Zwei Spieltage ist die neue, in diesem Jahr wieder eingleisig ausgetragene Landesligasaison gerade einmal alt und schon haben der TSV Karlburg und die TuS Frammersbach ihr Saisonhighlight: Die beiden Mannschaften aus dem Kreis Main-Spessart treffen in Karlburg zum Lokalduell aufeinander.
TSV-Chefcoach Markus Köhler sprach vorab von einem "absoluten Highlight", für das er im Vergleich zum Remis gegen Röllbach unter der Woche zwei Änderungen in der Startformation vornahm. Christoph Seeger und Julian Leibold liefen für Paul Karle (nicht im Aufgebot) und Max Lambrecht (Bank) von Beginn an auf.
Aufsteiger Frammersbach musste trotz sehr guter erster Hälfte am Mittwoch eine 0:3-Niederlage gegen Haibach hinnehmen. Nur drei Tage später waren Patrick Amrhein und Co. direkt wieder gefordert. Zwischen die Pfosten kehrte Joshua Schuhmacher zurück. Neben ihm waren auch Maurice Matreux und Patrick Geiger neu in der ersten Elf. Verzichten musste der TuS hingegen auf Dominik Elbert wegen einer Corona-Infektion und Jannik Diehl (verletzt).
Tim Zachrau (TuS) ist vor Karlburgs Sebastian Fries am Ball.
Lukas Hörlin
Den besseren Start erwischten zunächst die gastgebenden Karlburger. Vor allem dank ihrer körperlichen Robustheit verzeichnete die Köhler-Elf in den Anfangsminuten ein starkes Plus in den Zweikämpfen. Kapital daraus konnte der Bayernligaabsteiger allerdings nicht schlagen. Außer einem kleinen Warnschuss von Marco Kunzmann, der aus linker Position am Tor vorbei schoss (2.), konnten der in Weiß gekleidete TSV keine nennenswerten Chancen verzeichnen.
Der amtierende Bezirksligameister aus Frammersbach brauchte etwas, um sich an die Karlburger Gangart zu gewöhnen, war aber nach rund 20 Minuten endgültig in der Partie angekommen. Erstmals gefährlich wurde es, als TuS-Spielertrainer Patrick Amrhein eine unzureichend geklärte Flanke im Rückraum aufnahm und es gut 20 Metern nur knapp rechts am Pfosten vorbei zielte (21.).
In der Folge ließen die Roten aus Frammersbach die Heimelf kaum zur Entfaltung kommen, eroberten viele Bälle im Mittelfeld um kamen immer wieder zu guten Chancen. In der Hauptrolle dabei: Der ehemalige Zweitligaspieler Amrhein. Fast immer anspielbar, robust in der Ballbehauptung und entweder mit Zug zum Tor oder dem Blick für die Mitspieler. Einzig das Tor fehlte um eine gute Leistung in dieser Phase zu krönen. So scheitere Amrhein mit einem zu hoch angesetzten Distanzschuss (28.), einem Abschluss aufs kurze Eck aus spitzem Winkel (31.), einem Kopfball nach einer Ecke an den Pfosten (39.) und zu 'guter' Letzt im Eins-gegen-Eins an TSV-Keeper Marvin Fischer-Vallecilla (41.).
Karlburg kam bis zum Pausenpfiff kaum noch zur Entfaltung, musste hinten mehrmals in größter Not retten und konnte sich bei seinem Schlussmann und der Frammersbacher Ungenauigkeit bedanken, nicht mit einem Rückstand in die Halbzeitpause zu müssen.
Jan Martin (Karlburg) stört Maximilian Baur (Frammersbach) entscheidend beim Abspiel.
Lukas Hörlin
Zwar konnte der Aufsteiger auch nach dem Seitenwechsel an die gute spielerische Leistung aus Durchgang Eins anknüpfen, doch Karlburg fuchste sich in die Partie zurück. Mit drei hochlaufenden Akteuren bei gegnerischen Abstößen verhinderte der TSV, dass sich die Roten wie anfangs vom eigenen Sechzehner aus nach vorne kombinieren konnten. Zudem schlug der Absteiger bei der ersten Frammersbacher Ungenauigkeit eiskalt zu. TuS-Abwehrspieler Patrick Geiger verschätzte sich leicht bei einem langen Ball, direkt sprang Christoph Seeger dazwischen und bediente perfekt den in der Mitte einlaufenden Sebastian Fries. Der nahm das Leder optimal in den freien Raum mit und konnte mit Schuss ins kurze Ecke die zu diesem Zeitpunkt doch etwas überraschende Führung herstellen (50.).
Frammersbach musste sich kurz schütteln, konnte aber mit dem nächsten Angriff zurückschlagen. Kapitän Alexander Beck eroberte mit starkem Gegenpressing weit in der gegnerischen Hälfte den Ball und bediente Luca Pfister auf dem linken Flügel. Der eingewechselte Außenbahnspieler behielt den Überblick und fand im Strafraum den aufgerückten Abwehrchef Marco Schiebel. Gute Ballannahme mit dem Rücken zum Tor, Drehung, Linksschuss in den Winkel - 1:1, keine Abwehrchance für Fischer-Vallecilla (57.).
Zwar hatte wenig später erneut Amrhein viel Pech, als sein abgeblockter Distanzschuss fast gegen die Laufrichtung des TSV-Keepers ins Netz getrudelt wäre (61.), doch es war den Roten anzumerken, dass die Partie gegen Haibach am Mittwochabend Körner gekostet hatte. Das Frammersbacher Offensivspiel verlor nach rund einer Stunde merklich an Intensität, nun schlichen sich beim Aufsteiger auch vereinzelt technische Fehler und vermeidbare Fouls ein. Karlburg war im Angriffsspiel über weiter Teile allerdings zu unpräzise, um daraus einen Vorteil ziehen zu können. Einzig für Spielführer Marvin Schramm bot sich nach einer Ecke noch eine dicke Möglichkeit. Doch der Innenverteidiger schoss aus wenigen Metern den Ball praktisch direkt in die Arme von Joshua Schuhmacher (84.).
TuS-Spielertrainer Patrick Amrhein - hier bedrängt von Karlburgs Spielführer Marvin Schramm - war Dreh- und Angelpunkt des Frammersbachers Offensivspiels.
Lukas Hörlin
Wer die Nummer Eins im Spessart ist, müssen beide Teams wohl nun im Rückspiel klären. Frammersbach überzeugte zwischenzeitlich mit seiner spielerischen Linie, zog daraus aber vor allem aufgrund der mangelhaften Chancenverwertung Amrheins zu wenig Ertrag. Karlburg ging nach der Pause etwas überraschend, aber dafür eiskalt in Führung. Auch wenn diese nicht lange hielt, war die Partie seitdem weitestgehend ausgeglichen. Mit etwas mehr Präzision hätte Spielführer Schramm in der Schlussphase sogar für den Lucky Punch sorgen können. So bleibt unter dem Strich eine Punkteteilung, mit der beide Parteien nach Spielende scheinbar gut mit leben können.
Frammersbachs Coach Patrick Amrhein freut sich nach der englischen Woche vor allem darauf, in den kommenden Tagen mit seiner Mannschaft die ersten Spiele im Training aufarbeiten zu können. Mehr als der vergebene Dreier im Derby gegen Karlburg ärgert den Spielertrainer noch immer die 0:3-Heimniederlage gegen Haibach vergangenen Mittwoch. Besser machen kann es der TuS im nächsten Heimspiel am Sonntag, wenn die TG Höchberg im Nordspessart gastiert.
Statt fünf hätte Markus Köhler auch gerne sieben Punkte aus den ersten Spielen auf der Habenseite verbucht. Dennoch musste der 35-Jährige eingestehen, dass die eigenen Angriffsvorträge in diesem Spiel nicht ausreichend waren, um sich mehr als diesen einen Zähler zu verdienen. Weiter geht es für den Absteiger gegen den anderen Aufsteiger aus der Bezirksliga West, den ASV Rimpar.
Spielbericht eingestellt am 23.07.2022 21:36 Uhr