Auf eines konnte sich Blau-Weiß Leinach bisher verlassen: seine Heimstärke. In dieser Saison ging auf dem heimischen Platz bisher nur ein Spiel verloren und das gegen den Tabellenprimus SV Pettstadt. Keine leichte Aufgabe also für den TSV Bergrheinfeld, der mitten im Abstiegskampf steckt und jeden Punkt gebrauchen kann. Vor dem Spiel waren die Rollen daher klar verteilt, Leinach ging als Favorit in die Partie. Beiden Teams fehlten jeweils ein wichtiger Spieler: Leinachs Coach Horst Gensler musste mit Daniel Bufe (muskuläre Probleme) auf seinen torgefährlichsten Angreifer verzichten, während Berthold Göbel nicht auf den rotgesperrten Thomas Cäsar zurückgreifen konnte.
Bergrheinfelds Innenverteidiger Christian Edelmann (re.) stand hinten sicher, hier klärt er per Kopf gegen Sebastian Ott.
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In den ersten zehn Minuten spielte zunächst nur der Gast. Mit viel Engagement startete das Team von Berthold Göbel in die Partie – der FC Leinach schien überrascht von der offensiven Einstellung des TSV Bergrheinfeld. Zählbares sprang dabei allerdings nicht heraus und nach einer Viertelstunde übernahmen die Blau-Weißen das Zepter auf dem eigenen Platz. Erstmals zeigte sich in der elften Minute Sebastian Ott vor dem gegnerischen Tor, doch für den Zuckerpass von Mathias Kurz kam er gegen den aufmerksamen Gäste-Keeper Benedikt Stoecker einen Schritt zu spät. Was folgte, war eine Demonstration der Stärken des Leinacher Teams, das die Niederlage vom vergangenen Wochenende in Kitzingen wiedergutmachen wollte. In der besten Leinacher Phase hatte das Team von Horst Gensler Möglichkeiten im Minutentakt. Nach einem Freistoß von der linken Seite kam Ott mit dem Kopf an das Leder, doch Stoecker zeigte mit einem starken Reflex, dass er auch auf der Linie ein starker Rückhalt für seine Mannschaft ist (23.). Kurze Zeit darauf streckte er sich vergebens nach einem Schuss von Jonas Harant, doch die Kugel traf lediglich den Außenpfosten (25.). Keine sechzig Sekunden später überwand Harant erneut Bergrheinfelds Nummer eins, diesmal mit einem Lupfer. Doch Aushilfsverteidiger Daniel Jaguczak kratzte den Ball mit tollem Einsatz von der Linie! Zu diesem Zeitpunkt fand Bergrheinfeld in der Offensive quasi nicht statt, sodass sich nach einer halben Stunde sogar FCL-Außenverteidiger Sebastian Ankenbrand im gegnerischen Strafraum blicken ließ. Seinen strammen Schuss konnte Stoecker zwar zur Seite abwehren, aber da stand ja noch Sebastian Ott. Der glücklose Bufe-Ersatz war jedoch zu überrascht und konnte das Leder nicht im Tor unterbringen – auch weil Jaguczak in seinem ersten Saisonspiel rechtzeitig stören konnte (32.). Kurz vor dem Seitenwechsel musste Leinach dem hohen Tempo etwas Tribut zollen und so konnten sich die Gäste wieder etwas befreien. Zwei Schüsse von Carsten Dotterweich und Patrick Müller konnte Leinachs Torhüter Christoph Lang parieren (40., 43.), doch der TSV zeigte, dass er sich hier keinesfalls überrollen lassen will. Nach torlosen 45 Minuten pfiff Schiedsrichter Frank Seitz pünktlich zum Pausentee.
Der spätere Schütze zur Führung des TSV Bergrheinfeld, Frank Schneider (li.), half auch hinten aus, wie hier gegen den heute blassen Andreas Kurz (mi.).
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Kaum einer der 130 Zuschauer zweifelte daran, dass der FC Leinach alles daran setzen würde, hier den Führungstreffer zu erzielen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. In der 47. Minute erreicht Sebastian Walter einen weiten Ball auf die rechte Seite. Seine harmlose Flanke in den Fünfmeterraum sollte eigentlich leichte Beute für Christoph Lang sein – dachte wohl auch der Keeper. Doch die Kugel flog auf Hüfthöhe einfach an ihm vorbei – in der Mitte bedankte sich Frank Schneider und schob den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Kurios: Eigentlich wollte sich der Linkaußen wegen einer Zerrung bereits zur Halbzeit auswechseln lassen, machte dann aber doch weiter. Das änderte nichts daran, dass mit dem Tor der bisherige Spielverlauf auf den Kopf gestellt wurde. Wie in den vergangenen zwei Spielen war Bergrheinfeld mit 1:0 in Führung gegangen, doch gegen Pettstadt und Frammersbach setzte es am Schluss jeweils eine Niederlage. Würde der Vorsprung diesmal bis zum Ende reichen? Die Antwort zeigte sich im Laufe der zweiten Hälfte: Leinach schien geschockt vom Rückstand und fand zunächst überhaupt nicht mehr ins Spiel. Ganz im Gegenteil zu den Gästen, die mit der Führung im Rücken erstmals in der Partie ihre Qualitäten zeigen konnte. Bereits wenige Minuten nach dem ersten Tor hatte Patrick Müller die Chance zu erhöhen, doch Lang parierte seinen Schuss von der Strafraumgrenze zur Ecke (53.). Auf der anderen Seite kam die Heimelf kaum noch gefährlich vor das Tor von Bergrheinfeld. Lediglich in der 60. Minute stimmte die Ordnung in der Viererkette nicht und Jonas Harant kam völlig frei zum Kopfball. Das Leder rutschte ihm jedoch über den Scheitel, weiterhin keine Gefahr für die Gäste.Von beiden Seiten nahmen nun Fouls und Nicklichkeiten zu, auch der Unparteiische trug mit einigen zweifelhaften Entscheidungen zur angespannten Stimmung bei. Auswirkungen auf den Spielverlauf hatte das aber nicht, auf dem Platz mühten sich die Leinacher Spieler weiter vergebens, sich auch nur eine weitere gute Möglichkeit herauszuspielen. Und hinten hatte sich Lang wohl immer noch nicht komplett von seinem Fehler beim Gegentor erholt, denn in der 68. Minute spielte er einen Pass direkt in die Füße von Sebastian Walter, konnte seinen zweiten großen Patzer an diesem Tag aber in der Eins-gegen-eins-Situation wieder ausbügeln. Zwei Minuten später machte es Walter besser und mit seinem Tor zum 2:0 alles klar (70.). Wer jetzt noch ein Aufbäumen des FC Leinach erwartete, wurde enttäuscht. Ideenlos wie selten zeigte sich das Heimteam in der Offensive und brachte seinen Trainer an der Seitenlinie zur Verzweiflung. Nach einem Foul von Walter an Johannes Merkle musste Leinach die letzten fünf Minuten der Partie in Unterzahl absolvieren – Gensler hatte zu diesem Zeitpunkt sein Wechselkontingent bereits ausgeschöpft. Der TSV Bergrheinfeld ließ mit einer kompakten Abwehrleistung hinten nichts mehr anbrennen und brachte die Führung souverän über die Zeit.
Für Bergrheinfeld war der Auswärtserfolg ein wichtiger Schritt in Richtung Klassenerhalt. Immerhin konnte man auf den 13. Platz vorrücken und belegt damit den ersten Platz vor den Abstiegs- bzw. Relegationsrängen. Mit einem Sieg gegen den TSV Lengfeld kann bereits in der nächsten Woche ein direkter Konkurrent auf Distanz gehalten und die Hinrunde doch noch „im Soll“ zu Ende gebracht werden. Der FC Leinach dagegen ist nach einem klasse Saisonstart mit drei Siegen aus drei Spielen nun endgültig auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Als Neunter der Tabelle liegt man zurzeit im Niemandsland der Liga, muss mit nunmehr sieben Punkten Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz bereits nach unten schielen
Spielbericht eingestellt am 21.10.2012 23:57 Uhr