Schon unter der Woche konnten die Hausherren einen enorm wichtigen Sieg landen. Etwas glücklich konnte man die Karlburger in letzter Minute mit 2:1 bezwingen. Was viele als Zeichen für eine Art Initialzündung deuteten, nahm heute schließlich weiter Gestalt an. Die Verfolger, die angesichts der etwas dürftigen Erlenbacher Ergebnisse der letzten Wochen wieder Morgenluft witterten, müssen ihre Riechorgane nach dem heutigen Spiel wohl neu ausrichten. Der SV Erlenbach konnte erneut auf den noch leicht angeschlagenen Torjäger Sebastian Göbig setzen, Abwehrmann Fabian Galm fällt allerdings weiterhin aus. Einen Wechsel nahm Jürgen Baier auch im Sturm vor, Rechtsaußen Baris Eren tauschte mit Paul Heinrich die Position und spielte im Sturmzentrum. Die Gäste aus Strullendorf plagen schon seit Wochen erhebliche Personalprobleme, Trainer Mario Herrmannsdörfer wollte natürlich dennoch eine engagierte Leistung seiner Truppe sehen.
Auch Matthias Rieth war als Taktgeber und Abräumer gefordert – hier gegen Michael Ludwig.
Georg Meyer
Gleich von Beginn an waren die Schützlinge von Jürgen Baier bemüht, ihre derzeit aufsteigenden Form zu wahren und weiter zu entwickeln. Aus einer ruhig agierenden und kompakt stehenden Defensive heraus bauten die Hausherren in der Anfangsphase das Spiel auf, ohne allerdings das ganz große Tempo an den Tag zu legen. Hier zeigte sich, dass die Ergebnisse der vergangenen Wochen auch nicht spurlos an den Köpfen der Erlenbacher Akteure vorübergegangen sind. Die allgemeine Verunsicherung und das mangelnde Vertrauen in die eigene Stärke äußerte sich dann auch in den Angriffsbemühungen, die zumeist in etwas uninspiriert geschlagenen langen Bällen kumulierten. Dennoch erarbeitete sich der SVE ein deutliches Übergewicht, die Gäste standen zunächst sehr tief in der eigenen Hälfte. In den ersten 20 Minuten der Partie war das Niveau überschaubar, die klaren und zielstrebigen Aktionen nach vorne fehlten einfach. Nichtsdestotrotz konnte man schon erahnen, dass früher oder später einfach ein Tor fallen musste, der Druck der Hausherren nahm minütlich zu. Paul Heinrich, der heute auf der rechten Außenbahn seine Schnelligkeit und Dribbelstärke unter Beweis stellen sollte und Marius Trippel auf der zentralen Position im Mittelfeld kamen zu einigen Abschlüssen, die aber allesamt keine Gefahr für den Strullendorfer Schlussmann Stefan Mühlfriedel darstellten. Doch das Erlenbacher Anrennen wurde schon bald belohnt. In der 32. Spielminute war Baris Eren plötzlich auf der rechten Seite durchgebrochen und schlug eine weite Flanke in Richtung Elfmeterpunkt. Dort schraubte sich Deniz Tiryaki in den bewölkten Himmel und köpfte den Ball zum umjubelten 1:0 ins Tor. Dieses Tor entpuppte sich als eine Art Angstlöser und Türöffner zu weiteren Großchancen für die Hausherren. Die anfängliche Inkonsequenz im Angriffsspiel des SVE wurde nun abgelegt, die Spielzüge wieder schneller und direkter - die eigentliche Stärke der Erlenbacher. In der unmittelbaren Folge des Führungstreffers kamen erneut Tiryaki (36.) und Paul Heinrich zu weiteren Chancen, beide scheiterten aber jeweils an Mühlfriedel oder der eigenen Courage. Kurz vor der Pause zog Heinrich dann einen Freistoß aus etwa 20 Metern von der linken Seite direkt aufs Tor, wieder war Mühlfriedel da, konnte aber nur abprallen lassen (38.). Die Heinrich-Show war aber noch längst nicht zu Ende - im Gegenteil. In der 42. Minute kam er im Mittelfeld an den Ball und setzte zu einem unwiderstehlichen Dribbling gegen vier Gegenspieler an. In Ermangelung passender Anspielstationen fasste er sich schließlich 20 Meter vor dem Tor ein Herz und zog ab - die Kugel schlug im unteren rechten Eck ein (42.). In der einzigen wirklich kniffligen Szene für den Unparteiischen holte sich Marius Trippel wenig später die Gelbe Karte ab, nachdem er nach einer Rangelei etwas ungehalten reagierte und von den eigenen Mitspielern gebremst werden musste. Zum Glück war direkt im Anschluss Pause, so konnte Trippel sein Temperament ein wenig zügeln - er sollte es in der zweiten Halbzeit später mit einer guten Leistung aber wieder in die richtigen Bahnen kanalisieren.
Die Gesichter sprechen Bände, Erlenbach will endlich wieder überzeugenderen Fußball spielen, Strullendorf braucht jeden Punkt gegen den Abstieg.
Georg Meyer
Zur Pause nahmen beide Trainer keine Wechsel vor, auch der Spielverlauf sollte sich nicht entscheidend ändern. Den Gästen war deutlich anzumerken, dass sie hier heute nichts entgegenzusetzen haben. Stattdessen eröffnete Marius Trippel den zweiten Durchgang auf seine Art, mit einem satten Schuss aus etwa 25 Metern prüfte er die geistige Anwesenheit von Stefan Mühlfriedel, dieser parierte stark (49.). Sechs Minuten später zeigte dann Sebastian Göbig, dass er trotz seiner körperlichen Versehrtheit noch zu den besten Kickern in dieser Spielklasse gehört. Einen schönen Flankenlauf über die rechte Seite konnte er allerdings nicht mit einem Tor krönen, er legte sich den Ball letztlich zu weit vor. Nur wenig später hatte Göbig dann die Chance, es besser zu machen. Wieder war er auf rechts durchgebrochen und konnte völlig frei auf Mühlfriedel zumarschieren. Doch wie es eben so ist, wenn man zu viel Zeit zum Nachdenken hat, kommt meistens nichts Gutes dabei heraus. In diesem Fall war Göbigs Entscheidung, zum Lupfer aus 15 Metern anzusetzen, zwar nicht falsch, aber dennoch erfolglos, die Kugel flog übers Tor (59.). Die Gäste waren in der zweiten Hälfte offensiv überhaupt nicht in Erscheinung getreten, bis auf ein paar Ecken und vereinzelte Konter, die aber zumeist bereits weit vor dem Tor von Sven Schröer verebbten, sprang nichts Zählbares heraus. Stattdessen ging der Einbahnstraßenfußball weiter in Richtung Mühlfriedel. Die Entscheidung fiel dann bereits in der 61. Minute. Wieder war es Göbig, der nun auf der rechten Seite nicht mehr zu halten war und in den Strafraum eindrang. Nachdem er Mühlfriedel ausgetanzt hatte, schlug er den Ball aus spitzem Winkel in den Strafraum und fand den Schädel von Marius Trippel. Dieser hatte dann keine Mühe mehr, die Kugel im leeren Tor unterzubringen (61.). Der Jubel kannte nun keine Grenzen mehr, die Erlenbacher belohnten sich konsequent für den läuferischen und spielerischen Aufwand, den sie gegen zugegebenermaßen schwache Strullendorfer betrieben hatten. Bis zum Ende der Partie passierte nicht mehr allzuviel, den Gästen fiel weiterhin nichts entscheidendes ein und die Hausherren verwalteten die deutliche Führung mit hoher Ballsicherheit und weiterhin großer Intensität in den Zweikämpfen. In der 71. Minute schloss Nicolai Schwinn dann noch einmal für die Strullendorfer ab, sein Schuss zischte aber links am Tor vorbei. Die Partie war entschieden, die drei Punkte blieben in Erlenbach.
Nach Spielende lagen sich die Erlenbacher in den Armen, die Gäste sanken entkräftet auf dem Rasen zusammen. Überall schaute man in erleichterte Erlenbacher Gesichter, die mit dem überzeugenden Heimsieg ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz senden konnten - "Wir sind noch da!"
Spielerisch konnte die aufsteigende Tendenz bestätigt werden und man ist auf einem guten Weg, wieder die Form der Hinrunde zu erreichen. Die Gäste haben nach diesem Spiel weiterhin sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge, der enttäuschende Auftritt heute gibt aber dennoch Anlass zur Sorge.
Spielbericht eingestellt am 04.05.2013 23:02 Uhr