Daniel Cavelius mit einem Flugkopfball nur knapp das Torgehäuse der Gäste. Doch dann nahm sich die Heimelf erneut wieder eine kreative Pause und überließ erneut den Gästen das Geschehen. Selbitz wirkte zwischenzeitlich etwas ratlos. Erst als die Umstellung von Markus Häßler griffen, rüttelte ein Bächer-Kopfball zwanzig Minuten vor dem Ende die Gastgeber wieder wach, so dass die Partie wieder völlig offen war. In der Schlussphase drückte die Heimelf dann sogar nochmals auf den Siegtreffer. Von den Gästen kam dagegen nur noch wenig. Aber gegen die starke Röslauer Hintermannschaft um Smrha und Zakrzewski fiel den Frankenwäldlern einfach die zündende Idee oder wie dem eingewechselten Julian Schütz einfach auch das notwendige Glück. Es blieb daher beim leistungsgerechten Unentschieden!
Beide Mannschaften verabschieden sich nach einem gutklassigen Spitzenduell nun erst einmal in die knapp dreimonatige Winterpause. Nutznießer der heutigen Punkteteilung im Spitzenduell zwischen Selbitz und Röslau könnte nun der SC Feucht sein, der am morgigen Sonntag beim Gastspiel beim BSC Saas-Bayreuth mit einem Sieg die Chance hat, als Tabellenführer zu überwintern. Doch bei den heimstarken Bayreuthern wird es sicherlich kein Selbstläufer für den Tabellenzweiten. Aber auch wenn es für die Gastgeber heute nicht zum Heimsieg langen sollte, kann die Häßler-Elf mit breiter Brust in die Winterpause gehen, denn durch das 1:1 gegen Röslau bleibt sie auch im achten Spiel hintereinander ungeschlagen und hat seit Saisonbeginn eine sichtbare Weiterentwicklung vollzogen. Seit Mitte August haben die Hochfranken lediglich ein einziges Mal verloren. Aber auch die Gäste können nunmehr auf eine kleine Serie von vier ungeschlagenen Spielen zurückblicken. Mit der heutigen Darbietung unterstrichen beide Teams nochmals ausdrücklich ihre Aufstiegsambitionen. Durch den 3:2-Auswärtssieg des TSV Buch in Friesen ist jedoch noch ein weiterer Konkurrent im Aufstiegsrennen hinzugekommen. Bleibt abzuwarten, inwieweit sich das Quartett in der Winterpause noch verstärkt. "Die eine oder andere Baustelle hätten wir schon noch gerne behoben", würde sich Markus Häßler durchaus über das eine oder andere neue Gesicht im neuem Jahr freuen. Im Duell gegen Röslau konnte er jedoch fast mit seiner gesamten Mannschaft, insbesondere seinem starken Innenverteidiger-Duo Mallik und Keilwerth sowie Spielgestalter Winter, zufrieden sein. Die beiden Abwehrspieler ließen Vorwärts-Torjäger Markus Walther kaum zur Geltung kommen. Auf der Gegenseite hatten die FC-Elf ihre stärksten Akteure in Yavuz, Hermann, Tamo und Benker.
Spielbericht eingestellt am 22.11.2014 20:29 Uhr