Die Gastgeber gingen natürlich mit breiter Brust in diese Partie, obgleich man nach der langen Winterpause natürlich nicht genau wusste, wo man steht. Hinzu kam, dass mit Marius Trippel, Fabian Galm und Keeper Eric Hennrich gleich drei Stützen des Erlenbacher Erfolges der Hinrunde aus unterschiedlichen Gründen passen mussten. Dennoch sollte gleich von Beginn an bewiesen werden, dass man zu Recht ganz oben steht. Ein Sieg gegen den Verfolger aus Abtswind sollte nicht zuletzt ein deutliches Signal an die Konkurrenz darstellen. Die Elf von Jochen Seuling reiste ebenfalls mit großen Erwartungen an, hegt man doch selbst noch berechtigte Hoffnungen, im Aufstiegsrennen noch ein Wörtchen mitreden zu können. Alles war also angerichtet für ein echtes Topspiel - und beide Mannschaften hielten Wort.
Deniz Tiryaki gewohnt agil, lässt hier gleich zwei Gegenspieler stehen.
Georg Meyer
Beide Teams legten sofort los, als würde heute schon der Aufstieg entschieden. Vom Anstoß weg wurde mit einer Intensität zu Werke gegangen, die den Vorschusslorbeeren vollauf gerecht wurde. Die erste Gelegenheit des Spiels hatten die Gäste, Shkelquim Kruezi zog einen Freistoß aus etwa 25 Metern direkt aufs Tor der Hausherren und schoss sofort den letzen winterlichen Rost von den Handschuhen des Erlenbacher Keepers Sven Schröer. Doch die Erlenbacher waren um eine Antwort nicht verlegen, bereits zu einem frühen Zeitpunkt konnte die Bank um Trainer Jürgen Baier erstmals jubeln. In der neunten Spielminute wurde Topscorer Sebastian Göbig mustergültig von Philipp Fachaux auf die Reise geschickt und vollendete seinen Lauf mit einem trockenen Flachschuss ins linke untere Eck des verdutzten Gästetorhüters Jan Nirsberger. Göbig, der sich über die komplette Spielzeit immer mindestens drei Kettenhunden gegenüber sah, spielte in dieser Szene seine Schnelligkeit und Abgeklärtheit gnadenlos aus. Doch es wäre kein Spitzenspiel, wenn nicht auch die Gäste aus Abtswind ihre ganze Klasse in die Wagschale werfen würden, nur eine Minute später machten sie ihren Anspruch auf mehr geltend. Sebastian Otto war es, der nach einer Standardsituation am schnellsten schaltete und nach einem eigentlich schon geklärten Ball urplötzlich alleine vor Schröer auftauchte. Aus halblinker Position nahm er das Geschenk der Erlenbacher Hintermannschaft dankend an und drosch die Kugel humorlos unter die Latte (10.). Spätestens jetzt waren die Territorien abgesteckt und allen Akteuren klar, das man heute nur über Kampf und Einsatz die Möglichkeit auf einen Dreier hat. Im weiteren Spielverlauf entwickelte sich ein intensiver und körperlich extrem robust geführter Kick, in dem sich die bissigen Hausherren zunehmend Feldvorteile erarbeiteten. Mit starker Betonung auf Arbeit, denn beide Teams schenkten sich zunächst nichts, der Schiedsrichter hatte sichtlich Mühe, die Partie in die richtigen Bahnen zu lenken. Herausheben muss man in der ersten Hälfte den gewohnt starken Sebastian Göbig, der stets anspielbar war und trotz der auf ihn angesetzten Sonderbewachung äußerst quirlig agierte. Die Erlenbacher kamen immer wieder zu aussichtsreichen Chancen, die jedoch stets von der vielbeinigen Abwehr der glänzend eingestellten Gäste zunichte gemacht wurden. Auch in der Offensive wusste der Gast zu überzeugen, der starke und stets präsente Shkelquim Kruezi prüfte Schröer immer wieder mit strammen Schüssen, so auch in der 29. Minute. Die Partie wurde nun immer giftiger, von mangelnder Eingespieltheit keine Spur mehr. Nur wenig später fiel die erneute Führung für die Hausherren, die sich nun ein immer deutlicheres Chancenplus erspielten. Eine scharf auf den kurzen Pfosten gezogene Ecke von Baris Eren fand in Paul Heinrich einen dankbaren Abnehmer, der mit Hilfe eines ungewöhnlichen Körperteils (O-Ton: "Den hab ich mit dem Hintern gemacht!") den Abtswinder Keeper Nirsberger überwand (32.). Nur zwei Minuten später hatte Philipp Fachaux, der für Trippel in die zentrale offensive Mittelfeldposition rückte, mit einer Doppelchance gar das 3:1 auf dem Schlappen, konnte aber aus insgesamt zwei Torschüssen kein Kapital schlagen. Dann kam es, wie es kommen musste. Eine kurze Schläfrigkeit der Erlenbacher Abwehr führte nur wenig später zu einer Eins-zu-Eins-Situation zwischen Torhüter Schröer und Peter Mrugalla - mit negativem Ausgang für den Erlenbacher Keeper. Schiedsrichter Wander zögerte keine Sekunde und entschied auf den berechtigten Foulelfmeter und Gelb für Schröer. Tobias Werner ließ sich nicht zwei Mal bitten und verwandelte den Strafstoß unhaltbar zum 2:2-Ausgleich. Mit diesem Ergebnis ging es dann auch in die Kabinen.
Stets einen Schritt voraus waren die Gastgeber ihren Kontrahenten. Hier erkämpft Tino Frauenfelder die Kugel gegen den starken Shkelquim Kruezi.
Georg Meyer
Der Erlenbacher Trainer Jürgen Baier sprach nach Spielende im anpfiff-Interview davon, dass er zur Halbzeit eigentlich mit dem Punkt zufrieden war und auch nichts gegen eine Punkteteilung nach den vollen 90 Minuten gehabt hätte. Seine Mannschaft hatte allerdings eine andere Auffassung, doch der Reihe nach. Die Hausherren kamen furios aus der Kabine, keine Anzeichen von Zufriedenheit. Philipp Fachaux eröffnete die zweite Halbzeit mit seinem tollen Schuss aus etwa 20 Metern, der allerdings links am Gehäuse vorbei zischte (48.). Nur wenig später war es erneut Göbig, der am linken Flügel frei durch war, zwei Gegenspieler auf sich zog und es dennoch fertigbrachte, den Ball noch punktgenau in die Mitte zu legen. Dort lauerte Paul Heinrich auf die Hereingabe, konnte die Kugel aber mit seinem schwächeren Fuß aus drei Metern nicht über die Linie drücken. Jedem im Stadion war klar, dieses Spiel ist noch lange nicht vorbei, zu gut waren beide Teams eingestellt und zu gefährlich präsentierten sich beide Offensivabteilungen. Doch im weiteren Verlauf wurde immer deutlicher, warum die Erlenbacher zu Recht ganz oben stehen. In der Mannschaft herrscht ein unglaublicher Zusammenhalt und Einsatzwillen, jeder rannte nun ein paar Meter mehr, als eigentlich nötig gewesen wäre. Die Spielkontrolle ging in der Mitte der zweiten Hälfte immer deutlicher an die Erlenbacher, die die Zügel nun zunehmend anzogen. Die Abtswinder Gäste blieben allerdings weiter durch Standards und einige vereinzelte Konter gefährlich. In der 73. Minute dann die spielentscheidende Situation: Eckball für den Tabellenführer, Sebastian Göbig haute die Kugel hoch in den Abtswinder Strafraum. Am ersten Ball segelte Matthias Rieth noch vorbei und in die Zuschauerränge, rappelte sich aber schnell wieder auf und suchte den Weg zurück ins Getümmel. Mit Erfolg - die Kugel landete wieder bei dem kampfstarken Mittelfeldmann und dieser konnte trocken ins kurze Eck vollenden. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, dieses Tor war ein Spiegelbild der Erlenbacher Einsatzbereitschaft und des absoluten Willens, dieses Spiel für sich zu entscheiden. Rieth belohnte sich mit diesem Treffer selbst für eine enorm starke Leistung im defensiven Mittelfeld. Überhaupt war der SVE in der heutigen Partie ein Muster an Willensstärke und Bissigkeit, vielleicht der Faktor, der letztlich dieses umkämpfte Spiel entschied. Damit ist der Ausgang der Partie schon vorweggenommen, was folgte, waren 20 Minuten ausharren und zittern auf der Bank der Hausherren - mit positivem Ausgang. Es passierte nicht mehr viel, kurz vor Spielschluss hatte der eingewechselte Igor Stapp sogar noch die Chance auf das 4:2, er scheiterte aber frei vor Nirsberger.
Nach Abpfiff gab es natürlich kein Halten mehr, die Erlenbacher sicherten sich einen wichtigen Big-Point im Aufstiegsrennen. Die Gäste waren über weite Strecken der Partie ein gleichwertiger Gegner, gegen Ende des Spiels schwanden allerdings zunehmend die Kräfte. Das Spiel gegen Abtswind war der Auftakt zu einem enorm schwierigen Programm in den nächsten Wochen, in denen es ausschließlich gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel gehen wird. Der Anfang ist gemacht, mit der heutigen Leistung ist den Erlenbachern weiter alles zuzutrauen.
Spielbericht eingestellt am 02.03.2013 22:14 Uhr