Die Vorzeichen für ein gutklassiges Spiel standen eigentlich gar nicht so verkehrt: Bis auf die bekannten Ausfälle konnten beide Trainer ihre stärkste Formation ins Rennen schicken. Der extrem tiefe Platz ließ jedoch von Beginn an befürchten, dass ein Kampfspiel folgen wird. Und die schlimmsten Befürchtungen sollten sich bewahrheiten: 66 Minuten lang entwickelte sich ein von vielen langen Bällen, Fehlpässen und individuellen Fehlern geprägter Kick. Der letztlich eine überraschende Wendung nahm. Schließlich sind Tore das Salz in der Suppe. Und die fielen am Ende wie reife Früchte.
Florian Dörfler im Duell mit Dominik Schorn.
Andreas Bär
Die erste Hälfte ist dabei sehr schnell erzählt: Beide Mannschaften versuchten sich in langen Bällen, beide Teams scheiterten dabei in schöner Regelmäßigkeit an schwachen Pässen und schlagstarken Hintermannschaften (die allerdings zumeist postwendend wieder beim Gegner landeten). Nur ein einziges Mal wurde es gefährlich, als Sebastian Luft mit einem Kopfball direkt auf Keeper Tscheuschner visierte (19.). Bis Andreas Pistor schlussendlich die Führung der Hausherren markierte, deutete rein gar nichts auf einen Treffer hin. Und dann ging es einmal blitzschnell: Einen geklärten Ball spielte der von Hemkendreis nicht mehr zu greifende Dominik Schorn blitzgescheit und direkt weiter in die Schnittstelle der Saaser Defensivfraktion, Andreas Pistor setzte sich antrittsstark gegen Kapitän Trat durch und vollendete vor dem lange stehenbleibenden Tim Tscheuschner mit der Pieke neben den Pfosten (31.), ein spielerischer Lichtblick in einer ansonsten komplett vom Kampf lebenden Partie. Und gleichzeitig ein Weckruf für die Gäste, die in der Schlussphase der ersten Hälfte das Kommando übernahmen. Einen schlecht geklärten Ball setzte Hannes Greef aus 25 Metern lupfenderweise neben den verwaisten Kasten der Kasendorfer (40.). Den Schlusspunkt zu vergessender 45 Minuten setzte Stenglein mit einem 20-Meter-Riegel knapp neben den Kasten. Auch in Halbzeit zwei sollte der Saaser Regisseur den Schlusspunkt setzen. Dann allerdings treffsicherer und wieder auf das gleiche Tor.
Leon Grüner fällt Simon Hösch - Schiri Dittmeier pfeift zurecht Elfmeter.
Andreas Bär
Sechs Minuten nach Wiederbeginn war die Spannung wieder zurück: Einen vor ihm auftatzenden Flankenball verlängerte Florian Luft unglücklich in den eigenen Kasten (51.). Just als sich die Zuschauer, die der nasskalten Witterung trotzten, damit abfanden, einem Trauerspiel beizuwohnen ging es dann plötzlich komplett rund. Es folgten 24 Schlussminuten, über die die Teilnehmer vermutlich noch in Jahren reden werden. Schließlich deutete bis zu dieser 67. Minute rein gar nichts auf ein Spiel hin, dass das Zeug zum Klassiker besitzt. Es war, um im Gastronomenjargon zu schreiben, eine äußerst hausbacken geführte Partie. Herbe Kost statt filigraner Kompositionen, Schweinsbraten statt angerichtete Lachsportionen. Eines gilt es dabei natürlich nicht ausser Acht zu lassen: Manchmal ist derbe Hausmannskost nicht das verkehrteste. Dass das so sein kann, um in den Fußballerjargon zurückzukehren, bewiesen die Akteure hernach. Eine Doublette des ersten Treffers sorgte für die neuerliche Kasendorfer Führung. Wieder war es Dominik Schorn, der das Leder punktgenau auf Andreas Pistor flankte. Und wieder präsentierte sich der SSV-Torjäger im Stile eines Goalgetters und setzte das Leder in die Maschen (67.) - der Beginn einer furiosen Endphase. Die Saaser ließen sich auch vom zweiten Rückschlag nicht beirren und kamen charakter- und kampfstark wieder zurück. Nicht, ohne kurzzeitig auf Torwart Tim Tscheuschner vertrauen zu müssen. Der parierte nach dem schönsten Spielzug der Partie reaktionsschnell gegen Kapitän Ellner, dessen Schuss punktgenau neben dem Pfosten eingeschlagen hätte (64.). Voraus ging dem ganzen eine herrliche Kombination über Schorn, der verzögernden Hösch, Weiner und erneut Schorn, der seinen Kapitän bediente. Drei Minuten später der Ausgleich: Florian Dörfler bugsierte einen Eckball über die Linie und sorgte für Saaser Jubel. Der verklang schon vier Minuten später wieder. Der gerade eingewechselte Leon Grüner ging gegen den sehr auffälligen Simon Hösch zu ungestüm zu Werke, brachte ihn von hinten klammernd und tacklend zu Fall - Dominik Schorn ließ sich die Elfmeterchance nicht nehmen (81.). Wieder war Kasendorf auf der Siegerstraße. Und wieder schlugen die Wagnerstädter zurück. In einem jetzt völlig verrückten und ohne jegliche taktische Zwänge mit offenem Visier geführten Spiel dauerte es nur drei Minuten, ehe die Saas zum dritten Mal ausglich. Der auffällige Schuberth bediente Florian Maßberger, der verwandelte (84.). Und - müßig das noch zu erwähnen - es sollte nicht der Schlusspunkt sein. Schon in der Nachspielzeit segelte eine Wirth-Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum. Die völlige Verwirrung sorgte bei BSC-Spielmacher Thomas Stenglein für eine komplett ungewohnte Situation. Er schätzte entweder den Ball oder seine Position komplett falsch ein und der klärend gemeinte Flugkopfball landete unhaltbar für Tscheuschner im eigenen Kasten. Das war die Entscheidung im verrückten Spielkreisderby. Ach ja: Der vierte Ausgleich lag noch einmal in der Luft, doch Dörflers Versuch in der 94. Minute wurde abgeblockt.
Durch den Sieg hat der SSV Kasendorf jetzt erst einmal ein ordentliches Fünf-Punkte-Polster auf die Relegationsplätze gelegt und kann guten Mutes in die Partien gegen Veitsbronn und Pegnitz noch Bonuspunkte im Kampf um den Klassenerhalt sammeln. Die Saaser dagegen rutschten durch die Niederlage wieder auf die Relegationsplätze ab, haben gegen Feucht und Veitsbronn die Möglichkeit, den jetzt eingebremsten Aufwärtstrend der letzten Wochen zu bestätigen und sich in Richtung Mittelfeld vorzuarbeiten.
Spielbericht eingestellt am 16.11.2014 19:47 Uhr