Am A-Platz in Speichersdorf wehte ein kalter Wind, so dass einige Zuschauer schon die „Winterausrüstung“ (wärmende Handschuhe, große Mütze und sonstige Sachen) anlegten. Trotz der niedrigen Temperaturen lockte das Oberfranken-Derby in der Landesliga Nordost (beide Orte im Landkreis Bayreuth liegen etwa 25 Kilometer entfernt) offiziell 350 Zuschauer beim „Zuschauerkrösus“ der Liga“ an. Der TSV hat jetzt einen Schnitt von 287 Fans – Respekt! Das Spielfeld war trocken und von außen betrachtet für die Jahreszeit (Ende November) in einem guten Zustand, da es in letzter Zeit geschont wurde. Bei einer Platzbegehung wurde aber deutlich, dass der Untergrund doch etwas holprig war.
Bei der Heimelf TSV Kirchenlaibach/Speichersdorf waren laut Aussage von Spielertrainer Thomas Kaufmann vor dem Spiel „alle Mann an Bord“. Die fraglichen Spieler Hannes Sommerer (er spielte im zentralen Mittelfeld) und Florian Ruder (als Mittelstürmer) standen ebenso im 18-Mann-Kader wie Alexander Lauer (Ersatzbank). Stammkeeper Tobias Obwandner, der seit einigen Wochen klasse von Routinier Florian Schmidt (35) vertreten wird, fehlt weiterhin wegen eines Bänderrisses und wird erst im neuen Jahr wieder zur Verfügung stehen. Kaufmann setzte wieder auf ein 4-2-3-1-System und war vor dem Anstoß sehr zuversichtlich: „Ich habe ein gutes Gefühl“, so der 34-Jährige, der sich mit Andreas Grauberger auf den beiden Sechser-Positionen aufstellte. In Anbetracht der Bodenverhältnisse erwartete er ein Kampfspiel. „Wir werden den Kampf annehmen“, so Kaufmanns Marschroute.
Der ASV Pegnitz spielt in der gleichen Grundaufstellung wie der TSV Kirchenlaibach (4-2-3-1). Trainer Detlef Hugel setzte auf die gleiche Startelf, die zuletzt gegen den SV Pettstadt 1:1 spielte. Seit drei Spielen ist der ASV ungeschlagen und Hugel wollte beim Aufsteiger TSV Kirchenlaibach/Speichersdorf (den er vor zwei Wochen im Heimspiel gegen den FC Strullendorf beobachtete), „den Weg fortführen“, damit die Formkurve und auch die tabellarische Richtung (vor dem Spiel als Elfter nur sieben Punkte vor einem Relegationsplatz) nach oben zeigt. Der Pegnitzer Trainer warnte vor dem heimstarken Aufsteiger, der nach zwei Auftaktniederlagen auf eigenem Platz seit sieben Spielen an der Jahnstraße unbesiegt sind: „Wir müssen auf den Gegner aufpassen und ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Aufgrund der Platzverhältnisse ist es wichtig, dass wir dagegenhalten. Wir sollten uns aber auf uns konzentrieren“, so Hugel. Auf der Absenzenliste stand am Samstag neben Dominik Schuster, Patrick Schmidt, Michael Rolzing (alle bis zur Winterpause verletzt) und Maximilian Held (aus beruflichen/zeitlichen Gründen derzeit in der Zweiten Mannschaft) diesmal Daniel Abraham-Lothes. Der Offensivspieler wurde in dieser Woche Vater und fehlte deshalb aus privaten Gründen. Auf der Ersatzbank nahmen immerhin fünf Spieler Platz.
Diesen Zweikampf in der ersten Halbzeit gewann letztendlich der Pegnitzer Daniel Sigl (rechts) gegen den Kirchenlaibacher Hannes Sommerer (links).
Ralph Strobl
Die Gäste aus Pegnitz begannen in den ersten 15 Minuten konzentriert mit einem ruhigen Spielaufbau aus der Viererkette heraus. Die gefürchteten Vorstöße der Kirchenlaibacher Außenbahnspieler wurden durch gutes Zweikampfverhalten unterbunden und der seit fünf Spielen torlose Mittelstürmer Florian Ruder (elf Saisontore) wurde von den beiden Innenverteidigern Rene Schuster und Michael Sigl relativ gut „bearbeitet“. Durch ein entsprechendes Pressing im Mittelfeld konnte die Hugel-Elf anfangs auch selbst Angriffe in Richtung gegnerischen Sechzehner initiieren. Die Gastgeber mussten bereits in der zehnten Minute ihren rechten Außenverteidiger Patrick Hörath verletzungsbedingt auswechseln. Genau über diese Seite wurde es zwei Minuten später brenzlig: ASV-Kapitän Patrick Jordan bediente den schnellen Ralf Stiefler mit einem Steilpass im Strafraum und dieser schoss in halblinker Position den Ball ins Tor. Doch das Schiedsrichtergespann pfiff den Treffer wegen Abseits zurück. Die meisten Augenzeugen hatten aber den Eindruck, dass Stiefler (der auf Höhe von Jordan loslief) nach seinem Spurt zum Ball nicht im Abseits stand. Tendenziell war es eine Fehlentscheidung, aber es ist dem Gespann (ohne Zeitlupe und Videobeweis) kein großer Vorwurf zu machen.
Erst nach etwa 20 Minuten starteten die auf Konter ausgerichteten Gastgeber erste beherzte Angriffe, die meistens über Hannes Sommerer und/oder Kapitän Fabian Sendelbeck über die linke Seite liefen. Mittelstürmer Florian Ruder gewann in der 22. Minute ein Laufduell auf der rechten Seite und passte im Anschluss den Ball zurück auf den mitgelaufenen Hannes Sommerer. Die Nummer Elf der Gastgeber probierte es mutig mit einer Direktabnahme, doch der Ball verfehlte sein Ziel deutlich. Eine Minute später waren Sommerer, Sendelbeck und Ruder wieder beteiligt, doch Michael Sigl blockte im Strafraum aufmerksam den Ball ab (23.). Die Kaufmann-Elf blieb nun hellwach im Spiel und ging durch einen Geniestreich von Hannes Sommerer mit 1:0 in Führung. Bei einem Freistoß aus etwa 23 Metern Entfernung halbrechter Position machte ASV-Keeper Fabian Meyer noch einige Schritte nach innen und öffnete quasi dem ausführenden Hannes Sommerer die Lücke neben den linken Pfosten (vom Schützen aus gesehen). Der clevere Sommerer schaltete blitzschnell und versenkte die Kugel exakt neben dem langen Pfosten zum 1:0. Der Schussaktion war klasse gemacht, aber normalerweise von einem Torwart zu halten. "Auf der Gegenseite hatte der Pegnitzer Goalgetter Florian Kretschmer (19 Tore in 19 Spielen) auch eine Freistoßchance aus etwa 18 Metern halblinker Position. Doch der Schuss des 27-Jährigen wurde abgeblockt.
Fünf Minuten später hatte der sehr präsente Hannes Sommerer, der bei kalten Temperaturen sichtlich heiß auf das Spiel war (er kam vor dem Spiel nach dem Umziehen als Erster aus der Kabine zum Warmmachen), seine nächste tolle Szene: Auf der linken Seite eroberte er im Zweikampf den Ball, wonach ein Angriff in Richtung Pegnitzer Tor rollte. Wenige Sekunden später gelangte das Spielgerät zu Andreas Grauberger, der aus etwa 22 Metern maßgenau und unhaltbar in den rechten oberen Winkel traf: 2:0 (43.).
Der Pegnitzer Torjäger Florian Kretschmer (vorne) war zwar einsatzfreudig, laufstark und stets bemüht, aber an diesem Tag vor dem Tor (gegen zwei starke TSV-Innenverteidiger) glücklos.
Ralph Strobl
Nach dem Seitenwechsel war dem ASV Pegnitz das Bemühen um den Anschlusstreffer nicht abzusprechen. Für Christopher Schraml (der auf seiner Seite im Mittelfeld im Vergleich mit dem laufstarken TSV-Kapitän Fabian Sendelbeck nicht zur Geltung kam) spielte nach dem Seitenwechsel Andre Schmidt. Der großgewachsene Youngster tat sich bei seinen Versuchen, in der Offensive für Akzente zu setzen, gegen den zweikampfstarken Kirchenlaibacher Defensivverbund genauso schwer wie seine Mitspieler. Die Pegnitzer waren in der zweiten Halbzeit zwar fast ständig im Ballbesitz, hatten aber keine zündenden Optionen, die bombensichere TSV-Abwehr mit den beiden starken Innenverteidigern Peter Knappe und Daniel Grüner auszuhebeln. ASV-Spielmacher Patrick Jordan hatte bis auf die eine gute Vorlage in der ersten Halbzeit keine kreativen Ideen. Der sonst so offensivstarke Außenverteidiger Florian Müller wurde bei seinen wenigen Vorstößen eng gestört. Somit lahmte das Pegnitzer Spiel in der Offensive, wobei der sichtlich einsatzfreudige und laufstarke Kretschmer an diesem Tag vor dem Tor glücklos agierte.
Bei gefühlten 60 bis 70 Prozent Ballbesitz in den zweiten 45 Minuten erarbeiteten sich die Gäste aber nur eine echte nennenswerte Torchance und nur einen Eckball. Ralf Stiefler tauchte in Minute 51 halbrechts im Strafraum freistehend auf. Doch beim Torabschluss traf der linke Außenbahnspieler der Pegnitzer (vier Saisontore) den Ball nicht optimal und die Kugel ging weit am langen Eck vorbei. Kirchenlaibach stand hinten (mit einem fast nicht geprüften Rückhalt Florian Schmidt im Kasten) wie eine Wand und lauerte in jeder Sekunde darauf, schnell einen brandgefährlichen Konter anbringen zu können. TSV-Kapitän Fabian Sendelbeck hatte in der 54. Minute eine gute Schusschance von der Strafraumgrenze aus, verzog aber über das Tor. Mitte der zweiten Halbzeit hatte man aber schon den Eindruck, dass die Pegnitzer an diesem Tag noch zwei Stunden hätten spielen könnten – sie würden diesmal kein Tor erzielen. Dies sollte sich nach 90 Minuten auch bewahrheiten.
In der 77. Minute zog der Pegnitzer Coach Detlef Hugel mit Johannes Wittmann (für Ralf Stiefler) seinen zweiten Joker aus dem Ärrnel, der stechen sollte. Doch so richtig torgefährlich wurde es auf der Gegenseite vor dem ASV-Tor: Der in der ersten Halbzeit überragende Hannes Sommerer legte sich in der 80. Minute den Ball zu einem Freistoß am rechten Eck den Strafraums zurecht. Seinen Schuss wehrte ASV-Keeper Meyer noch zur Ecke ab. Den anschließenden Eckstoß verlängerte TSV-Spielertrainer Thomas Kaufmann in Richtung Tor, wo ASV-Verteidiger Daniel Sigl den Ball unglücklicherweise mit der Brust ins eigene Netz lenkte: 3:0 (80.). In der 82. Minute kassierte der Pegnitzer Sebastian Haas wegen Foulspiels (28.) und Reklamierens die Gelb-Rote Karte. ASV-Joker Nummer Drei Oguzhan Erkan konnte ab der 85. Minute nichts mehr ausrichten. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt schon entschieden. Der Schiedsrichter pfiff pünktlich ab.
Die vielen Zuschauer sahen bei ungemütlichen Witterungsbedingungen ein ansehnliches Derby mit einem verdienten Sieger. Der TSV Kirchenlaibach/Speichersdorf (als Aufsteiger vor diesem Spiel Tabellensechster) hat im Duell mit dem ASV Pegnitz wieder eindrucksvoll bewiesen, welche Tugenden in ihr stecken, die derzeit für ein gutes bis ordentliches Landesliga-Niveau ausreichen. Mit Kompaktheit, Zweikampfstärke, Laufbereitschaft und Zielstrebigkeit hat die Kaufmann-Elf schon 32 Punkte gesammelt, was aller Ehren wert ist. Wenn der Aufsteiger an diese Qualitäten nach der Winterpause anknüpft, wird am Saisonende ein guter einstelliger Tabellenplatz herausspringen.
Der ASV Pegnitz hat nach zuletzt fünf Punkten aus drei Spielen einen Dämpfer erlitten und muss in der Tabelle derzeit eher nach unten als nach oben blicken. Wenn der Treffer zum 0:1 gilt, läuft das Spiel anders – aber das Schiedsrichtergespann entschied auf Abseits, was so zu akzeptieren ist. Das gleiche Ziel wie der TSV Kirchenlaibach/Speichersdorf (30 Punkte bis zur Winterpause) kann die Hugel-Elf (26 Zähler) bei noch einem ausstehenden Spiel nicht mehr erreichen. Doch wenn alle Akteure im Kader wieder fit sind und zur Verfügung stehen sowie auch mal andere Spieler Treffer schießen als „nur“ Torjäger Florian Kretschmer, sollten die Pegnitzer nichts mit dem Abstieg zu tun haben. In der Vorrunde hat die Hugel-Elf ja sogar einige Male bewiesen, dass sie auch gegen Top-Teams der Liga punkten kann und durchaus im oberen Tabellendrittel mitspielen könnte.
Der Aufsteiger TSV Kirchenlaibach/Speichersdorf tritt im letzten Spiel vor der Winterpause am kommenden Sontag, 1. Dezember um 14 Uhr beim Tabellenletzten SpVgg Oberkotzau an (Hinspiel 2:0 für die Kaufmann-Elf). Der ASV Pegnitz erwartet zeitgleich den Tabellenvierzehnten, FC Trogen, bei dem man in der Vorrunde mit 0:3 verlor.
Spielbericht eingestellt am 23.11.2013 21:16 Uhr