Man kann sicherlich über die Erlenbacher Form und die Ergebnisse seit Beginn der Rückrunde in vielerlei Hinsicht diskutieren. Von dem erfrischenden und souveränen Powerfußball der Hinrunde war über weite Strecken nicht mehr viel zu erkennen in den letzten Wochen. Doch in Debatten von gestern wird morgen bekanntlich bereits Fisch eingewickelt, am heutigen Samstag konnte der von vielen seit langem erwartete Aufstieg endlich unter Dach und Fach gebracht werden. Das Spiel gegen die TG Höchberg geriet dabei auch nicht gerade zu einem Leckerbissen für Fußball-Gourmets, doch das Wetter, die gelöste Stimmung und das letztlich positive Ergebnis entschädigten für Vieles.
Insgesamt fanden die Gäste (hier Stefan Kapaun) aber zu wenige Mittel, um das Spiel an sich zu reißen.
Georg Meyer
Der Beginn dieser Partie war von starker Nervosität auf beiden Seiten geprägt. Die Hausherren waren sichtlich um Spielkontrolle bemüht, allein das sonst so sichere und schnelle Kombinationsspiel in der Offensive wollte sich zunächst so gar nicht einstellen. Nach fünf absolvierten Minuten kam der SV Erlenbach zu einer ersten zaghaften Möglichkeit, doch Paul Heinrich konnte die gute, aber etwas zu weit geschlagene Flanke von Tino Frauenfelder nicht gewinnbringend verwerten - der Ball segelte links am Tor von Marcel Weid vorbei. Die Höchberger dachten aber im Anschluss keineswegs daran, hier irgendwelche Aufstiegsgeschenke zu verteilen. Im Gegenteil, nur wenig später kam die Truppe von Anton Kramer ihrerseits zu einer ersten Torgelegenheit, die schöne Volleyabnahme von Jeffrey Karl aus etwa zehn Metern fand jedoch nur die gut geschmierten Handschuhe von Sven Schröer. Die ersten Warnschüsse waren nun abgegeben, die Teams kämpften leidenschaftlich um jeden Meter Raum, leider zu Lasten der Ästhetik. In der Anfangsphase bekamen die etwa 460 Zuschauer zumeist nur fußballerische Magerkost in Form von langen und planlosen Bällen ins Niemandsland des Waldsportplatzes zu sehen. Die Hausherren schafften es nicht so recht, die nötige Ruhe in das eigene Spiel zu bekommen, davon profitierten in der Anfangsphase die frech aufspielenden Gäste. Vor allem über den agilen Jeffrey Karl und über Julian Geiger liefen die strukturierten Angriffe der Höchberger, die Erlenbacher Hintermannschaft hatte alle Hände voll zu tun. Gefährlich wurde es immer wieder nach individuellen Schnitzern, den beiden Innenverteidigern der Erlenbacher, Stephan Krug und Alex Waimert, unterliefen ein ums andere Mal leichte Stellungsfehler bei weiten Pässen ins Höchberger Sturmzentrum. Doch die Gäste konnten daraus kaum Kapital schlagen. Offensiv ging bei den Erlenbachern zu wenig, Sebastian Göbig wurde größtenteils sehr gut von den Gästen aus dem Spiel genommen. Wenn er dann doch einmal Freiräume bekam, wurde es allerdings sofort gefährlich. So auch in der 16. Minute, als Göbig einen Sprint über die rechte Seite mit einem strammen Flachschuss abschloss, der sein Ziel allerdings deutlich verfehlte. Bis in die Schlussphase der ersten Hälfte passierte wenig Erwähnenswertes, die Partie bewegte sich auf einem überschaubaren Niveau. Kurz vor der Pause dann noch einmal eine Schrecksekunde für die Hausherren. Nach einem Kopfballduell auf Höhe der Mittellinie kam Marius Trippel kopfüber auf dem Rasen unsanft auf und musste längere Zeit behandelt werden. Letztlich war der Schädel stärker als der Rasen und Trippel konnte unter großem Beifall weiterspielen. Reine Kopfsache also - doch die Hausherren waren eben mit diesen nicht so ganz bei der Sache in Durchgang Eins.
Glückwunsch an den SV Erlenbach für eine tolle Landesliga-Saison.
Georg Meyer
Es wurde laut in der Erlenbacher Kabine, Trainer Jürgen Baier ließ seinem Unmut über die fahrige und nervöse Leistung seiner Schützlinge freien Lauf. Personell unverändert, aber mental komplett auf Attacke gebürstet, gingen die Hausherren die zweite Halbzeit an. Der Höchberger Trainer Anton Kramer brachte Onur Ulusoy für den glücklosen Michael Kerbler, in der Hoffnung, die Erlenbacher allgemeine Verunsicherung für ein eigenes Erfolgserlebnis zu nutzen. Doch das Spiel kippte nun immer deutlicher in eine Richtung. Der Tabellenführer gewann die Mehrzahl der entscheidenden Zweikämpfe und auch im Spiel nach vorne war nun ein komplett anderer Zug zu erkennen. Die erste Möglichkeit hatte Paul Heinrich in der 53. Minute, als er eine gute Flanke von Marius Trippel auf den Kopf serviert bekam. Doch Heinrich geriet zu stark in Rücklage, der Ball flog am linken Winkel vorbei. Die Hausherren waren jetzt am Zug, ein Tor lag förmlich in der Luft. Doch die Zuschauer mussten sich bis zur 61. Minute gedulden, als der Fußballgott dann doch endlich ein Erlenbacher zu sein schien und dem Unparteiischen die Eingebung sendete, auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Was war passiert? Deniz Tiryaki, erneut mit großem Laufpensum im defensiven Mittelfeld, drang in den Strafraum ein und prallte im Kampf um den Ball mit Höchbergs Torhüter Weid zusammen - Kategorie "den kann man geben". Bis zur Ausführung vergingen quälende Minuten der Behandlung Tiryakis, der zwar zunächst noch ein paar Minuten weiterspielte, später aber mit Verdacht einer ernsten Rippen- und Lungenverletzung ins Krankenhaus musste. Den fälligen Elfmeter deklarierte dann Kapitän Matthias Rieth unter den Augen seiner hochschwangeren Frau zur Chefsache und ließ Weid im Kasten der Höchberger keine Chance. Die mittlerweile verdiente Führung sorgte für riesigen Jubel unter den Schaulustigen, wohlwissend, dass der Treffer zu diesem Zeitpunkt das Ticket zur Bayernliga bedeutete. Die Gäste konnten im Anschluss nicht mehr mit der letzten Intensität dagegenhalten, auch die erhofften Impulse von der Bank blieben weitestgehend aus. Der SV Erlenbach hatte das Heft des Handelns nun in der Hand und verwaltete die knappe Führung. Als der eingewechselte Jens Mehrmann in der Nachspielzeit dann sogar noch das 2:0 erzielte, brachen in Erlenbach alle noch vorhandenen Dämme (90.+2). Nach Spielschluss kannte der Jubel über den größten Erfolg der Erlenbacher Vereinsgeschichte dann keine Grenzen mehr.
Die Bilder, die sich nach Abpfiff boten, sind mit ein paar prägnanten Worten schnell erzählt: laut, wild und vor allem nass. Von den gefürchteten Erfrischungsbädern in kaltem Gerstensaft blieb kaum einer verschont, der es wagte, einen Schritt zu weit auf den Rasen zu setzen. Die Erlenbacher Spieler feierten nach einer überragenden Saison in der Landesliga sich selbst, ihren Trainer Jürgen Baier und ihre Fans in gebührendem Maße. Nachdem die Akteure heute sicherlich erst weit nach dem Sandmann in ihren Federn liegen, werden sie morgen womöglich schon mit der Zielsetzung aufwachen - Ba(ier)liga, mier kumme!
Für die Höchberger gilt es am kommenden Wochenende, den Relegationsplatz noch zu erreichen. Dabei könnten sie durchaus auf die Schützenhilfe der frischgebackenen Aufsteiger aus Erlenbach angewiesen sein, die sich im letzten Spiel gegen den direkten Höchberger Konkurrenten aus Gerolzhofen sicherlich auch vernünftig aus der Landesliga verabschieden wollen.
Spielbericht eingestellt am 19.05.2013 17:33 Uhr