Deprimierend verläuft bislang die Saison der Vestekicker. Zuletzt verlor man in den letzten acht Begegnungen sechs Mal und nur vier magere Pünktchen konnte die Mannschaft von Lars Scheler einfahren. Der FCC erfüllte die Erwartungen bisher in keinster Weise. Elf Punkte auf zwölf Spielen sprechen eine deutliche Sprache, sodass Coburg berechtigt auf dem drittletzten Tabellenplatz aktuell steht. Laut Gerüchten soll auch der Stuhl von Coburgs Trainer Lars Scheler bereits wackeln, aber da ist man sich lt. einem Pressebericht nicht so ganz einig. Ein Mentalitätsproblem wird der Scheler-Truppe vorgeworfen. Wir werden heute sehen, wie sich das Spiel entwickeln wird, ob man die nötige Mentalität an den Tag legen kann, um endlich einen Befreiungsschlag landen zu können. Vor allem mit der zweiten Halbzeit in der letzten Begegnung beim SV Euerbach-Kützberg konnte sich Lars Scheler nicht zufrieden zeigen. "Kaum noch ein Spieler hat eine ähnliche Laufleistung wie vor der Pause abgerufen (...) Wir waren insgesamt körperlich unterlegen." Er wolle heute personelle Veränderungen bringen - "es ginge so nicht weiter". Scheler erwartete aufgrund des kleinen Spielfelds (Kunstrasen) eine kampf- und zweikampfbetonte Begegnung, in der man die Mehrzahl der Zweikämpfe gewinnen muss, um bestehen zu können. Hohe Laufbereitschaft, Durchsetzungsvermögen in direkten Duellen und mehr Entschlossenheit vor dem Tor forderte der Coburger Trainer. Fehlen werden ihm heute Sertan Sener, Tevin McCullough und Dennis Kolb (alle drei verletzt). Fast gegenteilig verläuft die Saison bisher für den SV Friesen. Als Abstiegskandidat vor der Saison deklariert, ist die Mannschaft von Armin Eck bisher die Überraschung der Saison. Besonders Neuzugang Rico Nassel schlug - in seinem ersten Jahr im Herrenbereich - mit seinen bisher sieben Toren ein, was keiner so wirklich erwartet hatte. Platz 7 mit 17 Punkten nach zwölf Spielen ist eine sehr komfortable Ausgangsposition. Vor dem Spiel in Höchberg kratzte man gar an höheren Tabellenregionen, wo man aber in Höchberg dann unglücklich mit 0:1 verlor. Dennoch warnte Armin Eck vor dem Spiel vor dem FC Coburg, "dass die Mannschaft von Lars Scheler besser ist, als der aktuelle Tabellenstand aussagt". "Coburg ist eine spielstarke Mannschaft, die man keinesfalls unterschätzen darf", fügte Eck an. Aus Sicht des Ex-Profis fehle den Vestekickern aktuell das Match-Glück, welches benötigt wird, um auch mal ein Spiel "dreckig nach Hause zu fahren". Dennoch wolle er mit seiner Mannschaft heute alle Tugenden "raushauen", die man benötigt, um beim heutigen Derby auf dem engen Kunstrasenplatz in der Wiesenstraße zu bestehen. Das vergangene Spiel gegen Memmelsdorf befand der selbstständige Eck als "gerechtes Unentschieden" mit Chancen auf beiden Seiten, die aber allesamt nicht genutzt werden konnten. Eine Erkenntnis hatte er zum Abschluss, die für den heutigen Spieltag Mut machte: "Wir sind gut drauf!" Zwölf Spiele, vier Siege, fünf Unentschieden und drei Niederlagen - 17 Punkte.
Der Coburger Jonathan Baur (rot) gewinnt das Kopfballduell gegen Friesens Nikolai Altwasser (grün).
Alexander Grober
Gleich mit der ersten Torchance nach knapp drei Minuten traf der SV Friesen ins Schwarze. Coburg agierte die ersten Momente mit mehr Ballbesitz - man versuchte von Beginn an, das Spielgeschehen an sich zu reißen. Doch Friesen stand defensiv diszipliniert und versuchte mit Rico Nassel in vorderster Reihe bereits früh die Coburger anzulaufen. Die Gäste waren dann durch Lukas Mosert in Präsenz getreten, der auf die rechte Seite einen feinen Schnittstellenpass zum durchgelaufenen Nico do Adro spielte und der klasse ins lange Eck einschieben konnte. Nur eine Minute später bekam Fabian Carl wegen Ball-Wegschlagens Gelb - ein Indiz am Rande, welches die hervorragende Leitung des heutigen Schiedsrichtergespanns untermauerte. Als noch nicht ganz zehn Minuten gespielt waren, musste der Coburger Keeper Churilov erneut eingreifen, der einen tückischen Freistoß von Andreas Baier aus halblinker Position nur knapp am Pfosten vorbeilenken konnte. Doch wenige Momente später wurden auch die Vestekicker das erste Mal gefährlich, als es nach einer Flanke von Fabian Carl im Sechzehner der Frankenwälder brannte. Die SVF-Defensive bekam das Leder nicht weg, Rene Knie schnappte sich die Kugel und scheiterte aus drei Metern am hervorragend parierenden Tobias Bauerschmidt im Friesener Kasten. Die kalte Dusche folgte nicht einmal 60 Sekunden später, als Nils Firnschild auf 0:2 erhöhen konnte. Nach einem scharf getretenen Freistoß von Nikolai Altwasser ließ die heimische Hintermannschaft den Ball gewähren, sodass Kapitän Firnschild am zweiten Pfosten gekonnt nur noch einschieben musste. Der Heimelf war aber sicherlich nicht abzusprechen, dass man versuchte, ins Spiel zu kommen. Man rannte einige Male an, doch die Friesener Hintermannschaft stand sehr diszipliniert. Spätestens, als Andreas Baier mit einem herrlichen Freistoßtreffer aus 20 Metern auf 0:3 stellte, war die Verunsicherung der Vestekicker deutlich zu bemerken (27.). Zwar gelang im ersten Durchgang durch Fabian Carl noch ein zaghafter Angriffsversuch, als nach einem langen Ball von Daniel Alles Carl durch war, aber zu weit am Tor vorbeilupfte (38.). Den Schlusspunkt im ersten Durchgang hatte dann aber erneut der Gast aus dem Frankenwald. Es war eine ähnliche Szene wie beim 0:3 - Andreas Baier schoss aus 20 Metern zentraler Position einen Freistoß, der diesmal aber knapp über die Latte strich. Dann war Pause - Friesen führte aufgrund von Effizienz im Torabschluss verdient mit 0:3.
Bedrängt vom SVF-Akteur Nikolai Altwasser (grün), behauptet der FCC-Akteur Jonathan Baur (rot) das Leder.
Alexander Grober
Couragiert und engagiert wirkten die Gastgeber nach dem Seitenwechsel kurz nach Wiederbeginn. Friesen wirkte noch etwas wie im Halbzeitmodus, da man kaum in die Zweikämpfe fand und all die Tugenden vermissen ließ, welche man im ersten Durchgang noch perfekt beherrschte. Dementsprechend hatte dann Coburg zwei zaghafte Torannäherungen, aber insgesamt war dies auch nicht zwingend genug, um einen defensivstarken SV Friesen heute einen Punktgewinn abzuzwacken. Zunächst ging ein abgefälschter Freistoß von Gökhan Sener knapp am Torpfosten vorbei. Beim darauffolgenden Eckball nickte der Last-Minute-Neuzugang Jonathan Baur den Ball knapp über's Tor (54.). Mehr sollte aber nicht kommen von der Mannschaft von Lars Scheler, die dann den endgültigen Genickschlag nur drei Minuten später einstecken musste. Man kann definitiv nicht sagen, dass sich das 0:4 für den Gast angedeutet hatte, doch das war dem jungen Rico Nassel egal. Kompromisslos zog der 19-Jährige aus knapp 20 Metern Torentfernung ab und sein Flachschuss schlug unhaltbar für Churilov im unteren, rechten Eck ein. Spätestens als Yannick Teuchert in der 59. Minute wegen wiederholtem Foulspiel das Spielfeld vorzeitig verlassen musste, war die Messe nach einer guten Stunde bereits gelesen. In Überzahl verwaltete Friesen dann das Ergebnis stark. Über Ansätze fand das Offensivspiel der Coburger nicht mehr hinaus und der Kunstrasen entpuppte sich nicht wie gewünscht als Vorteil für die Vestekicker. Auf der anderen Seite hatte dann Friesen noch zwei gute Szenen, das fünfte Tor nachzulegen. In der 65. Minute wurde der vermeintliche fünfte Treffer von Nils Firnschild aber zu Recht aberkannt, da der Gästekapitän im Abseits stand. Nur fünf Minuten später tankte sich dann Rico Nassel nach einem langen Ball von Andreas Baier klasse durch gegen Gökhan Sener und schloss nach gewonnenem Laufduell ab, verzog aber knapp am langen Pfosten vorbei. In den letzten zwanzig Minuten passierte dann nur noch Stückwerk - Coburg konnte nicht und Friesen musste nicht. So endete das Spiel mit einem verdienten 4:0-Erfolg für den SV Friesen.
Laufduell um den Ball zwischen Nikolai Altwasser (grün) und dem Coburger Yannick Teuchert (rot).
Alexander Grober
Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache. 13 Spiele, nur drei Siege, zwei Unentschieden und deren acht Niederlagen. Eine Horror-Bilanz für eine ambitionierte Mannschaft wie den FC Coburg, die sicherlich im oberen Tabellenmittelfeld mitmischen wollte vor der Saison. Lars Scheler selbst wollte von einem Mentalitätsproblem nach der Begegnung nichts wissen. Nun wartet am kommenden Samstag das schwere Auswärtsspiel beim Tabellendritten aus Memmelsdorf. Der Druck auf den Trainer Lars Scheler schien schon vor der Begegnung groß zu sein, so wird man sicherlich gespannt auf die Entwicklungen bei den Vestekickern sein dürfen in der kommenden Woche. Beim SV Friesen deutet sich nun ein positiver Trend an. Die Mannschaft von Ex-Profi Armin Eck steht mit 20 Punkten auf einem guten siebten Tabellenplatz mit sieben Punkten Polster auf die Abstiegsrelegationsplätze, an welchen sich Armin Eck orientieren will. In Anbetracht der kommenden Spiele war der erfahrene Übungsleiter beruhigt, heute dreifach gepunktet zu haben. Nun stehen drei Heimspiele an, beginnend mit dem SV Haibach, Vatan Spor Aschaffenburg und als drittes darf der 1. FC Fuchsstadt in den Frankenwald reisen. In der heutigen Verfassung braucht sich der SV Friesen vor keinem Team in der Liga zu verstecken. Es wird in den kommenden Spielen vor allem auf die Grundtugenden ankommen - Wille, Kampf, Engagement und auf die Zweikampfführung. Man darf sich jedenfalls im Frankenwald auf die kommenden Spiele freuen.
Spielbericht eingestellt am 29.09.2019 00:11 Uhr