Die Vorzeichen vor dem Unterfrankenderby zwischen Frammersbach und Leinach waren gar nicht so verschieden. Beide Teams hatten jeweils ihr letztes Spiel verloren, vor allem die stark in die Saison gestarteten Gäste waren sichtlich darauf bedacht, keine Niederlagenserie zu starten. Für Frammersbach sollte der dritte Heimerfolg nacheinander her, um sich etwas von den Relegationsplätzen abzusetzen. Bei teils strömendem Regen entwickelte sich ein munteres Spielchen, insbesondere Blau-Weiß Leinach tat viel für die Offensive.
Den Elfmeter von Daniel Renner kann Christoph Lang im Kasten der Gäste noch parieren.
Nicolas Rupp
Das hatte sich die Heimmannschaft von Spielertrainer André Mehrlich vor dem Match sicher anders vorgestellt: Von Beginn an machten die Gäste aus dem Nordwesten von Würzburg Druck auf den TuS, der sich nur selten aus der eigenen Hälfte befreien konnte. Mehrlich war aufgrund eines Trauerfalls in der Familie erst kurz vor dem Spiel zur Mannschaft gestoßen und stand anpfiff aus diesem Grund auch nach der Partie nicht für ein Statement zur Verfügung. Bereits in der dritten Minute konnte sich Torhüter Markus Fischer auszeichnen, als er seinem Namen alle Ehre machte und einen Schlenzer von Rückkehrer Danny Eckers aus dem Winkel fischte. Leinach hatte durch intensives Pressing, das zum Teil bereits am gegnerischen Strafraum begann, reichlich Vorteile in Sachen Ballbesitz, konnte sich aber in den ersten 20 Minuten keine weiteren Chancen herausspielen. Als sich Frammersbach in der 22. Minute endlich mal befreien konnte und weit in der Hälfte der Gäste auftauchte, war es dann auch schon passiert: Einen eigentlich bereits verlorenen Ball holte sich Felix Strohmenger nach Abstimmungsschwierigkeiten in der Leinacher Innenverteidigung an der Strafraumkante wieder und drosch den Ball an Lang vorbei ins Tor. Damit war der bisherige Spielverlauf erstmal auf den Kopf gestellt, die Heimelf konnte direkt mit ihrer ersten Chance in Führung gehen. Leinach zeigte sich von dem Rückstand nur kurz beeindruckt, schnell sahen die größtenteils mit Regenschirmen dem Fritz-Walter-Wetter trotzenden Zuschauer das alte Spiel: Die Gäste machten Druck, während die Heimelf den Ball nur selten lange in den eigenen Reihen halten konnte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff zahlte sich das intensive Spiel von Leinach endlich aus. Patrick Geiger schoss beim Klärungsversuch im eigenen Strafraum seinen Mitspieler an, Johannes Reuchlein konnte den abgeprallten Ball in Seelenruhe flach auf Höhe des Fünfmeterraums in die Mitte passen. Der heute wieder neben Daniel Bufe stürmende Mathias Kurz brauchte am langen Pfosten nur noch einzuschieben, der hochverdiente Ausgleich war perfekt (39.). Aber damit nicht genug: Nur zwei Minuten später setzte sich der überragende Mathias Kurz auf der rechten Außenbahn gegen Benedikt Strohmenger durch, seine butterweiche Flanke konnte Sturmkollege Bufe in artistischer Manier volley im Tor versenken. Fast wäre noch vor dem Pausentee das 3:1 gefallen, doch Torschütze Bufe stand vor seiner Flanke auf Mathias Kurz knapp im Abseits. So gingen die Mannschaften mit einer 2:1-Führung für die Gäste in die Halbzeit, die zu diesem Zeitpunkt absolut verdient war.
Gegen den Nachschuss vom Elfmeterschützen Renner (li.) ist er dann aber machtlos.
Nicolas Rupp
Frammerbachs Trainer André Mehrlich hat seiner Mannschaft in der Kabine wohl einige deutliche Worte mit auf den Weg gegeben, denn seine Elf machte nun deutlich mehr Druck und konnte sich zunächst mehr Spielanteile sichern. Die erste Chance gehörte ebenfalls der Heimmannschaft, als sich Sebastian Kessler auf rechts durchsetzte, seine Flanke konnte Sebastian Ankenbrand jedoch gerade noch per Kopf vor dem einschussbereiten Christian Huth zur Ecke klären. Doch auch Leinach setzte weiter auf die Offensive und wollte keineswegs nur die knappe Führung über die Zeit bringen. So gestaltete sich ein offenes Spiel, mit guten Aktionen hüben wie drüben. Für den ersten richtigen Aufreger sorgte aber wieder der Gast aus Leinach: Eine weite Freistoßflanke von Eckers aus gut 45 Metern von der rechten Seite wurde länger und länger, bevor der Ball an die Latte und wieder zurück ins Feld prallte (58.). Nach einer weiteren vergebenen Großchance für Eckers nur eine Minute später – natürlich initiiert von Mathias Kurz – führte die schönste Kombination des Spiels nicht zu einem Tor, aber dafür zu einem berechtigten Elfmeter für die Gäste – es sollte nicht der letzte bleiben an diesem Nachmittag. Sebastian Ankenbrands schwachen Schuss konnte Fischer nur prallen lassen – direkt vor die Füße von Ankenbrand, der diesmal aus drei Metern den Ball im leeren Tor unterbrachte (63.). Mitten in die stärkste Phase der Gastgeber fiel nun also der dritte Treffer für Leinach, das sollte aber längst keine Vorentscheidung sein. Nur wenige Minuten später versagtem dem von Marco Schiebel wunderbar in Szene gesetzten Benedikt Strohmenger alleine vor dem Tor die Nerven, Philipp Ziegler konnte ihm den Ball in letzter Sekunde vom Fuß grätschen. Auch danach gab sich der TuS nicht auf, doch die Leinacher Defensive stand gut – bis zur 81. Minute, als Mehrlich im Strafraum klar gelegt wurde und der Unparteiische wiederum auf den Elfmeterpunkt zeigte. Was nun passierte, war eine unglaubliche Wiederholung der Ereignisse: Der eingewechselte Daniel Renner schoss ebenso wie zuvor Ankenbrand in die linke untere Ecke, Keeper Lang ließ den Ball in die Mitte prallen und Renner konnte den Ball im Nachschuss versenken. Mit dem Anschlusstreffer witterte Frammersbach nun noch einmal Morgenluft und warf alles nach vorne, doch die Mannschaft konnte sich einfach keine klaren Möglichkeiten herausspielen. Einer der wenigen Konter der Gäste landete plötzlich beim mit aufgerückten Philipp Ziegler, der Markus Fischer umspielte und von diesem klar von den Beinen geholt wurde. Folge: Wieder Elfmeter für Leinach, diesmal trat Danny Eckers an – und auch er konnte er die Chance vom Punkt nicht nutzen, wieder konnte Fischer halten. In der hektischen Schlussminute gab es noch einen Freistoß für Frammersbach aus dem Halbfeld, alle Spieler – inklusive Torwart Fischer – versammelten sich im Leinacher Strafraum. Die harmlose Flanke konnte Lang sicher fangen, wurde im Anschluss jedoch von Sebastian Kessler umgerannt – und der sah für diese rüde, aber keineswegs absichtliche Aktion die Rote Karte. Ein unrühmlicher Schlusspunkt dieser spannenden Partie, die mit den spielerisch überlegenen Leinachern einen verdienten Sieger fand.
Mit viel Willen und Einsatz brachten die Gäste die knappe Führung über die Zeit, nicht zuletzt dank des starken defensiven Engagements von Andreas Kurz (vo.).
Nicolas Rupp
Der Blick vom FC Leinach geht nach zuvor zwei Niederlagen in Folge nun wieder nach oben – auch wenn Coach Horst Gensler weiterhin tiefstapelt und trotz der guten Ausbeute von 15 Punkten aus acht Spielen den Klassenerhalt als oberstes Ziel ausgibt. Wenn die Mannschaft ihr spielerisches Niveau halten kann, wird sie sich in dieser Form auch auf Dauer im oberen Tabellendrittel etablieren. Der TuS Frammersbach kommt mit der Niederlage den Abstiegsplätzen wieder bedrohlich nahe und muss jetzt darauf achten, nicht schon am nächsten Spieltag auf einen Relegationsplatz abrutscht. Mit dem TSV Lengfeld wartet ein Tabellennachbar auf die Spessarter, der Sieger dieser Partie wird sich zunächst wieder etwas Luft verschaffen können, der Verlierer könnte tiefer in den Abstiegskampf abrutschen.
Spielbericht eingestellt am 26.08.2012 22:34 Uhr