Drei zu drei hieß es vor dem Anpfiff, denn beide Übungsleiter boten drei Neuzugänge in ihrer Startformation auf. Im Lichtenfelser „Kinderriegel“ verteidigten Hannes Reichel und Jano Scheler, die ihre Aufgaben beide tadellos erfüllten. Zusätzlich stürmte der erfahrene David Daumann auf der Außenbahn. Bei den Gästen debütierte Cornelius Hock, frisch aus der U19 des Würzburger FV gekommen, sowie Kai Schlagmüller und Markus Mjalov. Für beide Teams sollte es direkt eine aussagekräftige Standortbestimmung sein, die sie mit Bravour erledigten.
Hauteng verteidigt Jano Scheler (hi.) gegen Markus Mjalov.
Bernd Riemke
Den besseren Start erwischten direkt die Hausherren. „Wir wollen unser Spiel durchziehen. Das heißt nicht unbedingt, dass wir mehr Ballbesitz haben, aber ihnen ab und zu den Ball klauen“, orakelte Oliver Müller vielsagend vor der Partie und sah sich mindestens in der Anfangsviertelstunde bestätigt. Lichtenfels verteidigte zum Teil sehr hoch, übte mit hohem Laufpensum viel Druck auf die ballführenden Gäste aus und kam auf diese Weise zu ersten Annäherungen. So war das 1:0 in der 7
siebten Minute beinahe folgerichtig. Maximilian Pfadenhauer behielt an der Strafraumgrenze die Übersicht und legte auf Leon Holzheid quer. Der behauptete sich im Zweikampf und konnte schließlich Gästekeeper Fischer-Vallecilla aus 13 Metern zentraler Position überwinden. Ehe der unterfränkische Gast überhaupt einmal nennenswert zum Abschluss kam, hätte es bereits 0:2 aus deren Sicht heißen können – eigentlich müssen. Lukasz Jankowiak sprintete in einen reichlich verunglückten Rückpass und hatte letztlich beinahe das leere Tor vor sich, doch im Abschluss traf er die Brust des einzig verbliebenen Karlburger Verteidigers (30.). Der TSV enttäuschte indes keineswegs und agierte mit einer klaren spielerischen Linie immer in dem Bemühen, das Mittelfeld kombinationssicher zu überbrücken. Bis zur 36. Minute wurden diese Bemühungen jedoch stets im Keim erstickt. Die im Schnitt 19,2-jährige Viererkette des FCL stand sicher und auch Julian Lang, der nach bisher lediglich 35 Joker-Minuten in der Landesliga sein Startelfdebüt gab, konnte entscheidende Zweikämpfe für sich gewinnen. In jener 36. Minute allerdings spielte der TSV Marco Kunzmann frei, der seine Vollstreckerqualitäten abgebrüht unter Beweis stellte und mit dem rechten Fuß flach ins lange Eck einnetzte. Kaum vier Zeigerumdrehungen später kam der Gast erneut über die linke Seite und durfte mit drei schnellen Pässen die gesamte Spielfeldlänge überqueren. Am Ende fand Sebastian Fries mit einer sehr gut getimten Flanke den Ausgleichstorschützen, der sehenswerte gegen die Laufrichtung von Torhüter Weise seinen Doppelpack schnürte und zum 1:2 einnickte. Zwei Abschlüsse – zwei Tore lautete zu diesem Zeitpunkt die Ausbeute des Vorjahressiebten, der ein wenig schmeichelhaft mit einer Führung in die Kabinen ging.
Alle Augen auf den Ball bei Maximilian Pfadenhauer (li.) und Fabio Tudor.
Bernd Riemke
Diese hätte er jedoch nach Wiederanpfiff vorentscheidend ausbauen können. Schon in der 54. Minute fand Neuzugang Schlagmüller erneut Marco Kunzmann, der das Leder im Fallen um Torsteher Weise herumwickelte. Im Zeitlupentempo streichelte der Rechtsschuss jedoch den Pfosten, so dass die Hausherren klären konnten. Der einzige Schnitzer von Youngster Reichel blieb wenige Minuten später ungesühnt. Seine Unaufmerksamkeit brachte Toptorjäger Sebastian Fries in eine günstige Lage, doch er traf nur die auffangbereiten Arme von Niklas Weise, der seine Farben dadurch im Spiel hielt. Ein Spiel, in dem Lichtenfels nun mehr und mehr das Heft des Handelns in die Hand nahm und sich mit viel körperlicher Wucht ein Übergewicht erkämpfte. Die Belohnung folgte auf dem Fuße. Der erste kurz zuvor eingewechselte Wige fand auf Höhe des Strafraums Schunke, der mit dem Kopf ablegte. Sturmtank Jankowiak machte seinem Namen nun alle Ehre. Er tankte sich durch zwei Gegenspieler hindurch und hatte folglich von halbrechts freie Schussbahn. In diesem Schuss muss eine gehörige Portion Wut über die vergebene Großchance des ersten Durchgangs gelegen haben, denn Fischer-Vallecilla zwischen den Pfosten des TSV hatte bei der Urgewalt des Knipsers nicht den Hauch einer Abwehrmöglichkeit (70.). Das Momentum lag nun eindeutig auf Seiten der Gastgeber. Erst Recht als sich der spielstarke Doppeltorschütze Kunzmann in der 80. Minute nach einem verlorenen Zweikampf nahe der gegnerischen Eckfahne abseits des Geschehens zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ und der Unparteiische auf Hinweis seines Assistenten den Roten Karten zückte. Karlburg überstand die anschließende zehnminütige Drangphase der Korbstädter, die keine klare Einschussmöglichkeit mehr verzeichnen konnten.
Dennis Schunke (li.) kann sich mit diesem Griff gegen Markus Mjalov auch bei den benachbarten Ringern aus Lichtenfels bewerben.
Bernd Riemke
Beiden Mannschaften gilt es eine starke Leistung zu attestieren. Gleich am 1. Spieltag einen derart couragierten, mutigen und in vielerlei Hinsicht auch spielerisch ansehnlichen Auftritt hinzulegen, zeugt von Qualität, die sowohl der FC Lichtenfels als auch der TSV Karlburg offensichtlich in ihren Reihen haben. Die Punkteteilung geht nach 90 intensiven Minuten in Ordnung und auch die Protagonisten des Vier-Tore-Szenarios zeigten sich mit dem Resultat schlussendlich zufrieden.
Spielbericht eingestellt am 22.07.2023 20:37 Uhr