Ein echtes Kellerduell erwartete die Landesliga am letzten offiziellen Spieltag vor der Winterpause (es folgen ja noch die Nachholspiele der vergangenen Wochen). Mit der TG Höchberg war der Tabellensechzehnte zu Gast beim TuS Frammersbach, der selbst vor der Partie den 14. Platz belegte. Die Gastgeber waren sicherlich gewarnt, denn seit Toni Kramer die „Kracken“ übernommen hat, sind diese in der Landesliga ungeschlagen. Die Spessarter dagegen mussten beim Gastspiel in Unterspiesheim am vergangenen Spieltag in der letzten Minute den Ausgleich hinnehmen und waren damit vor der Partie seit drei Spielen sieglos. Die Vorzeichen sprachen also tendenziell für die Würzburger Vorstädter.
Der Kampfgeist steht Sebastian Kessler (re.) ins Gesicht geschrieben. Stefan Kapaun von der TGH (li.) steht ihm darin aber kaum nach.
Nicolas Rupp
Gerade einmal sieben Minuten waren gespielt, da musste der Frammersbacher Torhüter Markus Fischer bereits hinter sich greifen. Das Tor entstand aus der ersten gefährlichen Szene des Spiels, das zuvor durch gegenseitiges Abtasten geprägt war. Was war geschehen? Andreas Ullrich war auf der rechten Seite schön angespielt worden und brachte eine Flanke nach innen, wie es pro Spiel mindestens ein Dutzend Mal vorkommt. Frammersbachs rechter Außenverteidiger, Manuel Bischoff, war im Strafraum jedoch zuerst am Ball, wollte auf Nummer sicher gehen und zur Ecke klären. Doch der Klärungsversuch schlug zum Entsetzen des Unglücksraben und unhaltbar für den Keeper im Winkel des eigenen Tores ein. Die Höchberger Spieler feierten den Flankengeber Andreas Ullrich, während die Heimelf den Schock des frühen Gegentors sichtlich verdauen musste. Paradoxerweise gab die frühe Führung den Gästen keinerlei Sicherheit, im Gegenteil. Die Spessart-Kicker nahmen das Herz in beide Hände und waren in der restlichen ersten Hälfte die tonangebende Mannschaft. Konnte die TGH in den ersten 20 Minuten noch vereinzelte Nadelstiche setzen, so ließ die Elf von Toni Kramer in der verbleibenden ersten Hälfte sämtliche Spielanlage vermissen. Aber auch auf der Gegenseite versprühte der TuS nur wenig Torgefahr. Spielertrainer André Mehrlich hatte in der 16. Minute die erste gute Gelegenheit für sein Team, sein Schuss aus der Distanz zischte knapp am Pfosten vorbei. Ansonsten versuchte es die Heimelf vor allem mit weiten Bällen auf die linke Angriffsseite. Der junge Höchberger Außenverteidiger Tristan Schmid war wohl als Schwachstelle auserkoren worden, zudem sah der 21-Jährige nach einem groben Foul an Florian Hach bereits in der 27. Minute völlig zu Recht die Gelbe Karte. So kam auch die beste Chance für Frammersbach über die rechte Seite zustande, als der aufgerückte Außenverteidiger Daniel Renner den Höchberger Keeper Matthias Wohlfahrt mit einem Gewaltschuss prüfte. Der erfahrene Schlussmann konnte den Ball jedoch ohne große Mühe zur Ecke klären (33.). Spielerisch war das bereits das Ende einer schwachen ersten Hälfte, die immer zerfahrener wurde und vom Unparteiischen zum Glück pünktlich beendet wurde. Fazit von Hälfte eins: Frammersbach hatte zwar mehr Spielanteile, konnte sich aber keine klaren Torchancen herausspielen. Und Höchberg versuchte sich nach dem frühen Führungstreffer im Kontern aus einer sicher stehenden Abwehr heraus. Doch häufig waren es einfach nur Befreiungsschläge, die oft direkt wieder beim Gegner landeten. Es blieb auf beiden Seiten die Hoffnung auf eine bessere zweite Halbzeit.
Auch Geigers Partner in der Frammersbacher Innenverteidigung, Marco Schiebel (li.), muss gegen den ständigen Unruheherd Julian Geiger alles in die Waagschale werfen.
Nicolas Rupp
Diese begann auf Seiten der Gäste mit einer Umstellung: Lukas Meyer kam für den glücklosen Michael Kerbler und nahm den Platz auf der rechten Außenbahn ein. Jeffrey Karl rückte dafür auf links und Andreas Ullrich bildete nun zusammen mit Julian Geiger das Sturmduo. Mit diesem Rochieren in der Offensive bewies Toni Kramer ein glückliches Händchen. Denn zum einen kamen die Gäste deutlich präsenter aus der Kabine und zum anderen gab Ullrich nur vier Minuten nach Wiederanpfiff einen ersten Warnschuss ab, der auf die Latte des Frammersbacher Gehäuses klatschte. Es entwickelte sich ein offeneres Spiel, da die TGH jetzt eroberte Bälle auch mal länger behauptete und nicht nur nach vorne drosch. Die Heimelf hatte in ihrem Spielertrainer den wichtigsten Aktivposten: Mehrlich eroberte nicht nur im Mittelfeld wichtige Bälle, sondern sorgte auch für Torgefahr. Wie in der 59. Minute, als er einen langen Ball noch vor der gegnerischen Torauslinie ersprintete, die Flanke über Wohlfahrt nach innen zog und Matthias Ebert im letzten Moment vor dem einschussbereiten Christian Mathea zur Ecke klären konnte. Kurz darauf schlug die Stunde von Andreas Ullrich: Einen langen Ball verteidigte die Höchberger Lebensversicherung zunächst gegen Manuel Bischoff. Danach düpierte der 28-Jährige auch noch TuS-Kapitän Patrick Geiger und schoss den Ball über den herausstürzenden Markus Fischer überlegt in die lange Ecke (63.). Frammersbach musste nach dem 0:2 wohl oder übel hinten aufmachen und stellte mit der Hereinnahme von Benedikt Strohmenger für Patrick Geiger um auf eine Dreierkette in der Defensive. Allerdings brachte das zunächst keine Entlastung, im Gegenteil eröffneten die neuen Räume den Gästen einige gute Konterchancen, die diese allerdings allesamt nicht verwerten konnten. Und da ja unverhofft bekanntermaßen oft kommt, kam auch Frammersbach in der Schlussphase noch zum Anschlusstreffer. Der aufgerückte Marco Schiebel flankte von rechts in den Höchberger Fünfmeterraum – eigentlich eine dankbare Beute für jeden Torhüter. Doch Matthias Wohlfahrt ließ den Ball aus den Händen gleiten und Christian Huth stand da, wo ein Torjäger stehen muss (81.). Nur noch 1:2, der TuS schöpfte wieder Hoffnung. Zumal kurz darauf Tristan Schmid mit der Ampelkarte vom Platz flog (83.). Es folgte ein Sturmlauf der Frammersbacher, dem jedoch wie schon während des gesamten Spiels der letzte, entscheidende Pass abging. So konnte es sich Höchberg leisten, auch beste Kontergelegenheiten zu vergeben. Sowohl Meyer (82.) als auch Ullrich (89.) scheiterten alleine vor dem glänzend aufgelegten Markus Fischer, der seine Elf bis zum Ende der fünfminütigen Nachspielzeit im Spiel hielt. Doch nach dem letzten zu ungenauen Torschuss von André Mehrlich, der wieder einmal knapp am Tor vorbeiging, kam auch von Frammersbach nichts mehr (90.).
Mit dem Sieg beim direkten Konkurrenten im Abstiegskampf verlässt die TG Höchberg zum ersten Mal seit dem 12. Spieltag die direkten Abstiegsränge. Toni Kramer bleibt auch im fünften Spiel nach seiner Rückkehr auf den Trainerstuhl der Kracken ungeschlagen und kann in der Winterpause nun gezielt mit seiner Mannschaft auf das Ziel Klassenerhalt hinarbeiten. Der TuS Frammersbach dagegen taumelt den direkten Abstiegsrängen entgegen. Die Spessarter haben am nächsten Wochenende im Nachholspiel in Augsfeld aber noch die Möglichkeit eines versöhnlichen Abschlusses des Kalenderjahres. Ein Punktgewinn bei den zurzeit ebenfalls nicht gerade erfolgsverwöhnten Augsfeldern wäre immens wichtig für die Mannschaft von André Mehrlich.
Spielbericht eingestellt am 25.11.2012 22:47 Uhr