Der 29. Spieltag der Landesliga Nordwest wurde am Freitagabend mit einem absoluten Abstiegsgipfel eingeläutet: Der TSV Bergrheinfeld traf auf die TG Höchberg, beide Vereine lagen vor der Partie punktgleich auf einem Relegations- beziehungsweise Abstiegskampf. Es war also ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel, das an diesem kühlen und wolkenverhangenen Abend in Bergrheinfeld ausgetragen wurde. Während die Gastgeber jüngst mit einem Auswärtserfolg in Unterspiesheim Selbstvertrauen getankt hatten, war die kleine Serie von zwei Siegen in Folge der Höchberger am vergangenen Wochenende gegen den Aufstiegskandidaten Bayern Kitzingen gerissen. Für beide Mannschaften galt es am heutigen Abend, den Konkurrenten keinesfalls davonziehen zu lassen.
Das wäre fast ins Auge gegangen: Um Zentimeter zischt der Befreiungsschlag von Bergrheinfelds Kapitän Frank Stoll (re.) am Gesicht von Julian Geiger vorbei.
Nicolas Rupp
In der Anfangsphase des Spiels wurde schnell klar, dass sich der TSV Bergrheinfeld den Abstiegskampf zu Herzen genommen hat. Mit aggressivem Zweikampfverhalten konnten sich die Mannen von Berthold Göbel einen Vorteil im Mittelfeld erzwingen und versuchten über lange Bälle nach vorne die Offensivakteure in Szene zu setzen. Es waren noch keine drei Minuten gespielt, da zappelte der Ball bereits zum ersten Mal im Netz der Gäste. Doch Torschütze Frank Stoll stand bei der Flanke aus halblinker Position im Abseits – eine Millimeterentscheidung, die die Gäste zunächst vor einem frühen Rückstand bewahrte. Doch nur wenige Minuten später schlug es im Gehäuse von Marcel Weid erneut ein – und dieses Mal zählte der Treffer. Zuvor hatte ein langer Ball aus dem Mittelfeld den an der gegnerischen Strafraumgrenze wartenden Daniel Zänglein erreicht, der den Ball an seinem Gegenspieler vorbeilegte und unhaltbar ins lange Eck vollendete (7.). Die TGH tat sich in der Folge schwer, mit dem frühen Rückstand umzugehen. Die häufigen hohen Flanken in den gegnerischen Strafraum fischte Benni Stoecker zumeist sicher aus der Luft. Erst nach gut 25 Minuten kamen die Gäste zu ersten Torchancen und hatten mit einem Weitschuss von Fabio Zeiss nun auch endlich den ersten Torschuss zu verzeichnen. Die verletzungsbedingten Auswechslung von Außenverteidiger Kevin Ille und die Hereinname von Stefan Kapaun nach einer guten halben Stunde hatte keine negativen Konsequenzen für den Spielfluss der „Kracken“. Im Gegenteil war Kapaun schnell in das Spiel integriert, konnte mit dem sich ihm bietenden Platz aber zumeist nicht viel anfangen. Der Rest der ersten 45 Minuten ist schnell erzählt: Richtige Torchancen gab es nicht mehr, mal abgesehen von einem Freistoß-Schüsschen aus 30 Metern von Philipp Hügelschäffer, das TSV-Keeper Benni Stoecker in die Arme kullerte (39.) und auf der anderen Seite einem Schuss aus guter Position von Thomas Cäsar, der nur knapp über die Latte strich (43.). Ansonsten war Halbzeit Eins geprägt von viel K(r)ampf im Mittelfeld sowie handgezählten elf Abseitsstellungen von Bergrheinfeldern Spielern. Insbesondere bei Standardsituationen des TSV standen die Gäste relativ hoch und ließen so ein ums andere Mal die gegnerischen Akteure ins Abseits laufen.
Eines von zahllosen Luftduellen an diesem Tag der langen und hohen Bälle. Hier steigt Andreass Ullrich (mi.) höher als sein Gegenspieler Thomas Cäsar (re.).
Nicolas Rupp
Zur zweiten Halbzeit brachte TGH-Coach Toni Kramer einen weiteren neuen Spieler: Für den glücklosen Fabio Zeiss kam Onur Ulusoy, der zuletzt mit einigen guten Spielen in der Zweiten Mannschaft von Höchberg für Aufsehen sorgte. Der quirlige Mittelfeldspieler sollte die starke Defensive von Bergrheinfeld knacken, schloss einige gute Einschussmöglichkeiten aber zu überhastet ab (55., 59.). Dazwischen hatten die Hausherren durch Markus Friedel die erste von zwei Torchancen in der zweiten Hälfte, der Flachschuss des Stürmers strich jedoch am langen Pfosten vorbei. Je länger das Spiel andauerte, umso mehr drängten die „Kracken“ auf den Ausgleich und ihren Gegner in die dessen eigene Hälfte – lautstark angetrieben von Toni Kramer. Doch der TSV hatte inzwischen ordentlich Beton angerührt und stand defensiv sehr dicht gestaffelt. Dafür hatten die Spieler von Berthold Göbel nach vorne absolut nichts mehr entgegenzusetzen – die sich naturgemäß immer wieder bietenden Konterchancen wurden oft bereits im Ansatz durch unkonzentriertes Passspiel vergeben. So langsam drohte den Höchbergern die Zeit davonzulaufen und noch immer hatte es in der zweiten Halbzeit keinen Schuss auf das Bergrheinfelder Tor gegeben, der Benni Stoecker in Verlegenheit gebracht hätte. Erst in der 78. Minute konnte der Keeper zeigen, was er auf dem Kasten hat, als er eine immer länger und länger werdende Flanke von Tristan Schmid mit den Fingerspitzen zur Ecke klärte – ansonsten hätte der Ball vermutlich im Winkel eingeschlagen. Bis zur 89. Minute geschah dann nicht mehr viel, doch zu ebenjenem Zeitpunkt hätte die Stunde von „Joker“ Christoph Weeth schlagen können: Beim ersten konzentriert vorgetragenen Konter der Gastgeber lief der Mann mit der Nummer Zehn alleine auf das Tor von Marcel Weid zu, setzte seinen Schuss aber knapp am langen Pfosten vorbei. Das wäre die Vorentscheidung gewesen und diese Nachlässigkeit sollte sich in der Nachspielzeit rächen: Aus dem rechten Halbfeld schlug Michael Kerbler eine Flanke in den Bergrheinfelder Strafraum, wo der nach vorne beorderte Innenverteidiger Matthias Grünewald den Ball auf das Tor köpfte. Mit einem klasse Reflex konnte Stoecker diesen Versuch noch abwehren, doch Andreas Ullrich stand dort, wo ein Stürmer in dieser Situation zu stehen hat und konnte den Ball aus nächster Nähe abstauben – der späte, aber gemessen an den Spielanteilen hochverdiente Ausgleich für die Gäste. Kurz darauf war dann Schluss, verhaltene Freude auf Seiten von Höchberg, fassungslose Gesicherter bei den Bergrheinfelder Spielern.
Unterm Strich hatten sich beide Mannschaften heute nicht mehr als einen Punkt verdient, so dass man von einem verdienten Unentschieden sprechen kann. Bergrheinfeld konnte sich insbesondere in der zweiten Hälfte kaum noch vom Dauerdruck der TGH befreien, die wiederum zu selten ein Mittel fand, um den Abwehrriegel des Gegners zu durchbrechen. Mit dem Remis bleiben beide Mannschaften akut abstiegsgefährdet und sind mehr denn je auf Ausrutscher der Konkurrenz angewiesen. Der nächste Gegner beider Vereine ist übrigens der FC Oberhaid: Am Mittwoch muss Bergrheinfeld zum Nachholspiel beim Tabellenletzten antreten, während sich die unter der Woche spielfreien Höchberger am kommenden Wochenende mit Oberhaid messen werden.
Spielbericht eingestellt am 20.04.2013 06:46 Uhr