Im Nachholspiel am Mittwochabend empfing in der Landesliga Nordwest der Tabellenachte 1. FC Lichtenfels den Spitzenreiter FC Coburg. Eindeutig in der Außenseiterrolle sah der Trainer der Korbstädter Oliver Müller sein Team aufgrund elf wegen Verletzung fehlender Akteure, der sich auf das Derby zwar freute, aber über den Doppel-Spieltag über Ostern – Samstag beim TSV Mönchröden, Montag zuhause gegen Gochsheim – und dem Nachholspiel am 1. Mai gegen Rimpar nicht sichtlich erfreut sich zeigte. Der Tabellenführer aus der Vestestadt – ebenfalls mit drei Auswärtspartien bis Ostermontag im Einsatz ohne die Verletzten Tevin McCullough, Maximilian Tranziska und Maximilian Weinreich – könnte bei aktuell acht Punkten Vorsprung auf Fuchsstadt (ein Spiel weniger ausgetragen) nach erfolgreichem Wochenende einen großen Schritt Richtung Meisterschaft machen, vorausgesetzt die Defensive leistet sich „weniger Gastgeschenke – denn 44 Gegentore sind für die Zuschauer schön, aber eindeutig zu viel. Zudem war es nach der Winterpause für die Vestekicker das erste Spiel statt Kunstrasen auf Naturrasen, die auf ihre bewährte 4-2-3-1-Formation setzten.
Ein gute Partie bot der Lichtenfelser Angreifer Lukasz Jankowiak (Mi.) am Ball mit mit vielen kraftvollen Spurts, der kurz nach der Pause die 1:0-Führung erzielte.
Dieter Koch
Auf gutpräpariertem und bespielbaren Untergrund sahen die zahlreichen Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute von beiden Mannschaften eine rassige, temporeiche und von Kampf und Einsatz geprägte Auseinandersetzung, wobei sich die ersatzgeschwächte Heimelf – im 4-1-4-1-System agierend - nicht versteckte und sogar den Ton angab, sprich mit mehr Ballbesitz und Vorwärtsdrang den Tabellenführer voll heraus forderten, die ihre ersten Möglichkeiten durch Lukasz Jankowiak und nach einem Chipball von Kevin Wige über die Gästeabwehr hinweg durch Leon Holzheid – dessen Abschluss zu harmlos war – hatten und vergeben wurden. Auf der anderen Seite probierte es von halblinks der Gästeakteur Norik Höhn mit einem scharfen Flachschuss, der knapp am Heimtor vorbeizischte. Es ging ohne große Verschnaufpausen hin und her. Als nächstes nach einem weiten Einwurf der Platzherren durch Christopher Schaller scheiterte erneut Lukasz Jankowiak mit einem Drehschuss nur knapp. Gegenüber nach gutgetimter Aykut-Civelek-Flanke von links etwas Pech für die Gäste, als der Kopfball von Jonathan Baur um Zentimeter über den Heimkasten strich. Dann hatten die Gästefans den Torschrei bereits auf den Lippen, als Tayfun Özdemir hervorragend Aykut Civelek bediente, aber der „Teufelskerl“ im Heimtor Jonas Michel verhinderte spektakulär die Gästeführung, als er per Reflex abwehren konnte. Auf der anderen Seite setzte sich auf links der Lichtenfelser Adrian Brehm durch, hatte nur den FC-Keeper Luis Krempel vor sich, der wieder nicht zu bezwingen war und per Fuß zur Ecke abwehrte, die anschließend von Fabian Funk ausgeführt wurde und von Dennis Schunke über das Gästegehäuse geköpft wurde. Ein Zusammenprall vom Coburger Gökhan Sener mit einem heimischen Spieler führte zu einer kurzen Unterbrechung, aber nach Behandlung konnten beide weitermachen. Dann Glück für die Hausherren nach einem schnellen Gästeangriff über Sertan Sener, der die Kugel nach innen brachte, die zuerst den linken Pfosten touchierte und anschließend von einem Heimakteur auf der Torlinie geklärt wurde, es ertönte der Halbzeitpfiff.
Mit guten Fußabwehr-Paraden – wie hier gegen den Lichtenfelser Lukasz Jankowiak (Mi.) – vereitelte der gute Coburger Schlussmann Luis Krempel (li.) Tore der Gastgeber.
Dieter Koch
Nach Wiederbeginn hatte der Minutenzeiger auf der Stadionuhr noch keine zwei Umrandungen hinter sich, da brach lautstarker Jubel aus, als Lukasz Jankowiak auf rechts durch ging, sein erster Torschuss zwar noch abgeblockt wurde, aber er beim zweiten Versuch das Runde mit voller Wucht zur 1:0-Führung unter die Latte des Gästegehäuses nagelte (47.). Der Jubel war kaum verhallt, da klapperte es nur drei Minuten später erneut im Coburger Tor, als Luca Schreiber die Kugel von rechts außen flach nach innen brachte und Dennis Schunke mit dem Innenrist gefühlvoll seinen siebten Saisontreffer zum 2:0 erzielte (50.). Auweia rieben sich die zahlreichen Besucher die Augen, sollten die Jungs aus der Korbstadt dem Favoriten etwa eine empfindliche Niederlage beifügen können? Doch die Gäste gaben sich noch nicht geschlagen und hatten etwas Glück, dass ein umstrittenes, angeschossenes Handspiel am Lichtenfelser Luca Schreiber knapp an der Sechzehner-Meter-Grenze durch Aykut Civelek das 2:1 brachte (53.), der sicher den Strafstoß verwandelte. Coburgs Trainer Lars Müller reagierte und brachte mit Fabian Carl einen frischen Angriffsspieler, was sich auszeichnen sollte, was zur Folge hatte, da Coburg nun immer stärker wurde und mehr an Übergewicht mit mehr gewonnenen Zweikämpfen gewann. Zuvor hatte Lukasz Jankowiak - der unermüdlich rackerte und ackerte - nochmals per Kopfball kein Glück für die Gastgeber, der knapp am Knick vorbei ging. Nachdem nach herrlicher, mustergültiger Eingabe von links von Sertan Sener sein Kollege Aykut Civelek noch am Leder vorbei rutschte dann der 2:2-Ausgleich, als Ricardo König per herrlichem Kopfball ein Linksflanke einlochte (79.). Sehenswert dann ebenfalls die Gästeführung, als Davide Dilauro aus 18 Metern mittig abzog und der Ball wie an einer Schnur gezogen halbhoch links unhaltbar im Heimkasten zum 2:3 einschlug (81.). Und es kam noch dicker für die bis dahin aufopferungsvoll kämpfenden Korbstädter, die jetzt zumindest noch einen Punkt retten wollten und deshalb ihre Defensive lockerten. Lukasz Jankowiak vom Heimteam vergab nochmals eine gute Möglichkeit zum Ausgleich. Und nachdem sein eigener Schlussmann Jonas Michel einen Schuss der Coburger mit einer Glanzparade noch zur Ecke abwehren konnte, dann die endgültige Entscheidung. Es ging blitzschnell als ein Konter über ihre rechte Angriffsseite der Gäste den mitgelaufenen Aykut Civelek erreichte, der gekonnt noch den Heimkeeper umkurvte und zum vielumjubelten 2:4-Endstand einlochte (87.). Für seinen Torjubel – nachdem er sich sein Trikot ausgezogen hatte – sah er noch die Gelb-Rote Karte, sodass er vorzeitig zum Duschen gehen konnte, was aber im Gästejubel keinen mehr aufregte. In der sechsminütigen Nachspielzeit versuchten die Hausherren, nachdem vorher kräftig auf beiden Seiten eingewechselt worden war, nochmals alles, um noch etwas ranzukommen, doch die Gäste brachten mit Cleverness, ein bisschen Glück und Geschick das Spiel über die Zeit, der Schlusspfiff ertönte.
Der ballführende Gästeakteur Ricardo König (re.) wird attackiert vom heimischen Andreas Mahr (li.).
Dieter Koch
Nach der guten ersten Halbzeit der Gastgeber und einer schnellen 2:0-Führung nach der Pause schienen die Korbmacher auf der Siegerstraße zu sein. Aber der Spitzenreiter aus der Vestestadt zeigte, warum er in der Tabelle ganz oben steht, dessen starke Offensivabteilung in der Schlussphase gnadenlos zuschlug und somit der Garant des Auswärtssieges war.
Spielbericht eingestellt am 05.04.2023 23:26 Uhr