von infranken.de
Im wechselnden Regen vom Samstagnachmittag sind Geesdorfs Fußballer nach ihrem wundersamen Aufschwung erstmals wieder so richtig hart auf dem Boden der Realität gelandet. Eigentlich war es eher ein Rutschen. „Teilweise muss es auf der glitschigen Oberfläche wie Eislaufen gewesen sein“, meinte FC-Interimstrainer Patrick Werner nach einer 1:6 (0:3)-Niederlage gegen Alemannia Haibach vor nur 80 Zuschauern.
Ob Landen oder Rutschen: Letztlich war es einerlei. In dieser Höhe hat der 1. Fußballclub Geesdorf lange kein Match mehr verloren, schon gleich gar nicht auf dem eigenen Rasen. Sechs Treffer schenkte die Alemannia den Schwarz-Weißen ein. Es hätten auch leicht zehn Buden sein können. „Man kann in dieser Liga ein Spiel deutlich verlieren“, sagte Werner: „Doch mit dieser Einstellung darfst du nicht auftreten – und zwar gegen keinen Gegner auf der Welt.“
Ein einziges Foul seiner Elf hatte er in der ersten Hälfte gezählt. Nach fünf Minuten waren die Hausherren schon mit 0:2 zurückgelegen. Alemannias Torjäger Christian Breunig konnte zweimal schalten und walten, wie er wollte. In der Folge verhinderte FC-Torwart Dominik Holzmann ein frühes Debakel, ehe er sich kurz vor der Pause noch einmal geschlagen geben musste. Bedröppelt machten sich die Geesdorfer auf ins Unterstellhäuschen hinter dem Sportplatz-Kiosk. Erst schwiegen alle, dann ergriff Werner das Wort – und schließlich legte sich FC-Sportleiter Leo Weiglein ins Zeug. Er redete, lief dabei vor, zurück, drehte sich immer wieder um; er nahm die Hände nach oben und wieder nach unten.
Die Zusammenkunft wirkte. Mit dem Wiederanpfiff wurde es etwas besser. Die FC-Defensive ließ weniger Chancen zu; Carmen de Biasi schoss vorne an den Pfosten und verletzte sich dabei (70.). Dann schlug Breunig nach einem Konter erneut zu. Es stand 0:4 (71.). Im Gegenzug verwandelte Simon Weiglein ein tolles Zuspiel von Maximilian Dietrich durch die Beine des Haibacher Torwarts zum 1:4. Ein Hoffnungsschimmer im nachlassenden Regen? Ja, mehr aber auch nicht. Der neue Tabellenzweite traf in der Schlussphase noch zweimal durch Nikolaos Koukalias.
Nicht schon wieder wollte Werner das große Lazarett als Entschuldigung hernehmen. Dabei musste zu allem Überfluss auch noch Interimskapitän Dominik Kober in der 25. Minute humpelnd vom Feld. „Auf unsere vielen Ausfälle sind wir nun schon einige Wochen eingestellt“, sagte Werner, „und mit Kampfgeist lässt sich auch einiges wettmachen. In den letzten drei Spielen geht es nun darum, Schadensbegrenzung zu betreiben und noch möglichst viele Punkte zu holen.“
Dabei waren die Geesdorfer nach dem vierten Aufstieg binnen neun Jahren auch in diese Saison so famos gestartet. Am elften Spieltag lagen sie sogar in der Nacht vom Samstag auf Sonntag vor eben jener Alemannia Haibach mit 20 Punkten an der Tabellenspitze. Das war Ende September. Seither ist viel passiert: knappe Niederlagen, Verletzte, Gesperrte und diese unschöne Nummer mit Erfolgstrainer Hassan Rmeithi, der zurücktrat, weil er sich schlecht in seiner Haut fühlte. Der habe plötzlich zu spinnen angefangen, meinte ein Geesdorfer Kiebitz am Samstagnachmittag.
Im Endeffekt spielt es auch keine Rolle mehr. Der Klassenverbleib ist längst geschafft. Der Blick geht bereits über die Saison hinaus. Dann wird Jannik Feidel, dessen Bruder Fabio bereits für den Landesligisten aufläuft, FC-Trainer. Es werden neue Spieler kommen – und welche gehen. Doch der Kern wird weiterhin aus dem winzigen Wiesentheider Ortsteil und Umgebung kommen. Dann darf mit Spannung beobachtet werden, wie das Geesdorfer Projekt weitergeht. Hoffentlich nicht so hilflos wie an diesem verregneten Samstagnachmittag.
Spielbericht eingestellt am 06.05.2019 19:54 Uhr