„Das wird das schwerste der bisherigen drei Spiele. Lichtenfels ist eine ganz andere Hausnummer und kommt mit einem kompakten Team. Ich erwarte eine ganz enge Kiste“, orakelte FCC-Trainer Lars Müller schon vor der Partie – und er sollte Recht behalten. Schließlich zündeten die Korbstädter gerade in der Anfangsphase ein wahres Offensivfeuerwerk ab, belohnten sich dabei jedoch nur mit einem einzigen Treffer. Die Vestekicker bestachen durch gnadenlos gute Effizienz und brachten den einmal erzielten Vorsprung am Ende solide über die Zeit.
Geburtstagskind Sertan Sener leitet das Spielgerät auf den Flügel weiter, wohin sich Martin Hellmuth bereits orientiert.
Bernd Riemke
Im Vertrauen auf die eigene Stärke bereiteten dem Gäste-Trainer Oliver Müller die bisher erzielten 13 Saisontore des FC Coburg in lediglich zwei Spielen kein Kopfzerbrechen. Er witterte seine Chance vielmehr in der eigenen Offensive. „Sie haben auch schon sechs Gegentore gefangen. Wenn wir gut stehen, wird Coburg Probleme kriegen“, so der Lichtenfelser Trainer, der in der Anfangsviertelstunde seine Worte bestätigt fand. Bereits in der zweiten Minute spielte der Gast Sturmführer Lukasz Jankowiak mustergültig frei, der dann jedoch an der ebenso starken Fußabwehr von Luis Krempel scheiterte. In diesem Tempo ging es indes weiter. Noch ehe die Coburger überhaupt einen ersten Schuss auf das Gästetor abgaben, hatten die Rot-Weißen schon drei absolute Hochkaräter zu verzeichnen. Gegen Adrian Brehm rettete Kapitän Dilauro für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie (9.), Lukasz Jankowiaks 18-Meter-Schuss begrub Krempel unter sich (12.) und Daniel Oppels Geschoss streifte hauchzart das Außennetz (17.). Dass zwischendurch ein Kopfball von Fabian Funk auf der Latte landete, hatte da schon beinahe statistischen Wert. Coburg war in der Rückwärtsbewegung völlig indisponiert, ließ dem Gegner enorme Freiräume für schnelle Tempogegenstöße und dies nutzte der FCL vortrefflich aus – bis auf den Abschluss. Denn in dieser Phase der drückenden Überlegenheit sprang lediglich ein Tor heraus und das erzielte FCC-Innenverteidiger Gökhan Sener, der eine Funk-Hereingabe ins eigene Netz verlängerte (11.). Es hätte bis zur zwanzigsten Minute auch 0:4 stehen können, als ein weiter Ball vor den Lichtenfelser Strafraum kam. Das folgende Missverständnis zwischen Innenverteidiger Martin Hellmuth und Torhüter Niklas Weise nutzte Tevin Mc Collough und spitzelte das Leder über den verdutzten Keeper hinweg zum Ausgleich ins Netz (20.). Der Treffer verfehlte seine Wirkung nicht, denn im gleichen Maße wie die Gäste zunehmend den Zug zum Tor verloren, gewann Coburg Sicherheit im eigenen Spiel und übernahm allmählich die Kontrolle. Bis Adrian Brehm in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte die Kugel knapp außerhalb des Strafraums auf den linken Schlappen fiel und er das Spielgerät kurzerhand in den linken oberen Winkel jagte. Doch selbst diese Führung brachten Hellmuth & Co nicht in die Pause. Die nicht zuletzt aufgrund einer Trinkpause gerechtfertigte lange Nachspielzeit nutzte erneut Tevon Mc Collough, um ein Anspiel aus zentraler Position in die Maschen zu setzen.
Eine der vielen Hochkaräter für den FCL. Luis Krempel ist gegen den Linksschuss von Adrian Brehm chancenlos, doch ein Verteidigerbein rettet für den Hüter im Anschluss.
Bernd Riemke
Der zweite Durchgang nahm einen gänzlich anderen Verlauf. Das Spieltempo aller Akteure wurde ein wenig angepasster, wobei die Gäste nun etwas tiefer standen und nicht mehr in die schnellen Umschaltaktionen kamen, mit denen sie den Hausherren vor dem Seitenwechsel das Leben so schwer machten. Auf Coburger Seite schwang sich Tayfun Özdemir auf, mehr Verantwortung zu übernehmen, das eigene Spiel besser zu lenken und ganz grundsätzlich war Coburg ebenso besonnener wie präsenter in seinen Aktionen. Das führte auf beiden Seiten dazu, dass Chancen eher Mangelware blieben, bis erneut Tevin Mc Collough in Aktion trat. Kurz hinter der Mittellinie spitzelte er mit vorbildlichem Einsatz das Leder Geburtstagskind Sertan Sener in die Füße, der dadurch plötzlich enorm viel freie Wiese vor sich hatte. Seinen Abschluss konnte Niklas Weise zwar noch parieren, doch Youngster Norik Höhn stand goldrichtig und bugsierte den Abpraller humorlos zur erstmaligen Coburger Führung zwischen das Torgestänge (61.). Für den 18-Jährigen war dies bereits sein drittes Saisontor und um ein Haar hätte er wenige Zeigerumdrehungen später genau dieses Konto weiter aufgestockt, doch diesmal stand der Pfosten im Wege (66.). In dieser Phase hatte es nicht den Eindruck, dass der FCL noch einmal zurückkommen könnte. Oliver Müller brachte von der Auswechselbank zwar noch einmal frischen Wind, doch es waren eher die Gastgeber, die nun mit der Führung im Rücken bei diversen Kontern die Vorentscheidung liegen ließen. Niklas Weise tat sich dabei bei einem Daniel-Sam-Geschoss sehenswert hervor, dass der Hüter stark über die Latte lenkte. Die Korbstädter hingegen brachten lediglich Maximilian Pfadenhauer noch einmal in eine wirklich gute Abschlusssituation, doch der Angreifer hatte das Leder auf seinem schwächeren linken Fuß und brachte nicht ausreichend Druck hinter das Spielgerät. So liefen die letzten Minuten einer intensiven und stellenweise hitzigen Begegnung ereignislos herunter. Coburg feierte nach dem Weiterkommen im Pokal den zweiten Derbysieg gegen den FCL, der nach dem Schlusspfiff mit der mangelnden Chancenverwertung in Durchgang eins haderte.
Tayfun Özdemir (li.) und Fabian Funk lieferten sich rassige Duelle im Zentrum.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 23.07.2022 21:03 Uhr